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Fragenübersicht Fortschritte bei ders ogenannten "Inklussion": Mehr Schüler mit Behinderung lernen an regulären Schulen - Was sagst Du zu dieser Entwicklung?
Anfang-2011 - 30 / 30 Meinungen
10
18.03.2013 17:29 Uhr
Zitat:
Generell halte ich es für problematisch aus einigen Fallbeispielen mit gesonderten Bedingungen, wie intensiver Betreuung, eine Allgemeingültigkeit abzuleiten.
Unter den genannten Bedingungen HAT es aber Allgemeingültigkeit, SBF_, das zeigen zig "Modellklassen" dieser Art.

Zitat:
Da es allgemein bekannt sein dürfte, das diese individuelle Betreuung sehr zeitintensiv und damit mit hohen Kosten verbunden ist, daher ist dieser Umstand als Ausschlußkriterium für die einheitliche Umsetzung an regulären Schulen zu betrachten.
Um eine einheitliche, flächendeckende Umsetzung geht es doch dabei überhaupt nicht.
Ziel ist vielmehr, durch ein derartiges Vorgehen klassischen Stigmatisierungen wie "Du bist doch nur Sonderschüler!", oder ähnlichem vorzugreifen und - was ich einen noch wesentlich wichtigeren Aspekt finde, der hierzu noch gar nicht genannt wurde - das Sozialverhalten ALLER Kinder in solchen Integrationsklassen positiv zu beeinflussen.
Wer nämlich auf solche Weise von klein auf lernt, dass auch körper- und geistig behinderte Kinder eben auch nur ganz "normale" Kinder mit den gleichen Bedürfnissen, Sorgen und Nöten wie man selbst ist, der geht auch später ganz anders mit seinen Mitmenschen um - davon bin ich überzeugt.

Das mögen Du und andere jetzt vielleicht gleich wieder als "Sozialromantik" abtun, aber wer es mal selbst erlebt hat, der weiß eben, dass es funktionieren kann.
18.03.2013 17:30 Uhr
@SBF

ich habe dir jetzt mal zugestimmt, weil Thematiken die du ansprichst, gerade bei uns Pädagogen in der Sonderpädagogik mit behinderten Menschen auch Thema ist.

Und weil ich der Meinung bin, dass man nicht per se etwas gegen behinderte Menschen hat, weil man etwas kritisch betrachtet.

Fakt ist, behinderte Menschen fühlen sich ausgegrenzt. Fraglich ist dabei jedoch, ob man sie gleich macht, indem man verordnet, sie sind gleich. Denn jemanden so anzunehmen, wie er ist, beginnt in der Erziehung und im Kopf aller Menschen. Wenn Mensch etwas nicht annimmt, dann kann man es verordnen wie man will.

Problematischer sehe ich eigentlich das Problem, dass hier die Eltern von Kindern mit handicap oftmals nicht wahrhaben wollen, dass ihr Kind Defizite hat und man einige Kinder mit dieser Entscheidung überfordert - und damit ggf. noch mehr ausgrenzt, als integriert.


18.03.2013 17:31 Uhr
Zitat:
Finde ich auf jeden Fall sehr gut. Allerdings muß eine ausreichende Ausstattung mit pädagogischen Personal,
gewährleistet sein!


Es gibt nicht einmal Konzepte. Die Bundesländer sind überfordert - und Personal, wie Sonderpädagogen gibt es selbst an den Förderschulen nicht genug!

18.03.2013 17:33 Uhr
Zitat:
das Sozialverhalten ALLER Kinder in solchen Integrationsklassen positiv zu beeinflussen.


Dazu bedarf es aber erst einmal, dass die Kinder Sozialverhalten erlernen und dies ist leider bei sehr vielen nicht mehr gegeben, wie mir Kollegen aus unseren Intergrativkindergärten erzählen.
18.03.2013 17:46 Uhr
Das stimmt natürlich, Angelique, ist jetzt aber definitiv wieder ein anderes Thema.
18.03.2013 17:54 Uhr
@ Mensch

Es ist unbestritten, daß diese integralen Klassen individuell betrachtet sehr positive Ergebnisse bringen und das dies sicher ein Konzept ist, bei dem die Teilhabe sonst eher benachteiligter Menschen gefördert wird.

Betrachtet man aber unser Schulsystem gesamtheitlich, wird man feststellen das es schon erhebliche Probleme gibt, Schüler ohne erkennbare Einschränkungen erfolgreich auf unsere bildungsorientierte Leistungsgesellschaft vorzubereiten.

