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Fragenübersicht Ähnelt das Verhalten der europäischen Eliten in der Eurokrise dem der US-Militärführung im Vietnamkreig?
1 - 13 / 13 Meinungen
16.06.2012 14:09 Uhr
Eine nette Analogie.

Es scheint jedenfalls so, dass immer neue Rettungspakete und Sparauflagen den Euro genausowenig Retten können wie fortlaufende Truppenerhöhungen Südvietnam.
Und ebenso scheint man in beiden Fällen das herannahende Desaster zu lange wie möglich zu leugnen.

Aber bei diesem Vergleich gäbe es ja auch noch etwas Licht am Tunnel: Für die USA war die Niederlage weniger Schlimm als befürchtet. Die vielprophezeitze Dominotheorie wurde widerlegt und letzten Endes konnte man trotzdem den kalten Krieg zu seinen Gunsten entscheiden.

In ähnlicher Weise könnte man ja auch zur Erkenntnis kommen, dass der Euro eben doch keine Frage von Krieg oder Frieden ist.

Wobei es selbstredend trotzdem Opfer geben wird. Möglich das die Griechen hier die vietnamesischen Boatpeople sind.

Abver wie lautet doch der Spruch: Geschichte wiederholt sich nicht, und wenn doch, dann nur als Farce.

Schaun mer mal.
16.06.2012 14:23 Uhr
Ich meine es tritt hier überhaupt keine Analogie auf und diese beiden Ereignisse zu vergleichen, erscheint mir ohnehin wenn schon nicht unzulässig,so doch äußerst fragwürdig zu sein.Ich finde auch Spekulationen zu und über dieses Thema sind überflüssig.
16.06.2012 14:27 Uhr
Das Verhalten europäischer Eliten entspricht dem Ergebnis europäischer Politik.
16.06.2012 14:33 Uhr
Der Vergleich ist unsinnig, da der Vietnamkrieg bei ausreichender Unterstützung durch Politik und Gesellschaft durchaus gewonnen hätte werden können.

Interessante Ausführungen dazu hier:

http://www.nationalreview.com/articles/302652/war-nixon-conrad-black?pg=2
16.06.2012 14:54 Uhr
Zitat:
http://www.nationalreview.com/articles/302652/war-nixon-conrad-black?pg=2


Naja... das ist schon etwas simpel.

Natürlich kann man den bösen Demokraten die Schuld in die Schuhe schieben, weil diese notwendige Gelder für die Unterstützung Südvietnams blockiert haben.

Aber das ist mir zu einfach gedacht.
Die USA haben den Krieg verloren, als die Antiokriegsstimmung überhand genommen hat. Die Demokraten haben hierauf nur reagiert.

Die Fehler wurden meines erachtens schon zuvor gemacht.
Zum einen hätte man vielleicht schon früher konsequent gegen den Ho Chi Minh Pfad vorgehen können. Möglich das man hier zu lange gezögert hat und erst zum eingreifen Bereit war, als der Vietcong schon zu stark gewesen ist.
Darüber hinaus läßt sich auch streiten, inwiefern die Gestaltung Südvietnamesischer Politik glücklich war.ö
Das Autoriutäre Südvietnam vermochte es jedenfalls nicht genügend Popularität in der Bevölkerung zu gewinnen. Keine gute Voraussetzung für das Gewinnen eines Bürgerkrieges.
Auf der anderen Seite war Südvietnam politisch relativ instabil und die häufigen Regierungswechsel waren auch nicht sonderlich hilfreich, zumal die neuen Führer meistens sogar noch weniger Unterstützung und Anhänger hatten als die Vorhergehenden.
Deneben muß man auch eindeutig einräumen, dass die US-Armee der damaligen Tage auch ziemlich über die Strenge schlug und mitunter Probleme mit der Disziplin hatte. Was mitunter auch ein Nebeneffekt der Wehrplicht gewesen ist.
AUch keine gute Voraussetzung für einen Krieg, der mitunter auch über die Medien entschieden wurde.

Da sehe ich die Probleme, nicht als am Ende des Krieges die Demokraten Nixon die Unterstützung aufkündigten. Das war nur der letzte Schritt.

16.06.2012 15:03 Uhr
Vietnam war nicht Deutschlands Ostfront. Vietnamesische Truppen waren nicht auf dem Marsch nach Washington, insofern hätten die USA Vietnam sehr wohl gewinnen können - nur eben mit mehr Opfern als ursprünglich angenommen. Und die Frage ist eben, wie viele Opfer man für ein eher unbedeutendes Ländchen in Südostasien aufbringen will.

Ebenso sieht es mit der Euro-Krise aus. Alle Länder können gerettet werden, notfalls einfach per Notenpresse. Die Frage ist nur, ob man die damit verbundenen Opfer tragen will. Wenn man damit einverstanden ist, dass ganz Europa auf dem Lebensstandard-Niveau rumkrebst auf dem Italien oder Griechenland vor der Euro-Einführung standen, dann kann man diese Länder selbstverständlich retten. Die Frage ist nur, ob das aus deutscher Sicht Sinn ergibt oder ob man nicht lieber einfach die Reißleine zieht. Die EU-Länder haben schon vor der Euro-Einführung die längste Friedensperiode der europäischen Geschichte erlebt. Ich sehe keinen rationalen Grund, warum das ohne Euro nicht ebenfalls gehen soll.

