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Fragenübersicht Hätte die DDR unter dieser Prämisse eher eine Chance gehabt oder lag es am System?
1 - 20 / 36 Meinungen+20Ende
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19.01.2019 18:27 Uhr
Die DDR hatte keine Chance gehabt. Nicht nur aus den Gründen, die Compadre im Anschluss ausbreiten wird. Sondern auch, weil die DDR bereits mit einer Negativauswahl an Kommunisten aufgebaut wurde, welche die Denunziation und die Säuberungen im sowjetischen Exil nur dadurch überlebt haben, dass sie selbst zu Denunzianten wurden und Säuberten.
19.01.2019 18:27 Uhr
Das ist sehr akademisch.

Denn ein Mehr an Rohstoffen hätte vermutlich geholfen.

Allerdings hätte diese Form der Planwirtschaft die Ressourcen vermutlich auch verheizt.
Das, was Berghofer und ein paar Andere ab 1987 versuchen wollten - eine Art sozialistische Marktwirtschaft - hätte vielleicht (vielleicht!!!) erfolgreich sein können. Hätte aber wegen der Verknöcherung des Apparates viel früher angestoßen werden müssen
19.01.2019 18:30 Uhr
Zitat:
eine Art sozialistische Marktwirtschaft


Das ist ja nun auch kein neues Konzept gewesen, sondern ist der alte Hut der Neuen Ökonomischen Politik, die Lenin eingeführt hat, weil er eingesehen hat, dass ein sozialistisches Modell in der SU nicht funktioniert.
19.01.2019 18:32 Uhr
Hätte, wäre, wenn-Fragen sind immer schwer zu beantworten, aber ich denke nicht, dass der Wegfall der Reparationen und ein größeres Territorium (das kann auch Belastung sein) die Sache an sich besser gemacht hätte und die Chancen erhöht hätte, dass das System der DDR nicht untergehen zu lassen. Die DDR ist ja auch keine Insel gewesen, im ganzen Ostblock hat sich Widerstand geregt.
19.01.2019 18:34 Uhr
Spannender als die Frage auf die DDR (plus Ostgebiete) zu beschränken, wäre: Sowjetunion bis Vorkriegsdeutschland (inklusive dazwischen liegender Gebiete) - hätte das aus sozialistischer Sicht gereicht oder hätte man den gesamten Westen erobern müssen?
19.01.2019 18:35 Uhr
Ein Kollege von mir stammt aus Sachsen, der hatte mir vor einiger Zeit mal erzählt, dass es (zumindest aus seiner Sicht...) eigentlich an der Energieversorgung lag. Ob es stimmt oder nicht, keine Ahnung, klang aber interessant.
19.01.2019 18:36 Uhr
Die Systemfrage gliedere ich mal bewusst auch, es kann sich jeder ausmalen, dass ich sie negativ beantworte. Und ich wollte hier eine Diskussion und kein Bullshitbingo spielen.

Es kommen aber ein paar Faktoren hinzu. Was an Infrastruktur noch da war, wurde 1945 von der Sowjetunion abgebaut. Teile der Schienen abmontiert, Teilweise ganze Strecken. Wichtige Strecken auf einschienig zurückdemontiert. Damit kämpfte die DDR bis zum Ende.

Das Spiel zieht sich durch Industrieanlagen, Telefonanlagen usw usf.

Im Westen wurde demontiert und teilweise war das sogar gut, weil das alte Zeug somit weg war und ein paar Jahre später kam das neue Zeug mit Marschallplanmitteln.

Sowas hatte die DDR nicht.

Da ist die Frage, ob diese Grundlage von einem anderen System zu stemmen gewesen wäre.
19.01.2019 18:39 Uhr
@Lifthrasir

Die Frage ist natürlich auch, ob das Fehlen eines eigenen Weges und auch die mangelnde Möglichkeit einen solchen überhaupt zu wagen (Prag, Budapest, Ostberlin) nicht auch gehemmt hat.

Auf Befehl das Umzusetzen, was in Sibirien 1928 irgendwo eh doch und eh nicht geklappt hat, kann nicht klappen.

Man kann nicht die Industrialisierung Sowjetrusslands 1925 auf die CSR, DDR, Polen von 1945 umlegen.
19.01.2019 18:39 Uhr
Die Reparationen waren eine schwere ökonomische Hypothek. Das läßt sich gar nicht bestreiten. Es war moralisch gerechtfertigt aber es war für den Ostblock insgesamt unklug. Die DDR und die Tschechoslowakei hätten die wirtschaftlichen Lokomotiven werden können. Die Betriebe, die in Ostdeutschland demontiert wurden, wurden nur zu einem kleinen Teil in der SU wieder aufgebaut. Damit war dieses Potential nicht nur nur für die SBZ und spätere DDR verloren sondern für den gesamten RGW ("COMECON").

