Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Fand in deiner Schulzeit, nach heutigen Maßstab, Mobbing statt?
1 - 20 / 20 Meinungen
25.10.2018 14:19 Uhr
Ja, und Hänseln ist wohl nur eine Verniedlichung vom heute gängigen Begriff des Mobbings.
25.10.2018 14:21 Uhr
Na klar gab's das früher schon, wie ich am eigenen Leib erfahren durfte.
25.10.2018 14:59 Uhr
Es ist nicht vergleichbar, weil seit einigen Jahren ganz andere Möglichkeiten als früher bestehen, um durch Aufnahmen und die Veröffentlichung im Internet jede zeitliche Begrenzung zu überwinden und einzelne Schüler in einen dauerhaften Opferstatus zu versetzen. Der kann sogar über die Schulzeit hinaus damit bewahrt werden.

Was das Ausnehmen von Schülern angeht mag es sein, dass dies früher stärker von der Schulform abhängig war und heute verstärkt auch an Gymnasien (bzw. Äquivalent an Gesamtschulen) angekommen ist. Vielleicht bin ich also etwas privilegiert gewesen, wenn ich annehme, dass es heute auch hier schlimmer geworden ist. Die heutige Diversität der Schülerschaft könnte hier auch einen negativen Beitrag leisten, wenn z. B. Bandenbildung entlang ethnischer Abgrenzung entsteht. Das hat es früher zwar in seltenen Fällen auch schon gegeben, scheint mir heute aber auch verbreiteter zu sein.
25.10.2018 15:02 Uhr
@Lifthrasir

Klassische Beschönigung der Vergangenheit und Dramatisierung der Gegenwart.
25.10.2018 15:53 Uhr
Zitat:
Ja, und Hänseln ist wohl nur eine Verniedlichung vom heute gängigen Begriff des Mobbings.



Wir denn nicht heute jeder kleine Streit sofort in die Mobbingecke geschoben und ein riesen Fass aufgemacht?
25.10.2018 16:11 Uhr
Beides richtig. Früher gab es auch schon böses Mobbing, das noch nicht so genannt worden ist. Andererseits machen die neuen Medien eine Multiplikation von Mobbingaktionen und sozialer Interaktion möglich, die früher in diesem Umfang absolut nicht möglich war. Daher hat sich die "Bewaffnung" der Täter und die Effizienz ihrer Handlungen verändert.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 25.10.2018 16:13 Uhr. Frühere Versionen ansehen
25.10.2018 18:26 Uhr
Ja, fand statt. Habe ich in der Grundschule auch selbst erlebt, in der zweiten oder dritten Klasse. Ein Mädchen suchte sich mal die eine, mal die andere aus, die geschnitten wurde und nicht zusammen mit den anderen den Schulweg gehen durfte. Erst traf es eine Freundin von mir, dann mich, dann wieder andere. Ich habe mich damals noch nicht getraut, offensiv damit umzugehen und nicht nur mich, sondern auch die anderen zu verteidigen, die es betraf. Eine wirklich Ursache gab es nicht, es war reine Willkür.

Später am Gymnasium war in der Klassenstufe unter mir ein Junge, der von seiner Klassen"gemeinschaft" mittels Isolation und verletzender Briefe sogar bis in den Suizid getrieben wurde (er hat sich erhängt). Außerhalb der Klasse hat man das gar nicht mitbekommen, ich kannte ihn nur als kleinen, ruhigen Jungen aus dem Schulbus vom Sehen.

Ich denke, daß Mobbing in Schulen tatsächlich an der Tagesordnung ist und auch früher bereits war.
25.10.2018 18:58 Uhr
Es ist jedenfalls kein Wunder, daß soziale Isolation auch in allen autoritären/ totalitären Regimen als politische Repressionsmethode eingesetzt wird und auch heute in Deutschland auch außerhalb von Schulen bereits wieder zum Tragen kommt.
25.10.2018 21:36 Uhr
Aber hallo,
manchmal ist es auch aus dem Ruder gelaufen und der Krankenwagen durfte vorfahren.

