Chat-Transkript vom 10.12.2007

Ulrich Kelber, Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

Thema: Klimaschutz

: *Teutonia*_(nip) hat den Raum betreten
: Ulrich_Kelber hat den Raum betreten
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Guten Tag Herr Kelber
Moderator: Wir warten noch bis 19:00 ...
*Teutonia*_(nip): Guten Abend Herr Kelber. Hallo Moderator... Wer ist es denn heute?
Ulrich_Kelber: Guten Abend. War schon eingeloggt, aber noch mit anderen eMails beschäftigt!
Moderator: Moderieren wird heute Oliver Specht von der Redaktion, hier ist Bartosz, ich mach nur die ersten 5 Minuten, da Oliver noch nicht am Rechner ist
*Teutonia*_(nip): Ah.. Huhu Bartosz ;-)
Moderator: Hallo :-)
Moderator: SO, wir haben 19:00 und ich würde sagne, dann fangen wir doch mal an.
Ulrich_Kelber: ok
Moderator: Der heutige Chat hat das aktuelle Thema Klimaschutz
Moderator: Bei uns ist Herr Ulrich Kelber
Moderator: Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion
Ulrich_Kelber: Guten Abend!
Moderator: Und unser Internetkanzler
*Teutonia*_(nip): Hallo Herr Kelber. Freut mich das Sie Zeit gefunden haben. Hallo liebe DolGemeinschaft ;-)
Moderator: Herr Kelber, vielleicht stellen Sie sich erstmal vor
Ulrich_Kelber: Die Funktion haben Sie ja schon kurz vorgestellt, ich habe die Verantwortungfür die Themenbereiche Energie, Umwelt, Landwirtschaft, nachhaltigkeit und Verbraucherschutz
Ulrich_Kelber: Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet, habe vier Kinder und bin Diplom-Informatiker von der Ausbildung her
*Teutonia*_(nip): Lieber Bartosz, hast du Fragen oder soll ich mal beginnen?
Moderator: Dann kommt auch direkt die erste sehr aktuelle Frage
Moderator: Frage von Pantalaimon an Ulrich Kelber:    "Was halten sie von der Licht aus Aktion Herr Kelber? Sinnvoll Demonstration für Klimaschutz oder nur Show und Publicity?"
Moderator: So, ich wechsel jetzt mit dem Oliver
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Ulrich_Kelber: Solche Aktionen erinnern sicherlich viele Menschen an die Notwendigkeit etwas zu tun. Persönlich fand ich die Aktion "licht an, aber richtig" besser, weil dort wirklich dauerhafte Verhaltensänderungen gefragt waren.
*Teutonia*_(nip): Hallo Oliver ;-)
Moderator: Guten abend zusammen und Entschuldigung für die Verspätung. Mein Name ist Oliver Specht und ich übernehme jetzt die Moderation.
*Teutonia*_(nip): Lieber Herr Kelber. Wie hoch sind denn die Schätzungen, wieviele Haushalte mitgemacht haben?
Ulrich_Kelber: Hallo, Herr Specht
Ulrich_Kelber: Ich habe da keine eigenen Schätzungen. In meinem Viertel habe ich nicht viele gesehen. Aber die bekehre ich ja auch grundsätzlicher :-)
Moderator: Eine aktuelle Frage zu den britischen Plänen, alle Haushalte bis 2020 mit Windenergie zu versorgen. Halten Sie das für realistisch?
Ulrich_Kelber: Also so planen das die Briten sicherlich nicht. Aber in der Tat wird Wind eine wichtige Rolle spielen, technisch ist da noch einiges herauszuholen und das Potenzial riesig. In einem europäischen Supergrid gibt es dann auch kein Problem mit regionalen Flauten
Moderator: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,522512,00.html
Ulrich_Kelber: Wind wird auf Dauer in Deutschland gut 30% der Stromversorgung ausmachen, in UK ist das Potenzial noch höher
Ulrich_Kelber: Interessant, vor ein paar Monaten wollten die Briten noch AKWs bauen ...