Das eigentliche Problem lag aber darin, dass die DDR (zwangsläufig) nach dem Muster der SU aufgebaut wurde, die selbst auch schon degeneriert und bürokratisiert war. Beispiel Eigentum: Es gab gesellschaftliches Eigentum aber die Arbeiter hatten nicht die Verfügungsgewalt darüber sondern die bürokratische Kaste. Beispiel Planwirtschaft: Die Pläne wurden am grünen Tisch entworfen und nach unten weitergereicht. Oft waren sie völlig unrealistisch und deshalb wurden einfach die Statistiken gefälscht. So wurden die Fantasievorgaben in der Fantasie erfüllt. Eine wirkliche Planwirtschaft ist das nicht. Beispiel politisches System: Es hat noch nicht einmal die Partei regiert sondern eine kleine bürokratische Kaste innerhalb der Partei. Nötig ist aber eine wirkliche Arbeitermacht über gewählte, rechenschaftspflichtige und jederzeit abberufbare Räte.

Das alles bedeutet, dass man von Sozialismus überhaupt nicht reden kann. Und durch die Konfrontation der Blöcke wäre eine eigenständige Entwicklung der DDR auch gar nicht möglich gewesen.

Der Schlüssel lag also in Moskau. Chruschtschow hat einiges versucht aber er wurde ja bald abgesägt. Aber wahrscheinlich hätte er auch nicht weit genug gehen können, die SU und damit den Ostblock zu reformieren. Er hatte ja im Prinzip nur Mikojan und zeitweilig Shukow auf seiner Seite. Wahrscheinlich war die Sache 1924 gelaufen. Lange, bevor es die DDR überhaupt gab. Und 1924 wieder, das nur angedeutet, hatte mit 1918 in Deutschland zu tun. Ohne Ebert/Noske kein Stalin. Aber das ist schon ein anderes Thema.
19.01.2019 18:42 Uhr
Prima Antworten bisher. Von allen. Geht doch!
19.01.2019 18:47 Uhr
@Türkis

Was bis heute häufig in der Diskussion vergessen wird, dass der Osten zu sehr großen Teilen ländlich geprägt ist (Ausnahme Sächsisches Dreieck), viel stärker als der Westen. Das macht Entwicklung schwerer, Infrastruktur teurer und lässt auch ohne die 40 Jahre DDR gleiche Kaufkraft wenig realistisch erscheinen. Die ehem. Ostgebiete waren wiederum noch ländlicher und weitläufiger.

Die Marshallplanmittel allein sollte man auch nicht überbewerten.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.01.2019 18:48 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.01.2019 18:50 Uhr
Zitat:
Prima Antworten bisher. Von allen. Geht doch!


Ja, so macht das Spaß.
19.01.2019 18:50 Uhr
@.Tochigi

Das stimmt schon. Man sprach auch nicht umsonst vom ostelbischen Junkerturm. Ist aber ein guter Einwurf.
19.01.2019 18:56 Uhr
Zitat:
Das ist ja nun auch kein neues Konzept gewesen, sondern ist der alte Hut der Neuen Ökonomischen Politik, die Lenin eingeführt hat, weil er eingesehen hat, dass ein sozialistisches Modell in der SU nicht funktioniert


Naja, nicht so ganz. Da waren durchaus auch modernere Ideen dabei. Aber, wie gesagt, viel zu spät.

Wir können es drehen und wenden - Stalins Person und Politik (auch Wirtschaftspolitik) waren imho die ersten Totengräber des Sozialismus.
19.01.2019 19:04 Uhr
@Profondo

Was darf sich unter einer sozialistischen Marktwirtschaft vorstellen?

Welche Mechanismen sollen hier greifen?
Eigentum? Produktionsverhältnisse, Steuerungslemente?

19.01.2019 19:12 Uhr
@Türkis

Zitat:
Was darf sich unter einer sozialistischen Marktwirtschaft vorstellen?


Gute Frage! Mir kommt da die soziale Marktwirtschaft in den Sinn. Sozialistische Einparteienstaaten mit marktwirtschaftlichen Elementen sind ja heute die meisten der verbliebenen Vertreter (Ausnahmen Nordkorea und noch Kuba).
19.01.2019 19:23 Uhr
@.Tochigi

Profondo wird uns wohl hier die Antwort geben. Wobei was China treibt, wohl wenig mit sozialer Marktwirtschaft zu tun hat.
19.01.2019 19:29 Uhr
Ich glaube nicht an eine sozialistische Marktwirtschaft. Ich glaube, dass Marktelemente innerhalb einer Planwirtschaft möglich sind, wie sie Ulbricht und sein Wirtschaftsfachmann Apel im NÖSPL (Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung) vorgesehen hatten.

Ulbricht? Ulbricht! Man muss unterscheiden zwischen dem beinharten stalinistischen Dogmatiker der 50er und dem Reformer der 60er. Er war der SU zu unabhängig und zu reformbereit. Deshalb hat Honecker auch eher den konservativen Flügel der Partei vertreten, als er mit sowjetischem Einverständnis (Breshnew-Zeit) Ulbricht gestürzt hat.

Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung
19.01.2019 19:35 Uhr
Zitat:
Wobei was China treibt, wohl wenig mit sozialer Marktwirtschaft zu tun hat.


Lach, das wollte ich auch nicht zum Ausdruck bringen. Die Volksrepublik China ist ein sozialistischer Einparteienstaat mit marktwirtschaftlichen Elementen.
19.01.2019 19:42 Uhr
Sorry, RL geht vor.
Tut mir in diesem Falle echt leid, off gehen zu müssen.
Wenn die Diskussion morgen noch nicht tot ist, schreibe ich weiter.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.01.2019 19:43 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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