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Fragenübersicht Warum werden Mitarbeiter in Callcentern immer noch so schlecht bezahlt und angesehen?
1 - 20 / 22 Meinungen+20Ende
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11.01.2014 19:43 Uhr
Naja, der schlechte Ruf könnte darin begründet liegen, dass Callcenter-Mitarbeiter teilweise auch für unseriöse Firmen arbeiten die einem am Telefon irgendwelche Zeitungsabos oder sonstige Knebelverträge aufquatschen wollen. Jeder kennt solche Anrufe und jeder weiss wie nervig sowas ist.

Zur Bezahlung:
Naja, soooo unheimlich hoch ist die Qualifikation die man für diesen Job braucht nun auch wieder nicht. Nicht umsonst sitzen da hauptsächlich Leute die beruflich sonst nichts "auf die Reihe bekommen" haben.
11.01.2014 20:22 Uhr
Callcenter haben einen wirklich schlechten Ruf, was nicht immer ganz unberechtigt ist. Es ist auch bedauerlich, wenn jemand in dieser Branche landet, die tatsächlich keine Lobby hat. Fakt ist aber leider auch, dass man keine besondere Qualifikation benötigt. Im Einzelhandel sieht es ja nicht viel anders aus.
Die meisten landen in dieser Branche aus finanzieller Not und da fällt die Organisation zur Durchsetzung von besseren Arbeitsbedingungen nicht leichter.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.01.2014 21:26 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.01.2014 23:13 Uhr
Da ich selbst in einem Callcenter arbeite, wenn auch in einem etwas besseren, glaube ich, dass meine Erfahrungen dort eventuell von Interesse sein könnten. In einem Callcenter arbeitet man zunächst mal meistens nur kurze Zeit, sei es als Student, als Schüler, oder Hausfrau, die sich was dazuverdienen will. Dass jemand dort längere Jahre bleibt, ist eigentlich die Ausnahme, und meistens sind finanzielle Not, Krankheit, falsche Studienfachwahl und ähnliches die Ursache.
Die Bezahlung ist aus einem ganz einfachen Grund so gering: die Qualifikationsvoraussetzungen sind gleich Null, es gibt also tausende, die diese Arbeit machen können. Die Fluktuationsrate ist in solchen Betrieben auch ziemlich hoch.
11.01.2014 23:36 Uhr
Dass sie so schlecht bezahlt werden hängt damit zusammen, dass viele CallcentermitarbeiterInnen erstens nur befristet beschäftigt sind, so dass man ihnen immer für die Zukunft die sowieso nicht eintretende Gehaltserhöhung wie eine Wurst hinhalten kann und dass viele CallcentermitarbeiterInnen froh sind, diese Arbeit zu haben und somit kein gewerkschaftlicher Organisationsgrad gegeben ist. Daher gibt es auch kaum ein Callcenter, das wenigstens einen Haustarifvertrag hat.

Der schlechte Ruf hängt zum einen an Sachen wie "Kaltaquise" und "Outbound-Calls", die in der Vergangenheit ohne Einwilligung zur telefonischen Kontaktaufnahme seitens der Kunden geführt wurden, an fehlenden Entscheidungskompetenzen der MitarbeiterInnen und aufgrund von Befristungen und Fluktuation sehr unterschiedlichen Wissensständen.
12.01.2014 08:05 Uhr
Zitat:
Zur Bezahlung:
Naja, soooo unheimlich hoch ist die Qualifikation die man für diesen Job braucht nun auch wieder nicht. Nicht umsonst sitzen da hauptsächlich Leute die beruflich sonst nichts "auf die Reihe bekommen" haben.


Nun, so ganz stimmt das auch wieder nicht, denn man muß durchaus unterscheiden. Callcenter der Versicherungswirtschaft zum Beispiel dürfen nur durch zumindest Versicherungsfachmänner/frauen besetzt sein. Über die individuelle "Qualifikation" im Sinne von "Erfahrung" mag man dann zwar streiten, aber Fakt ist auch, daß diese MitarbeiterInnen sich in sämtlichen Produkten (ihrer Sparte) und den dazugehörigen EDV-Systemen (nicht immer einheitlich) auskennen müssen.

Das Problem bei denen ist allerdings meist die Haltung der Vorgesetzten: Um die Wartezeit in der Schleife so kurz wie möglich zu halten werden die MitarbeiterInnen "auf Quote" gehalten, also min. 60 Gespräche am Tag. Unter diesem Druck kommen dann die "danke für Ihren Hinweis, dann ist ja alles klar"-Gespräche zustande, die zumeist leider Null Qualität beinhalten.


Den Bereich "Kaltakquise" kann man als "Opfer" allerdings dadurch entgehen, daß man sich die Rufnummer notiert und diese dann zum Zwecke der Abmahnung an Verbraucherschutzinstitutionen weiterleitet - denn man darf nur DANN angerufen werden, wenn man ausdrücklich seine Zustimmung dazu gegeben hat (schriftlich).


