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Fragenübersicht Hat Deiner Meinung nach der Klassenbegriff, wie ihn Marx prägte (gemeint sind also ökonomische Klassen) heute noch Gültigkeit?
Anfang-2016 - 35 / 35 Meinungen
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08.10.2012 08:28 Uhr
Zitat:
Von: Quoyle 07.10.2012 18:40 Uhr

Ich sehe schon, der Thread wird zum passageren Spielzimmer für die verbildete dolsche Linkselite mit ihren hobbyökonomischen Schattenspielen und sonstigen intellektualistischen Pullermannfummelfetischen. Feuer frei, Boys!


08.10.2012 09:10 Uhr
Die Marx'schen Thesen waren schon zu seiner Zeit fernab der Realität, in die moderne Gesellschaft passen sie überhaupt nicht mehr.
10.10.2012 12:57 Uhr
Diese Begriffe haben wie so vieles andere von Marx zeitlose Gültigkeit.
10.10.2012 13:00 Uhr
Zitat:
Ist der Selbstausbeuter in der sogenannten Ich-AG und der Inhaber eines kleinen Familienbetriebes nicht auch Arbeiterklase im teleologischen Sinne der Marxsschen Definition?


Natürlich.
Die Klassenzugehörigkeit hängt davon ab, ob der Anteil am eigenen Mehrprodukt größer oder kleiner als 100% ist.

Ist der Anteil kleiner, wird man ausgebeutet, d.h. Mehrprodukt fließt voneiner Person gegenleistungslos zu einer anderen.

Diese haben dann einen Anteil von mehr als 100% am Mehrprodukt, d.h. sie bekommen Mehrprodukt von anderen ohne etwas dafür zu tun.
10.10.2012 13:01 Uhr
Zitat:
Die Marx'schen Thesen waren schon zu seiner Zeit fernab der Realität, in die moderne Gesellschaft passen sie überhaupt nicht mehr.


Das übliche hirn- und sinnlose Blabla eines Propaganda-Aktivisten der Neoliberalen ;-)
10.10.2012 13:10 Uhr
Zitat:
viele Klassen sind mehr ineinander übergreifend als früher


Es gibt wie früher so heute auch nur genau zwei Klassen: Reiche und Arme (aka "Arbeiter").
10.10.2012 13:29 Uhr
"Man nehme nur die Liste der reichsten Menschen, sie sind kaum durch eigene Arbeit so reich geworden."

Aber sehr oft eben auch nicht durch den Besitz von Produktionsmittel.
Ich wüsste nicht was ALDI oder Lidl an Produktionsmitteln besitzen.
11.10.2012 05:27 Uhr
Zitat:
Ich wüsste nicht was ALDI oder Lidl an Produktionsmitteln besitzen.


Menschen.
15.10.2012 19:41 Uhr
Die einen fahren ihren kleinen VW, die anderen jagen mit dem Porsche über die A40.

Also: ja. Ganz orthodox bin ich da.
15.10.2012 19:47 Uhr
@ Irre

Der Begriff der Klasse, wie der alte Marx ihn verwendet, ist eine theoretische Kritik einer ziemlich praktischen Veranstaltung: die Lohnarbeiter sind gezwungen sich mit ihrer Ware, der Arbeitskraft, an die Unternehmer zu verpachten. Damit ist noch wenig gesagt darüber, ob sie dadurch sofort revolutionär werden oder sowas. Es ist erstmal eine Kritik an den schäbigen Notwendigkeiten, die der Laden namens Kapitalismus hervorbringt gegenüber einer ganzen Klasse von Leuten, die man Arbeiter nennt.

PS: Ich weiß, dass antideutsche Halbmarxisten gerne mal zusammenzucken bei dem Worte "Klasse". Ist ja auch richtig, denn damit ist keine individuelle Emanzipation gemeint - das meint Marx nicht - sondern die Zerschlagung der Warengesellschaft durch die unmittelbaren Produzenten als Kollektiv gegen die kapitalistischen Unternehmer. Das ist der Witz.