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Hallo Herr Keller, entpuppt sich der "Klimaschutz" langsam zur nächsten Abzocke der Bevölkerung, ich denke da an Rußpartikelfilter und Steuererhöhung für Dieselfahrzeuge, Ökosteuer, geplante Filtersysteme für Ofenheizungen usw. ?"
Ulrich_Kelber: Ganz ehrlich: Ich hasse das Wort "Abzocke" ...
Moderator: Frage von DeeJay an Ulrich Kelber:    "Herr Kelber, mich stört bei dieser KLimadebatte ehrlich gesagt diese grobe Vereinfachung, dass allein CO2 nun der große Klimakiller sein soll und alles fokussiert sich darauf. Was tun Sie als verantwortlicher POlitiker, dass einmal die GANZE Breite wissenschaftlicher Erkenntnis durchdringt, die eben besagt, dass es NICHT zwingend das CO2 sein muss, und dass eben NICHT so eindeutig ist, dass der Mensch allein schuld ist, wie es das POLITISCHE Gremium IPCC immer behauptet?!"
Ulrich_Kelber: Mit Abzocke kann man alles kaputtreden. Klimawandel ist eine riesige Herausforderung. Mit neuen Technologien und ein bisschen verändertes Verhalten können wir allerdings einiges tun. Und die "Abzocke" kann man mit entsprechenden Maßnahmen persönlich verhindern.
*Teutonia*_(nip): Haben Sie einen alternativen Begriff zum Wort "Abzocke"? ;-)
Moderator: Sorry, zu früh...
Ulrich_Kelber: Im IPCC-Prozess sind 3.000 Wissenschaftler beteiligt, die eine einhellige Meinung, vertreten, dass CO2 die Hauptursache ist!!!
Ulrich_Kelber: Statt "Abzocke" muss man von Maßnahme zu Maßnahme Kosten und Wirkung vergleichen ...
Moderator: Frage von DeeJay an Ulrich Kelber:    "Was ist es denn anderes als ABZOCKE, wenn eine etablierte und angeblich zukunftsfähige Technologie, wie die Solartechnologie pro Arbeitsplatz mit 153.000 Euro subventioniert wird - auf Kosten der Verbraucher??"
Ulrich_Kelber: Und bei Rußpartikelfilter (was ja nix mit Klimaschutz zu tun hat) sind die Kosten für die Ergebnisse wirklich zeimlich gering
Ulrich_Kelber: 153.000 Euro sind die Hochrechnungen von RWI bis 2020, korrekt?
Ulrich_Kelber: RWI ist bekannt für Studien, die sagen, man müsse alles weiter mit Braunkohle, Steinkohle und Atomstrom machen. Ich kenne die Grunddaten der Studie nicht. Mit welchem Ölpreis wird gerechnet. Es gibt da Studien aus 2007, da ist der Ölpreis auch 2020 niedriger als heute. Und das hat Auswirkungen auf die Kosten von PV-Strom
Moderator: Frage von DeeJay an Ulrich Kelber:    "IHerr Kelber, ich glaube als KLimaexperte sind sie ein wenig fehl informiert. 60% der im IPCC Bericht genannten Autoren sind KEINE Klimaforscher und sie sind sich beileibe NICHT alle einig, dass CO2 die Hauptursache ist. Das KANN gar nicht sein, da CO2 nur ein Fünftel der Treibhausgase ausmacht, die angeblich für den Klimawandel verantwortlich sind."
Ulrich_Kelber: Hups, Fragezeichen vergessen :-(
Moderator: Als Moderator muss ich hier mal einen moderateren Ton anmahnen... :)
Moderator: Frage von DeeJay an Ulrich Kelber:    "quelle RWI, zitiert aus der letzten WamS, ja"
Ulrich_Kelber: 1. IPCC-Endberichte unterliegen dem Einstimmigkeitsprinzip. Nur in den ersten Stufen werden MMehrheitsmeinungen aufgenommen 2. Geht es nicht um die Frage, welche Gase den natürlichen Treibhauseffekt ausmachen, sondern welche Gase für den zusätzlichen(!), menschlich verursachten Effekt verantwortlich sind 3. Die Klimawandelskeptiker können sich an der ausführlichen Sammlung von Daten des UBA austoben
Ulrich_Kelber: Ich kenn halt meine RWIler :-)
*Teutonia*_(nip): Herr Kelber, wie kann es sein das man gesellschaftlich bereits heute im Abseits steht, wenn man den Klimawandel hinterfragt und kritisch beäugt?
