Thema: KSP zu DeutschlandNeuer Beitrag
Von: Wiolant (Bimbiss) Das Volk 17.01.2013 14:05 Uhr
KSP zu Deutschland


Deutschland, das ist der Geburtsort von Dol2day, Karl Marx und Karl Valentin. Deutschland, das sind verschiedene Staaten in der Geschichte, die unter anderem an zwei Weltkriegen und diversen anderen eher nicht so glanzvollen Kulminationspunkten der Geschichte ihren gewichtigen Anteil haben. Was ist eigentlich Deutschland? Deutschland, das war schon immer der Zankapfel der Linken, die dort leben. Die Sozialisten wollten keine Heimat und kein Vaterland kennen, bis es 1914 ernst wurde.

Danach war Deutschland häufig ein positiver Anknüpfungspunkt in der Agitation der Linken. Gegen Versailles, gegen Hitler, gegen die Republik, gegen den Angriffskrieg sollten die Bürger sein zum Wohle Deutschlands. Das Bündnis mit dem idealistischen Glauben an ein eigentlich besseres Deutschland und an eine angeblich so strahlende deutsche Geschichte suchte auch die sowjetische und kommunistische Propaganda - die ungewöhnlich hohe Dichte toter Preußengenerale in ostdeutschen Plattenbauvierteln ist ein später Ausläufer dieser Tradition. Denn auch die DDR verstand die nationale Klaviatur sehr wohl, versuchte mal die gesamtdeutsche Erinnerung, mal die Loyalität zur sozialistischen Andersgesellschaft als Nation zum Stachel der Propaganda zu machen.

Während die meisten dann später frenetisch die Einheit feierten und vom östlichen "Friedensstaat" nichts mehr wissen wollten, sahen viele deutsche Linke ab 1989 ein neues deutsches Reich auferstehen und waren eher abgeneigt. Der Videomitschnitt vom Konkret-Kongress (hier ein sehr bekannter Ausschnitt http://www.youtube.com/watch?v=NwItwS2bG2s ) erinnert an diese Zeit.

Die Linken irrten einerseits: Deutschland blieb noch zehn Jahre trotz Volker Rühe eine im Bewusstsein friedliebende Nation, bis ausgerechnet die Sozialdemokraten und Grünen 1999 erklärten, dass Deutschland wegen Auschwitz nunmehr seine Verantwortung für die Welt durch Angriffskriege tragen müsse, die natürlich gar keine gewesen sein sollen. Andererseits irrten die Linken nicht. Das neue Deutschland war in viel stärkerem Maße als die alte BRD Motor und Zentrum der EG und der EU, der europäischen Staatenwelt insgesamt. Was 1990 noch als Nation der Scheckbuchdiplomaten verkannt wurde, tritt inzwischen auf mit den Worten "ich komme nicht als Tourist in Badehose. Ich bin der deutsche Außenminister. Wenn ich etwas sage, dann gilt das".

In der Zwischenzeit haben sich die sogenannten Antideutschen gegründet, nach Meinung der Zeitschrift Der Metzger ( http://www.trend.infopartisan.net/trd7802/t167802.html ) eine schlimme Pervertierung im Kern wichtiger Gedanken. Wo in all dem soll man sich zurecht finden?

Eine moderne Linke sollte angesichts der Millionen Toten des zweiten Weltkrieges nicht in patriotische Schwärmerei verfallen. Sie sollte aber angesichts von Atomrüstung, hunderten Kriegen und Gemetzeln der letzten Jahrzehnte, Verfolgung von Juden und ziganer Bevölkerung in vielen Staaten nicht darauf verfallen, speziell in Deutschland das Übel der Welt zu erblicken. Deutschland ist der Ort, an dem wir leben und viele kennen, die nicht gut leben. Deutschland ist immer unser erstes Beispiel für Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft, denn Deutschland erleben wir mehr als alle anderen Länder der Welt.

Wir denken internationalistisch genug, um zu erkennen dass die meisten Übel, die wir hier kritisieren, aber nicht deutsche Eigenarten, sondern in der einen oder anderen Ausprägung überall dort zuhause sind, wo die bürgerliche Gesellschaft und die Marktwirtschaft Einzug hielten. Darüber verschließen wir nicht die Augen vor Mißständen in den Ländern, die wir eher nicht als bürgerliche Staaten bezeichnen würden und scheuen auch keine wohlüberlegte Kritik an Staaten, in denen die Bevölkerung den Ausbrauch in eine bessere Welt riskiert.

Wir nehmen die alte Idee wieder auf: Ein Mensch braucht ein Bett und ein Dach und tausend Dinge zum Leben, ein Vaterland ist nicht darunter.