Thema: KSP-Programm: GleichstellungNeuer Beitrag
Von: Compadre Das Volk 09.10.2012 12:24 Uhr
Die KSP hat ihren Programmpunkt Gleichstellung überarbeitet. Hier die neue Version:

Die KSP versteht sich als emanzipatorische linke Partei und sieht sich auch in der Tradition der Frauenbewegung verankert, ohne auf dem einmal erreichten Level stehenbleiben zu wollen.
Wir respektieren, was die historische Frauenbewegung seit Ende des 19 Jahrhunderts erreicht hat. Gleichwohl erkennen wir an, dass inzwischen Frauengenerationen herangewachsen sind, für die das Erreichte selbstverständlich ist und die sich bisweilen von solchen Themen nicht mehr angezogen fühlen.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auch zwischen den Geschlechtern

Aus unserem Selbstverständnis heraus, sehen wir nicht ein warum Frauen bei gleicher Fähigkeit schlechter bezahlt werden sollen, als ihre männlichen Kollegen.
Laut Statistischem Bundesamt lagen gerade bei Frauen mit höherem Bildungsniveau die Verdienste im Jahre 2010 durchschnittlich um bis zu 23% unter dem der Männer.
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/
VerdiensteArbeitskosten/VerdienstunterschiedeMaennerFrauen/
VerdienstunterschiedeMaennerFrauen.html

Wir bleiben bei dem Phänomen nicht stehen und fragen nach dem Warum: Wenn Löhne von der Verhandlungsmacht der Arbeitgeber und Arbeitnehmer und ihrer Vertretungsgemeinschaften abhängen, warum haben Frauen dann weniger Macht? Warum ist der Arbeitgeber bereit, für Männer mehr zu bezahlen? Die KSP ist offen auch für ökonomische Erklärungen, ohne die Emanzipation der Frauen auf "nach der Revolution" verschieben zu wollen, wie es einige traditionelle Denker taten.

Dass Frauen bei gleicher Arbeit oftmals weniger verdienen als Männer, hat nach unserer Überzeugung unmittelbar damit zu tun, dass Frauen in der Gesellschaft nach wie vor benachteiligt sind, auch und gerade was die Erreichbarkeit gut dotierter Führungspositionen betrifft.
Versuche, dem mit freiwilligen Quotenregelungen beizukommen, sind erkennbar gescheitert. Bestrebungen, dies nun mit gesetzlichen Quoten zu erreichen, sehen wir zwar als Schritt in die richtige Richtung (wobei sich uns die Beschränkung alleine auf börsennotierte Unternehmen nicht erschließt) wir bezweifeln die nachhaltige Wirksamkeit staatlichen Zwanges. Quoten können nur eine Übergangslösung sein. Es kommt darauf an, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, das den Gleichstellungsgedanken nicht mehr thematisieren muss, weil er selbstverständlich sein sollte.
In dem Bereich, der die meisten Menschen betrifft, also im mittleren und unteren Einkommensbereich, ist die Situation ähnlich. Hier kommt allerdings noch eine andere Komponente hinzu:
Tradierte Familienbilder führen zu tradierten Erziehungsmethoden; diese wiederum bedingen schon in jungen Jahren tradierte Vorstellungen hinsichtlich der späteren Berufswahl.
Wir befürworten daher Förderprogramme in der Genderforschung, die es Mädchen und Jungen erlauben, über diesen althergebrachten Tellerrand hinauszublicken. (Girls Day, Boys Day, MINT u.a.).

Gleichstellung ja – aber nicht formalistisch

Wir treten dem Grunde nach ohne Wenn und Aber für Gleichstellung ein.
Frauenquoten um jeden Preis halten wir dauerhaft für eine Fehlentwicklung. Akzeptierend, dass es Anstöße für Gleichberechtigung aus der Gesellschaft heraus geben muss, dürfen unserer Ansicht nach Quoten nur in sehr engen Grenzen und nur für eine Übergangszeit ein Mittel hierzu sein.
Niemandem ist geholfen, wenn ein Mann nur dann in eine Position kommt, weil er ein Mann ist. Dies gilt für Frauen ebenso. Daher hat gleiche Eignung oberste Priorität. Erst bei gleicher Eignung, so finden wir, sollen Frauen den Vorzug erhalten. Dies, wie oben bereits gesagt, so lange, bis ein gesellschaftlicher Konsens entstanden ist, der Quoten überflüssig macht.

Gegen jede Form des Sexismus

In der soziologischen Forschung wird der strukturelle Aspekt des Sexismus betont. Hier heißt es, dass Sexismus kulturell bedingt, institutionell verankert und individuell verinnerlicht sei.
Dieser Einschätzung schließen wir uns an. Sexismus heißt für uns: Abwertung aufgrund biologischer Geschlechter und aufgrund von sozialen Rollen. Dem ist entgegenzuwirken.
Kulturell tradierte Denkmuster aufzubrechen, institutionellen Sexismus zu bekämpfen, gegen individuell verinnerlichten Sexismus zu argumentieren, ist Aufgabe von Sozialistinnen und Sozialisten. Sozialismus ist emanzipatorisch oder er ist nicht.


Keine Gleichheit in Armut

Obwohl wir die Gleichstellung der Geschlechter fordern, akzeptieren wir sie nicht auf dem Wege des Abbaus von Verdienstmöglichkeiten, die bisher nur Männern offenstehen oder auf dem Wege von Lohnsenkungen auf das den Frauen zugemutete Niveau.

Als Partei der Erwerbstätigen ist uns klar: Den Arbeitnehmerinnen ist es ein schwacher Trost, wenn eine Chefin statt eines Chefs Überstunden oder Entlassungen verkündet. Die Forderung nach Frauen in Spitzenpositionen ist für uns keine Relativierung der Kritik an der Marktwirtschaft insgesamt.

Uns ist dabei bewusst, dass es noch ein weiter Weg hin zu einer wirklichen Gleichstellung ist.
Wir sind der Auffassung, dass absoluter staatlicher Zwang zur Erreichung dieses Zieles ebenso wenig der richtige Weg ist, wie ein Verharren auf einmal erreichten Positionen.