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das kaffeemaschinendilemma! ...

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forum für
herrschaftsfreie produktion


produktion, hierarchie- und herrschaftsfrei?? was soll das denn sein bitte schön?
ziel ist die aneignung der produktion und die gegenseitige hilfeleistung - als gegenentwurf zur konsumgesellschaft.

es gibt schon jetzt viele beispiele, die im weiteren kontext der idee existieren bzw. funktionieren:

    - die entwicklung von linux als nicht-kommerzielles betriebssystem
    - die open-source bewegung im internet
    - communities im internet, in denen sich mitglieder zur verfügung stellen, anderen mit ihrem spezialwissen bei problemen zu helfen (z. b. werweisswas.de)
    - die schon älteren offertenblätter (z. b. spermüll, inserat, kurz und fündig, alles), die zwischen ihren leserinnen einen informellen markt herstellen
    - bei uns schrebergärtner, die für ihren eigenbedarf anbauen ... und natürlich weltweit subsistenz-systeme, ohne die viele menschen nicht existenzsfähig wären
    - informelle tauschmärkte, z. b. als reaktion auf wirtschaftliche krisen wie in südamerika
    - jean pütz mit seiner hobbythek, ein breites angebot an do it yourself-literatur, pädagogische aneignung von welt- und produktionsverständnis in peter lustigs bauwagen.
    - ...
was soll hier in diesem forum passieren?
    - wir wollen die diskussion ums tauschen und selbermachen bündeln, anregungen sammeln, ausloten, wieviel aneignung, wieviel selbermachen möglich ist. wo die grenzen verlaufen.
    - tauschen und selbermachen soll zu einer alternative zur kette geld-durch-arbeit/konsum-durch-geld werden und damit auch neue ökonomische und politische wege einschlagen.
    - wir möchten uns im forum konkret, mit wissen und erfahrungen unterstützen. bei der produktion von 'ner kaffeemaschine, oder 'ner waschmaschine z. b. bei der installation eines klos, bei der produktion von hausarbeiten, mit versorgungstipps für kostengünstige und alternative energie, was auch immer für einzelne von interesse ist. unterstützen kann auch nur heissen, daß man sich weiterhilft, indem man auf speziellere informationen verweisen kann.
OFFENSICHTLICH IST, DASS DAS GANZE UMSO BESSER FUNKTIONIERT, JE MEHR LEUTE SICH DARAN BETEILIGEN. 500 AUGEN SEHEN MEHR ALS 2. 500 HÄNDE SIND GESCHICKTER ALS 2.

Die tausel ist offen für jedes Dol-Mitglied!

GOLDENE REGEL BEI DER TAUSEL: TAUSCH UND HILFELEISTUNGEN FINDEN JENSEITS DER GELDWIRTSCHAFT STATT!
dieser text wurde im rkp-forum gepostet und stand am anfang der diskussion, die zur gründung der tausel führte. wer ein bisschen schmökern will, ist dazu eingeladen. ist nur der ganz normale alltagswahnsinn ... ;-)


ich muss mir mal was von der seele reden.

es fing alles an mit einer espressomaschine, die ich mir mit meiner lebensgefährtin vor ca. 2 jahren gekauft habe. für ca. 500 mark damals. also schon was teures, bourgois! war testsieger irgendwo in so ner verbraucherzeitschrift ... bin ja sonst nicht so zu haben für irgendwelchen luxus-firlefanz, ich fahr kein metallic-cabrio, geh nicht jeden monat zum friseur, oder spiel jeden zweiten nachmittag tennis oder golf und hab nun mal kein monstrum von espresso-maschine in der 20.000,- edelstahlküche eines lofts stehen. auf so materiellen schnickschnack lege ich eigentlich keinen wert.

na, ich hab mich also überreden lassen, diese espresso-maschine mitzukaufen (keine vollautomatische, ohne mahlfunktion, eine zum presskuchenbehälter-selberentleeren), weil meine freundin so von dem druckgebrühten espresso geschwärmt hat. ok, 500 märker hingelatzt, ding nach hause geschleppt, aufgebaut und kaffee gebrüht. falsches pulver genommen. wäh! kaffee weggeschüttet! richtiges pulver gekauft, neuen kaffee (espresso!!!) gebrüht, probiert, und ...... ahhhh! wow! geilster kaffee den ich je getrunken hatte! voll super! nochn kaffee gebrüht, getrunken .... ahhhhh! suuuper! nochn kaffee gebrüht, getrunken, ... usw. usw.

