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Fragenübersicht Glaubst Du, dass du aus dem Blickwinkel der 30er Jahre in Gefahr gekommen wärst, dass Du eine Affinität oder gar eine Anhängerschaft zu Hitler hin entwickelst?
1 - 19 / 19 Meinungen
03.12.2020 10:41 Uhr
Ich würde mich jedenfalls nicht davon frei sprechen, wirklich sinnvoll erscheinen mir solche Gedankenspiele aber nicht.
03.12.2020 10:43 Uhr
Wie verquer ich mich auch immer entwickelt hätte, der Rassismus ganz allgemein, nicht nur der Antisemitismus, wären mir zuwider gewesen.
03.12.2020 10:48 Uhr
Ich denke, dass da z.b bei mir verschiedene Parameter zu tragen kämen.

Eine der wohl historisch anzunehmenden Hürden wäre wohl die Frage, wie weit der großdeutsche Gedanke noch bei mir damals gegriffen hätte oder ob man bereits auf den österreichischen Nationsbegriff zugegriffen hätte.

Sah man den Reichsgedanken durch Hitler verwirklicht oder pervertiert. Das greift wohl auch, der national oder katholisch universell angegangen werden kann.

Die weltanschauliche Ebene ist wohl eine.

Ebenso kommen wohl auch wirtschaftliche Faktoren hinzu. Wie war man vom Elend der Zeit betroffen.

Wie weit hätte einem das schwarze Umfeld, das familiär immer da war auch im Rahmen gehalten.

Ein Zwang des Mitgehens war nicht da, aber spielt man den Rebellen.

Zudem kommt auch eine falsch verstandene Tradition hinzu. Der spätere bekannte Historiker Adam Wandruszka er war in einer illegalen (SA/SS, weiß i nimma) NSDAP-Einheit, weil diese die gleiche Nummer, wie das Znaimer k.u.k Regiment seines Vater hatte.

Da greift ein verschobenes Traditionsverständnis ein.

Wäre ich damals in einer katholischen Mittelschulverbindung wie heute gewesen, hätte auch die als Ventil gewirkt.

Wie weit hat man das durchschaut.

Es ist vielschichtig und es viel möglich.
03.12.2020 10:49 Uhr
Zitat:
Wie verquer ich mich auch immer entwickelt hätte, der Rassismus ganz allgemein, nicht nur der Antisemitismus, wären mir zuwider gewesen.


Ich habe es hier geschrieben, der Vater eines Bekannten hat sich vom NS-Regime abgewandt, als die Scherben auf der Mariahilfer Straße lagen.

Das geschah nach der "Reichskristallnacht".

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 03.12.2020 10:50 Uhr. Frühere Versionen ansehen
03.12.2020 10:51 Uhr
Meine Verwandten waren in den 30er Jahren stark katholisch geprägt. In der NS-Zeit war dann eine Sekretärin (also herabwürdigend "Tipse" genannt, keine politische Funktion) in einem Kreisbüro der NSDAP - das war die einzige Verwandte, die Nähe zur Partei hatte -, meine Opas und Großonkel in der Wehrmacht, bis auf einen, der im KZ war (Sozialdemokrat). Nach 45 wurde niemand höher als "Mitläufer" eingestuft.
Die Verwandtschaft war z.T. bildungsbürgerlich, ein Teil Wirtschaftsbürgertum.
Insgesant meine ich, dass ich zumindest aufgrund des familiären Umfelds kein glühender Anhänger Hitlers geworden wäre. Aber Familie ist nicht alles, wichtig sind auch die Peers. Also wer weiß.
03.12.2020 11:10 Uhr
Tja - ich bin ein Kind des Krieges. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre ich wahrscheinlich nicht geboren worden. Von daher müßig sich in dieser Hinsicht zu äußern. Ich bin so sozialisiert/erzogen worden, dass ich kaum anfällig für NS-Gedankengut wäre. Ob ich mich unauffällig getarnt hätte um nicht Sanktionen ausgesetzt zu sein, will ich nicht ausschließen.
03.12.2020 11:10 Uhr
Zitat:
Zudem kommt auch eine falsch verstandene Tradition hinzu. Der spätere bekannte Historiker Adam Wandruszka er war in einer illegalen (SA/SS, weiß i nimma)* NSDAP-Einheit, weil diese die gleiche Nummer, wie das Znaimer k.u.k Regiment seines Vater hatte.


Nachtrag.

Quelle Österreich II Folge 14: Der Rest war Österreich.

Es war die SA-Standarte 99. Dieses berief sich auf die Tradition des altösterreichischen Infanterieregimentes 99.

Das sprach den jungen Herren an, weil dort Großvater und Vater waren.

03.12.2020 11:21 Uhr
Fiktional betrachtet hätte Hitler mir durchaus folgen können.
03.12.2020 12:36 Uhr
Ich schwankte zwischen 'nein' und 'verschiedene Blickwinkel' und habe mich dann für die 'verschiedenen Blickwinkel' entschieden.
03.12.2020 12:41 Uhr
Wahrscheinlich würde mehr Leute das in Erwägung ziehen, wenn man den Blickwinkel der 20er Jahre nehmen würde. Damals sind noch Leute aus der NSDAP ausgetreten, weil sie erkannt haben, wohin das führen wird.
03.12.2020 12:47 Uhr
Kann ich überhaupt nicht beurteilen. Aus heutiger Sicht auf keinem Fall, klar. Aus damaliger Sicht...kommt doch sehr auf soziale und gesellschaftliche Verortung an. Wäre meine "Position" in der Gesellschaft damals 1:1 vergleichbar mit der heutigen, wäre ich wohl wahrscheinlich nicht anfällig für diesen Verbrecher gewesen.

