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Fragenübersicht Zeichnet sich der Mensch vor allem anderen Seienden dadurch aus, dass dessen Dasein die Grundstimmung der Langeweile aufweist?
1 - 20 / 24 Meinungen+20Ende
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15.06.2021 12:36 Uhr
Meinst Du jetzt die aktuell Seienden, die gewesen Seienden oder die künftig Seienden.
Von den künftig gewesen Seienden rede ich gar nicht erst.

However - ich sage mal : "Nein".
15.06.2021 12:38 Uhr
Es gibt keine Langeweile. Das, was man als "Langeweile" bezeichnet, ist innere Unruhe.
15.06.2021 12:39 Uhr
Seiende Säugetiere sind auch oft gelangweilt.
Ob diese Langeweile durch das seiende Supersäugetier Mensch getoppt wird, wage ich zu bezweifeln.
15.06.2021 12:41 Uhr
Derartige vergleichende metaphysische Überlegungen kranken grundsätzlich an ihrem Anthropozentrismus. Ich neige dazu, die Unterschiede zwischen Mensch und anderen Tieren nicht zu stark zu betonen, da artbezogene Wahrnehmungsunterschiede keine zwingenden, qualitativen Rückschlüsse zulassen, solange man die Wahrnehmung der jeweils anderen Arten gar nicht versteht. Es gibt ja mittlerweile durchaus einige Beobachtungen zu tierischen Verhaltensweisen, die von Trauer, Angst, Existenznot bis zur Depression durchaus mit unserer Erfahrungswelt vergleichbare Emotionen zeigen. Etwas, was man früher kaum für denkbar hielt.
15.06.2021 12:42 Uhr
Mir ist nie langweilig.
15.06.2021 13:06 Uhr
Zitat:
Mir ist nie langweilig.


Haha! Gerade diesen Spruch würde Heidegger als Beleg für seine These nehmen. Der Mensch würde die Langeweile fliehen, sagt er. Und gerade dies würde die Langeweile bestätigen. Sie schlafe, sagt er, aber eben weil sie schlafe, gäbe es sie doch und ihre Unauffälligkeit sei ihre stärkste Bestätigung.

Und ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Heideggers Überlegungen kommen ja nicht von ungefähr.
15.06.2021 13:07 Uhr
Dass sich aber ein Stein nie langweilt, das scheint mir aber evident zu sein.
15.06.2021 13:09 Uhr
Den meisten Menschen, die von Langeweile getragen sind, sind aber nicht in philosophische Sphären vorgedrungen, sondern sind eher, und man möge mir diese Abwertung verzeihen, doch sehr einfältig am Boden geblieben.

Wer Langeweile hat, der weiß einfach nichts mit seinem Leben anzufangen. Während der denkende Mensch selbst, wenn er augenscheinlich ins "Narrenkastel" blickt, doch einen Gedanken verfolgt oder festhält, ist es doch der Einfältige, der stupide und gelangweilt durch die Gegend schaut.
15.06.2021 13:11 Uhr
Zitat:
Den meisten Menschen, die von Langeweile getragen sind, sind aber nicht in philosophische Sphären vorgedrungen, sondern sind eher, und man möge mir diese Abwertung verzeihen, doch sehr einfältig am Boden geblieben.


Oder: Philosophen ist im Grunde einfach nur "langweilig", deswegen schreiben sie Ergüsse über "Langeweile", um ihr zu entkommen.

Ich bleibe aber dabei: Es gibt keine Langeweile, nur innere Unruhe, die man als jene deutet.
15.06.2021 13:29 Uhr
Ich arbeite gerne viel, habe kein Problem damit, und bin auch prinzipiell sehr aktiv. Ich kann aber auch von morgens bis abends einfach nur auf dem Sofa liegen. Was sagt das aus?
15.06.2021 13:30 Uhr
Zitat:
Ich arbeite gerne viel, habe kein Problem damit, und bin auch prinzipiell sehr aktiv. Ich kann aber auch von morgens bis abends einfach nur auf dem Sofa liegen. Was sagt das aus?


Du kannst gut abschalten.
15.06.2021 13:45 Uhr
Langeweile kenne ich sehr gut. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mir selbst keine Gedanken machen würde, oder dass ich selbst "nichts mit meiner Zeit anzufangen" wüßte.

Langeweile ist ein Gefühl der Leere. In etwa das, was man empfindet, wenn man nachts wach liegt und der Schlaf nicht kommen will, während die Zeit verrinnt. Man will schlafen, man muss eigentlich auch schlafen, aber es geht nicht. Dieses Verrinnen der Zeit ohne Inhalt, das ist Langeweile.

Oder der Umstand, dass die Verrichtungen des Tages in Distanz zu einem stehen, dass man nicht eins mit ihnen ist oder sein kann.

Das Gegenteil der Langeweile ist der Flow. Der Flow ist das Aufgehen in den Beschäftigungen, die man gerade ausführt, das In-Eins-Werden damit. Im Zustand der Langeweile sucht man diese Beschäftigung, aber man findet sie nicht. Und je mehr man danach sucht und "Ablenkung" erhofft, umso mehr kommt die Langeweile als manifester Zustand hervor.

Langeweile ist nichts, was man empfinden können will, Langeweile ist ein heimsuchendes Gefühl, eine Art Glaskuppel, die sich zwischen einem selbst und die Möglichkeiten schiebt. Langeweile ist auch kein "Luxus", sondern die kann auch in einen selbst hinein kriechen und einen von sich selbst abschneiden.