es fing also ne richtig neue zeitrechnung an, in der die dimensionen der kaffeesucht vollkommen neu ausgelotet wurden. ich hab verschiedene kaffeesorten ausprobiert, mit der dosierung herumexperimentiert, stilles wasser genommen statt leitungswasser, und nach und nach das ganze perfektioniert, meine mitmenschen mit espressos beglückt - ob sie wollten oder nicht - egal! ... in bezug auf kaffeegenuss war ich wunschlos glücklich - und verschont vom lästigen warten auf das durchlaufen des filterkaffees und von kaltem kaffee, den man sich eigentlich frisch gekocht, aber dann in der kanne vergessen hat. luxus!

bis dann nach etwas über einem jahr - die garantie war gerade 14 tage überschritten - es beim zubereiten eines espressos - einen furchtbaren knax machte, und der drehdeckel blockierte. hab ich das teil etwa nicht richtig gereinigt? war ich zu forsch beim entleeren der pulverkammer? aufgeregt schwitzend hab ich ne halbe stunde lang versucht, das teil zu entriegeln. hat schließlich geklappt. und, was war? irgendso ein blödes fuddelteil am drehdeckel war abgebrochen, plastik! mit dem resultat, daß die verriegelungsvorrichtung nicht mehr gegriffen hat. mist!

deckel zum kundendienst schicken, nägel kauen, filterkaffee in sich reinschütten, warten ... 1 monat, 2 monate, langsam ungehalten werden, zum elektrodealer gehen und sich beschweren, filterkaffee trinken, weiterwarten, 3 monate ... endlich eine nachricht!! der deckel ist repariert und es kostet 100 märker!

#%$§&!!*

faust geballt, mit grimmigem gesicht und stummen verwünschungen 100 märker auf die theke geblättert, nach hause geflitzt, kaffee aufgebrüht ... und ahhhhhhh! (siehe oben)

wäre ja jetzt alles gut gewesen, aber ... etwa ein jahr später ... beim kaffeebrühen ... wieder so ein unheilvoller knax ... und man konnte den drehdeckel auf einmal drehen wie bei einer kaffeemühle. nicht normal! gebrühten kaffee gab's aber keinen mehr, weil der presskuchen-pulverkammer-entleerungsmechanismus blockierte. AHHHHH! SCHEISSDRECK! GESOCKS! ... (da seht ihr mal, was drogenentzug mit einem an sich friedlichen menschen doch anrichten kann!)

aber ich bin ja nicht doof, hab ich mir gesagt ... jetzt mach ich mich an die wurzel des übels und überlasse das nicht dem kundendienst, der dann wieder 3 monate braucht, bloss um mir ein komplettes ersatzteil zu schicken. also hab ich mich selber über das ding hergemacht.

das gerät hatte sternschrauben am unterboden! sowas hatte ich noch nie vorher gesehen! ich habe sie gelöst, mein kleinster schlitzschraubenzieher und die schrauben haben es leidlich überstanden. so. dann hab ich also von unten in die maschine reingekuckt, in ein enges gewirr von drähten, schläuchen, den verschiedenen funktionseinheiten, hab ein bisschen darüber philosophiert, wie dieses durcheinander wohl funktioniert (ein baupla suchte man in der anleitung vergeblich) und ein paar tragende schrauben entdeckt, losgeschraubt - ging trotzdem nicht auseinander! OK, ich mach's kurz, es gab noch mehr, vor neugierigen blicken geschickt verborgene schrauben, die konnte man aber nur mit einem spezialschraubenzieher lösen, der einen ca. 25 cm langen schaft haben muss. mittlerweile hab ich auch sowas! nach ca. 2 std. kombinierter kopf- und handarbeit hatte ich das defekte teil in der hand. so groß wie ein aufgezogenes streichholzschächtelchen, aber dünner. plastik! materialwert: ca. 20 cent. der funktional entscheidende nippel war abgebrochen.

ich hab auch das eingeschickt, ich dachte: kann ja nicht solange dauern, bis der kundendienst mir ein neues zurückschickt. muss ja nur eingetütet werden. naja, diesmal haben sie es in 2 1/2 monaten geschafft. aber natürlich nicht für 20 cent - neee, das teil gibt es nur noch als komplettes ersatzteil mit brühteller für 45 euro inkl. versandkosten und nachnahmegebühr.

ich beruhigte mich mit einem selbstgebrühten kaffee. das war übrigens vorgestern. allerdings hat die maschine so merkwürdig gedröhnt, nachdem ich sie wieder zusammengebaut und den ganzen kabelkram mühsam zusammengefummelt hatte (2 Std.!). muss wohl an den 2 schrauben liegen, die übrig geblieben waren. aber sie hat funktioniert. ansonsten. einwandfrei. und als ich 1 tag später beim versuch, mir eine tasse zu brühen noch dachte - na, die musste doch nochmal aufschrauben, wegen der 2 schrauben ... da war da, ihr ahnt es sicher schon - wieder so ein schreckliches knaxendes geräusch!

