Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem aktuelle politische Themen ganz normal zum Alltag gehörten.
Meine Eltern haben es beide nicht in Ordnung gefunden, dass meine Mutter ohne die Erlaubnis meines Vaters kein Bankkonto eröffnen konnte und seine Erlaubnis gebraucht hat, um einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Wenn dann der Haushalt unter der Berufstätigkeit der Ehefrau gelitten hat, durfte der Ehemann das Arbeitsverhältnis kündigen. Arbeiten gehen zu dürfen war in vielen Ehen eine Art Belohnung fürs brave Weibchen, oder notwendig, weil der Ehemann doch nicht genug verdient hat. In keinem Fall wurde es als etwas Gleichwertiges mit dem Job des Hausherren gesehen.
Mein Vater hat sich an den Wochenenden an der Hausarbeit beteiligt, was bei den Nachbarn auf Verwunderung stieß.
Ehen wurden bis 1977 nach dem Schuldprinzip geschieden. Wer schuldig war, hatte kein Anrecht auf Unterhalt. Hatte ein Ehemann seine Frau betrogen und sie wollte sich deswegen scheiden lassen, musste der Mann sich nur entschuldigen und “bereuen”. Nahm die Frau diese Entschuldigung nicht an, war sie automatisch schuld am Scheitern der Ehe.
Übertriebene Gewalt war ein Schuldgrund, der anerkannt wurde. Was übertrieben war, entschied der Richter. Ein bisschen Haue war kein Scheidungsgrund. Das hatte die Frau dann eben verdient.
In meiner Schulzeit war es ohne jede Frage so, dass die Jungen die Experimente ausführten, während die Mädchen das Protokoll zu führen hatten.
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, ich belasse es jetzt bei diesen Beispielen.
Verglichen mit den damaligen Umständen, sind wir heute beinahe am Ziel angekommen. Frauen und Männer haben die gleichen Rechte.
Wer ganz genau hinsieht wird noch Verbesserungswürdiges finden, aber die neue Generation der Frauen ist, genauso wie die neue Männergeneration, so fixiert auf alles, was ihnen zusteht, dass die komplette Angleichung sicher schnell verwirklicht wird.
Zumindest bei uns und den Ländern um uns herum.
Wo es noch ganz finster um die Rechte der Frauen aussieht, sind Länder, die weit entfernt sind, arme Länder. Oder besser gesagt, Länder mit armer Bevölkerung. In diesen Ländern haben Frauen gar nicht die Möglichkeit, für ihre Rechte einzutreten.
Wo zum Beispiel immer erst der Mann, dann der Sohn und dann erst die Frau und die Tochter essen dürfen, verhungern zuerst die Mädchen.
Länder, in denen Mädchen nach der Geburt getötet werden, weil man keine weiblichen Kinder haben will, sondern nur Jungen.
Länder, in denen Mädchen mit 12 Jahren verschachert werden an alte Männer.
Länder, in denen Mädchen im Genitalbereich verstümmelt werden. Und nein, ich vergesse nicht, dass auch Jungen beschnitten werden. Jedoch nicht, um ihnen die Lust an Sexualität zu rauben, sondern aus anderen Gründen.
Und an dieser Stelle rückt die Wichtigkeit des Frauentages wieder in den Fokus.
Aus Solidarität muss dieser Tag begangen werden.
Nur weil die Frauen bei uns den Berg schon beinahe bezwungen haben, darf der internationale Tag der Frauen nicht in Vergessenheit geraten oder belächelt werden.
Barneby für das Bündnis Kreuzdol
Kreuzeiche[08.03.2023 08:34]