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Fragenübersicht Ein Thema über welches Wir uns Alle Gedanken machen sollten. Stimmt es, dass sich die Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz verschlechtern oder konstant (gut/schlecht) bleiben? Wie steht Ihr zu dieser Aussage?
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04.11.2012 09:30 Uhr
@ Lehmann

noch viel schlimmer sieht es im Servicebereich aus. Ich war selbst im Callcenter tätig und dort auch einige Zeit als Betriebsratsvorsitzender.
Wie dort mit Menschen mittlerweile umgegangen ist, ist in vielen Bereichen einfach unerträglich.
Die Fluktuation in diesem Bereich verdeutlicht dies unter anderem, aber auch gerade die Zahl der Klagen st ein Hinweis für sehr schlechte Arbeitsbedingungen mit hohem Druck, der von oben nach unten durchgeleitet wird.
04.11.2012 09:39 Uhr
Zitat:
Von: Thunderstruck 04.11.2012 10:30 Uhr

@ Lehmann

noch viel schlimmer sieht es im Servicebereich aus. Ich war selbst im Callcenter tätig und dort auch einige Zeit als Betriebsratsvorsitzender.
Wie dort mit Menschen mittlerweile umgegangen ist, ist in vielen Bereichen einfach unerträglich.


Vollkommen richtig! Ich habe nur die Nahrungs- und Genussbranche als Beispiel genommen. Da fällt mir der Wiener Feinbäcker am Hbf Karlsruhe ein. Der hat jetzt 24h lang geöffnet. Der hatte schon vorher auch eine hohe Flukation an Mitarbeitern. Wie ich hörte, gehört das nur einen Besitzer. Muss so ein neuartiges Modell sein. Zumindest bezahlt er nur 3 (!) Euro die Stunde, aber er als Besitzer, besitzt rund 10 Häuser auf Teneriffa!
04.11.2012 09:47 Uhr
Die Arbeitsverdichtung und damit die Arbeitsplatzbelastung steigt. Es heisst immer wieder: Kosten sparen, Kosten sparen. Dies soll dann durch Einsparungen von personal erfolgen. Also wird die vorhandene Arbeit auf immer weniger Köpfe verteilt
04.11.2012 11:07 Uhr
Zitat:
Der hat jetzt 24h lang geöffnet. Der hatte schon vorher auch eine hohe Flukation an Mitarbeitern. Wie ich hörte, gehört das nur einen Besitzer. Muss so ein neuartiges Modell sein. Zumindest bezahlt er nur 3 (!) Euro die Stunde, aber er als Besitzer, besitzt rund 10 Häuser auf Teneriffa!

Dieses Beispiel zeigt wunderbar das Problem: es ist Arbeit da, aber die Leute können nicht davon leben.

Dabei wäre die Lösung nicht so schwer: jede Arbeit sozialversicherungspflichtig machen mit einem niedrigen Eingangssatz, gesetzlicher Mindestlohn für alle, ein verbessertes Arbeitszeitengesetz mit rigiden Strafen und Aufhebung der Ladenöffnungszeiten.

Wenn garantiert (und kontrolliert und durchgesetzt ist), dass jeder mindestens 7 Euro in der Stunde verdient, nicht mehr als 8 Stunden am Tag und nicht mehr als 5 Tage die Woche arbeitet, und für Nacht- und Wochenendarbeit einen Zuschlag von 50% bekommt, dann können wir Arbeit viel sinnvoller verteilen, für ausreichende Einkommen sorgen, flexibel Arbeitszeiten fördern und die Sozialversicherungen stärken.
04.11.2012 11:50 Uhr
Zitat:
Dieses Beispiel zeigt wunderbar das Problem: es ist Arbeit da, aber die Leute können nicht davon leben.


So ist es!
04.11.2012 12:15 Uhr
Tatsache ist:

Die Normen für Arbeitsbelastung (Dreck, Staub, Lärm etc.) wurden kontinuierlich verschärft und die Arbeitsplätze sind heute weit weniger belastend als früher.

Die wöchentliche Arbeitszeit hat sich in Deutschland kontinuierlich reduziert um beim jetzigen Niveau seit längerem zu stagnieren.

Die Urlaubstage pro Jahr haben kontinuierlich zugenommen.

Die Zahl der Unfälle am Arbeitsplatz hat deutlich abgenommen, enetsprechend auch die Zahl tödlicher Unfälle.

Die soziale Absicherung um Fall von Arbitslosigkeit war noch nie in der Geschichte Deutschlands so groß wie aktuell.

Die Löhne sind nahezu durchgängig (mit wenigen Dellen) schneller gestiegen als die Inflation und die durchschnittliche Kaufkraft der Löhne heute ist deutlich mehr als das doppelte der Kaufkraft der 1970er Löhne.
04.11.2012 12:52 Uhr
Zitat:
Tatsache ist:

Die Normen für Arbeitsbelastung (Dreck, Staub, Lärm etc.) wurden kontinuierlich verschärft und die Arbeitsplätze sind heute weit weniger belastend als früher.