diesmal musste ich nicht lange suchen, ich hatte das plastikteil direkt in der hand. es war der zughebel zum entriegeln - die einzige möglichkeit, die verriegelung des drehdeckels ohne gewalt zu öffnen.

wobei, ich war mittlerweile durchaus gewaltbereit (auch wenn ich gewalt als ultima ratio ablehne ;-). jetzt hätte ich mir eine penthouse-wohnung im 50 stock gewünscht, wo man eine espressomaschine so aus dem fenster werfen kann, damit sie so richtig schön effektvoll zerschellt, ca. 120 meter weiter unten, und dabei das ganze innenleben auseinanderspratzen sieht, vor allem das aus plastik. hm, ich hoffe, ihr seht mir das ein bisschen nach ... ich war emotional aufgewühlt, zorn, frustration, resignation, wut, trauer ... durchzuckten meinen vom entzug geschüttelten körper ... lange hat mich das gerät beschäftigt, im positiven wie im negativen - und jetzt das!

na, bis hierhin hätte das natürlich auch gut einem ephraim kishon passieren können. der hätte wahrscheinlich ab nun auf espresso zuhause verzichtet. ICH will aber espresso (ist das bourgois?) und mich dabei nicht verarschen lassen! nicht mehr!

und warum erzähl ich euch das alles hier?

probiert mal mit einem satz schraubenschlüssel einen automotor auszubauen. bei einem alten käfer geht das noch sehr gut. für alles andere braucht ihr spezialwerkzeug noch und nöcher. man kann autos bauen, die ohne verschleißdefekte ca. 500.000 km fahren, genauso wie 1-liter autos. das hat mir mal ein kfz-schrauber erklärt, den ich für ein kulturanthropologisches handwerksforschungsprojekt interviewt habe. man kann natürlich auch espresso-maschinen bauen, die nicht dauernd kaputtgehen.

man könnte jetzt so ganz reformistisch sagen ... "na, ist ne angelegeheit für den verbraucherschutz" ... finde ich aber nicht. ein freund von mir, der ab und an und nebenjob-mässig diverse gebrauchsgegenstände repariert, erzählt immer mit augenzwinkerndem lächeln, daß heere von ingenieuren nur damit beschäftigt sind, maschinen so zu konstruieren, daß relativ punktgenau bei einem gerät der super-gau eintritt und eine neuanschaffung fällig wird. bspw. darf bei einem auto nach 2 jahren der motor nicht kaputtgehen, aber so "kleinere" sachen vielleicht, wie der auspuff und die scheibenwischermotoren, die gummimanschetten, nach 4 jahren die stoßdämpfer, vergaser, temperaturfühler etc., nach 6 jahren die einspritzeinheit, die türschlösser, die heckklappe, federbeine, ja, dann auch mal ein motor und was einem sonst noch so das leben versüssen kann. Und nach 7-8 jahren soll man sich dann am besten entnervt ein neues auto kaufen. ziemlicher wertverlust, abgesehen davon, daß ressourcen auch wieder recycled werden müssen, oder etwas unidealistischer: sollten. bei espressomaschinen ist die halbwertzeit offenbar bedeutend kürzer. bei cd-rom-laufwerken auch. grrrr!

was meint ihr, wie lobbyisten der legislative die türen eintreten würden, wenn die auf die idee käme, die garantie auf 10 jahre hochzusetzen. und damit verhindern wollte, daß nicht kontrollierter schrott gefertigt wird!

also, ich denke, das ist einfach perfide konzernlogik, euphemistisch kann man das auch absatzförderung nennen. produktion heisst gleichzeitig hoheitssicherung über konsum, kundenbindung (was solange klappt, bis die konsumenten sich nicht verärgert abwenden). autos werden z. b. längst so konstruiert, daß sie nur mit riesen-zeitaufwand oder mit genauen reparaturanweisungen reparierbar sind, mit spezialwerkzeugen (für das rückstellen der inspektionslampe bei bmw braucht man ein extra gerät!). und dann wird doch nicht repariert, sondern ausgetauscht, weil das billiger ist. mir liegen autos nicht besonders am herzen, aber wenn ich da beispiele bringe, dann weil ich durch ein paar interviews halt einen kleinen einblick gewonnen habe.