Ich denke das es früher sogar um einiges schlimmer war.
Wenn ich heute dran denke was da einige Schüler so durchmachen mussten wundert es einen fast das die sich nicht den Strick genommen haben.
Die Lehrer wussten mit sowas auch nicht umzugehen.
Eine hat sich mal getraut das Thema anzusprechen um den Schüler in den Klassenverband zu integrieren.
Kurz darauf wurde er zum Klassensprecher gewählt und das Grinsen war breit.
Dann stand nicht nur der Schüler blöd da sondern auch noch die Lehrerin.
25.10.2018 21:47 Uhr
Zitat:
Es ist nicht vergleichbar, weil seit einigen Jahren ganz andere Möglichkeiten als früher bestehen, um durch Aufnahmen und die Veröffentlichung im Internet jede zeitliche Begrenzung zu überwinden und einzelne Schüler in einen dauerhaften Opferstatus zu versetzen.


Dafür gab es früher nicht die Möglichkeit mit einem Gang an die Öffentlichkeit das Mobbing bekannt zu machen und zu beenden.
Im Gegenteil:
Es durfte zu meiner Schulzeit kein Thema sein.
Im günstigsten Fall hieß es zu Hause: "Stell Dich nicht so an".
Im schlechtesten gabs zu Hause noch was auf die Fresse weil man es wagte sich zu beschweren.
Früher gabs Mobbing direkt unter den Augen der Lehrer, Nachbarn, Eltern, ohne daß man auf Hilfe hoffen konnte.
Im Gegenteil, wer sich beklagte galt als Unruhestifter.
25.10.2018 23:56 Uhr
Und wieviele Leute erstmal gegretelt wurden.

Sagen wir mal so: sicherlich wurden früher SchülerInnen auch mal gehänselt, aber das war mehr so ein Nachäffen von Marotten oder auch von Behinderungen (z.B. Stottern).

Das war sicherlich nicht schön und für die Betroffenen auch scheisse, aber es blieb in einem bestimmten Kreis und wurde dort geklärt. Entweder im Klassenverbund oder per Klassenkonferenz- davon, das muss ich allerdings dazu sagen, gab es wegen Fehlverhalten von Schülern in meiner Schulzeit keine einzige. Weils jetzt auch nicht wirklich die großen Probleme gab, wenns drauf ankam hielten wir schon zusammen.

Heute aber hat man ja ganz andere Möglichkeiten, nicht ein bißchen zu hänseln, sondern richtig krass zu mobben. Heute läuft jedeR SchülerIn mit so nem fucking smartphone durch die Gegend und kann alles Mögliche und vor allem Unmögliche filmen und bei Fressenbuch und youtube in kürzester Zeit in ein weltweites Netz einstellen, aus dem man das Video auch nicht wirklich mehr rausbekommt- paar Mal teilen und dann gute Nacht damit, das Video ungeschehen zu machen.

Insofern ist das, was in meiner Schulzeit unter "hänseln" fiel, mit heutigem (Cyber-)Mobbing in keinster Weise vergleichbar.
26.10.2018 00:06 Uhr
Zitat:
Wir denn nicht heute jeder kleine Streit sofort in die Mobbingecke geschoben und ein riesen Fass aufgemacht?


Naja, so kann man das auch nicht abtun. Aber die Bereitschaft, sich mit anderen auseinanderzusetzen und den Konflikt auszutragen ist geringer geworden. Zum einen, weil Mobbing schnell zum Thema taugt, zum anderen weil weil Konflikte heute geradezu ritualisiert werden. Das fängt mit der Erfindung von Streitschlichtern an bis hin zu Belohnungen für "Schule ohne Rassismus". Zu meiner Schulzeit hatten wir Probleme mit Rassismus von einer ganz anderen Seite: nämlich von Seiten eines übriggebliebenen aus Bayern stammenden just Geschichtslehrer(sic!) mit vorgeblichem "Begabtenabitur" und nicht von der Schülerseite aus.