Die wöchentliche Arbeitszeit hat sich in Deutschland kontinuierlich reduziert um beim jetzigen Niveau seit längerem zu stagnieren.

Die Urlaubstage pro Jahr haben kontinuierlich zugenommen.

Die Zahl der Unfälle am Arbeitsplatz hat deutlich abgenommen, enetsprechend auch die Zahl tödlicher Unfälle.

Die soziale Absicherung um Fall von Arbitslosigkeit war noch nie in der Geschichte Deutschlands so groß wie aktuell.

Die Löhne sind nahezu durchgängig (mit wenigen Dellen) schneller gestiegen als die Inflation und die durchschnittliche Kaufkraft der Löhne heute ist deutlich mehr als das doppelte der Kaufkraft der 1970er Löhne.


Allerdings ist das alles sehr pauschal. Siehe meine Post. Man kann sowas nie pauschal sagen!
04.11.2012 12:59 Uhr
Zitat:
Allerdings ist das alles sehr pauschal. Siehe meine Post. Man kann sowas nie pauschal sagen!


Na sicher ist das pauschal, aber man MUSS es sogar pauschal sagen, wenn man allgemein über Verbesserung/ Verschlechterung diskutieren will.

Individuell ergibt sich immer ein anderes Bild, nur nutzen individuelle Schicksale wenig, wenn man allgemein über politische Veränderungen diskutiert. Dann versperren sie schnell den Blick auf das Wesentliche.
04.11.2012 13:08 Uhr
Ich nehme mal an, dass es hier um Arbeitsbedingungen in Industriestaaten geht.

Sucht mal nach "Psychosoziale Kosten turbulenter Veränderungen". Eine Arbeitsgruppe um Rolf Haubl vom Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt und Günter Voß von der TU Chemnitz hatte im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) ausgewählte SupervisorInnen (erfahrene Psychologen, die angehende Psychologen betreuen) nach ihren Einschätzungen gegenwärtigen Veränderungen von Arbeitsbedingungen in Organisation befragt. Der Artikel gibt einen guten Einblick in die heutige Arbeitswelt.

Weitere Suche: "Psychische Belastungen bei 80% der Betriebe nicht beurteilt".
04.11.2012 14:27 Uhr
Ich würde mir wünschen, dass die Gewerkschaften endlich mal die Arbeitsbedingungen ihrer eigenen Mitarbeiter verbessern. Da gibt es nämlich noch mehr als genug zu tun!
04.11.2012 15:37 Uhr
Das kann man so sehen. Der Druck der den Arbeitnehmern gemacht wird führt zu körperlichen und/oder psychischen Problemen. Leider ist schwarz/gelb nicht in der Lage der Wirtschaft Paroli zu bieten und die Arbeitsbedingungen gesetzlich wieder zu verbessern.

Stattdessen wird versucht die deutschen Arbeitsbedingungen nach Rest-Europa zu exportieren. Ein geschichtlicher Rückschritt.
04.11.2012 15:49 Uhr
Zitat:
Stattdessen wird versucht die deutschen Arbeitsbedingungen nach Rest-Europa zu exportieren.


So ein Blödsinn, die meisten Länder würden schlagartig ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, würden sie so hohe Löhne zahlen oder so festgefahrene Arbeitsmarktregularien haben.

Weder schafft es Deutschland sie zu exportieren noch werden die anderen Länder sie übernehmen wollen. Jedes Land hält seine eigene Arbeitsmarktregulierung meist für die richtige, zumal sich weder Gewerkschaften noch Arbeitgeberverbände meist durch besondere Beweglichkeit auszeichnen.

Unsere hohen Löhne hätte zwar nahezu jeder gerne, aber auch die lassen sich nirgendwo einfach per beschluss einführen.
04.11.2012 15:57 Uhr
Zitat:
So ein Blödsinn, die meisten Länder würden schlagartig ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren, würden sie so hohe Löhne zahlen oder so festgefahrene Arbeitsmarktregularien haben.

Weder schafft es Deutschland sie zu exportieren noch werden die anderen Länder sie übernehmen wollen. Jedes Land hält seine eigene Arbeitsmarktregulierung meist für die richtige, zumal sich weder Gewerkschaften noch Arbeitgeberverbände meist durch besondere Beweglichkeit auszeichnen.

Unsere hohen Löhne hätte zwar nahezu jeder gerne, aber auch die lassen sich nirgendwo einfach per beschluss einführen.


Rede keinen Unsinn. Du hast Dich schon mit der Aussage zur Reallohnentwicklung verrant. Natürlich sind die Löhne und die Lebenshaltungskosten in Deutschland pauschal höher. Die Produktivität ist aber auch höher. Diese wird exportiert.

Die Arbeitsmarktregulierungen existieren nur noch auf dem Papier. Durch Leiharbeit und Befristung von Verträgen werden diese systematisch unterhöhlt.