na, und somit wird die steuerung und planung von produktion zu einem speziellen herrschaftsinstrument, das mich nötigt, hersteller zu bezahlen, damit sie mir die funktion ihrer produkte gewährleisten. dafür muss ich arbeiten, was mich u. a. auch die zeit kostet, um zu verstehen, wie z. b. espressomaschinen funktionieren (sehr verallgemeinert betrachtet natürlich). für alle, die nur durchschnittlich verdienen, wird "wohlstand" - oder besser: z. b. die annehmlichkeit, sich zu hause espresso zu brühen - dann zu einer angelegenheit, die sich aus sich selbst heraus begründet und sich lediglich um deren permanente aufrechterhaltung dreht.

man könnte jetzt sagen ... diesem dumpfen konsumverhalten zu entsagen, und damit auch den dadurch hervorgerufenen wünschen, das ist die lösung! ... stimmt teilweise sicher, andererseits, so konsequent zu ende gedacht ist das auch eine kapitulation vor dem herrschaftsstreben der produzenten, die mir die infrastruktur für meinen alltag zu ihren bedingungen verkaufen wollen. sie schränken meine freiheit und meine entfaltungsmöglichkeiten ein. ohne einen pc könnte ich z. b. auch schlechter kommunizieren, mich informieren, lange texte über espressomaschinen in foren setzen ... ;-)

und die idee, espresso mittels heissem wasser unter druck zu brühen, ist ja, grob vereinfacht gesagt, herrschaftlich erst mal neutral (solange ich espresso nicht gewinnbringend verkaufen möchte, oder mich über die stelle, die espresso trinken wollen, aber nicht können). von allen möglichen strategien, diesem dilemma zu entkommen (enteignung der produktionsmittelbesitzer, rückkehr zur selbstversorgung, gehirnwäsche, revolution als solche ... ;-) erscheint mir die peter-lustig-methode die beste: verstehen, wie das ding funktioniert und selber eins bauen. und sich stück für stück (!) autark machen - gegenüber den angeboten der produzenten.

nun kann ich aber vielleicht prima rumakademisieren, wenns um die ethnisierung von konflikten geht, einen stuhl bauen und vielleicht leckere kartoffelcremesuppen und selbstgemachte canneloni produzieren, aber nach dem auseinanderschrauben einer espressomaschine muss ich kapitulieren, weil ich z. b. von elektronik zu wenig verstehe. als einzelperson stosse ich da an meine grenzen - und ein espresso-vollautomat gibt es mittlerweile schon für nur 450 euro, die versuchung lockt ;-(.

also was tun? mein vorschlag: eine GEGENWELT zum konsum- und absatzuniversum aufbauen, eine solidargemeinschaft aus lauter "peter lustigs" ;-), die sich mit ihrem know-how unterstützen. in der ddr gab es, hab ich neulich von kai pflaume ;-) erfahren, hefte mit bauanleitungen für güter, die in der planwirtschaft nicht vorgesehen waren. so eine gegenkultur gibt es heute nicht, oder hab ich das bisher nur nicht mitbekommen? ja, jean pütz, ok! *ggg* aber das bewusstsein dafür fehlt auch, was vielleicht das eigentliche problem ist. es wäre durchaus ne möglichkeit, güter zum allgemeingut werden zu lassen und sich von produktionsmitteleigentümern zu emanzipieren. ok, einen pc wird man damit nicht selber herstellen können, aber andere dinge sind nicht so kompliziert, wie man allgemein so annimmt.

und wenn ich eine espresso-maschine selbst gebaut habe, schreibe ich euch gerne, wie es geht ... ;-)))

ich habe diesen etwas beliebigen alltags-ausschnitt mal etwas vertieft und bin großzügig über andere komplexe hinweggegangen, die deswegen aber nicht weniger wichtig sind (z. b. der verantwortungsvolle und nachhaltige erwerb von kaffeebohnen (gerechter welthandel), die kritik an konzernstrategien zur verankerung von konsumwünschen in unseren köpfen (sprich: werbung/besetzung öffentlicher räume zur absatzförderung), fragen danach wie produkte überhaupt entwickelt werden können, oder: wie existenzsicherung ohne die organisierte arbeit für produktionsmitteleigentümer überhaupt funktionieren kann).

ich habe das gemacht, um einen weg zur diskussion zu stellen, wie man sich von ärgernissen emanzipieren kann, hinter denen eine (sag ich jetzt:) herrschaftslogik steckt, auf die man erst mal politisch wenig einfluss hat.

vielleicht könnt ihr dem was abgewinnen. vielleicht sollte man eine peter-lustig-ini gründen, wo man ein bewusstsein dafür schafft. und bauanleitungen tauscht. oder vielleicht überführt ihr mich bei einem denkfehler ;-)

... und wehe, ihr sagt jetzt bloss: trink tee! dann besprühe ich euch mit virtueller sprühsahne ;-)

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