Hinweis für Gäste
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, musst Du angemeldet sein.
Hier geht es zur Anmeldung.
Noch kein Mitglied? Starte hier!.
Fragenübersicht Neuerliches Drama auf dem Mittelmeer: 54 Flüchtlinge verdursten vor Italiens Küste - Was sagst Du dazu?
Anfang-2021 - 27 / 27 Meinungen
20
11.07.2012 18:32 Uhr
Das Drama, welches dort unten im Mittelmeer seit Jahren abläuft, ist mehr als unwürdig für eine zivilisierte Gesellschaft, für ein zivilisiertes und christliches Europa.
Aber was konkret tun? Und da fängt es an, entweder still zu werden oder aber es kommen unrealistische Antwortoptionen. Ich denke, jeder von uns hier hätte prinzipiell die Möglichkeit, konkret etwas zu machen - wenn er es denn wirklich ernsthaft wollte. Als Beispiel sei nur einmal an die Aktion von 1979 von Christel und Rupert Neudeck erinnert, die damals das Hilfskomitee " Ein Schiff für Vietnam" gründeten, ein Schiff charterten und tausende vietnamesischer Flüchtlinge, die sogenannten Boatpeople, reteten. Warum kommt niemand von denen, denen nun gerade dieses Elend besonders am Herzen liegt, auf die Idee, etwas in der Art auf die Beine zu stellen? Vielleicht auch gemeinschaftlich?

Aber jeder wird wohl seine Gründe haben, warum er bisher dort konkret nichts getan hat. Und sei es deshalb, weil sich jemand schon anderweitig mit vollem Herzen und Einsatz engagiert. Aber sich in gegenseitigen Vorwürfen zu erschöpfen, nützt niemandem.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2012 20:43 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 18:43 Uhr
Vor dem Gericht von Agrigent (Sizilien) müssen seit dem 22. August sieben tunesische Fischer erscheinen, die angeklagt sind, "illegale Einwanderung gefördert" zu haben. Sie riskieren bis zu 15 Jahren Gefängnis. Verfolgt als seien sie Menschenhändler, haben die Fischer tatsächlich nur die elementarste Pflicht der Solidarität erfüllt: am 8. August, in der Nähe der Insel Lampedusa, haben sie 44 Passagieren eines in Seeenot befindlichen Flüchtlingsboots Hilfe geleistet und sie zum Ufer geleitet. Ohne ihre Intervention ist es wahrscheinlich, dass die Schiffbrüchigen, unter ihnen zwei schwangere Frauen und zwei Kinder, dasselbe Schicksal erlitten hätten wie Tausende von MigrantInnen und Flüchtlingen, die seit einigen Jahren im Meer ertrunken sind beim Versuch, die europäischen Küsten zu erreichen

http://www.borderline-europe.de/news/news.php?news_id=31
11.07.2012 18:48 Uhr
Zweieinhalb Jahre Haft - so lautet das Urteil gegen zwei tunesische Fischer-Kapitäne. Gemeinsam mit ihren Besatzungen retteten die beiden Seeleute vor mehr als zwei Jahren 44 Migranten vor dem Ertrinken.
Seit über zwei Jahren saßen im sizilianischen Agrigent sieben tunesische Fischer auf der Anklagebank. Der Vorwurf: Beihilfe zur illegalen Einreise und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Im August 2007 waren sie im Mittelmeer auf ein Schlauchboot mit 44 afrikanischen Flüchtlingen gestoßen und hatten die Ertrinkenden an Bord geholt. Und weil die Mittelmeerinsel Lampedusa in dem Fall näher war als der tunesische Heimathafen, steuerten sie die italienische Küste an, auch wegen des schlechten Wetters. Dafür sollen die beiden Kapitäne jetzt in Haft gehen. Die Besatzungsmitglieder wurden von der Anklage freigesprochen. Vorbildlich gehandelt Ein Urteil, das auf viel Unverständnis stößt: "Sie haben das einzig Mögliche getan", sagt Elias Bierdel von der Mitbegründer der Organisation "borderline europe", die versucht, die zahlreichen Todesfälle an den EU-Außengrenzen zu dokumentieren. "Sie haben die Behörden informiert, die Küstenwache auf Lampedusa. Dort wollte man sich kümmern. Aber dann kam keiner." Trotzdem hätten die Fischer es geschafft, bei Windstärke fünf 44 Menschenleben zu retten. Elias Bierdel spricht aus Erfahrung. Gerade erst hat er selbst einen fünfjährigen Prozess hinter sich, in dem italienische Behörden ihm und dem Kapitän Stefan Schmidt Schlepperei vorgeworfen hatten. Sie waren für die deutsche Hilfsorganisation Cap Anamur unterwegs gewesen und hatten 2004 ebenfalls in Seenot geratene afrikanische Flüchtlinge gerettet. Der Freispruch kam erst im Oktober 2009 – und sicher war das keinesfalls. Nach dem ersten Plädoyer sei er zum Staatsanwalt gegangen, erinnert sich Elias Bierdel. Er habe ihn gefragt: "Halten Sie uns wirklich für Kriminelle?" Und da habe er ohne zu Zögern gesagt: "Unsinn!" Und als er dann fragte: "Und was soll das Ganze?" habe der Staatsanwalt gesagt: "Ich mache nur meinen Job!". Ein Exempel statuieren Bierdel ist sich sicher: Mit dem Prozess gegen ihn und Kapitän Schmidt sollte ein Exempel statuiert werden, ebenso wie in dem aktuellen Fall der sieben tunesischen Fischer. Die Staatsanwaltschaft forderte drei Jahre Haft und 440.000 Euro Geldstrafe, das soll Nachahmern eine Mahnung sein, glaubt Bierdel: "Es sagt ja niemand offen, dass Hilfe verboten und unterlassene Hilfe gerne gesehen wird. Stattdessen sucht man eine Ausflucht, irgendetwas, das man vorwerfen kann. Und in diesem Fällen ist das eben die Schlepperei." Wenig Öffentlichkeit Mit den beiden Kapitänen in Agrigent sind jetzt zum ersten Mal Retter für ihr Handeln bestraft worden. Aber auch die freigesprochenen Tunesier sind genug gestraft: Ihrem Beruf konnten die Angeklagten in ihrer Heimat nicht mehr nachgehen, weil sie keine Lizenz für die Hochseefischerei mehr bekommen. Und die konfiszierten Boote liegen immer noch in Lampedusa. "Es trifft hier brave Menschen, die da draußen auf dem Meer unterwegs sind. Sie haben meinen höchsten Respekt. Sie sind nun vernichtet, ihre Familien sind vernichtet, weil die Boote beschlagnahmt sind. Die Männer sind ohne Arbeit und ich frage mich: In wessen Namen geschieht das?", sagt Bierdel. Allein im Jahr 2008 sind nach Angaben der UN 36.000 Menschen bei dem Versuch, das Mittelmeer nach Europa zu überqueren ertrunken. So mancher Fischer oder Kapitän wird es sich künftig dreimal überlegen, ob er, wenn er im Mittelmeer auf schiffbrüchige Flüchtlinge trifft, das hohe persönliche Risiko auf sich nimmt und sie rettet. (dw world)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2012 20:56 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 18:56 Uhr
sie wurden eben nicht komplett freigesprochen. war mein fehler.
11.07.2012 19:19 Uhr
Tausende von Leichen auf dem Meeresgrund, Körperteile in den Netzen. Das ist der grausige Alltag der Fischer zwischen Sizilien und Libyen.

