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Fragenübersicht Westdeutsche Pharmaunternehmen sollen in den achtziger Jahren Medikamente an ahnungslosen Patienten in der DDR getestet haben. Wie sollten bei einem Nachweis dieses Verdachts die betreffenden Pharmaunternehmen bestraft werden?
1 - 20 / 22 Meinungen+20Ende
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29.12.2012 21:55 Uhr
Medikamententests sind ja erstmal nichts negatives. Man bringt ein neues Mittel auf den Markt, von dem man sich eine Verbesserung erhofft. Diese Verbesserungen sollen Patientenstudien zeigen. Es liegt also im ureigensten Interesse des Pharma-Unternehmens, dass das entsprechende Medikament eine positive Wirkung entfaltet. Tut es das nicht, verliert das Pharma-Unternehmen mindestens 100 Millionen Euro, meist sogar mehr.
29.12.2012 21:58 Uhr
Das verwerfliche ist hier vor allem das staatliche Handeln.

Sonst finden die Medikamententests mit Einverständnis des Patienten statt, in der DDR wohl ohne deren Wissen.
Ob die Pharma-Unternehmen dies wussten ist zu ermitteln, dann hätten sie die Tests abbrechen und woanders hin verlagern müssen.

Eine Entschädigung sollten sie hingegen nur zahlen, wenn die Tests zu deutlichen Nebenwirkungen führten und keine Besserung brachten und auch nur dann, wenn sie dem Staat dafür nicht bereits eine Entschädigung zahlten.
29.12.2012 21:59 Uhr
@Backo:

Das Problem ist hier aber wohl eher, dass die Tests ohne Wissen und Einwilligung der Probanden durchgeführt worden sein sollen. Ethisch und moralisch verwerflich. Wobei die größere Schuld hier m.E. eindeutig die Verantwortlichen in der damaligen DDR trifft, wenn das alles tatsächlich so stattgefunden hat. Dass die Pharmaunternehmen aus dem Westen die Chance genutzt haben, kann ich wirtschaftlich nachvollziehen. Dass Moral hier weniger zählt, habe ich inzwischen begriffen.
29.12.2012 22:10 Uhr
Zitat:
Dass Moral hier weniger zählt, habe ich inzwischen begriffen.


Auch moralisch alles andere als eindeutig.

Der DDR fehlten häufig die Gelder für vernünftige Medikamente und die Vertretern der entsprechenden testenden Firma waren fest davon überzeugt, ihr Medikament bringe mindestens so gute Erfolge wie die vorhandenen Medikamente, die sich die DDR ohnehin nicht leisten konnte und damit bessere Resultate als die Medikamente, die die DDR hatte.

Das der Staatsapparat aus offiziellen Gründen niemals sein schlechtes Gesundheitssystem zugeben würde war ebenfalls klar. Man hätte die Patienten also nicht mit den Testmedikamenten und damit mit -aus Sicht der Pharma-Vertreter- vernünftigen Medikamenten versorgen können, wenn man es nicht ohne Wissen des Patienten und damit Eingeständnis des Staates getan hätte.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 29.12.2012 23:13 Uhr. Frühere Versionen ansehen
29.12.2012 22:14 Uhr
Vielleicht erklärt dies, warum sich der eine oder andere ehemalige DDR Bürger bei Dol gegenseitig mit Stutenbissigkeit bekämpft und ein sehr rudimentäres ( kleinkindliches Verhalten) an den Tag legt.

Ohne Witz genommen, ist dies natürlich ein Unding und erinnert an Nazideutschland.
29.12.2012 22:16 Uhr
@Backo: Schon klar. Dennoch hatten die Medikamente in Deutschland (West) keine Zulassung und hätten nur unter strengen Auflagen getestet werden dürfen. Diese Auflagen konnten die Pharmaunternehmen dank des Entgegenkommens der DDR-Verantwortlichen augenscheinlich geschickt umgehen. Das meinte ich mit moralisch verwerflich.
29.12.2012 22:28 Uhr
Zitat:
Dennoch hatten die Medikamente in Deutschland (West) keine Zulassung


Dafür macht man ja gerade die Tests. Ohne Tests keine Zulassung, das ist Vorgabe.

