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Fragenübersicht Wie glaubst Du kann man ein BGE finanzieren?
Anfang-2021 - 37 / 37 Meinungen
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16.08.2022 13:41 Uhr
Zitat:
In D wuerde ein BGE rund 996 Milliarden kosten. Sag mir niemand, dass das nicht finanzierbar ist.


Das ist fast 1/3 des Bundesinlandsprodukts. Dazu der Bundeshaushalt - da bleibt nicht mehr viel. Das dürfte ganz schnell zu einer Verlagerung ins Ausland führen, dass weitgehend nur Zahlungsempfänger übrigbleiben.
16.08.2022 13:43 Uhr
Zitat:
Zitat:
In D wuerde ein BGE rund 996 Milliarden kosten. Sag mir niemand, dass das nicht finanzierbar ist.


Das ist fast 1/3 des Bundesinlandsprodukts. Dazu der Bundeshaushalt - da bleibt nicht mehr viel. Das dürfte ganz schnell zu einer Verlagerung ins Ausland führen, dass weitgehend nur Zahlungsempfänger übrigbleiben.


Wenn man dafuer entsprechend die derzeitigen Sozialunterstuetzungen weglaesst und entsprechen umverteilt ist es ein Nullsummenspiel. Beispiel wurden ja schon genannt
16.08.2022 17:14 Uhr
Zitat:
Das ist fast 1/3 des Bundesinlandsprodukts. Dazu der Bundeshaushalt - da bleibt nicht mehr viel. Das dürfte ganz schnell zu einer Verlagerung ins Ausland führen, dass weitgehend nur Zahlungsempfänger übrigbleiben.


Zitat:
Wenn man dafuer entsprechend die derzeitigen Sozialunterstuetzungen weglaesst und entsprechen umverteilt ist es ein Nullsummenspiel. Beispiel wurden ja schon genannt


Genau, wenn man z.B. die GKV (2021: 285 Mrd. €) und die GRV (2020: 338 Mrd. €) dazunimmt, dann noch berücksichtigt, dann noch die ALV (2021: 58 Mrd. €), Pflegeversicherung und was es sonst noch gibt, und die eingesparten Kosten vom ALG2/Hartz4 nimmt, ebenso die Kosten, die die Verwaltung der Arbeitsagentur mitsamt ihren Programmen verschlingt, dazu nach dem Modell von Werner der massive Bürokratieabbau in der Finanzverwaltung.

Aber es reicht schon zu sehen, ca 300 Mrd GKV, ca. 300 Mrd GRV, ca. 250 Mrd EinkSt, ca. 200 Mrd MwSt, da bin ich schon bei 1050 Mrd € mit den größten Posten allein, wir kommen also durchaus in den Bereich der Finanzierbarkeit.

Wie buccaneer schon richtig sagte, ist es eigentlich nur die Frage, wie man es finanziert und welche Umverteilungseffekte man damit bewirken möchte. Bei meinem favorisierten Modell von Werner würde man die Mittelschicht entlasten, die Oberschicht belasten (wenn sie einen entsprechenden Lebensstil pflegen) und für die Unterschicht würde sich finanziell wenig ändern (evtl eine leichte Mehrbelastung durch die Preissteigerungen). Entscheidend ist, die Mittelschicht zu stärken. Aber auch die unternehmerische Oberschicht wird zwar nicht finanziell, aber durch den Bürokratieabbau entlastet, genauso wie die Unterschicht durch den Wegfall des Zwangs zur Arbeitsaufnahme. Das ist auch schon eine Menge wert, was man nicht so einfach quantifizieren kann.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 16.08.2022 17:15 Uhr. Frühere Versionen ansehen
16.08.2022 18:24 Uhr
Zitat:
Genau, wenn man z.B. die GKV (2021: 285 Mrd. €) und die GRV (2020: 338 Mrd. €) dazunimmt (...) Pflegeversicherung


Da soll man sich dann privat versichern oder wie soll das laufen? Vom BGE?
16.08.2022 18:44 Uhr
Zitat:
Da soll man sich dann privat versichern oder wie soll das laufen? Vom BGE?


Nach dem Konzept von Götz Werner: ja.