Daher verstehe meine Aussage als pragmatisch und nicht ideologisch motiviert.
18.03.2013 17:55 Uhr
Zitat:
Da es allgemein bekannt sein dürfte, das diese individuelle Betreuung sehr zeitintensiv und damit mit hohen Kosten verbunden ist, ist dieser Umstand als Ausschlußkriterium für die einheitliche Umsetzung an regulären Schulen zu betrachten.

Ausgrenzung pragmatischer Natur ist ja Dein Fachgebiet.

Zitat:
Dazu bedarf es aber erst einmal, dass die Kinder Sozialverhalten erlernen und dies ist leider bei sehr vielen nicht mehr gegeben, wie mir Kollegen aus unseren Intergrativkindergärten erzählen.

Was wiederum mit Schulung und Eignung der dortigen Erzieher zu tun haben könnte. Ich erinnere mich an eine Förderschulklasse, die wir mal bei einer Segelaktion betreut haben. Ich hatte einen konstruktiven Lehrer an Bord und die Kinder fühlten sich wohl, auf dem anderen Boot war eine Lehrerin, die permanent auf die Schwächen der Kinder hinwies, nicht lobte und alles schlechtmachte, auf diesem Boot war es permanent unruhig.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.03.2013 18:56 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.03.2013 18:15 Uhr
Das greift zu kurz, Tenderloin, denn das muss schon deutlich vorher, in den jeweiligen Familien zumindest beginnen.
18.03.2013 18:18 Uhr
Zitat:
Betrachtet man aber unser Schulsystem gesamtheitlich, wird man feststellen das es schon erhebliche Probleme gibt, Schüler ohne erkennbare Einschränkungen erfolgreich auf unsere bildungsorientierte Leistungsgesellschaft vorzubereiten.
Stimmt, aber das ändert ja nichts an der Sinnhaftigkeit der "Integrationsklassen", sondern zeigt vielmehr, dass auch unsere "Regelschulen" Reformbedarf haben, wenn mit den "üblichen Mitteln" nicht mehr das erreicht werden kann, was erreicht werden soll.

Zitat:
Daher verstehe meine Aussage als pragmatisch und nicht ideologisch motiviert.
Dass Deine Aussage "ideologisch motiviert" sei, hat auch niemand - oder zumindest ich nicht - behauptet, oder?
Deine Sichtweise ist aber sehr wohl "traditions-beeinflußt"..

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.03.2013 19:26 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.03.2013 18:32 Uhr
Zitat:
Das greift zu kurz, Tenderloin, denn das muss schon deutlich vorher, in den jeweiligen Familien zumindest beginnen.

Das wiederum klingt recht einfach, da manche Behinderung einigermaßen spät nach der Geburt erkannt wird oder es nicht weiter auffällt. Fällt mir jedenfalls z.B. bei Lernbehinderten auf und deren Werdegang, da ich vor einiger Zeit deren Bewerbungsschreiben nebst schulischem Lebenslauf Korrektur lesen musste.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.03.2013 19:34 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.03.2013 18:39 Uhr
Das stimmt, Tenderloin, aber es ging ja ums Sozialverhalten, dessen zumindest Grundzüge ja wirklich schon in der Familie gelegt werden sollten.
18.03.2013 18:42 Uhr
Tenderloin,
richtig. Und gerade die Lernbehinderten sind in der Regel nicht dumm im herkömmlichen Sinne, in einer Regelschule fällt dann nur auf, dass sie nicht normgerecht lernen und sie werden entsprechend aussortiert. Und da ist es dann in der Tat vollkommen egal, wie die vorherige Erziehung und das Elternhaus sind. Wobei es allerdings durchaus festzustellen ist, dass es eine Korrelation gibt zwischen sozialer Lernbehinderung und organischer.
18.03.2013 18:42 Uhr
Zitat:
Das stimmt, Tenderloin, aber es ging ja ums Sozialverhalten, dessen zumindest Grundzüge ja wirklich schon in der Familie gelegt werden sollten.

Das mag mitunter so sein, allerdings habe ich auch Schüler_innen von verschiedenen Förderschulen erlebt, die entweder relativ pflegeleicht waren oder anstrengend, d.h. an manchen Schulen wird intensiv und konstruktiv gearbeitet, an anderen vielleicht weniger. Harmlose Raufereien (keine Prügeleien!) oder meinetwegen Tobereien während Leerlaufphasen waren aber überall zugegen.
18.03.2013 19:21 Uhr
Behindert ist man heutzutage ja schnell.
Und wenn einer den Fuss hinterher zieht sollte es ja kein Problem sein ihn normal zu beschulen.
18.03.2013 19:48 Uhr
Zitat:
Das mag mitunter so sein, allerdings habe ich auch Schüler_innen von verschiedenen Förderschulen erlebt, die entweder relativ pflegeleicht waren oder anstrengend, d.h. an manchen Schulen wird intensiv und konstruktiv gearbeitet, an anderen vielleicht weniger.



