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Fragenübersicht Ein Obdachloser bittet euch um Geld. Ihr bietet Essen an, welches ihr zB vom Einkauf dabei habt, dass dieser jedoch ablehnt, weil er, wie er sagt, gerne etwas anderes essen möchte. Wie reagiert ihr darauf?
1 - 20 / 27 Meinungen+20Ende
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26.05.2019 15:51 Uhr
Wenn ich kann, gebe ich ihm Geld. Meistens muss ich aber selbst zusehen, dass es bis zum Monatsende reicht. Das erkläre ich ihm dann und er versteht es. Unter Armen klappt die Kommunikation.
26.05.2019 16:00 Uhr
Ich frage ihn zunächst, warum er nicht seinen ALG II-Tagessatz von fast 15 EUR abgeholt hat.
26.05.2019 16:03 Uhr
Zitat:
Ich frage ihn zunächst, warum er nicht seinen ALG II-Tagessatz von fast 15 EUR abgeholt hat.
Zitat:
Ich frage ihn zunächst, warum er nicht seinen ALG II-Tagessatz von fast 15 EUR abgeholt hat.

Vermutlich weil er keinen Anspruch hat. Das ist so bei Obdachlosen. Ohne Ausweis, ohne Wohnsitz - daher ohne Möglichkeit Staat und Unternehmen durch seine Arbeitskraft Geld zu schenken - keine Kohle. Klingt abgedroschen, ist aber so.
26.05.2019 16:06 Uhr
Zitat:
Vermutlich weil er keinen Anspruch hat.


Wenn er erwerbsfähig ist, hat er Anspruch (wenn nicht hätte er Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII). Auch ohne Wohnsitz. Ein alter verrammelter, sogar ungültiger Perso reicht auch.

Bei uns in der Kommune wird das von der Diakonie im Auftrag der Jobcenter ausgezahlt und rege in Anspruch genommen.

26.05.2019 16:11 Uhr
Zitat:
Wenn er erwerbsfähig ist, hat er Anspruch (wenn nicht hätte er Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII). Auch ohne Wohnsitz. Ein alter verrammelter, sogar ungültiger Perso reicht auch.

Bei uns in der Kommune wird das von der Diakonie im Auftrag der Jobcenter ausgezahlt und rege in Anspruch genommen.

Gut wenn es in Deiner Kommune so läuft.

Das ist aber eher Ausnahme denn Regel.
Mit abgelaufenem Perso wirst Du bei der Mehrzahl aller Jobcenter auf Granit beißen.
26.05.2019 16:13 Uhr
Zitat:
Zitat:
Vermutlich weil er keinen Anspruch hat.


Wenn er erwerbsfähig ist, hat er Anspruch (wenn nicht hätte er Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII). Auch ohne Wohnsitz. Ein alter verrammelter, sogar ungültiger Perso reicht auch.

Bei uns in der Kommune wird das von der Diakonie im Auftrag der Jobcenter ausgezahlt und rege in Anspruch genommen.


Ohne Wohnsitz hast du auch Anspruch, stimmt. Nur erzählen sie den Leuten erstmal was vom Weihnachtsmann. Dann argumentieren sie man brauche einen Wohnsitz, wegen der Postanschrift. Es gibt eine Arbeitslosenbroschüre. Wir hatten damals argumentiert, wir könnten einen Wohnwagen auf ihren Parkplatz stellen und sie müssten uns auszahlen. Wir haben auch sämtliche Argumente aus der Arbeitslosenbroschüre wiedergegeben. Wurde alles abgelehnt. Da sieht man dass sie ihre eigenen Unterlagen nicht lesen, oft bei der Fülle an Neuerungen aber auch schlicht keine Zeit dazu haben.