15.10.2012 23:43 Uhr
@oov

Dein Problem ist, dass du theoretisch immer noch mit Lukacs & Co. meinst, ein politisch handelndes Proletariat weise der Möglichkeit nach über die warenförmigen Verhältnisse hinaus. Dem ist aber mitnichten so, denn das Proletariat konstituiert als integraler Bestandteil dieser Verhältnisse jene und wird andererseits auch durch sie konstituiert. Es ist zugleich Produkt wie auch Produzent der Warengesellschaft, das ist die dynamische Dialektik von abstraker und konkreter Arbeit, die du einfach in einem undialektischen Dualismus meinst auflösen zu können, in dem du dann auf die konkrete Gebrauchswertseite rekurrierst und glaubst diese stünde in einem über das falsche Ganze hinausweisenden Widerspruch zur abstrakten Tauschwertseite statt zu erkennen, dass die abstrakte Arbeit nur die gesellschaftliche Vermittlungsinstanz der wertsetzenden konkreten Arbeit ist, die du da fröhlich als Basis der gesellschaftlichen Synthesis - des sich selbst verwertenden Werts - ontologisierst und damit die ganze "praktische Veranstaltung" enthistorisierend affirmierst. Du willst es nicht tun, aber du tust es.
16.10.2012 22:06 Uhr
Zitat:
Dein Problem ist, dass du theoretisch immer noch mit Lukacs & Co. meinst, ein politisch handelndes Proletariat weise der Möglichkeit nach über die warenförmigen Verhältnisse hinaus.

Nein. Lukacs macht das vielleicht. Aber der sieht im "Proletariat" auch das positive Element des künftigen Sowjetstaates. Kritik des Klassen-Daseins ist etwas anderes als eine politische Strategie der Eroberung der Staatsmacht für das Proletariat.

Zitat:
Dem ist aber mitnichten so, denn das Proletariat konstituiert als integraler Bestandteil dieser Verhältnisse jene und wird andererseits auch durch sie konstituiert.

Das ist ein Strukturalismus, der sich gewaschen hat. Prolet und Unternehmer fallen da glatt in eins bzw. werden in der Rede von den "Verhältnissen" aufgelöst.

Zitat:
Es ist zugleich Produkt wie auch Produzent der Warengesellschaft [...]

Die lohnarbeitende Klasse, ja, das sind die Produzenten - das ist der gesellschaftliche Gesamtarbeiter. Du musst aber mal klären, wer sozialgeschichtlich wozu gezwungen ist! Wo ist die Zwecksetzung, und wer bedient sich da der fremden Arbeit? Diese Fragen klammerst du einfach aus.

Zitat:
statt zu erkennen, dass die abstrakte Arbeit nur die gesellschaftliche Vermittlungsinstanz der wertsetzenden konkreten Arbeit ist, die du da fröhlich als Basis der gesellschaftlichen Synthesis - des sich selbst verwertenden Werts - ontologisierst und damit die ganze "praktische Veranstaltung" enthistorisierend affirmierst.

Marx fragt nach der Form des Produkts. Und das ist die Warenform, welche die Gebrauchswertseite tauschwertmäßig okkupiert. Was aber heißt das für die Leute? Das interessiert dich auch nicht. Du hast ja dein Genüge daran, vom sich selbst verwertenden Wert zu faseln.

- Was Quatsch ist, denn das ist nur die Erscheinung des Finanzkapitals, des Geld heckenden Geldes. D.h. du arbeitest begrifflich ziemlich ungenau, wenn du damit meinst, was übers Verhältnis von Arbeit und Kapital zu sagen.
17.10.2012 07:26 Uhr
@oov

Zitat:
Nein. Lukacs macht das vielleicht. Aber der sieht im "Proletariat" auch das positive Element des künftigen Sowjetstaates. Kritik des Klassen-Daseins ist etwas anderes als eine politische Strategie der Eroberung der Staatsmacht für das Proletariat.


Kritik der Klassengesellschaft übe ich auch. Aber wie gehts von da aus weiter? Was siehst du im Proletariat? Der Frage weichst du aus.

Zitat:
Das ist ein Strukturalismus, der sich gewaschen hat. Prolet und Unternehmer fallen da glatt in eins bzw. werden in der Rede von den "Verhältnissen" aufgelöst.