Da kann ich dir uneingeschränkt recht geben.
Hatte vergangene zwei Wochen Praktikanten der Werksstufe einer Förderschule - unsere sogenannten "jungen Wilden".

Ich frage mich mitunter, was dort mit denen gemacht wird. Ein Jahr Berufsbildungsbereich und man hat ihnen Strukturen nahe gebracht, die sie, zumindest auf dieser einen Schule nicht wirklich mitbekommen haben.

Es fällt auf, weil Schüler von anderen Förderschulen weitaus weniger Auffällig sind, was das Sozialverhalten anbelangt.

Desto engagierter die Lehrer, desto schneller kann man den jungen Leuten etwas vermitteln.
18.03.2013 21:58 Uhr
Es ist eine positive Entwicklung. Doch steht der Umsetzung der propagierten edlen Ziele bei der Inklusion ein entschiedenes Hindernis entgegen, das diese Beispiele immer nur vereinzelt bleiben lässt und verhindert, dass Inklusion zur Normalität wird. Denn zur Inklusion gehört die Humanisierung der Gesellschaft, der Arbeits- und Bildungswelt, die Barrierenfreiheit und die Anpassung der Mehrheitsgesellschaft an die Menschen mit Behinderung (statt umgekehrt).
Nun entwickelt sich unsere Bildungs- und Arbeitswelt immer mehr weg davon. Arbeitshetze, Leistungsdruck und Selektion nehmen in der regulären Arbeitswelt und in der Schule eher zu als ab. Das muss alle Ansätze zur Inklusion von Menschen mit Beehinderung, die partiell erstaunlich erfolgreich sind, letztlich gesamtgesellschaftlich zu einer Sisyphos-Arbeit machen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 18.03.2013 22:59 Uhr. Frühere Versionen ansehen
18.03.2013 22:50 Uhr
Da hast Du zweifelsohne recht, Engels. Und da sind uns andere Staaten bisweilen auch weit voraus. Die sog. "Barrierefreiheit" ist beispielsweise in den meisten Großstädten der USA wesentlich weiter umgesetzt las hier in Deutschland, auch wenn es auf den ersten Blick oft anders wirkt.


@Tenderloin
Zitat:
Das mag mitunter so sein, allerdings habe ich auch Schüler_innen von verschiedenen Förderschulen erlebt, die entweder relativ pflegeleicht waren oder anstrengend, d.h. an manchen Schulen wird intensiv und konstruktiv gearbeitet, an anderen vielleicht weniger. Harmlose Raufereien (keine Prügeleien!) oder meinetwegen Tobereien während Leerlaufphasen waren aber überall zugegen.
Zweifelsohne.
Dass da auch sehr, sehr viel von der jeweiligen Schule und dem dortigen pädagogischen Kollegium abhängt, steht außer Frage.
19.03.2013 13:40 Uhr
Ich habe während meiner Schulzeit die Erfahrung gemacht, dass Kinder, die irgendwie anders waren (Geruch, Kleidung, gute Noten, (andere) Hobbies, etc.) immer als Außenseiter behandelt worden sind. Kinder sind grausam. Ich glaube heutzutage nennt man das Mobbing.

Wenn das Phänomen des Mobbings mittlerweile im Griff ist, dann ist das natürlich prima. Ansonsten sehe ich solche Integrationsversuche eher skeptisch.
19.03.2013 14:17 Uhr
Zitat:
Wenn das Phänomen des Mobbings mittlerweile im Griff ist, dann ist das natürlich prima. Ansonsten sehe ich solche Integrationsversuche eher skeptisch.
Solche Integrationsklassen dienen ja gerade AUCH dem Erkenntnisgewinn der "normalen" Kinder, dass die "behinderten" zwar anders, aber eben auch nur Kinder sind, chepri. Es beugt solchen Ausgrenzungen "andersartiger" also vor..
19.03.2013 16:11 Uhr
@Mensch,

in einer Schulklasse, in der Kinder gemobbt werden, weil sie bessere Noten haben, sollen behinderte Kinder plötzlich liebevoll aufgenommen werden, weil sie auch nur Kinder sind? Wie soll das gehen?

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