In der Regel erfüllen Obdachlose aber die Vorraussetzungen nicht.
Und um auf das obige Beispiel einzugehen:
natürlich haben auch Obdachlose eigene Ansprüche. Ist ja nicht so dass das Tiere sind. Das verständlich und zu akzeptieren. Ich hab desöfteren von Obdachlosen gehört bekommen dass sie vieles annehmen, was sie nicht wollen, weil es dann wieder heißt, das ist ihnen nicht gut genug. Dann wäge ich ab ob ich das Geld habe. Bei mir sieht´s Ende des Monats auch oft sehr dünn aus.
26.05.2019 16:14 Uhr
Ich bin nicht der Erzieher der Menschen, es würde es mir im Traum nicht einfallen Essen statt Geld zu geben.

Das ist quasi eine doppelte Demütigung und fürchterlich arrogant.
26.05.2019 16:14 Uhr
Zitat:
Mit abgelaufenem Perso wirst Du bei der Mehrzahl aller Jobcenter auf Granit beißen.


Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.

Zumal die Beantragung eines Persos auch kostenfrei ist, wenn die Person mittellos ist. Aber da stellen sich erfahrungsgemäß die Meldebehörden quer. Vermutlich, weil das Personal oft auch gar nicht geschult ist.
26.05.2019 16:17 Uhr
@DerMaulwurf

Siehe meinen Beitrag Richtung rKa.

Leider kennen viele bei den Behörden das geltende Recht nicht. Das merke ich, wenn ich als "normaler" Bürger mal in einer Behörde bin, auch immer recht schnell. Wenn man sich selbst nicht wehren kann, weil man über die Rechtskenntnisse selber nicht verfügt, oder keinen Behördenausweis (wirkt Wunder) vorlegen kann, muss man sich eben Hilfe holen.
26.05.2019 16:19 Uhr
Zitat:
Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.


Schon klar, aber die Praxis sieht wirklich anders aus.
Hab ja jahrelang Obdachlosenbetreuung gemacht.
26.05.2019 16:20 Uhr
Zitat:
Ich bin nicht der Erzieher der Menschen, es würde es mir im Traum nicht einfallen Essen statt Geld zu geben.

Das ist quasi eine doppelte Demütigung und fürchterlich arrogant.

Man kann ja beides tun. Obst ist immer gut oder Süßes, weil das länger satt hält.

Wie immer zu Weihnachten bekommen wir dann ein kleines Präsent. Hab nur das T-Shirt rausgenommen und die Tüte dann einem Obdachlosen geschenkt, der sich auch riesig gefreut hatte (da war ne große Marzipanstolle drin).
26.05.2019 16:22 Uhr
Zitat:
Zitat:
Mit abgelaufenem Perso wirst Du bei der Mehrzahl aller Jobcenter auf Granit beißen.


Die Praxis wäre klar rechtswidrig, da die Identität nicht ablaufen kann. Auch hier wäre zu empfehlen, sich Rat bei Obdachlosenberatungen von Diakonie, Caritas etc. zu holen.

Zumal die Beantragung eines Persos auch kostenfrei ist, wenn die Person mittellos ist. Aber da stellen sich erfahrungsgemäß die Meldebehörden quer. Vermutlich, weil das Personal oft auch gar nicht geschult ist.

Meines Erachtens ist es das nicht. Der Perso wird dir halt nur erstattet, also die Gebühr.
26.05.2019 16:25 Uhr
Ich ginge weiter, weil mein Angebot nicht erwünscht war. Grundsätzlich käme ich aber auch nicht in so eine Situation, denn wenn ich einem Obdachlosen etwas gebe, dann das, worum er gebeten hat: In den meisten Fällen Geld. Ich bin nicht sein Erzieher, habe nicht über seinen Lebensstil zu urteilen und bin auch nicht weiter daran interessiert, ob er sich für das erhaltene Geld Lebensmittel, Drogen oder sonstwas kauft.
26.05.2019 16:27 Uhr
Zitat:
Man kann ja beides tun.

Klar, aber das ist dann eine andere Nummer.

Ich finde diese "Erziehungsmaßnahmen" irgendwelcher selbsternannter Moralisten einfach eklig.