Nö, weder fallen sie analytisch in eins noch ist das strukturalistisch gedacht. Denn erstens konstituieren zwar sowohl diese wie jene das Systemganze, agieren dabei aber in zu unterscheidenden Funktionen und zweitens enthistorisiere ich deren konstitutive Funktionen für die warenförmige Gesellschaft nicht wie es die (Post-)Strukturalisten tun.

Zitat:
Die lohnarbeitende Klasse, ja, das sind die Produzenten - das ist der gesellschaftliche Gesamtarbeiter. Du musst aber mal klären, wer sozialgeschichtlich wozu gezwungen ist! Wo ist die Zwecksetzung, und wer bedient sich da der fremden Arbeit? Diese Fragen klammerst du einfach aus.


Ja, schön. Das ist aber erstmal nicht mehr als Soziologie. Das ist systemimmanente Kritik an der Klassengesellschaft vom Standpunkt einer Klasse, die aber über eine reine Verkehrung der Verhältnisse nicht hinausweist, zur wertförmigen und mithin notwendig verdinglichten Vermittlungstruktur kein Wort verlieren glaubt zu brauchen.

Zitat:
Marx fragt nach der Form des Produkts. Und das ist die Warenform, welche die Gebrauchswertseite tauschwertmäßig okkupiert. Was aber heißt das für die Leute? Das interessiert dich auch nicht.


Du trennst Form und Inhalt und machst aus Marx hier einen bürgerlichen Wissenschaftler, der er aber nie war. Form und Inhalt sind in der Analyse von Marx nicht zu trennen, die Substanz der Ware - die Wertsubstanz - ist die konkrete Arbeit, die im Tausch aber nur mittels der qualitativ gleichgesetzten Arbeit als abstrakte in ihrer Warenform erscheinen kann. Die Ware wird also nicht erst im Tausch zur Ware, sondern sie erscheint im Tausch erst als Ware. Du sitzt hier dem fetischistischen Schein auf, weil du die dialektische Dynamik aus dem Kapitalismus herauskürzt und auf ein vermeintlich außerhalb des Ganzen stehendes Kollektivsubjekt projizierst.

Zitat:
Du hast ja dein Genüge daran, vom sich selbst verwertenden Wert zu faseln. - Was Quatsch ist, denn das ist nur die Erscheinung des Finanzkapitals, des Geld heckenden Geldes. D.h. du arbeitest begrifflich ziemlich ungenau, wenn du damit meinst, was übers Verhältnis von Arbeit und Kapital zu sagen.


Karl Held-Slang ersetzt keine sauberen Analysen. ;-) Die Projektion des automatischen Wertververtungsprozess rein auf die Ebene des Finanzkapitalismus ist eben nur das was du selber schreibst, ein (verkehrter) Schein. Und ganz nebenbei auch die Einstiegsluke in allerlei sehr regressive Formen der Kapitalismuskritik. Aber davon willst du ja nix wissen, hauptsache es liegt genug Pulverdampf und Blei in der Luft und du kannst gemeinsam mit dem Proletariat die rote Fahne schwingen. ^^
17.10.2012 14:48 Uhr
Zitat:
Kritik der Klassengesellschaft übe ich auch. Aber wie gehts von da aus weiter? Was siehst du im Proletariat? Der Frage weichst du aus.

Kritik der Klassengesellschaft, yes. D.h. aber, Gegenstand ist der Antagonismus von lebendiger Arbeit und Kapital - und das erstmal unabhängig von geschichtsteleologischen Ideen, wer jetzt wo wie revolutionär ist. Das mache ich ja nicht!

Zitat:
Denn erstens konstituieren zwar sowohl diese wie jene das Systemganze, agieren dabei aber in zu unterscheidenden Funktionen und zweitens enthistorisiere ich deren konstitutive Funktionen für die warenförmige Gesellschaft nicht wie es die (Post-)Strukturalisten tun.

Das ist jawohl die Herrschaft einer anonymen Struktur, wenn du Arbeit und Kapital als "Funktionen" liest. Das sind keine "Funktionen", sondern antagonistische Klassen mit bestimmten ökonomischen Zwecksetzungen!

Zitat:
Ja, schön.

Das ist ein bißchen entlarvend.