Und Rente wird es auch keine staatliche mehr geben. Das Geld kommt natürlich nicht aus Luft und Liebe. Aber man nimmt dem Staat quasi die Aufgabe, den Bürger gegen Alter und Krankheit zu versichern und übergibt das der Eigenverantwortung. Der Staat sorgt mit dem BGE nur dafür, dass für alle immer das Existenzminimum gesichert ist.
16.08.2022 22:21 Uhr
Zitat:
Nach dem Konzept von Götz Werner: ja.

Und Rente wird es auch keine staatliche mehr geben. Das Geld kommt natürlich nicht aus Luft und Liebe. Aber man nimmt dem Staat quasi die Aufgabe, den Bürger gegen Alter und Krankheit zu versichern und übergibt das der Eigenverantwortung. Der Staat sorgt mit dem BGE nur dafür, dass für alle immer das Existenzminimum gesichert ist.


Das hört sich für mich so an, als sei das BGE entweder eine Mogelpackung (oder weiterhin nicht finanzierbar).
16.08.2022 22:35 Uhr
Zitat:
Das hört sich für mich so an, als sei das BGE entweder eine Mogelpackung (oder weiterhin nicht finanzierbar).


Nein. Wem geht es durch das BGE (Werner-Modell) deutlich schlechter: Rentner (da jeder nur noch pauschal das BGE als Rente erhält, Rest ist Eigenvorsorge), Unternehmer und Freiberufler mit hohem Einkommen (da sie nichts mehr absetzen können, dafür aber auch die Bürokratie erspart bleibt), Leistungsempfänger aus den Sozialkassen.

Das ist keine Mogelpackung, man kann klar sagen, wer gewinnt und wer verliert. Aber wie gesagt, auch die, die verlieren erhalten immerhin ein Stück mehr Freiheit.
16.08.2022 23:30 Uhr
Zitat:
Ja, mit quasi-kommunistischer "fuck the rich" Einstellung geht das sicher.
Wie man das finanzieren will, wenn man die Reichen dann mal weggefickt hat, weiß aber wieder keiner. Doof aber auch.


Oh, da hat ja mal wieder jemand richtig Ahnung von der Materie. Kapital ist ein scheues Reh und grundsätzlich erstmal auf der Flucht, wenn es anders verteilt werden soll. Das ist ja nichts wirklich Neues.
17.08.2022 00:00 Uhr
Will Götz Werner etwa auch gegen das Stiftungsunwesen vorgehen?
17.08.2022 00:03 Uhr
Ich stelle einen Text von Christoph Butterwege zur Diskussion:

Zitat:
Armutsdebatte
Das bedingungslose Grundeinkommen ist ungerecht



Unabhängig von ihrer Einkommens- und Vermögenssituation soll allen Bürgern monatlich ein existenzsichernder Geldbetrag ausbezahlt werden. Und zwar, ohne dass es noch einen Arbeitszwang wie im bestehenden Sozialstaat gäbe. Klingt das nicht verlockend nach marxistischer Utopie? Nach echter Freiheit statt Lohnarbeit und kapitalistischer Ausbeutung – gemäß den menschlichen Bedürfnissen?

Wie hieß es in der „Deutschen Ideologie“ von Karl Marx: In der kommunistischen Gemeinschaft regelt die Gesellschaft die allgemeine Produktion und ermöglicht es, „heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ Wenn künftig intelligente Maschinen die notwendige Arbeit erledigen und ein Grundeinkommen für die Existenzsicherung sorgt, kann sich der Mensch dann nicht endlich selbst verwirklichen?

Grundeinkommen führt nicht zu mehr sozialer Gerechtigkeit

Es scheint geradezu, als wollten die Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens den Kommunismus im Kapitalismus verwirklichen. Das ist allerdings ein Widerspruch in sich, denn die Eigentumsverhältnisse bestünden ja fort. Und so führt auch das Grundeinkommen nicht zu mehr sozialer Gerechtigkeit, sondern eher zu weniger. Mit einer Sozialpolitik nach dem Gießkannenprinzip würde der Staat die unterschiedliche finanzielle Leistungsfähigkeit der einzelnen Gesellschaftsmitglieder ignorieren. Wäre es wirklich fair, wenn der Milliardär dieselbe Summe ausgezahlt bekäme wie der Müllwerker? Nein. Gleiches sollte gleich und Ungleiches ungleich behandelt werden!


