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Fragenübersicht Hat Deiner Meinung nach der Klassenbegriff, wie ihn Marx prägte (gemeint sind also ökonomische Klassen) heute noch Gültigkeit?
1 - 20 / 35 Meinungen+20Ende
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07.10.2012 11:14 Uhr
Es gibt aus soziologischer Sicht freilich gesellschaftliche Klassen- und zwar besitzende und nicht-besitzende (was Produktionsmittel oder größeren Landbesitz angeht, also nicht Wohneigentum für sich selbst).

Als Gewerkschaftsmitglied und Angehöriger einer linken Partei ist es mir z.B. ein politisches Anliegen, mich für die Belange der Erwerbstätigen und Erwerbslosen einzusetzen.

Und als Sozialist bin ich der Ansicht, dass kapitalistische Verhältnisse grundsätzlich überwunden werden müssen.

Daraus aber abzuleiten, dass die nicht-besitzende Klasse a priori ein "revolutionäres Subjekt" sein könne, auf dass es sich positiv zu beziehen gelte, halte ich für realitätsfernen Unfug, kollektivistischen noch dazu.

Es wird nichts besser durch eine "Neubesetzung" der "Macht im Staate", und die Diktatur des Proletariats kann mich mal. Dann nehme ich lieber einmal bürgerliche Demokratie mit linksliberalem Salat, bitte.

Soviel erstmal. Bin gespannt auf die Debatte. ;-)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.10.2012 13:14 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.10.2012 11:24 Uhr
Zitat:
Daraus aber abzuleiten, dass die nicht-besitzende Klasse a priori ein "revolutionäres Subjekt" sein könne, auf dass es sich positiv zu beziehen gelte, halte ich für realitätsfernen Unfug, kollektivistischen noch dazu.


D'accord.
Sie könnte es sein, muss es aber nicht zwangsläufig.
Und so wie Kapitalismus funktioniert, werden die Massen ja zunehmend entpolitisiert ...

Außerdem gehört der Klassenbegriff imho auf die heutigen Verhäältnisse angewendet.
Ist der Selbstausbeuter in der sogenannten Ich-AG und der Inhaber eines kleinen Familienbetriebes nicht auch Arbeiterklase im teleologischen Sinne der Marxsschen Definition?
07.10.2012 11:26 Uhr
off topic:

Zitat:
*Mensch* abgelehnt Falsche Kategorie!


Lächerlich³
Aber "danke" für's Aufhalten in der Rezi, so kann ich nicht weiter mitdusktieren, weil ich gleich offline muss.
07.10.2012 11:40 Uhr
Als analytischer Begriff ist der Klassenbegriff von Marx selbstredend noch zutreffend, da er ganz grundsätzlich die Spaltung der Gesellschaft in Produktionsmittelbesitzer und Nicht-Besitzer beschreibt.

Als politischer Bezugspunkt dagegen hat er sich historisch blamiert und ist zumindest für eine weitergehende, das Kapitalverhältnis überwindende Transformationsperspektive obsolet (systemimmanente Kämpfe um Arbeitnehmerrechte und ein besseres Leben im Hier und Jetzt bleiben davon unberührt natürlich richtig und wichtig), da jedwedes Klassenbewußtsein nicht über die verdinglichten sozialen Verhältnisse der warenproduzierenden Gesellschaft hinauszuweisen imstande ist.

Zudem birgt jeder das einzelne Individuum unter eine kollektive Wesenheit subsummierende Politikansatz ein erhebliches regressives Potential, das der Emanzipation des Individuums bzw. dessen Befreiung aus seiner selbstverschuldeten Mündigkeit letztlich immer zuwiderläuft.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.10.2012 13:58 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.10.2012 11:41 Uhr
Zitat:
Ist der Selbstausbeuter in der sogenannten Ich-AG und der Inhaber eines kleinen Familienbetriebes nicht auch Arbeiterklase im teleologischen Sinne der Marxsschen Definition?


Mal so betrachtet:
meine Freundin ist selbständige Anwältin. Ihre RA-Fachangestellte verdient derzeit mehr als die "Chefin", weil sie ein vertraglich festgeschriebenes Gehalt bekommt. Bleibt nach Abzug dieses Gehalts und diverser weiterer Kosten nur noch ein Kleckerbetrag vom Umsatz übrig, hat die "Chefin" halt Pech und muss für den oder die Monat(e) den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen.