Zitat:
Das ist aber erstmal nicht mehr als Soziologie.

Ja, wenn es eine gescheite Soziologie ist, dann soll man die auch mal durchführen.

Zitat:
Das ist systemimmanente Kritik an der Klassengesellschaft vom Standpunkt einer Klasse, die aber über eine reine Verkehrung der Verhältnisse nicht hinausweist, zur wertförmigen und mithin notwendig verdinglichten Vermittlungstruktur kein Wort verlieren glaubt zu brauchen.

Das schiebst du mir einfach mal so zu. Die Kritik der Mehrwertausbeutung ist doch überhaupt nicht zu trennen von der Kritik des Werts - beides gehört zusammen. Sonst hätte Marx auch nach S. 160 den ersten Band abschließen können.

Zitat:
[...] die Substanz der Ware - die Wertsubstanz - ist die konkrete Arbeit, die im Tausch aber nur mittels der qualitativ gleichgesetzten Arbeit als abstrakte in ihrer Warenform erscheinen kann.

Das ist dreimal verkehrt. Die abstrakte (!) Arbeit bildet die Wertsubstanz.

Zitat:
Die Ware wird also nicht erst im Tausch zur Ware, sondern sie erscheint im Tausch erst als Ware.

Das stimmt ja auch, sobald es Warenproduktion im großen Maßstab gibt.

Zitat:
Du sitzt hier dem fetischistischen Schein auf, weil du die dialektische Dynamik aus dem Kapitalismus herauskürzt und auf ein vermeintlich außerhalb des Ganzen stehendes Kollektivsubjekt projizierst.

Wieder ein merkwürdige Behauptung deinerseits. Wo sage ich, dass das Proletariat außerhalb steht und ein Kollektivsubjekt ist? Das Proletariat trägt objektiv den Schaden davon, ist aber atomisiert und zersplittert wie die Kapitalistenklasse selbst mit ihren ganzen Departements und Managment-Ebenen.

Zitat:
Die Projektion des automatischen Wertververtungsprozess rein auf die Ebene des Finanzkapitalismus ist eben nur das was du selber schreibst, ein (verkehrter) Schein.

Lies doch mal im dritten Band nach! Das Geld heckende Geld ist ein Schein der Zirkulationsoberfläche, die das Produktionsverhältnis verdeckt. Aus Geld, wird nämlich nur dann mehr Geld, wenn man kostensparend Arbeiter einsetzt und mehr Gewinn erzielt, als man hereinsteckt.

Zitat:
Und ganz nebenbei auch die Einstiegsluke in allerlei sehr regressive Formen der Kapitalismuskritik.

Kapitalismuskritik ist, wenn sie richtig ist, nie regressiv.

Zitat:
Aber davon willst du ja nix wissen, hauptsache es liegt genug Pulverdampf und Blei in der Luft und du kannst gemeinsam mit dem Proletariat die rote Fahne schwingen. ^^

Jajaja.
18.10.2012 15:06 Uhr
@oov

Zitat:
Kritik der Klassengesellschaft, yes. D.h. aber, Gegenstand ist der Antagonismus von lebendiger Arbeit und Kapital - und das erstmal unabhängig von geschichtsteleologischen Ideen, wer jetzt wo wie revolutionär ist. Das mache ich ja nicht!


Das Problem bzw. die uns scheidende Differenz ist, dass du dich positiv auf diese schwammige Begrifflichkeit von der "lebendigen Arbeit" beziehst respektive dies zum Standpunkt deiner Kritik auserwählst, indem du die Arbeit als quasi anthropologische Konstante gesellschaftlicher Synthesis setzt. Sprich indem du konkrete und abstrakte Arbeit nur quasi als kontingenten Dualismus denkst und dadurch übersiehst, dass die Arbeit als Basis gesellschaftlicher Vermittlung eine spezifische Erscheinung des Kapitalismus ist.

Zitat:
Das ist jawohl die Herrschaft einer anonymen Struktur, wenn du Arbeit und Kapital als "Funktionen" liest. Das sind keine "Funktionen", sondern antagonistische Klassen mit bestimmten ökonomischen Zwecksetzungen!