Denkt man die Grundeinkommenslogik zu Ende, könnten alle übrigen Sozialleistungen abgeschafft und alle sozialpolitisch motivierten Regulierungen des Arbeitsmarktes gestrichen werden. Es gäbe womöglich keinen Schutz vor Kündigungen mehr, sondern bloß noch betriebliche Abfindungsregelungen. Flächentarifverträge wären genauso entbehrlich wie Mindestlöhne. Schließlich müsste kein Beschäftigter mehr geschützt werden, sofern der Staat sein Existenzminimum garantieren würde. Kurzum: Was vielen Erwerbslosen als „Schlaraffenland ohne Arbeitszwang“ erscheint, wäre in Wirklichkeit ein Paradies für Unternehmer. Arbeitnehmer hätten dagegen weniger Rechte als bisher und Gewerkschaften keine Macht mehr.

Wertschöpfungsabgabe statt Grundeinkommen

Wer mehr Verteilungsgerechtigkeit anstrebt, darf deshalb nicht aufs Grundeinkommen setzen. Vielmehr wären ganz andere Maßnahmen nötig, wenn Arbeitsplätze massenhaft wegrationalisiert würden. Durch eine Wertschöpfungsabgabe, oft Maschinensteuer genannt, ließe sich das Kapital stärker zur Entrichtung von Sozialversicherungsbeiträgen heranziehen. Beiträge müssten im Rahmen einer solidarischen Bürgerversicherung nicht bloß auf Löhne und Gehälter, sondern auf sämtliche Einkunftsarten erhoben werden: auch auf Zinsen, Dividenden, Tantiemen sowie Miet- und Pachterlöse. Statt den bestehenden Sozialstaat zu zerstören, sollte man ihn auf ein solides Fundament stellen.
Aus dem behaupteten Quantensprung in der modernen Produktionstechnik müssten ganz andere Schlussfolgerungen gezogen werden. Wenn intelligente Maschinen, Roboter und Automaten wirklich zur Grundlage der gesellschaftlichen Reichtumsproduktion werden, stellt sich die Frage nach dem Eigentum und der Verfügung über diese Maschinen. In einer gerechten Gesellschaft würden sie nicht einigen wenigen, sondern allen dienen und gehören. Verliert die menschliche Arbeit tatsächlich ihre Bedeutung für die Wertschöpfung, bedarf es mithin einer Alternative zum Kapitalismus. „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, schrieb Adorno in seiner „Minima Moralia“. Ohne einen Systemwechsel ist Gerechtigkeit, ist wahre Gerechtigkeit nicht zu haben.


Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/armutsdebatte-das-bedingungslose-grundeinkommen-ist-100.html
17.08.2022 00:51 Uhr
Indem man die Unternehmenssteuern um 30% anhebt. ;)
17.08.2022 01:02 Uhr
Ph1l, von 1.200€ kann kein Mensch leben. In Berlin kannst du froh sein wenn der Mietanteil nur 40% ausmacht. Sofern du überhaupt eine Wohnung bekommst.
17.08.2022 01:09 Uhr
Zitat:
Ph1l, von 1.200€ kann kein Mensch leben. In Berlin kannst du froh sein wenn der Mietanteil nur 40% ausmacht. Sofern du überhaupt eine Wohnung bekommst.


Daran siehst du, dass das BGE in einem kapitalistischen System keinen Sinn macht, da es nur an einem kranken bestehenden System herumdoktort. Der Faktor Arbeit muss wieder durch menschliche Arbeitskraft gedeckt werden, dann hat die Einzelne/ der Einzelne eine starke Position, die ihm das Ãœberleben sichert. So lange wir in einem (kapitalistischen) System der Luftbuchungen leben, werden wir keine Verteilungsgerechtigkeit hinbekommen.
17.08.2022 02:46 Uhr
Zitat:
Denkt man die Grundeinkommenslogik zu Ende, könnten alle übrigen Sozialleistungen abgeschafft und alle sozialpolitisch motivierten Regulierungen des Arbeitsmarktes gestrichen werden. Es gäbe womöglich keinen Schutz vor Kündigungen mehr, sondern bloß noch betriebliche Abfindungsregelungen. Flächentarifverträge wären genauso entbehrlich wie Mindestlöhne. Schließlich müsste kein Beschäftigter mehr geschützt werden, sofern der Staat sein Existenzminimum garantieren würde. Kurzum: Was vielen Erwerbslosen als „Schlaraffenland ohne Arbeitszwang“ erscheint, wäre in Wirklichkeit ein Paradies für Unternehmer. Arbeitnehmer hätten dagegen weniger Rechte als bisher und Gewerkschaften keine Macht mehr.