Ulrich_Kelber: Weil man eine Tatsache nicht wahrhaben will ...
Moderator: Frage von Anne*** an Ulrich Kelber:    "Was halten Sie von der Forderung, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen und, wenn alte neugesta,tet werden, darauf zu achten, dass die Emission in absoluten Zahlen weniger ist als zuvor? Ist das realistisch?"
Ulrich_Kelber: Wir sollten den begonnen Emissionshandel durchhalten, der eine Obergrenze für die CO2-Emissionen setzt. Dann muss jedes Unternehmen wissen, ob es noch ein Kohlekraftwerke baut, das schnell unrentabel werden kann.
Moderator: Frage von Schema 5f an Ulrich Kelber:    "Herr Kelber - wie stehen Sie zu den Preisanpassungen, daß Super, Benzin und Diesel auf einmal gleich viel kostet? Mir persönlich kommt das vor wie Absprache und Abzocke ... Ein Fall für das Bundeskartellamt? Oder nur neue Zeiten?"
Ulrich_Kelber: Zwei Aufsichtsräte, in denen ich arbeite, haben sich daher gegen den Bau von Kohlekraftwerken entschieden ...
*Teutonia*_(nip): Wozu lohnt dann noch ein Dieselauto?
Ulrich_Kelber: Benzin: Das Bundeskartellamt prüft da ja laufend. Der Markt ist ein weltweiter und unser Benzin wird in die USA exportiert. Beste Gegenmaßnahme einer Volkswirtschaft ist ein geringerer Verbrauch. Durch sparsames Fahren und sparsamere Fahrzeuge
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "Herr Kelber, es dürfte einigermaßen unstrittig sein, dass Atomkraftwerke durch den Staat und damit durch uns alle subventioniert werden. Können Sie eine Größenordnung angeben, in der diese Subventionierung erfolgt und erfolgt ist."
Ulrich_Kelber: Dieselauto: Aus meiner Sicht sollte da der Staat auch nicht mehr unterscheiden. Alle Steuern gleich hoch für Benziner und Diesel
*Teutonia*_(nip): Somit treiben Sie doch die Autofahrer in Benzinautos und weg von Dieselautos... Oder nicht?
Ulrich_Kelber: Atomkraft: Mein Kollege Göppel von der CSU geht von bisher 80 Mrd. Euro Subventionen für die AKWs alleine in Deutschland aus. Laufend kommen neue Subventionen hinzu ...
Moderator: Frage von Schema 5f an Ulrich Kelber:    "entschuldigung ... ich hätte gerne zuerst meine frage bzgl. der benzinpreise beantwortet, bevor sich andere vordrängeln"
Moderator: Soweit ich sehe, ist diese Frage schon beantwortet worden?!?
Ulrich_Kelber: Dieselautos: Kommt drauf an, die Kfz-Steuer wird dann ja auch niedriger. Aber warum soll der Staat eine Technologie, die keine wesentlichen Vorteile hat, subventionieren?
Ulrich_Kelber: Benzinpreis: Siehe oben !!!
*Teutonia*_(nip): Ist der Diesel nicht umweltfreundlicher?
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Gleiche Steuern für Benzin und Diesel nimmt das Aus unzähliger Speditionen in Kauf oder nicht?"
Ulrich_Kelber: Diesel III: Nicht unbedingt. Benzin-Hybrids sind sparsamer und emittieren weniger Schadstoffe. Außerdem sind bei Benzin mehr alternative Treibstoffe vorstellbar
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "@Teutonia: Diesel und Benzin sind komplementäre Produkte, die bei der Erdölaufbereitung in einem bestimmten Verhältnis anfallen. Wenn die Menschen zunehmend Dieselfahrzeuge fahren, steigt die Nachfrage und damit der Preis. Spannend ist aber, dass der Dieselpreis OHNE Steuern heute ca. 10 Cent über dem Benzinpreis liegt."