Im Sinne konstitutiver Funktionen, ja, also nicht im Sinne einer ontologisch-enthistorisierenden Struktur, wie du sie mir mit dem Gerede vom Strukturalismus unterzuschieben versuchst.

Zitat:
Das schiebst du mir einfach mal so zu. Die Kritik der Mehrwertausbeutung ist doch überhaupt nicht zu trennen von der Kritik des Werts - beides gehört zusammen. Sonst hätte Marx auch nach S. 160 den ersten Band abschließen können.


Nunja, vom Fetischismus von Ware, Geld und Kapital liest man bei dir ja auch nie was.

Zitat:
Das ist dreimal verkehrt. Die abstrakte (!) Arbeit bildet die Wertsubstanz.


Dir ist aber schon klar, dass es abstrakte Arbeit gar nicht wirklich gibt, weil sie eben ist was sie ist - abstrakt?! ;-) Abstrakte Arbeit ist eine analytische Kategorie, mit deren Hilfe der Wertbildungsvorgang im Austauschprozess darstellbar ist. Die Wertsubstanz resultiert aus der verausgabten konkreten Arbeitszeit, von deren qualitativer Unterschiedenheit zur Ermittlung der Wertgröße abstrahiert wird.

Zitat:
Wieder ein merkwürdige Behauptung deinerseits. Wo sage ich, dass das Proletariat außerhalb steht und ein Kollektivsubjekt ist? Das Proletariat trägt objektiv den Schaden davon, ist aber atomisiert und zersplittert wie die Kapitalistenklasse selbst mit ihren ganzen Departements und Managment-Ebenen.


Dass es ein Kollektivsubjekt ist, sagst du nicht, nein. Aber das es eines werden sollte, um die Revolution zu machen, sagst du implizit schon. Und dass das Proletariat außerhalb steht, sagst du auch nicht, nein, aber dass dessen Tätigkeitsform, nämlich die Arbeit, außerhalb steht, das sagst du eben schon. Siehe auch meine Kritik an der Kontingenz in deiner Betrachtung von konkreter und abstrakter Arbeit weiter oben.

Zitat:
Lies doch mal im dritten Band nach! Das Geld heckende Geld ist ein Schein der Zirkulationsoberfläche, die das Produktionsverhältnis verdeckt. Aus Geld, wird nämlich nur dann mehr Geld, wenn man kostensparend Arbeiter einsetzt und mehr Gewinn erzielt, als man hereinsteckt.


D'accord. Aber das schrieb ich zwei oder drei Posts zuvor schon im Bezug auf den Wertverwertungsprozess des Kapitals, wo du plötzlich meintest mir mit dem Verweis auf das Finanzkapital widersprechen zu müssen.

Zitat:
Kapitalismuskritik ist, wenn sie richtig ist, nie regressiv.


Was soll das bitte sein? Die Grabinschrift von Karl Held?
18.10.2012 16:57 Uhr
Zitat:
Sprich indem du konkrete und abstrakte Arbeit nur quasi als kontingenten Dualismus denkst und dadurch übersiehst, dass die Arbeit als Basis gesellschaftlicher Vermittlung eine spezifische Erscheinung des Kapitalismus ist.

Das ist eine wertkritische Ãœberinterpretation. Marx kritisiert die historisch-besondere FORM der Arbeit: die abstrakte im Kapitalismus. Gearbeitet wurde aber in jeder Gesellschaft oder nicht?

Zitat:
Nunja, vom Fetischismus von Ware, Geld und Kapital liest man bei dir ja auch nie was.

Nie, stimmt! ;)

Zitat:
Dir ist aber schon klar, dass es abstrakte Arbeit gar nicht wirklich gibt, weil sie eben ist was sie ist - abstrakt?! ;-)

Eine ziemlich handgreifliche Abstraktion allerdings!

Zitat:
Aber das es eines werden sollte, um die Revolution zu machen, sagst du implizit schon.

Das führt zu einer anderen Diskussion: die, ob das Proletariat als einheitliche Klasse auftreten muss - oder ob es quasi als Verweigerung gegenüber der Klassengesellschaft gerade darauf ankömmt, diese Einheit zu sabotieren.

