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Fragenübersicht Ist die Krim der hauptsächliche Spielball im Krieg?
1 - 11 / 11 Meinungen
08.05.2023 22:44 Uhr
Nein, mindestens ebenso der Donbass.
08.05.2023 22:46 Uhr
Keine Ahnung. Wäre ich jemand, der von "den Mächtigen" solche Infos erhielt, wäre ich nicht bei Dol ;)
09.05.2023 01:27 Uhr
Garri Kasparov sagt das auch. Ich denke mal, es könnte gut sein.

Es gibt auch ein ganz gutes Video dazu von Vlad Vexler:

https://youtu.be/N6CGbYQIVJs

Er spricht darüber, was sich Russland an Ideologie zu dem Thema aufgebaut hat.
09.05.2023 03:33 Uhr
Ein Verlust der Krim wäre für Putin in jedem Fall politisch desaströs. Der niedrig gebildete Russe weiß nicht, wo Izium oder Cherson liegt. Den Verlust dieser Städte kann ihm als strategischen Rückzug verkauft werden.

Aber die Krim kennt er, die Bedeutung der Krim für Russland wurde in den Jahren seit 2014 auch völlig überhöht, weil deren "Gewinn" der vorzeigbarste Erfolg Putins war. Auf anderen Feldern hat er ja sehr gründlich versagt.

Vor allem hat die Ukraine auch wenig Grund, auf die Krim zu verzichten. Bei einem Erfolg der Frühjahrsoffensive und einem Durchbruch zum Asowschen Meer, liegt die Krim für die Ukrainer in Reichweite.
Gewinnt sie die Krim, gibt es eine Möglichkeit, überhaupt dauerhaft Frieden zu bekommen: Die Seewege zu Odessa sind dann recht gut zu schützen. Außerdem ist die Krim überhaupt militärisch nur zu einem Zweck gut: Die Ukraine anzugreifen. Als Defensivposition ist sie nämlich ein Alptraum.

Behält Russland die Krim, ist ein erneuter Angriff auf die Ukraine extrem wahrscheinlich. Verliert Russland die Krim, ist ein dauerhafter Frieden sehr wahrscheinlich.

Ergo würde die Ukraine bei kulturellen Rechten der russischsprachigen Bevölkerung auch auf Verhandlungswege sehr weit entgegenkommen. Aber sie kann es auf gar keinen Fall bei der militärischen Besetzung der Krim tun. Die militärische Kontrolle der Krim durch die Ukraine ist der wesentlichste Baustein für eine stabile Friedensordnung der Region. Alles andere, was mit den Steuern der Krim passiert oder in welcher Sprache dort unterrichtet wird, ist dagegen verhandelbar.
09.05.2023 04:08 Uhr
Zitat:
Nein, mindestens ebenso der Donbass.


Der Donbass ist eher unwichtig. Er hat vor 2014 nur deshalb einen Großteil des ukrainischen BIP erwirtschaftet, weil Janukowytsch dort seine Wählerbasis hatte. Der Donbass lebte schon vor 2014 überwiegend von Transfers anderer ukrainischer Gebiete.

Der Donbass ist aus ukrainischer Sicht eher von symbolischem Wert. Man will halt sein ganzes Staatsgebiet wieder haben.

Eine militärische Rückeroberung des Donbass halte ich außerdem für unwahrscheinlich. Die Ukraine wird eher einen allgemeinen Zerfall der inneren Ordnung Russlands bzw. ein Kollabieren der Streitkräfte abwarten, bevor sie den kompletten Donbass heimholt.

Vergleicht man die Krim und den Donbass militärisch, so ergibt sich folgendes Bild:
Die Eroberung des Donbass verlängert die Front, die die Ukrainer schützen müssen. Insbesondere in Bezug auf die Flugabwehr, dem größten Schwachpunkt der Ukrainer.
Eine Eroberung der Krim verkürzt die Front.

Die Krim ist wesentlicher Logistik-Umschlagplatz russischer Angriffe auf die Ukraine, der Donbass nicht. Im Donbass gibt es kaum militärisch relevante Wasserstraßen.