15.06.2021 13:49 Uhr
Auch wenn ich mich zum dritten Mal wiederhole...

Astra, das, was du beschreibst, ist die klassische innere Unruhe.
15.06.2021 13:54 Uhr
@AstraZeneca

Vielleicht kenne ich diese Leere nicht, weil ich oft ein Getriebener bin. Was heute gemacht werden soll, das sollte eigentlich gestern gemacht worden sein. Was in 5 Minuten schlagend sein wird, was ich noch nicht kenne, weil die Aufgabe mir erst gestellt werden wird, das sollte eigentlich schon vor 5 Minuten gemacht worden sein.

Mir kommen viele Gedanken. Laufend eigentlich. Was muss getan sein, was muss gemacht werden, was kannst Du noch machen. Das sind natürlich nicht alles hohe Gedanken, aber doch eben Gedanken und wenn es um alltägliches geht.

Wenn ich nicht schlafen kann, dann bewegt mich irgendwas. Das nagt etwas an mir. Vor einiger Zeit schickte mir jemand Fotos von einer Dame. Da war nichts. Nur großes Knutschen. Ich konnte nicht schlafen, weil mich viele Gedanken beschäftigten. Lag es an mir, dass der Kontakt weg ist, habe ich was falsch gemacht, lag es der Zeit, lag es am Raum, was macht sie, wie geht es hier. Hoffentlich geht es ihr gut. Findet man was über sie Internet. Das habt mir den Schlaf geraubt. Obwohl doch so nebensächlich und zeitlich egal ist.

Die Leere, die zur Langeweile führt, die totale Beschäftigungsleere ist mir leider/gott sei Dank fremd.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 15.06.2021 13:56 Uhr. Frühere Versionen ansehen
15.06.2021 13:55 Uhr
Insofern ahne ich voraus, worauf Heidegger in etwa hinaus will: In der Langeweile eröffnet sich genau die Distanz zwischen mir und den Dingen um mich herum, die mir die Welt "offenbart" oder "entbirgt". Denn genau dann bin ich nicht in die Welt absorbiert und genau dann wird mir die Welt als Ganzes zum Problem. Und genau um dieses "Ganze" geht es in der Metaphysik.

Es ist klar, dass einem Stein niemals so etwas wie "Welt" sich entbergen kann und es scheint klar, dass dies einem Tier nur punktuell geschehen mag.

Es ist aber völlig klar, dass einem Menschen Langeweile überall begegnen kann, sodass hier auf das Ganze gegangen wird. Weil die Langeweile so allgegenwärtig ist, dass es die ganze Welt braucht, um vor ihr zu fliehen.
15.06.2021 13:57 Uhr
Unter 'wert' und 'wertbildend' verstehe ich was anderes. Die Erklärung ist mir zu kryptisch.
15.06.2021 13:57 Uhr
Zitat:
@AstraZeneca

Vielleicht kenne ich diese Leere nicht, weil ich oft ein Getriebener bin.



Bei mir ist es schlimmer. Obwohl ich ein Getriebener bin, verfolgt mich die Langeweile.

15.06.2021 13:59 Uhr
Zitat:
Unter 'wert' und 'wertbildend' verstehe ich was anderes. Die Erklärung ist mir zu kryptisch.


@Mauli

Dann ist anzuraten, aufmerksam zu lesen. Es heißt nicht "wert" und "wertbildend", sondern "Welt" und "weltbildend".
15.06.2021 13:59 Uhr
Zitat:
Derartige vergleichende metaphysische Überlegungen kranken grundsätzlich an ihrem Anthropozentrismus. Ich neige dazu, die Unterschiede zwischen Mensch und anderen Tieren nicht zu stark zu betonen, da artbezogene Wahrnehmungsunterschiede keine zwingenden, qualitativen Rückschlüsse zulassen, solange man die Wahrnehmung der jeweils anderen Arten gar nicht versteht. Es gibt ja mittlerweile durchaus einige Beobachtungen zu tierischen Verhaltensweisen, die von Trauer, Angst, Existenznot bis zur Depression durchaus mit unserer Erfahrungswelt vergleichbare Emotionen zeigen. Etwas, was man früher kaum für denkbar hielt.


Zeig her.
15.06.2021 14:08 Uhr
Zitat:
Zitat:
Mir ist nie langweilig.


Haha! Gerade diesen Spruch würde Heidegger als Beleg für seine These nehmen. Der Mensch würde die Langeweile fliehen, sagt er. Und gerade dies würde die Langeweile bestätigen. Sie schlafe, sagt er, aber eben weil sie schlafe, gäbe es sie doch und ihre Unauffälligkeit sei ihre stärkste Bestätigung.

Und ich bin geneigt, ihm zuzustimmen. Heideggers Überlegungen kommen ja nicht von ungefähr.


Sofern ich das richtig verstanden habe könnte ich damit alles 'beweisen',etwas damit beweisen versuchen, dass etwas das wiederkommt perse schon vorhanden sein muss. Damit kann ich alle Charaktereigenschaften beweisen. Im realen Leben geht's aber m. M. nach nicht (nur), ob diese und jene Eigenschaften vorhanden sind, sondern vor allen Dingen um die Proportionen. Inwieweit diese und jene Eigenschaft stark oder schwach ausgeprägt ist hängt von vielen Faktoren ab. Die werden damit verdeckt.
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