Zitat:
Und dass das Proletariat außerhalb steht, sagst du auch nicht, nein, aber dass dessen Tätigkeitsform, nämlich die Arbeit, außerhalb steht, das sagst du eben schon.

Nein! Die Arbeit ist kapitalistisch bestimmt, wie denn sonst? Aber darin geht ja nicht alles so gerade auf. Das will ich sagen.

Wenn alles Fetisch ist, dann frage ich dich mal, wie du darauf kommst, das Kapital zu kritisieren? Und wie kommen die Arbeiter Ende der 1960er Jahre in Italien auf Sabotage-Gedanken und Aktionen?
19.10.2012 14:00 Uhr
@oov

Zitat:
Das ist eine wertkritische Ãœberinterpretation. Marx kritisiert die historisch-besondere FORM der Arbeit: die abstrakte im Kapitalismus. Gearbeitet wurde aber in jeder Gesellschaft oder nicht?


Arbeit als Arbeit, Arbeit als abgetrennte gesellschaftliche Sphäre, Arbeit als basaler Bezugspunkt aller sozialen Beziehungen, DAS ist die historisch-besondere Form der Arbeit im Kapitalismus. Und das disqualifiziert die Arbeit gänzlich als positivem Bezugspunkt, der vermeintlich nur von seiner entfremdeten abstrakten Hülle zu befreien wäre.

Du machst m.E. da einfach den Fehler jedweden Stoffwechselprozess von Mensch und Natur durch die Brille der spezifischen Tätigkeitsform in der kapitalistischen Epoche - der Arbeit als Arbeit - zu lesen und enthistorisierst diese dadurch in der Folge, indem du sie zur überhistorischen ontologischen Konstante erklärst, die den Menschen gegenwärtig nur entfremdet ist, aber prinzipiell doch irgendwie ganz schniecke wäre. ;-)

Zitat:
Das führt zu einer anderen Diskussion: die, ob das Proletariat als einheitliche Klasse auftreten muss - oder ob es quasi als Verweigerung gegenüber der Klassengesellschaft gerade darauf ankömmt, diese Einheit zu sabotieren.


DAS wäre durchaus mal ein interessanter Diskussionsansatz. :-)

Falls du dazu irgendwelche weitergehenden Thesen hast, dann mach mal einen Disko-Thread in der Ema.Li-Ini auf.

Zitat:
Nein! Die Arbeit ist kapitalistisch bestimmt, wie denn sonst? Aber darin geht ja nicht alles so gerade auf. Das will ich sagen.


Right. Die Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten jenseits über den Wert vermittelter Gesellschaftlichkeit geht darin nicht auf. Das berühmte Nichtidentische zwischen dem (potentiellen) Individuum und der (wertförmigen) Gesellschaft. Diese Mannigfaltigkeit rekurriert aber auf der Vielfältigkeit der Individuen und deren Bedürfnissen, wohingegen ein gesellschaftsstiftendes Prinzip normativer Natur, wie der Arbeit als Arbeit, dieses Nichtidentische stets negiert (und dies ja gegenwärtig auch tut).
Im Prinzip weist dein Diskussionsansatz oben da schon in eine m.E. richtige Richtung.

Zitat:
Wenn alles Fetisch ist, dann frage ich dich mal, wie du darauf kommst, das Kapital zu kritisieren? Und wie kommen die Arbeiter Ende der 1960er Jahre in Italien auf Sabotage-Gedanken und Aktionen?


Wie oben schon ausgeführt ist die Totalität nicht gänzlich abgeschlossen bzw. ist der Fetisch in gewisser Weise brüchig, wobei diese Bruchlinien eben genau entlang meiner, deiner, aller nicht mit der herrschenden Gesellschaftsform in Einklang zu bringenden Wünsche, Hoffnungen und Bedürfnisse verlaufen, sprich dem bereits oben genannten Nichtidentischen zwischen dem (noch) nicht zur Gänze in der bürgerlichen Subjektform aufgegangenen (Rest-)Individuum einerseits und den Imperativen und Sachzwängen der verdinglichten Verhältnisse andererseits.