Bei der Frage, welches Gebiet die Ukraine leichter einnehmen kann, ist auch die Krim die bedeutend leichtere Beute. Nach einem Vorstoß der Ukraine an das Asowsche Meer und insbesondere nach einer Einnahme Melitopols kann die Krim nicht mehr dauerhaft von Russland gehalten werden. Geht militärisch einfach nicht. Beim Donbass sieht es anders aus, weil der eine natürliche Landgrenze zu Russland hat.

Schaue ich mir dann noch die physische Lage des Donbass an, so gäbe es eine Vielzahl von Siedlungen und Flüssen, die den Ukrainern im Wege stehen. Nur ein Vollhonk würde grundlos eine Offensive im Donbass starten, wenn es Alternativen gibt.
Die alte Demarkationslinie zwischen der Ukraine und den beiden "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk gilt als sehr stark ausgebaut. Wurde ja auch über 8 Jahre angelegt und permanent verstärkt. Wenn die Ukraine dort durchstoßen sollte, was an sich bereits nicht einfach ist, stößt sie auf zahlreiche Siedlungen und Flüsse.

Für mich sind ukrainische zeitnahe Vorstöße auf die alten "Volksrepubliken" höchstens südlich von Donezk zur Einkreisung Mariupols denkbar. Nicht aber nördlich des Flüßchens Kalmius. Falls man überhaupt die alte Demarkationslinie überschreitet, würde ich das zwischen der Linie Komsomolske und Novoasowsk erwarten.

Das gilt natürlich nur, so lange die russische Armee in etwa auf jetzigem Niveau einsatzfähig bleibt. Wenn die russische Armee politisch oder physisch sehr viel schwächer würde, wären die Karten natürlich neu gemischt.

Die Ukraine muss den gesamten Donbass erobern, um einen 100%igen Sieg einzufahren. Sie kann aber durchaus auf die alten Volksrepubliken verzichten, wenn sie einfach nur einen stabilen Frieden will. Und es ist fraglich, ob Russsland überhaupt noch den Donbass will, wenn es die Krim verloren hat.

Angenommen, die Russen verlieren die Krim, wie sieht die Sache dann politisch aus?
Ein neuer Krieg gegen die Ukraine wäre für Russland wenig lohnend, wenn das Aufmarschgebiet Krim fehlt. Als Aufmarschgebiet bräuchte man den Donbass also nicht mehr.
Wirtschaftlich ist der Donbass für jede Seite ein Zuschussgeschäft. Das will man nicht unbedingt. Im Donbass gibt es zwar Schiefergas. Das bringt Russland aber nicht, weil es die Gasfelder ohne westliche Technik und westliche Abnehmer nicht sinnvoll ausbeuten kann.

Politisch wäre ein Verbleib im Donbass für Russland eine gewaltige Hypothek. Russland wird bei einer Niederlage im Ukrainekrieg Probleme mit seinen eigenen Zentrifugalkräften bekommen. Außerdem ist die bedeutendste Bedrohung Russlands nicht im Westen, sondern in Asien (China). Putin hat sich nur mit dem Westen angelegt, weil er mit einem externen Gegner vor dem eigenen Volk punkten konnte. Und weil er wusste, dass der Westen ihm weitaus mehr durchgehen lässt, als China. Der Sargnagel des russischen Reiches wird aber nicht in Europa geschmiedet, sondern in Fernost. Jeder Nachfolger Putins weiß das auch.

Will man sich dann in solch einer Krise wirklich den Konfliktherd Donbass ans Bein nageln? Ein ökonomischer Zuschussbetrieb, der eine weitergehende Feindschaft an der Westgrenze garantiert?

Ein Nachfolger Putins, der die Krim ohnehin abschreiben muss, hätte allen Grund, hier reinen Tisch zu machen. Aufgabe des Donbass und Neuanfang mit der Ukraine und dem Westen. Die Ukraine hätte also guten Grund, im Donbass tatsächlich auf eine Verhandlungslösung zu setzen. Einen Häuserkampf in der Millionenstadt Donezk wollen übrigens auch die Ukrainer nicht unbedingt kämpfen.