Zitat:
Diese Auflagen konnten die Pharmaunternehmen dank des Entgegenkommens der DDR-Verantwortlichen augenscheinlich geschickt umgehen.


Nein, die Auflagen für die Tests kann man dadurch grundsätzlich nicht umgehen. Man muss die Unbedenklichkeit durch solche Tests nachweisen und das wollen alle Zulassungsstellen sehen. Dafür muss man sauber und lückenlos die Nebenwirkungen und Erfolge dokumentieren, sonst gibts eben keine Zulassung.

Und die FDA bzw. entsprechende, europäische Behörden sind da nicht zimperlich oder blauäugig. Gibt es auch nur den leisesten Anschein oder Verdacht, die Nebenwirkungen seien verschleiert oder schlecht dokumentiert, dann war es das mit der Zulassung und mindestens 100 Millionen sind weg.
30.12.2012 00:09 Uhr
Erstmal sollte man mal einen Blick darauf werfen, ob DDR-Patienten bei Tests, die die DDR-Pharmaunternehmen an ihnen durchgeführt haben, darüber informiert waren. Es ist ja durchaus denkbar, dass sie in diesem Fall auch nicht darüber informiert wurden, denn wenn ein fragwürdiger Staat seinen Fortschritt vorantreiben will, dann fackelt der nicht lange.

Sollten im vorgenannten Fall die Patienten hingegen informiert worden sein und nur bei West-Pharmafirmen nicht, so ist dann erst mal zu klären, ob die West-Pharmafirmen mit den Zuständigen in der DDR abgesprochen hatten, dass diese die Aufklärung darüber übernehmen, dass es sich um einen Produkttest handelt. Sollte das so vereinbart worden sein und ist nicht geschehen, dann haftet nicht das westdeutsche Pharmaunternehmen sondern die Zuständigen in der DDR.

Bei der westdeutschen Pharmaindustrie kann ich mir ja schon vieles vorstellen, aber nicht, dass sie selbst freien Zugang dazu gehabt hätte, ihre Medikamente an DDR-Bürgern zu testen und dort diesbezüglich frei agieren konnte.

Will sagen: sie dürfte aus dem Schneider sein.

Sollte sie aber den freien Zugang gehabt haben und diese Tests ohne Einwilligung vorgenommen haben, so wäre meines Erachtens DDR-Recht anzuwenden. Denn warum sollte sich ein DDR-Bürger bei einer Verletzung der körperlichen Unversehrtheit durch ein Westunternehmen anders stehen, als wenn ein DDR-Unternehmen dies vorgenommen hätte?

Also ich glaub, die Opfer-Ossis gehn auch diesmal wieder leer aus.
30.12.2012 00:12 Uhr
Zitat:
Das der Staatsapparat aus offiziellen Gründen niemals sein schlechtes Gesundheitssystem zugeben würde war ebenfalls klar.


Das Gesundheitssystem der DDR war in der rechtzeitigen Erkennung von Diabetes zum Beispiel weiter als das im Westen. Als wirklich schlecht konnte man das nicht mal bezeichnen. Sonst wären unsere Ossis ja auch weniger robust als Wessis- und das sind sie nicht.
30.12.2012 00:15 Uhr
Zitat:
Schon klar. Dennoch hatten die Medikamente in Deutschland (West) keine Zulassung und hätten nur unter strengen Auflagen getestet werden dürfen. Diese Auflagen konnten die Pharmaunternehmen dank des Entgegenkommens der DDR-Verantwortlichen augenscheinlich geschickt umgehen. Das meinte ich mit moralisch verwerflich.


Naja, die strengen Auflagen der Zulassung bei Medikamenten bestehen hauptsächlich aus Studien, die der pharmazeutische Unternehmer selbst in Auftrag gibt. Und das auch erst seit Contergan. USA und Australien sind da bei weitem weniger lasch als wir.
30.12.2012 08:23 Uhr
An uns werden jeden Tag in den Kaufhallen Tests durchgeführt und durch bestimmte Aktionen das Kaufverhalten gesteuert.