"Ich geb kein Geld, der Mensch könnte ja Alkohol, Tabak oder schlimmeres kaufen"
26.05.2019 16:35 Uhr
Wenn ich etwas zu Essen kaufe, möchte ich es auch essen. Wenn ich es verschenke, muss ich es mir nochmal kaufen. Dann könnte ich auch gleich das Geld verschenken. Geld verschenken ist für mich freilich ein obszöner Gedanke. Ich liebe mein sauer errackertes Geld.

Schnorrer hingegen liebe ich nicht. Entgegen dem weit verbreiteten Klischee ist meiner Beobachtung nach nur ein verschwindend kleiner Teil dieser Klientel unverschuldet in Not geraten. Die meisten haben ihr Schicksal selbst gewählt, und bedingungslose Almosen helfen gewiss nicht, da jemals rauszukommen.
26.05.2019 16:42 Uhr
Gut, man darf mich jetzt gern wieder fürn Arschloch halten, aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Spannenderweise habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen gemacht. Viele Obdachlose haben explizit nach Geld für Nahrung gefragt und den Einen oder Anderen habe ich dann an eine nahegelegene Imbissbude begleitet oder in einen nahegelegenen Supermarkt und die bekamen dann eine Mahlzeit. Dankbar war bislang noch jeder Einzelne davon dafür. Nur zwei oder drei Mal wurde das Angebot eher unfreundlich abgelehnt (obwohl er explizit nach Geld für Essen gefragt hatte) und da ist dann mein Mitleid halt auch leider weg, sorry.

26.05.2019 16:48 Uhr
Ich will nur mal nebenbei einwerfen dass ich es für völlig nachvollziehbar halte, wenn sich Obdachlose Alk kaufen, weil der "Fusel" den Hunger vertreibt und warm hält.
26.05.2019 16:50 Uhr
Zitat:
Gut, man darf mich jetzt gern wieder fürn Arschloch halten, aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Spannenderweise habe ich übrigens ganz andere Erfahrungen gemacht. Viele Obdachlose haben explizit nach Geld für Nahrung gefragt und den Einen oder Anderen habe ich dann an eine nahegelegene Imbissbude begleitet oder in einen nahegelegenen Supermarkt und die bekamen dann eine Mahlzeit. Dankbar war bislang noch jeder Einzelne davon dafür. Nur zwei oder drei Mal wurde das Angebot eher unfreundlich abgelehnt (obwohl er explizit nach Geld für Essen gefragt hatte) und da ist dann mein Mitleid halt auch leider weg, sorry.


Obdachlose sind eben auch Menschen. Dass die wegen ihrer existenziellen Lage nicht permanent im Kreis springen ist eh klar.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 26.05.2019 16:51 Uhr. Frühere Versionen ansehen
26.05.2019 16:52 Uhr
Vielleicht sollte man auch mal sagen, dass es "den" Obdachlosen nicht gibt, es gibt gefühlt 527 Gründe, warum jemand dort landen kann.

Rein rechtlich ist es sogar so, dass Obdachlosigkeit nur unter bestimmten Umständen legal ist (so dumm das klingt). Unfreiwillige Obdachlosigkeit beispielsweise müsste vom Staat im Prinzip sofort beseitigt werden.

Anders gesagt: De jure gibt es quasi keine unfreiwillige Obdachlosigkeit. De facto natürlich schon.

26.05.2019 16:54 Uhr
Zitat:
aber ich frage mich halt schon, ob ich dem Obdachlosen wirklich damit helfe, wenn ich ihm statt einer Mahlzeit ein bisschen Kleingeld gebe, welches dann direkt in Fusel umgesetzt wird. Ich finde daran nichts Belehrendes und bei offenkundig alkoholkranken Menschen von Lebensstil zu sprechen, halte ich auch für absurd.

Du wirst einem alkoholkranken Obdachlosen nunmal auch dann nicht helfen, wenn du ihm kein Geld für Alkohol gibst. Dann kriegt er es halt von jemandem anders, denn er wird so lange dranbleiben, bis er es hat. Ne nette Mahlzeit für ihn mag ja dein Gewissen beruhigen und auch angenommen werden, gesünder wird er dadurch aber i.d.R. nicht.
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