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Fragenübersicht Sollte Diacetylmorphin wieder zur Schmerztherapie zugelassen werden?
1 - 8 / 8 Meinungen
12.07.2012 17:53 Uhr
Patienten die sterben werden, keine Hoffnung auf Heilung haben, sollte man egal welches Mittel einsetzen, um ihnen die Zeit, die sie noch haben so schmerzfrei wie möglich zu machen.

Wen kümmert es dann, wenn sie 3 Wochen früher oder vom schmerzmittel abhängig sterben?
12.07.2012 18:06 Uhr
Meines Wissens sind die bestehenden, zugelassenen Schmerzmittel schon stark genug. Je nach Dosierung, kann man eigentlich jeden Schmerz praktisch komplett ausschalten. Wieso also noch eins zusätzlich zulassen, wenn es extrem süchtig macht?
12.07.2012 18:07 Uhr
Zitat:
Wieso also noch eins zusätzlich zulassen, wenn es extrem süchtig macht?


Wenn Jemand terminal krank ist, dann isses egal, wenn man er opiatabhänig stirbt.
12.07.2012 18:34 Uhr
Was bedeutet denn "sechsfache Wirkung von Morphin"?

Auch die Intensität schmerzstillender Wirkung ließe sich messen und irgendwie beziffern, doch wahrscheinlich ist damit nur gemeint, dass 10 mg Diamorphin (Heroin) ungefähr die gleiche Wirkung hätten wie 60 mg Morphin.

Das allein ist aber kein besonders überzeugendes Argument für den Einsatz von Diamorphin. Zum einen gibt es noch wesentlich potentere Opioide (so bedarf es z. B. bei Fentanyl für eine vergleichbare Wirkung nur etwa eines Hundertstels der Dosierung wie bei Morphin) und zum anderen ist das überhaupt nicht relevant.

Ein Wirkstoff A, der mit 5 mg die gleiche Wirkung erzielt wie Wirkstoff B mit 50 mg ist deshalb nicht automatisch diesem vorzuziehen. Es kann durchaus sein, dass bei Wirkstoff A unerwünschte Wirkungen schon bei einer Dosis von 10 mg auftreten, während es bei Wirkstoff B dafür 500 mg braucht. Wirkstoff A hätte dann eine therapeutische Breite (kurz: schädigende Dosis dividiert durch wirksame Dosis) von 2, Wirkstoff B hingegen von 10.

Diese therapeutische Breite (je höher, um so sicherer ist der Stoff) ist für den Vergleich von Wirkstoffen viel wichtiger als die absolute Dosis. Hinzu kommen andere Faktoren (Wirkungsdauer etc. pp.).

Es spricht jedenfalls einiges dafür, Morphin als Schmerzmittel dem Diamorphin vorzuziehen. Wir sollten auch nicht ganz vergessen, dass man bei Markteinführung von Heroin tatsächlich dachte, die führe nicht so schnell wie Morphin zu einer Toleranzentwicklung und Gewöhnung, und dass diese Erwartung bitter enttäuscht wurde.

Als routinemäig bei starken und stärksten Schmerzen eingesetztes Mittel ist Diamorphin IMVHO definitiv ungeeignet.

Gleichwohl wäre auch ich für eine weitergehende (unter ganz bestimmten Umständen kann es ja heute schon verwendet werden) Legalisierung, und dies nicht nur, weil ich als Libertärer von Verboten grundsätzlich wenig halte.

Zum einen gibt es Abhängige, die von bisherigen Methadon-Programmen nicht ausreichend erreicht werden, und zum anderen würde ich nicht ganz ausschließen wollen, dass Diamorphin einzelnen Schmerzkranken im Endstadium ihrer Krankheit tatsächlich besser hilft als Morphin.
12.07.2012 18:43 Uhr
Scarabaeus, ich bin wirklich beeindruckt, du kennst dich ja bestens aus. Auch sehr vertändlich (für einen Laien wie mich) geschrieben. (nicht vorhandenen) Hut ab.

Danke für die Info :)
12.07.2012 19:02 Uhr
Für Patienten für die keine Hoffnung mehr auf Heilung besteht, und die voraussichtliche Lebensdauer in Wochen gerechnet wird, sollte es zugelassen werden.

Bei Menschen, die noch gesund werden können, wäre aber das Abhängigkeitsrisiko zu hoch.
12.07.2012 19:03 Uhr
Nein, Diacetylmorphin hat zu komplexe Nebenwirkungen. Es kann zu epileptischen Anfällen führen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit, Atemstörungen und - stillstand,Herzkreislaufstillstand etc.

Die tödliche Dosis bei einem nicht opiatgewöhnten Menschen liegt bei 18-20mg Diacetylmorphin intravenös.

Nun, man könnte makaber sein und sagen, könnte ein ziemlich gutes Schmerzmittel sein - einmal genommen und Schmerzfrei...
12.07.2012 19:05 Uhr
Zitat:
Patienten die sterben werden, keine Hoffnung auf Heilung haben, sollte man egal welches Mittel einsetzen, um ihnen die Zeit, die sie noch haben so schmerzfrei wie möglich zu machen.


Nun, Menschen, die sterben werden, sollte man ermöglichen, dass sie schmerzfrei sterben können, ja. Da wäre ich aber eher für die Möglichkeit, dass sie, wie in den Niederlanden, aktive Sterbehilfe erfahren. Dann haben sie zumindest die Möglichkeit bei vollem Bewusstsein sich von ihren Familien zu verabschieden und nicht vor sich hin zu siechen.
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