30.12.2012 08:25 Uhr
Es wird schon Absprachen mit der DDR-Führung gegeben haben, für Westmark haben die nicht nur Filet und Schinken verkauft.
30.12.2012 11:12 Uhr
Wie lächerlich!
Dieseleben Gestalten, die nicht müde werden, Mauerbau und Schießbefehl als "in Einklang mit der Gesetzgebung der 'Deutschen Demokratischen Republik'" zu rechtfertigen, rufen jetzt nach Entschädigungen für Versuchsreihen, die sicherlich nicht minder in Einklang mit jener "Gesetzgebung" gestanden haben... Selektive Wahrnehmung - kann man sicher bei Wikipedia nachschlagen...
30.12.2012 12:01 Uhr
Glaube kaum, dass das heute viel anders läuft. Nur ist es nicht mehr die DDR, sondern irgendein anderes Land auf der Erde. Indien liegt da gut im Rennen, meine ich mal gehört zu haben.
30.12.2012 12:26 Uhr
Da sollte man die SED/PDS/Linke auf Millionen verklagen.
30.12.2012 12:31 Uhr
"Sonst wären unsere Ossis ja auch weniger robust als Wessis- und das sind sie nicht."

Niedriger Lebenserwartung, häufiger Krank....
30.12.2012 12:36 Uhr
Zitat:
Als wirklich schlecht konnte man das nicht mal bezeichnen.


Über fünf Jahre weniger Lebenserwartung, die schlagartig anstieg nach der Wiedervereinigung.

Das Gesundheitssystem der DDR war eine mittelmäßige Katastrophe, ok, im Vergleich zu Timbuktu sicher super.
30.12.2012 23:05 Uhr
"Dieseleben Gestalten, die nicht müde werden, Mauerbau und Schießbefehl als "in Einklang mit der Gesetzgebung der 'Deutschen Demokratischen Republik'" zu rechtfertigen, rufen jetzt nach Entschädigungen für Versuchsreihen, die sicherlich nicht minder in Einklang mit jener "Gesetzgebung" gestanden haben."

Weder sind mir solche "Gestalten" in dieser Diskussion, noch im Hintergrund zu der Umfrage aufgefallen. Willst du vielleicht erklären, wovon du eigentlich sprichst?
30.12.2012 23:37 Uhr
Die Firmen?
Gar nicht.
Wenn es überhaupt zu Bestrafungen kommen kann, dann lediglich gegenüber den damals Verantwortlichen.
Sollten diese überhaupt noch zu ermitteln sein, wird man zu prüfen haben, ob mögliche Vorwürfe nicht schon verjährt sind und die Personen noch leben.
Zudem wird man sich an denjenigen Verfahren zu orientieren haben, die im Zusammenhang mit der systematischen Verabreichung z.T. nur unzureichend auf ihre langfristigen Auswirkungen untersuchten Arzneimitteln zur Leistungssteigerung in der DDR durchgeführt wurden.
Die Zahl der verurteilten Täter hält sich bekanntermaßen in Grenzen.
01.01.2013 10:41 Uhr
Das Vorgehen der DDR-Führung, die für Devisen skrupellos über Leichen ging und der westdeutschen Pharmakonzerne, die ihres Profits wegen, nicht minder menschenverachtend handelten, kann nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Die Verantwortlichen damals in der DDR haben mit ihrem Vorgehen gegen DDR-
und BRD-Recht verstoßen und in jedem Fall Körperverletzung begangen. Sie sind genauso juristisch zu belangen wie die Verantwortlichen in den westlichen Pharmakonzernen.
Nun ist der DDR-Staat inzwischen zusammengebrochen. Die Pharmakonzerne aber gehören weiter ihren Besitzern und scheffeln weiter Profite.
Sie müssen - nicht nur deshalb - endlich vergesellschaftet werden, das heisst verstaatlicht unter der transparenten und demokratischen Kontrolle durch die Mehrheit gestellt werden.

Einige Rechtsaußen-Doler entblöden sich ja nicht, hier mal wieder auf die LINKE zu hauen, also auf die Nachfolger der Nachfolger der SED und ignorieren dabei jegliche Entwicklung des deutschen Parteienspektrums. Tatsächlich ist es heute die LINKE, die besonders lautstark Konsequenzen fordert gegenüber den Tätern auf beiden Seiten der damaligen Grenze.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   LPP
  Volk, Sonstige
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