Das "Problem" insgesamt aber ist, daß die Deutschen immer noch lieber "billig" haben wollen. Und sich bei hohen Boni der Vorstände immer noch nichts denken. Käme endlich ein klein wenig mehr Bewußtsein der Verbraucherverantwortung auf (man kann auch mit den Füßen abstimmen), dann wären Änderungen bei Callcentern eher denkbar. Streik? Was soll das bringen? Da braucht das Unternehmen nur Ausdauer, dann hat sich das mit "Streik". Ähnliches erleben wir ja immer noch bei Zalando... da wird auch lieber auf Kundenseite vor Glück geschrien als vor Empörung über die Arbeitsbedingungen... ^^
12.01.2014 08:50 Uhr
Einerseits wird es Zeit für Mindestlöhne, andererseits sollten Ausbeuterfirmen boykottiert werden.

Mir ist es wurscht, ob einer in einem Callcenter arbeitet, solange er zum Feierabend seinen Job ablegt.
12.01.2014 09:27 Uhr
Zitat:
Das "Problem" insgesamt aber ist, daß die Deutschen immer noch lieber "billig" haben wollen. Und sich bei hohen Boni der Vorstände immer noch nichts denken.


Callcenter gäbe es aber auch, wenn die Kunden bereit wären, mehr Geld zu bezahlen. Frei nach dem Motto "Der Kunde steht im Mittelpunkt und somit immer im Weg". Vor allem bei der Erzielung monetärer Ziele. Von vielen Unternehmen ist es doch entgegen hehrer von Werbeagenturen formulierten Unternehmensgrundsätzen gar nicht das Ziel, den Kunden gut zu betreuen, sondern ihm möglichst schnell abzufertigen, damit er das Erreichen monetärer Ziele nicht übermäßig behindert. Und da jede Qualifizierung das Erreichen monetärer Ziele ebenfalls behindert, sieht es dann um die Fachlichkeit- und dann gerade auch noch im Callcenterbereich- schlecht bestellt aus.

Dienstleistungsunternehmen in Deutschland träumen von Kunden, die Verträge abschließen, bezahlen und danach nicht weiter stören. Und dann kommt dummerweise die Realität um die Ecke.
12.01.2014 10:49 Uhr
Einige Punkte, die mich zu dieser Umfrage gebracht haben, sind hier bereits genannt worden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach, dass es ein Outsourcing gegeben hat, was zur Folge hatte, dass Sachbearbeiter in den unterschiedlichen Bereichen durch einen Mitarbeiter im Callcenter ersetzt wurden.
Der schon genannte Zeitdruck im Callcenter verhindert jegliche Form von echter Qualität und somit sehr oft einen Kunden noch als willkommenen Kunden - im besten Fall als "König"- zu behandeln.
Das wirkliche Anliegen des Kunden fällt somit leider sehr oft in den Hintergrund.

Kenntisse jegoch sind weiterhin erforderlich, gerade wenn es um einen technischen Support geht, werden aber durchweg miserabel bezahlt.
Zudem führt die Zersplitterung eines Großkunden auf mehrer Callcenter zu einem Konkurenzkampf mit äusserst negativen Folgen (z.B. fehlender Informationsfluss, reine Zeitkontrolle, ein Gegeneinander statt Miteinander u.v.m.).

12.01.2014 11:06 Uhr
Weil sie es verdient haben.
12.01.2014 11:09 Uhr
Zitat:
Weil sie es verdient haben.


das klingt wie eine Strafe
12.01.2014 13:15 Uhr
Slecht bezahlt ist es deswegen, weil den Job nahezu jeder machen kann und man die Callcenter auch jederzeit überall hin verlagern, auslagern und teilweise auch abschaffen kann. Bei zu hohen Löhnen lohnt sich der Service/ Vertrieb einfach nicht.

Und schlecht angesehen sind sie zum einen genau wegen der schlechten Löhne und damit eher einfachen Mitarbeitern und zum anderen damit einhergehend auch einer mittelmäßigen Qualität. Zumal viele Kunden von Servicehotlines wahre Wunder erwarten, diese Erwartungen aber einfach nicht einlösbar sind. Der Vertrieb tut natürlich sein übriges, Klinkenputzer waren noch nie beliebt.
12.01.2014 13:20 Uhr
Zitat:
Einerseits wird es Zeit für Mindestlöhne


Das dürfte in Sachen Callcenter mal gerade null bringen.

Entweder wird es über Zielvorgaben an Calls versteckt, es wird auf selbstständige Mitarbeiter (z.B. in Heimarbeit) zurückgegriffen oder die Center werden einfach zu einem guten Teil nach Polen und Teschechien (irgendwo an die Grenze) verlegt.