Und die vielfältigen Beschwörungen, dass ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro teurer werden würde als ein Verbleib ist nur dann richtig, wenn man einen sehr kurzfristigen Betrachtungszeitraum wählt und völlig irrational annimmt, dass alle Euro-Länder von jetzt an eine solide Haushaltspolitik fahren für die es mit großzügigen deutschen Hilfen jedenfalls mittelfristig überhaupt keine Notwendigkeit geben würde.
16.06.2012 15:23 Uhr
Ich mag diese Vergleiche nicht. ich finde ach, dass sie nicht weiterhelfen.
16.06.2012 16:29 Uhr
Da werden mir aber zu sehr Äpfel und Birnen verglichen - in Vietnam starben Millionen!
16.06.2012 18:50 Uhr
Zwei Beispiele aus dieser Woche dafür, daß die Koordination in den europäische Eliten versagt:

1. Das Handelsblatt hat auf ein Titelbild des Economist auf diese Weise reagiert:

http://www.handelsblatt.com/politik/international/economist-titelblaetter-original-oder-faelschung/6735328.html

Der Schönheitsfehler beim Handelsblatt ist der, daß der deutsche Exportweltmeister-Kahn mit einer Kette an den absaufenden Dampfer "World Economy" gebunden ist. Die Schuldenbündel wären zwar ein Punkt für das Handelsblatt - aber nur dann, wenn damit auch die Schulden des Privatsektors gemeint sind.

Haben wir hier ein Bespiel dafür, wie es die Eliten nicht schaffen untereinander zu kommunizieren, so ist das nächste eins, das belegt, wie abgehoben sie vom Volk sind.

2. Die Financial Times Deutschland empfiehlt den Griechen (in griechischer Sprache!), morgen die Nea Dimokratia zu wählen:

http://www.ftd.de/politik/europa/:wahlempfehlung-antistatheite-sto-dimagogo-widersteht-den-demagogen/70050480.html

Ausgerechnet also eine der Großparteien, die mit ihrer Politik in den letzten 30 Jahren das jetzige Desaster verursacht hat.

Was natürlich im Leserforum zu einem Shitstorm geführt hat (Tenor: "Ihr wollt uns bevormunden? Jetzt wählen wir erst recht SYRIZA!" oder "Ihr findet Samaras toll? Nehmt ihn selber - wir wollen ihn nicht!").

Lassen sich die europäischen Eliten davon beeindrucken? Natürlich nicht, wie dieses Interview mit Jean-Claude Juncker zeigt:

Zitat:
Was sagen Sie zu folgendem Szenario: Die radikale Linke gewinnt und kündigt Euro sowie Sparprogramm auf?

Wenn die radikale Linke gewinnt – was man nicht ausschließen kann – sind die Folgen für die Währungsunion nicht absehbar.


http://kurier.at/wirtschaft/4500091-euro-chef-juncker-warnt-die-griechen.php

16.06.2012 19:06 Uhr
Zitat:
Von: Djilas 16.06.2012 16:33 Uhr

Der Vergleich ist unsinnig, da der Vietnamkrieg bei ausreichender Unterstützung durch Politik und Gesellschaft durchaus gewonnen hätte werden können.

Interessante Ausführungen dazu hier:

http://www.nationalreview.com/articles/302652/war-nixon-conrad-black?pg=2


Eine US-amerikanische Variante der Dolchstoßlegende?

Zitat:
..lost a million in our very first attack / don’t you worry ’cause you know we’ll get them back..


http://www.youtube.com/watch?v=mftBl13KmzA
17.06.2012 00:32 Uhr
Zitat:

Eine US-amerikanische Variante der Dolchstoßlegende?


Nunja... Militärisch haben die USA in Vietnam auch nicht verloren und theoretisch hätte man auch Südvietnam halten können, wenn die entsprechenden Mittel auch weiter bewilligt worden wären.
Gebrochen wurde bei den USA nur die Kriegsmoral in der Heimat.

Aber auf der Anderen Seite bleibt es eine Niederlage, insbesondere wenn man seinen Clausewitz kennt. Das brechen der Kriegsmoral der feindlichen Kräfte ist ebenso effektiv wie Ausschaltung des Gegners.

Zumal ein Krieg aus mehr besteht als aus den Aktionen von Soldaten. Die Kriegsmoral in den USA hat der Vietcong gebrochen.
17.06.2012 08:01 Uhr
Naja, auch ein Akademiker ist nicht davor gefeit Äpfel mit Tomaten zu vergleichen. Wobei ich eher glaube, dass dem Mann das bewusst ist und er einfach nur versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten eine ihm zusagende Stimmung zu schaffen.
18.06.2012 00:30 Uhr
Jetzt, wo das Unheil weiter seinen Lauf nimmt, kommt dieser Vorschlag:

Zitat:
If the ECB Fails Spain, the Federal Reserve Should Intervene

By Dean Baker, Mark Weisbrot

The financial crisis in the eurozone, now centered on Spain, is contributing to the slowdown in the U.S. economy and opens the possibility of a worse financial meltdown than the type that followed the collapse of Lehman Brothers in 2008. This could tip the U.S. economy into recession.

(...)

The European Central Bank's refusal to act for political reasons is reckless and inexcusable. Since the eurozone crisis is affecting unemployment in the United States and threatens to raise it further, it is within the Federal Reserve's mandate to act in this situation.


http://www.usnews.com/opinion/blogs/economic-intelligence/2012/06/04/european-central-banks-failing-opens-door-to-fed-intervention

en:Dean_Baker ist nicht irgendwer, sondern einer der wenigen Ökonomen, die die Immobilenblase in den USA erkannten und prognostizierten, daß deren Platzen eine schwere Rezession zur Folge haben würde.
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