Einfache Tätigkeiten wie die Herstgellung von Massenartikeln mit niedriger Gewinnmarge pro Stück findet doch gar nicht mehr bei uns statt. Wie auch eindrucksvoll bewiesen wird durch den derzeitigen Fall von Takko die in chinesischen Gefägnissen produzieren lassen.
04.11.2012 16:17 Uhr
Man kann das nicht pauschalieren.Mein Arbeitsplatz ist unter gesundheitstechnischen Fragen gut eingerichtet,der permanente Druck und Stress ist das (zur Zeit) grösste Problem.Ich höre von anderen Arbeitsplätzen,wo sich Arbeitschutz und anderes rapide verschlechtert hat.Man muss also genau hinschauen und dieses ist nicht zuletzt eine Aufgabe der Arbeitnehmervertretungen.Die Arbeitnehmervertreter sollten sich dieses Themas annehmen.
04.11.2012 16:23 Uhr
Zitat:
Man muss also genau hinschauen und dieses ist nicht zuletzt eine Aufgabe der Arbeitnehmervertretungen


Im Ersten Schritt ist das Aufgabe des Arbeitgebers und um zweiten Schritt der Berufsgenossenschaft und in Begleitung des Gesetzgebers. Arbeitnehmervertreter braucht man dazu nicht.
04.11.2012 16:28 Uhr
Zitat:
Arbeitnehmervertreter braucht man dazu nicht.

Es stimmt alles,was du schreibst.Nur dieses von mir zitierte stimmt nicht.:)
Für den Fall der Fälle,dass der Arbeitgeber nicht reagiert und die BG irgendwie nicht erscheint,ist es wichtig, gute Arbeitnehmervertreter zu haben.
04.11.2012 16:49 Uhr
Arbeitsbedingungen, die von außen steuerbar sind, haben sich sicherlich verbessert. Auch wenn in vielen Fällen bestehende Vorschriften und Gesetze nicht genügend Beachtung finden.

Verschlechtert haben sich dagegen vielerorts die Arbeitsbedingungen wie Arbeitsdichte, Arbeitsdruck, Behandlung durch Vorgesetzte und Kollegen.

Auf die Oder-Frage im Umfrage-Titel kann ich also mit "Ja" antworten. Besserwisserisch hinzufügen möchte ich noch, dass eine Frage keine Aussage wird, nur weil sie als solche bezeichnet wird. ;-)
04.11.2012 18:26 Uhr
Zitat:
Na sicher ist das pauschal, aber man MUSS es sogar pauschal sagen, wenn man allgemein über Verbesserung/ Verschlechterung diskutieren will.


Nein, muss man nicht. Schaue, was ich schrieb.
05.11.2012 07:08 Uhr
Die arbeitsbedingungen haben sich in den vergangenen 25 jahren und vor allem in den jahren nach der einführung der sogenannten h4 gesetze nach und nach verschlechtert.

Das problem ist, daß die gewerkschaften, die ursprünglich mal dafür angetreten waren, die lebensbedingungen der arbeiter zu verbessern den klassenkampf lange aufgegeben haben und sich ausschließlich damit befassen, wie sie den kapitalismus verbessern können.

Im zuge der erpressung, daß es arbeitsplätze zu erhalten gilt, haben sich auch starke gewerkschaften selbst ausgehebelt, in dem sie leiharbeitertarife verhandelt haben - also die tarife für die eigenen streikbrecher. So dämlich können vermutlich nur sozialdemokraten sein.

Und selbst für die unbezahlten überstunden haben die sauberen gewerkschafter selbst gesorgt: Gearbeitet wird in betrieben mit tarifvertrag für gewöhnlich 7,5 oder 8 stunden pro tag. Insgesamt dürfen pro tag allerhöchstens 10 stunden gearbeitet werden.

Somit dürfen auch allerhöchstens 10 stunden pro tag abgerechnet werden. Inzwischen ist es aber mancherorts üblich, die arbeitnehmer mit aufträgen zu belasten, die sie in dieser zeit überhaupt nicht schaffen können und die sie, weil beispielsweise kundenzufriedenheit gefragt ist, auch nicht auf später verschoben werden können.
Für die gewerkschafter, die es geschafft haben, einen wunderschönen konsens zwischen ihren noblen zielen und dem kapitalismus zu finden, sieht das sehr schön aus.

Für die leute, die damit leben müssen, ist es die allerhinterletzte scheiße.
05.11.2012 13:02 Uhr
Was man sagen kann, ist, dass es heute viel mehr Befristungen gibt als vor ein paar Jahren und unter anderem dadurch für viele Arbeitnehmer eine erhöhte Unsicherheit mit höherem Streßrisiko. Zudem schreitet in etlichen Branchen der technische Wandel rasch voran, was stetige Anpassungsleistungen und Flexibilität erfordert. Schließlich haben die modernen Kommunikationsmedien zur Folge, dass in manchen Tätigkeiten die Erreichbarkeit und Arbeitsmöglichkeiten außerhalb der Büros gestiegen sind (hierzu gibt es Untersuchungen), was wiederum ein erhöhtes Streßrisiko mit sich bringt.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   LPP
  Volk, Sonstige
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