Ist für mich aber kein Grund, den Begriff der "Arbeiterklasse" zu erweitern, sondern eher, ihn zu verwerfen und in anderen Kategorien zu denken.
07.10.2012 11:42 Uhr
Jein - viele Klassen sind mehr ineinander übergreifend als früher - es ist heutzutage auch möglich wesentlich schneller die Klassen zu wechseln - nach oben genauso, wie nach unten.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 07.10.2012 17:21 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.10.2012 12:36 Uhr
Was nicht mehr passt, ist die Unterteilung der Klassen anhand des Besitzes oder Nichtbesitzes von Produktionsmitteln. Ganz einfach deshalb, weil das produzierende Gewerbe längst nicht mehr die Rolle spielt wie zu Marx Zeiten. Heute arbeiten weniger als 20% der Beschäftigten in der Produktion, und Mehrwert lässt sich auch, wenn nicht besser, im Dienstleistungssektor und in der Finanzwirtschaft abgreifen. Vermutlich würde sich Marx heute eher am Realeinkommen orientieren.
07.10.2012 12:51 Uhr
Hätte nicht gedacht, daß ich mal einem Sozialisten zustimme. Aber hier hat PozBlitz mal recht. Heute ist es jedem möglich, in jede "Klasse" zu wechseln. Es kommt nur auf die Risikobereitschaft an.
07.10.2012 13:28 Uhr
Zitat:
Hätte nicht gedacht, daß ich mal einem Sozialisten zustimme. Aber hier hat PozBlitz mal recht. Heute ist es jedem möglich, in jede "Klasse" zu wechseln. Es kommt nur auf die Risikobereitschaft an.


Reflektier mal die Differenz von "jedem" und "allen", sowie die aus dieser Unterscheidung zu ziehende Konsequenz in der Beurteilung der gesellschaftlichen Spaltung.
07.10.2012 15:21 Uhr
Marx geht mir sowas vom am Popo vorbei.

07.10.2012 15:28 Uhr
Nein. Heute haben Facharbeiter oft einen höheren Anteil am Produktionsgewinn als Angestellte.
Was heute festzustellen ist, ist die Tatsache, dass der Anteil der lohnabhängig Beschäftigten stark überwiegt.
07.10.2012 16:40 Uhr
Ich sehe schon, der Thread wird zum passageren Spielzimmer für die verbildete dolsche Linkselite mit ihren hobbyökonomischen Schattenspielen und sonstigen intellektualistischen Pullermannfummelfetischen. Feuer frei, Boys!
07.10.2012 18:44 Uhr
Durch Bildung ist das Überwinden der evtl. vorhandenen Grenzen möglich. Studium, und fertig ist das bürgerliche Leben. Arbeiter oder Ingenieur oder Geschäftsführer, jeder entscheidet jeden Tag über seine Zukunft.
07.10.2012 19:23 Uhr
Ja, die Stellung zu den Produktionsmitteln bestimmt immer noch den Klassenstandpunkt.

Man nehme nur die Liste der reichsten Menschen, sie sind kaum durch eigene Arbeit so reich geworden. Erst die Abschöpfung des Mehrwertes, der durch Produktivkräfte gewonnen wird, hat ihnen den Reichtum gebracht.
08.10.2012 06:05 Uhr
Natürlich gibt es die Klassen weiterhin, die Gesellschaft funktioniert im Kern ja noch wie damals.
08.10.2012 08:28 Uhr
Zitat:
Von: Quoyle 07.10.2012 18:40 Uhr

Ich sehe schon, der Thread wird zum passageren Spielzimmer für die verbildete dolsche Linkselite mit ihren hobbyökonomischen Schattenspielen und sonstigen intellektualistischen Pullermannfummelfetischen. Feuer frei, Boys!


08.10.2012 09:10 Uhr
Die Marx'schen Thesen waren schon zu seiner Zeit fernab der Realität, in die moderne Gesellschaft passen sie überhaupt nicht mehr.
10.10.2012 12:57 Uhr
Diese Begriffe haben wie so vieles andere von Marx zeitlose Gültigkeit.
10.10.2012 13:00 Uhr
Zitat:
Ist der Selbstausbeuter in der sogenannten Ich-AG und der Inhaber eines kleinen Familienbetriebes nicht auch Arbeiterklase im teleologischen Sinne der Marxsschen Definition?


Natürlich.
Die Klassenzugehörigkeit hängt davon ab, ob der Anteil am eigenen Mehrprodukt größer oder kleiner als 100% ist.

Ist der Anteil kleiner, wird man ausgebeutet, d.h. Mehrprodukt fließt voneiner Person gegenleistungslos zu einer anderen.

Diese haben dann einen Anteil von mehr als 100% am Mehrprodukt, d.h. sie bekommen Mehrprodukt von anderen ohne etwas dafür zu tun.
10.10.2012 13:01 Uhr
Zitat:
Die Marx'schen Thesen waren schon zu seiner Zeit fernab der Realität, in die moderne Gesellschaft passen sie überhaupt nicht mehr.


Das übliche hirn- und sinnlose Blabla eines Propaganda-Aktivisten der Neoliberalen ;-)
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