Wie kommt der Butterwege darauf? Hat er sich beim Um-die-Ecke-Denken verlaufen?

Nur, weil einige Sozialleistungen wegfallen, wird doch nicht gleich alles "Soziale" abgeschafft.
17.08.2022 02:59 Uhr
Zitat:
Das hört sich für mich so an, als sei das BGE entweder eine Mogelpackung (oder weiterhin nicht finanzierbar).

Götz Werner ist ein wichtiger Vertreter der BGE-Idee, aber sein Vorschlag ist bei weitem nicht der einzige.

Nach meiner Vorstellung würden Rentner ganz normal ihre Rente bekommen UND das Grundeinkommen. Rente ist schließlich keine Sozialleistung.
17.08.2022 12:14 Uhr
Zitat:
Will Götz Werner etwa auch gegen das Stiftungsunwesen vorgehen?


Ja! Denn es ist dann völlig irrelevant, ob der Unternehmensgewinn in eine Stiftung verschoben wird oder auf dem Konto der Firma liegen bleibt oder an die Manager oder die Mitarbeiter ausgezahlt wird. Denn die Steuer darauf ist immer gleich: Plain Zero! Die Steuer kommt, wenn das Unternehmen etwas kauft oder verkauft - und ist nicht zu umgehen.

Zitat:
Götz Werner ist ein wichtiger Vertreter der BGE-Idee, aber sein Vorschlag ist bei weitem nicht der einzige.

Nach meiner Vorstellung würden Rentner ganz normal ihre Rente bekommen UND das Grundeinkommen. Rente ist schließlich keine Sozialleistung.


Ja, es gibt andere Modelle, wo die Sozialsysteme erhalten bleiben. Auch die Einkommensteuer. Da ist dann eben nicht mehr so viel übrig an Reform und man muss sich die Frage stellen, ob man das Gleiche nicht mit dem Wegfall der Zumutbarkeitsregelung erreichen kann.

Zitat:
Ph1l, von 1.200€ kann kein Mensch leben. In Berlin kannst du froh sein wenn der Mietanteil nur 40% ausmacht. Sofern du überhaupt eine Wohnung bekommst.


Ich sehe deinen Punkt (und Berlin ist da noch harmlos, hier an der Schweizer Grenze bekommt man kaum noch was als Einzelperson unter 700€). Eventuell muss das Wohngeld doch separat bleiben. Werner wollte ja mit 1000€ oder gar 800€ anfangen. Die ganzen Zahlen müssen jetzt unter den neuen Vorzeichen, Inflation und Immobilienboom, auf den Prüfstand. Da habe ich aber ehrlich gesagt noch nichts von den Experten gehört.

Zitat:
Daran siehst du, dass das BGE in einem kapitalistischen System keinen Sinn macht, da es nur an einem kranken bestehenden System herumdoktort. Der Faktor Arbeit muss wieder durch menschliche Arbeitskraft gedeckt werden, dann hat die Einzelne/ der Einzelne eine starke Position, die ihm das Ãœberleben sichert. So lange wir in einem (kapitalistischen) System der Luftbuchungen leben, werden wir keine Verteilungsgerechtigkeit hinbekommen.


Ich bin, auch wenn ich für ein Grundeinkommen bin, immer noch Liberaler. Das widerspricht sich nicht. Das BGE kann helfen, die sozialen Verwerfungen der Digitalisierung abzufedern, da die Faktoren Erwerbsarbeit und Einkommen ein Stück weit entkoppelt werden. Butterwegge würde das über eine Maschinensteuer machen. Das ist natürlich auf den ersten Blick eine sympathische Idee, würde aber tatsächlich zu einer starken Kapitalflucht führen, wenn sie nicht in allen Industrieländern eingeführt würde. Beim Werner-Modell sehe ich dieses Problem nicht. Und Werner als Unternehmer selbst auch nicht...
17.08.2022 12:25 Uhr
Zitat:
Daran siehst du, dass das BGE in einem kapitalistischen System keinen Sinn macht, da es nur an einem kranken bestehenden System herumdoktort.

Sehe ich überhaupt nicht so.

Das BGE kann nur in einem kapitalistischen System sinnvoll funktionieren.

Und ja, es soll Symptome eines ziemlich kranken Systems abfedern, weil dieses System nunmal da ist und auf absehbare Zeit nicht von etwas Besserem abgelöst werden wird.
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