Ein Mindestlohn trifft die Schwächsten immer am Härtesten, die Callcenter-Mitarbeiter dürften dazu gehören.
12.01.2014 13:23 Uhr
Zitat:
Von vielen Unternehmen ist es doch entgegen hehrer von Werbeagenturen formulierten Unternehmensgrundsätzen gar nicht das Ziel, den Kunden gut zu betreuen, sondern ihm möglichst schnell abzufertigen


Das ist so pauschal gesehen einfach Schwachsinn. Natürlich muss sich jeder zusätzliche Service eben auch in höheren Verkaufszahlen wiederspiegeln, der Service ist ja kein Selbstzweck als solcher.

Aber je nach Unternehmen, je nach Branche und je nach Preislage ist aber guter Service eines der zentralen Verkaufsargumente.

Hier kommt es sehr wohl ausschließlich auf den Kunden an. Bezahle ich für Service bekomme ich Service, ist mir Service wurscht investiert auch keine Firma in Service.
12.01.2014 13:53 Uhr
Zitat:
Hier kommt es sehr wohl ausschließlich auf den Kunden an. Bezahle ich für Service bekomme ich Service, ist mir Service wurscht investiert auch keine Firma in Service.


Das ist Unsinn, denn der Kunde der anruft zahlt ja nicht für den Service, den er am Telefon erhält.

12.01.2014 14:10 Uhr
Zitat:
denn der Kunde der anruft zahlt ja nicht für den Service


Manchmal auch das, aber ansonsten bezahle ich dafür über das Produkt, genauso wie für Beratung, Qualität, Haltbarkeit und andere Eigenschaften.

Je nachdem wonach sich Kunden eine Bank, Versicherung, Auto etc. aussuchen, je nachdem wird das Produkt eben mit den entsprechenden Eigenschaften ausgestattet. Will der Kunde Service, bekommt der Kunde Service.
12.01.2014 22:47 Uhr
"Das ist Unsinn, denn der Kunde der anruft zahlt ja nicht für den Service, den er am Telefon erhält."

Natürlich tut er das das. Das ist ja der Grund warum das Milliongeschäft der Warteschleifen und das Verbinden vom Gesetzgeber untersagt wurde.
12.01.2014 22:51 Uhr
"Den Bereich "Kaltakquise" kann man als "Opfer" allerdings dadurch entgehen, daß man sich die Rufnummer notiert und diese dann zum Zwecke der Abmahnung an Verbraucherschutzinstitutionen weiterleitet - denn man darf nur DANN angerufen werden, wenn man ausdrücklich seine Zustimmung dazu gegeben hat (schriftlich). "

Leuts die heute Kaltaquise machen übermitteln ihre Nummer nicht.
Callcenter die das machen sitzen nicht mehr in Deutschland. Da kannst du abmahnen wie du willst.
Und das schriftlich in Klammer ist natürlich Blödsinn. Natürlich kann man seine Zustimmung immer auch mündlich geben.
13.01.2014 18:31 Uhr
Naja, es gibt solche und solche. Und leider sorgen die "solchen" häufig für den Ruf.

Call Center 1:
Belästigt Leute per Telefon und versucht hart an der Grenze zum Betrug irgendwelche Produkte/Dienstleistungen an den Mann zu bringen. Im Vertriebsdeutsch heißt das dann "Kaltaquise". Für den Angerufenen ist der Anruf lästig, Zeitverschwendung und wenn er mit "jaja" abwimmeln will, einen Vertrag aufgehalst bekommt, nervig.

Call Center 2:
Sehr häufig bei Billigstromanbietern, Billigtelefonanbietern, Billiggasanbietern zu finden. Die Mitarbeiter haben keine Ahnung und teilweise noch nicht mal Zugriff auf die Kundendaten. Wenn man ein Anliegen hat, wird ein Rückruf zugesagt, der häufig nicht oder erst ewig später erfolgt.

Call Center 3:
Das sind die, die unter dem Ruf zu leiden haben, für den Call Center 1 und Call Center 2 gesorgt haben. Hier gibt es Mitarbeiter, die die Produkte kennen und um Problemlösung bemüht sind. Leider müssen die oft den Unmut der Kunden ertragen, der eigentlich an weit höherer Stelle im Unternehmen besser aufgehoben wäre.

Und dann gibt es noch beliebig viele Abstufungen :-)
13.01.2014 18:34 Uhr
Zitat:
Das ist Unsinn, denn der Kunde der anruft zahlt ja nicht für den Service, den er am Telefon erhält.


Doch, das ist im Produkt enthalten.

Wenn das Produkt einwandfrei ist, gibt es keinen Grund für einen Anruf des Kunden.
Wer mängelbehaftete Produkte/Dienstleistungen unter's Volk bringt, muss einen entsprechend höheren Aufwand zur Kundenberuhigung betreiben.
14.01.2014 07:47 Uhr
Zitat:
Wenn das Produkt einwandfrei ist, gibt es keinen Grund für einen Anruf des Kunden


Das ist in dieser Absolutheit Quatsch. Auch bei einwandfreien Produkten kann der Kunde eine Rückfrage zur Leistungsbeschreibung haben. Unternehmen sind oft weit entfernt davon, diese klar und verständlich rüberzubringen. Das ändert aber nichts an der guten Qualität des Produkts.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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