Außerdem kommt heute dazu, dass es sehr viele hochsensible und natürlich hochbegabte Einzelkind-Kevins gibt, die schlicht sehr schnell beleidigt sind, weil sich die Welt nur um sie dreht und sie z.B. Konflikte mit nem älteren Bruder nicht kennen. Und mal ein bißchen Klopperei unter Freunden, nach der es dann auch wieder gut ist, kennen sie auch nicht. So ein hochbegabter Einzelkind-Kevin mit Talentförderung trägt ja heute direkt einen schweren Schaden fürs Leben davon, wenn et mal en bißchen Kasalla gibt.

Nein, ich will keine wirkliche Gewalt unter SchülerInnen verharmlosen- die läuft heute ganz anders ab als zu meiner Zeit, aber den Trend in Richtung verwöhnte überschätzte Hypersensibelchen halte ich auch für völlig falsch.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.10.2018 00:13 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.10.2018 00:11 Uhr
Zitat:
Dafür gab es früher nicht die Möglichkeit mit einem Gang an die Öffentlichkeit das Mobbing bekannt zu machen und zu beenden.


Kann ich von den Schulen, die ich besucht habe, nicht bestätigen. Bei uns, o.k., wir sind auch Kreisstädtchen, wurden Konflikte schon angesprochen und auch versucht zu lösen. Meistens sogar nach der Pause, in der es dazu kam, spätestens aber in der sog. "Klassenleiterstunde", die ja extra dafür da war, dass der Klassenlehrer sich Zeit für seine Klasse nahm.

So Fälle wie oben von anderen beschrieben, dass sich ein Schüler das Leben genommen hätte, hat es bei uns wirklich nicht gegeben.
26.10.2018 07:32 Uhr
Zitat:

So Fälle wie oben von anderen beschrieben, dass sich ein Schüler das Leben genommen hätte, hat es bei uns wirklich nicht gegeben.


Vielleicht warst Du in einer kleineren Schule? Das Gynmasium, das ich besucht habe, hatte fast 1000 Schüler und war vierzügig. An sich hatte es kein schlechtes Einzugsgebiet, eben die Dörfer drumherum (Speckgürtel von Stuttgart).
26.10.2018 07:59 Uhr
Zitat:
Vielleicht warst Du in einer kleineren Schule? Das Gynmasium, das ich besucht habe, hatte fast 1000 Schüler und war vierzügig. An sich hatte es kein schlechtes Einzugsgebiet, eben die Dörfer drumherum (Speckgürtel von Stuttgart).


Das auch, aber nicht immer. Die Grundschule war sehr übersichtlich und das Einzugsgebiet damals noch sehr klar geregelt. Danach kam die Realschule, ich glaub in ihrer besten Zeit hatte sie zur Zeit meines Schulbesuchs 619 Schüler. Da hatte eins der beiden Gymasien bei uns im Städtchen schon über 1.000 Schüler. Insofern waren wir dagegen fast familiär aufgestellt. Und bei der Höheren Handelsschule mit gymnasialer Oberstufe in Trägerschaft des Kreises und damals angesiedelt in Frechen (meine Schule) und Habbelrath (zweiter Standort, heute gibt es nur noch diesen) handelte es sich um eine ziemlich große Schule, zu der ich aber keine Zahl liefern kann. Aber dadurch, dass die Schule auf zwei Standorte verteilt war, kannte man sich da auch ganz gut untereinander. Außer einer Schülerin, die aber wirklich dumm wie Brot war und die Schule auch nicht gepackt hat, hatte da niemand Probleme damit, mal verarscht zu werden. Wenn man natürlich behauptet, man habe (die war schon Mitte 20) mal in Cambridge gelebt und dann in englisch ne Niete ist, kassiert man natürlich schon mal so nen Spruch ,wie XXX(Vorname), Cambridge- da kam ne Brücke."