Als die Sowjetunion ins Straucheln geriet, hat man selbst das prestigeträchtige Berlin aufgegeben. Man ließ die Montagsdemonstrationen zu und hatte dann einen Grund, abzuziehen und mit Deutschland reinen Tisch zu machen. Dabei war die DDR der wohl reichste Handelspartner des sozialistischen Lagers.
Der Donbass ist ein Zuschussbetrieb und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Dass die Bevölkerung dort Feuer und Flamme für Russland wäre, ist auch eher kremlinsches Wunschdenken. Die russischen Marionetten regieren dort seit 2014 mit Hilfe der lokalen Mafia. Ein Großteil des politischen Spitzenpersonals der Volksrepubliken ging vorher so ehrenhaften Berufen wie Zuhälter, Bankräuber oder Drogenhändler nach. Das sind keine Leute, die einen glühenden Patriotismus für Russland hätten. Die machen ihren Job im Austausch für Geld und evtl. Befriedigung sadistischer Gelüste.

Das ergibt für Putins Nachfolger auch die elegante Lösung, sich durch einen Donbass-Maidan des Problems zu entledigen. Für den Nachfolger wäre die Eroberung des Donbass nicht legitimierend. So wie es für Gorbatschow nicht legitimierend war, die DDR zu halten. Ergo kann man das Gebiet unter einem Vorwand aufgeben, wenn man dafür intakte Beziehungen zu anderen Akteuren und frei werdende Ressourcen bekommt. Und die wird Russland definitiv brauchen. So furchtbar stabil ist dieses Reich nämlich nicht.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.05.2023 04:10 Uhr. Frühere Versionen ansehen
09.05.2023 08:32 Uhr
Wenn Putin einen Restverstand besitzt was immer mehr zu bezweifeln ist wird er versuchen sich iegendwie noch so aus dem Rest der Ukraine zurückzuziehen das der Status der Krim eingefrorern wird.
Aus Ukrainischer Sicht ist der Wunsch nach Rückeroberung allerdings mehr als nachvollziehbar.
Das Referendum seinerzeit war weder fair noch entsprach es irgendwelchen demokratischen Standards .
Ich gehe davon aus das Putin den Verlust der Krim auch physisch nicht überleben würde.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 09.05.2023 08:34 Uhr. Frühere Versionen ansehen
09.05.2023 11:23 Uhr
Was die Krim anbelangt, wird nach meinem Dafürhalten viel zu wenig beleuchtet, worum es 2014 EIGENTLICH ging.

Es ging nicht darum, dem russischen Bürger ein paar schicke Strände zu gewinnen, sondern es ging um Sewastopol als Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Die Russen hatten Sewastopol von der Ukraine gepachtet, und die neue westlich orientierte Regierung der Ukraine wollte diesen Pachtvertrag nicht mehr verlängern. Ihr gutes Recht ... aber politisch alles andere als klug. Denn daß der Russe hierauf aggressiv reagieren würde, war ziemlich klar abzusehen.

Unbenommen davon ist die Krim allerdings mittlerweile so symbolisch aufgeladen, daß es Putin tatsächlich den Kopf kosten könnte, wenn Russland die Krim verliert.
09.05.2023 16:11 Uhr
Nein, es sind wie immer die Menschen, die außer ihrem Leben kaum etwas zu verlieren haben.
09.05.2023 17:32 Uhr
Er wird es in keinerlei Hinsicht überleben.
10.05.2023 07:46 Uhr
"Er wird es in keinerlei Hinsicht überleben."


Totgesagte leben länger!

Eher geht ein Melnyk zurück in die Ukraine oder nach Canossa.
10.05.2023 12:24 Uhr
Zitat:

Eher geht ein Melnyk zurück in die Ukraine oder nach Canossa.


Herr Melnyk ist in der Ukraine und hat mit dem Investiturstreit weder jetzt noch in der Vergangenheit etwas zu tun gehabt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.05.2023 13:04 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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