Gaspare Marrone aus Agrigent hat schon häufiger seine Netze gekappt, um Flüchtlinge aus Seenot retten zu können. Meistens sind es Fischer, die die Küstenwache alarmieren. Die Männer von der Küstenwache in Agrigent haben sich von Kontrolleuren in Rettungsengel verwandelt, Tag und Nacht, sooft man sie ruft. Commandante Cascione sagt: 'Jedesmal wenn wir sicher sind, dass wir die Menschen gerettet und sicher an Land gebracht haben, sind wir glücklich.' Aber vorher sind schon viele andere an den Schiffbrüchigen vorbeigefahren. Handelsschiffe, Fischer, Freizeitsegler, die den Kontakt absichtlich vermeiden, obwohl sie die Boat People auf dem Radar haben. Ein glatter Gesetzesbruch. Laut Völkerrecht und Seerechtskonventionen ist jeder Kapitän verpflichtet, allen Menschen in Seenot Hilfe zu leisten und sie an einen sicheren Ort zu bringen. Doch wenn er so handelt, können ihm Gefängnis und hohe Geldstrafe drohen: So wurden tunesische Fischer, die Schiffbrüchigen halfen und sie an die italienische Küste brachten, als angebliche Schleuser vor Gericht gestellt. Auch der Prozess gegen Elias Bierdel, den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins 'Cap Anamur', und seinen Kapitän, die im Juni 2004 siebenunddreißig Flüchtlinge an Bord nahmen und gegen den Widerstand der italienischen Behörden an Land brachten, ist noch nicht zu Ende. Die Rechtsunsicherheit hält Kapitäne davon ab, Leben zu retten. Es gibt Reeder, die sie zu diesem Verhalten ermutigen. Die Werte der christlichen Seefahrt sind auf Hoher See nichts mehr wert.

http://programm.ard.de/Programm/Jetzt-im-TV/tod-auf-hoher-see---warum-fluechtlinge-sterben/eid_287216652614975?list=themenschwerpunkt
11.07.2012 19:20 Uhr
Zitat:
Der Hamburger Reeder Matthias Reith sieht das anders. Er unterstützt seine Seeleute auf den Mittelmeerrouten darin, Schiffbrüchige an Bord zu nehmen. Allerdings fordert er von den Anliegerstaaten, ihre satellitengestützten, hocheffizienten Systeme zur Ortung und Rettung einzusetzen. Schon heute gibt es Navtex, einen weltweiten Informationsdienst für Wetter-, Sturm- und andere nautische Warnungen. Bei Kapitän Barbera läuft auf seinem Fährschiff so eine Meldung während der Dreharbeiten ein: 'Treibendes Holzboot. 2 Leichen. 1 toter Körper ohne Kopf. 1 treibendes Glasfaserboot.' Es ist wieder mal zu spät für die Menschen. Die gestrandeten Schiffe werden von einer Spezialfirma in Agrigent nach den europäischen Richtlinien für Sondermüll ordnungsgemäß entsorgt. Fischer und Kapitäne erzählen von Gewissensnöten, vom Hin- und Wegschauen und von ihrer Hilflosigkeit. Früher war es eine Heldentat, Schiffbrüchige zu retten. Heute kann man dafür bestraft werden.


Man muss auch vor Ort nicht zuschauen und Politiker müssen erst recht nicht wegschauen.
02.08.2012 08:41 Uhr
Leute fahren Boot und nehmen nicht ausreichend Nahrung und Wasser mit und verdursten auf der Reise. Das ist ziemlich dumm von diesen Leuten.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   LPP
  Volk, Sonstige
Fragenübersicht
Anfang-2021 - 27 / 27 Meinungen