Zudem kommt meine Familie bekanntlich aus Gdansk und der polnische Teil der Stadt war nicht sehr begeistert davon, was die Naziverbrecher da alles angestellt haben.

Insofern vermute ich, dass ich dem eher nicht zugeneigt gewesen wäre.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 03.12.2020 12:47 Uhr. Frühere Versionen ansehen
03.12.2020 12:58 Uhr
@Matzerath

Wenn man aber aus dem deutschen Teil von Danzig kam, dann war wohl die anfällig vorhanden, außer man hat eben schon früh durchschaut, wohin der Weg führt.

Krieg - Völkermord - Heimat war wohl damals den wenigstens klar.

Alle Deutsche in einem Reich, auf diese Parole fielen wohl viele rein. Besonders aus den Grenzgebieten innerhalb der deutschsprachigen Staaten und natürlich auch außerhalb.

Du hast in Teilen der Steiermark und von Kärnten, wie in Ostpreußen eine hohe Anfälligkeit zu dieser Zeit.

In Polen wurde mit deutschsprachigen Bevölkerung ab 1919 auch nicht zimperlich umgegangen. Das sind auch viele Volksdeutsche ausgewandert.

Das war wohl eine Spirale, die sich in diesen Gebieten angeheizt hat.

Jene, die bei Annaberg oder im Kärntner Abwehrkampf aktiv waren, die werden wohl durchaus anfällig gewesen sein oder welche in volkstumpolitischen Vereinen seit der Kaiserzeit aktiv waren.

Andere auch mit nationaler Komponente werden einen Blick über den Tellerrand vor 1939 geworfen haben, andere haben leider spät aber doch mit den Vertreibungen der Polen und Juden aus dem ehemaligen Westpreußen ihre Lehren gezogen.

Viele sind einen Irrweg gegangen zu dieser Zeit. Viele hatten auch eine Vorgeschichte, die zu diesem Irrweg führte.

Manche sind rechtzeitig richtig abgebogen, manche erst im Krieg, aber doch immerhin, sie erkannten den Irrweg.
03.12.2020 20:05 Uhr
Keine Ahnung? Wer wären denn meine Eltern gewesen? Hätte ich im Kreisstädtchen, in einer Großstadt oder auf dem Dorf gewohnt? Was hätten meine Freunde gemacht? Wie alt wär ich denn damals schon gewesen? Was wär ich für ein Typ gewesen?

Ganz ehrlich: da kann ich dir keine Antwort drauf geben.
03.12.2020 20:15 Uhr
Die immer wiederkehrende sehr interessante Frage.

Ein Ansatz wäre es, mich zurückzuversetzen in Personen aus meiner Familie, die damals gelebt haben.

Ein Großvater war Nazi, auch schon mehrere Jahre vor 33. Zugleich bestand er darauf, Christ zu sein.

Der andere Großvater war Liberaler, Freimaurer, säkularer Katholik, lebte und arbeitete in Deutschland, hatte aber nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.
03.12.2020 20:22 Uhr
Keine Ahnung wie weit der Einfluss der damaligen Gesellschaft bei mir gegangen wäre.

Aber davon ausgehend dass mir schon seit Kindesalter jeder Zwang, Bevormundung und Herdentrieb zuwider ist halte ich es für sehr unwahrscheinlich.
03.12.2020 20:28 Uhr
Keine Ahnung. Alles kann, nix muss. Ist halt so. Für Slime-Hörer bin ich ja heute noch bei SA/SS :o)
03.12.2020 20:30 Uhr
Mein Elternhaus war sozialdemokratisch geprägt. Mein Großvater, bei dem ich später aufwuchs, war bis zum Verbot der SPD auch Sozialdemokrat.
Unwahrscheinlich, dass unter solchen Bedingungen ein Nazianhänger aus mir geworden wäre.
04.12.2020 08:22 Uhr
Zitat:
Keine Ahnung. Alles kann, nix muss. Ist halt so. Für Slime-Hörer bin ich ja heute noch bei SA/SS :o)


@Botsaris

https://www.youtube.com/watch?v=-Tg20oD4WvE&feature=youtu.be&t=1759

Du bist dieser freundliche Polizist, der in diesem österreichischen Spielfilm aus den 80er Jahren vorkommt?


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 04.12.2020 08:23 Uhr. Frühere Versionen ansehen
05.12.2020 11:58 Uhr
Man weiß natürlich nicht um die Sozialisation, die man zu dieser Zeit erhalten hätte.

Wahrscheinlich wäre der Zugang zu höherer Bildung für meine Herkunft erschwert gewesen. Vielleicht hätte wie bei Franz Josef Strauß sich ein Pfarrer meiner Bildung angenommen und mich auf ein Gymnasium geschickt. Mal angenommen, dass dieser Weg für mich offengestanden hätte, glaube ich kaum, dass ich für die NS-Ideologie empfänglich gewesen wäre. Entweder durch den kirchlich-katholischen Kontext (der damals viel höher gewesen wäre als er heute bei mir ist) oder durch den elitistischen Gedanken gegen die Idee der Volksgemeinschaft. Ich hätte wohl das Sozialistische am Nationalsozialismus abgelehnt, nicht aber das Nationale. Mit der Sozialisation dieser Zeit hätte ich sicher den Versailler Vertrag abgelehnt. Wahrscheinlich wäre ich politisch entweder beim Zentrum oder den Deutschnationalen gelandet.
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