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Fragenübersicht Stimmst du Carl Schmitt in seiner hier in den Jahren 1929 bis 1932 geäußerten Charakterisierung der Entscheidungsprozesse in einer liberalen Demokratie zu?
1 - 6 / 6 Meinungen
28.02.2023 11:09 Uhr
Wir werden ja sehen, was Harzhexe hier dazu äußern wird und auf welchem Niveau und ob sie es überhaupt tut.

Nunja. Schmitts Position ist natürlich verführerisch. Und man ist geneigt zu sagen, dass die Parlamente und sonstigen demokratischen Institutionen nichts weiter als Schwatzbuden seien.

Irgendwann müssen Entscheidungen, auch harte, auch schicksalsschwere, getroffen werden, die verdeutlichen, dass tatsächlich eben nicht nur aufschiebend palavert wird. Genau damit eben niemand wie Schmitt daher kommen und den ganzen Betrieb als bloßes Theater abtun kann.
28.02.2023 11:23 Uhr
Carl Schmitt habe ich im Studium mit distanziertem Interesse gelesen. Die Schriften vor 1933 waren prinzipiell noch rezipierbar, danach nur noch reine Schriften zur Legitimierung des NS.

Wichtig ist an diesem Zitat m.E., dass es aus den späten 1920er- bzw. frühen 1930er-Jahren stammte. In dieser Hinsicht ist Schmitt ein Kind seiner Zeit, dessen demokratieablehnende Grundhaltung sich mit den Jahren der Weimarer Republik verstärkte.

Zuzustimmen ist ihm bezüglich dieser Worte nicht, dass sie von ihm stammen, ist aber wenig überraschend. Das ganze Schrifttum Schmitts ist auf einen strengen Dezisionismus und eine Freund-Feind-Abgrenzung hin ausgerechnet. Die Entscheidung ist der Wert an sich, das Verfahren ist egal, komplizierte(re) Formen des Parlamentarismus werden als schwach abgelehnt, weil sie einen Entscheidungsprozess vermeintlich erschweren und die Entscheidung als solche abwerten.

Ich finde schon gut, dass man das heute ganz überwiegend nicht mehr so sieht, auch wenn es Wellen der Schmitt-Rezeption gab/gib. Plötzlich wurde das in deutschen jur. Fakultäten wieder mit großem Interesse gelesen, das scheint mir aber etwas abgeebbt zu sein. Rezipiert wurde aber auch umfangreich in den USA und in China.

Dass Verfahren einen Legitimationswert haben, vielleicht viel mehr als sogar die Entscheidung als solche, ist eine Erkenntnis moderner Soziologie, der ich mich hier eher anschließen würde.
28.02.2023 11:52 Uhr
Diese Charakterisierung der Entscheidungsprozesse in einer liberalen Demokratie ist sicher nicht völlig falsch. Was Schmitt allerdings verschweigt (oder verkennt) ist, dass die Nachteile der Alternativen um einiges schwerwiegender sind.
28.02.2023 15:30 Uhr
Natürlich nicht.

Die Verächtlichmachung des parlamentarischen Diskurses gepaart mit der Unnötigkeit einer Opposition zeugt nur von Schmitts mehr oder weniger starken Wunsch nach einem autoritären Führerstaat.
28.02.2023 15:45 Uhr
Schmitts Auslassungen sind nur vor dem Hintergrund des Versagens der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik richtig einzuschätzen. In einer funktionierenden Demokratie sind Schmitts Meinungen weitgehend irrelevant. Ihr Rezeption bis in die Gegenwart hinein sagt eher etwas über die Problematik der Ultrastabilität im Bereich der juristischen Subkultur aus, als über deren Wert an sich.
28.02.2023 15:48 Uhr
Im Ãœbrigen gibt es enorm unterschiedliche Auffassungen von Liberalismus, Schmitt irrt bereits an dieser Stelle. Als Gegenmodell zu seinen Behauptungen und Meinungen ist beispielhaft die allgemeinwohlorientierte, ordoliberale Konzeption zu nennen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 28.02.2023 15:49 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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