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.10.2018 07:59 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.10.2018 08:30 Uhr
Definitiv. In meinem Fall meine ich den groben Zeitraum zwischen 1985 und 1995. Und ich gestehe, ich war damals auch kein Kind von Traurigkeit. Was meine Kumpels und ich einigen angetan haben, war wirklich fies. Unbeliebte Schüler hatten einiges zu leiden. Das war Mobbing. Körperliche Gewalt dagegen kam praktisch nicht vor (o.k., Gymnasium in Bayern, da gab es grundsätzlich eher psychische Gewalt). Es hat sich aber in der Kollegstufe gelegt und man kam dann ganz gut miteinander aus. Es war so ein typisches Pubertätsding.....
26.10.2018 08:32 Uhr
"Es ist nicht vergleichbar, weil seit einigen Jahren ganz andere Möglichkeiten als früher bestehen, um durch Aufnahmen und die Veröffentlichung im Internet jede zeitliche Begrenzung zu überwinden und einzelne Schüler in einen dauerhaften Opferstatus zu versetzen. Der kann sogar über die Schulzeit hinaus damit bewahrt werden."


> In der Tat gibt es heute ganz andere technische Möglichkeiten. Und vor allem verbreitet sich das Mobbing viel weiter und viel schneller. In meiner Schulzeit war das eine personalisierte Aktion, Dritte waren höchstens durch Tratsch beteiligt, aber da waren wir zu sehr Klischee-Jungs. Wir haben nicht getratscht, sondern sind es direkt angegangen...
26.10.2018 09:00 Uhr
Zitat:
Insofern ist das, was in meiner Schulzeit unter "hänseln" fiel, mit heutigem (Cyber-)Mobbing in keinster Weise vergleichbar

Dann hattest Du eine Ausnahmeschule oder wenig mitbekommen.
Ich bin 69 eingeschult worden und während meiner Schulzeit lief es kaum anders ab als heute
Mitschüler würden abgezogen, zahlten "Schutzgeld".
Dem Mädel mit dem größten Vorbau wurde der BH geklaut, dann wurde er am Flaggenmast aufgezogen.
Es war alltäglich das ein Mitschüler von mehreren anderen verdroschen wurde.
Es gibt übrigens durch Jahrhunderte hindurch Literatur die genau dieses Verhalten thematisiert...

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.10.2018 11:31 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.10.2018 13:46 Uhr
9 von 10 Schülern haben nichts gegen Mobbing.
26.10.2018 17:07 Uhr
Zitat:

Dann hattest Du eine Ausnahmeschule oder wenig mitbekommen.


Vielleicht merkt man als Jugendlicher manchmal gar nicht, daß man ein bestimmtes Verhalten vielleicht als Mobbing auslegen könnte.

Ich habe mich später zum Beispiel in folgendem Fall öfter mal gefragt, wie es auf denjenigen wohl gewirkt hat...
Wir hatten einen Mitschüler, dessen Vater Tunesier war. Er war so ein bißchen speziell, so eine Art Klassenkasper, was manche zum Anlaß sahen, in regelmäßig (Klasse 7/8) in den Mülleimer zu stopfen, Hintern voraus, und das ganze dann auf dem Lehrertisch zu drapieren, so daß er sich nicht befreien konnte, ohne runterzufallen. Ein paarmal landete er auch im Teich voller Entengrütze und war dann von oben bis unten grün.

Die Folge des Teichs war, daß er heimgehen durfte; die Folge des Mülleimers, daß viele Unterrichtsstunden ausfielen wegen Klassenlehrergesprächen mit der Klasse über Rassismus. Dabei war das gar nicht die Ursache. Er hat mit seinem Verhalten irgendwie solche Reaktionen provoziert, aber hinterher mit den anderen gelacht und den Ausfall des Unterrichts ziemlich gut gefunden.

Aber wer weiß schon, wie es hinter der Fassade in ihm ausgesehen hat? Vielleicht hat es ihm ja wirklich etwas ausgemacht?

Interessanterweise rasierte er sich dann in KLasse 9/10 eine Glatze, zog Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln an und brachte provozierenderweise die Nationalzeitung regelmäßig in den Unterricht mit.

Nach Klasse 10 verließ er das Gymnasium.

Keine Ahnung, ob man diese Dinge nun als Mobbing werten müßte oder nicht, das war irgendwie eine sonderbare Form von Eigendynamik.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   LPP
  Volk, Sonstige
Fragenübersicht
1 - 20 / 20 Meinungen