Und das gilt eben sowohl für mich wie auch für Luigi in Mailand und Toni in Turin, wobei meine Nichtidentität mit der gegenwärtigen Gesellschaftsform eine andere ist als die von Luigi, die widerum eine andere ist als die von Toni usw.. ;-)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.10.2012 16:01 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.12.2012 15:54 Uhr
@Delarue
Zitat:
meine Freundin ist selbständige Anwältin. Ihre RA-Fachangestellte verdient derzeit mehr als die "Chefin", weil sie ein vertraglich festgeschriebenes Gehalt bekommt. Bleibt nach Abzug dieses Gehalts und diverser weiterer Kosten nur noch ein Kleckerbetrag vom Umsatz übrig, hat die "Chefin" halt Pech und muss für den oder die Monat(e) den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen.

Ist für mich aber kein Grund, den Begriff der "Arbeiterklasse" zu erweitern, sondern eher, ihn zu verwerfen und in anderen Kategorien zu denken.

Merkwürdige Herangehensweise! Ich wüsste auch nicht, was solche Beispiele - die alles andere als neu sind und auch schon zu Marxens Zeiten vorkamen - an der Richtigkeit der marxistischen Klassenanalyse ändern sollen.

Der Marx'sche Klassenbegriff zeichnet sich ja gerade dadruch aus, dass er obejktiv die Funktion im Produktionsprozess beschreibt (was im Dienstleistungswesen etwas bastrakter läuft, aber im Grunde nicht anders ist) und nicht die Frage der subjektiven Zufriedenheit mit der eigenen Lage oder die Frage wieviel Netto vom Brutto bleibt. Es gibt eben auch arme UnternehmerInnen, die es einfach schwer haben zu übeleben.

Wüsste nicht, inweiweit das Marx' klassische Analyse widerlegt.

Im Übrigen sah die Arbeiterbewegung der Vergangenheit zahlreiche selbständige Anwälte als Führungspersönlichkeiten in ihren Reihen. Ich denke da nur an Leute wie Karl Liebknecht oder Paul Levi.
26.12.2012 16:22 Uhr
@Delarue
Zitat:
[..]Daraus aber abzuleiten, dass die nicht-besitzende Klasse a priori ein "revolutionäres Subjekt" sein könne, auf dass es sich positiv zu beziehen gelte, halte ich für realitätsfernen Unfug, kollektivistischen noch dazu.

Es wird nichts besser durch eine "Neubesetzung" der "Macht im Staate", und die Diktatur des Proletariats kann mich mal. Dann nehme ich lieber einmal bürgerliche Demokratie mit linksliberalem Salat, bitte.


Ich finde es immer wieder belustigend, dass auch über 150 Jahre nach dem kommunistischen Manifest immer noch Leute gibt, die dem wissenschaftlichen Sozialismus bzw. dessen TheoretikerInnen unterstellen, das Proletariat a priori für revolutionär zu halten.

Marx und Engels unterschieden die Termini der "Klasse an sich" und der "Klasse für sich". Das Proletariat ist eine Klasse kann sich ; woraus aber zunächst einmal wenig folgt. Das Proletariat muss zur bewussten Klasse für sich werden, um eine revolutionäre Funktion zu erfüllen.
Solche Bewusstseinsbildung erfolgt über Klassenkampf, theoretische Ausbildung und politische Organisierung.
Dies ist ein sehr lebendiger Prozess.

Was "Diktatur des Proletariats" angeht: Die Alternative dazu ist das Bestehende - die Diktatur der Bourgeoisie, die unabhänngig vom politischen Überbau immer besteht, solange die wirtschaftliche Macht, die Produktionsmittel im Besitz der Kapitalistenklasse bleiben und solange der bürgerliche Machtapparat (Militär, Polizei, Justiz) nicht zerschlagen ist.

26.12.2012 16:25 Uhr
So ist halt dol2day! Es eröffnet mir die Möglichkit, monatealte Diskussionsfäden wieder zu eröffnen, um die immer gleichen Diskussionen mit immer den gleichen Argumenten gegen die immer gleichen Leute, die ihrerseits immer den gleichen Unsinn schreiben, zu führen.

Aber so irrsinnig das klingt: Ich habe das in den letzten Monaten arg vermisst und freue mich, dass ich einen todlangweiligen Tag heute so ausfüllen kann.
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