Ulrich_Kelber: Speditionen: Das kann man wirklich auch anders handhaben, z.B. durch eine weitere Senkung der Kfz-Steuern auf Lkw
Moderator: Frage von Schema 5f an Ulrich Kelber:    "Leute entweder ihr moderiert sauber oder ich mach den politchat im radio gerne runter"
Ulrich_Kelber: Diesel IV: Der hohe Dieselpreis ist auch eine Folge davon, dass in Deutschland 50% der neu zugelassenen Fahrzeuge Dieselfahrzeuge waren und bei der Produktion weniger Diesel anfällt ...
Moderator: @Schema 5f: Entweder Du liest richtig oder ...weiß ich auch nicht... ;)
Ulrich_Kelber: Redet Ihr immer so untereinander?
Moderator: Frage von Freiredner an Ulrich Kelber:    "Herr Kelber ihre Partei hat das Tempolimit 130 mit der Begründung des Klimaschutzes beschlossen, dies würde allerdings nur wenige Tonnen an CO2 einsparen. Ist dadurch eine solche Einschränkung der Freiheit überhaupt gerechtfertigt?"
Moderator: Normalerweise nicht. Scheint ein heißes Eisen zu sein.
Moderator: Zudem brechen Sie glaube ih gerade den Rekord der am meisten beantworteten Fragen. Respekt.
Ulrich_Kelber: Wir sind das letzte Land, dass kein Tempolimit hat, in allen anderen herrscht doch auch Freiheit, oder? Die Verkehrssicherheit ist das Hauptargument, aber auch zum Klimaschutz trägt ein Tempolimit bei, zunächst mit ca. drei Millionen Tonnen CO2 weniger pro Jahr, aiuf Dauer noch mehr wegen veränderten Design der Autos
Ulrich_Kelber: Danke
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "Die Mineralölkonzerne geben selbst zu, dass sie ihre Preise nach den Preisen der Konkurrenz am Ort richten. Ist das keine Preisabsprache, die unterbunden werden müsste?"
Ulrich_Kelber: Nein, die Ausrichtung an der Konkurrenz ist Wettbewerb. Entscheidend ist die Frage, ob schon Marktbeherrschung vorliegt, also keiner mehr versucht bzw. versuchen kann, mit niedrigeren Preisen den Markt aufzurollen
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    " Warum muss Deutschland im Klimaschutz und Klimaschutzbestimmungen immer ein Vorreiterrolle spielen, währendessen unsere östlichen EU-Nachbarn keine oder wenig Anstalten machen sich daran zu beteiligen?"
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Also nach dem aus der Speditionen auch noch das aus der Auto-Industrie, wer brauch bei einem Tempolimit dann noch Autos die über 130 km/h fahren?"
Ulrich_Kelber: Naja, unsere östlichen Staaten emittieren durch den Zusammenbruch ihrer Industrien heute weniger CO2 als 1990. Und ausser Russland emittieren alle osteuropäischen Staaten pro Kopf auch wesentlich weniger CO2 als wir Deutschen ...
Ulrich_Kelber: Außerdem profitiert Deutschland durch den Klimaschutz. Wir entwickeln Technologien, die wir weltweit verkaufen. In nur acht Jahren sind wir Weltmarktführer in vielen Bereichen des Klimaschutzes geworden und verdienen jetzt gut Geld
Ulrich_Kelber: Tempolimit: Auch in Amerika können die meisten Autos über 130 Kilometer fahren und das ist der größte Automarkt der Welt (bis 2006) und hat Tempolimits überall
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "Angesichts von Klimadiskussion und steigendem Ölpreis - wie reagieren die Politiker darauf? Werden Flugreisen reduziert? Fährt ein Minister demnächst einen 3-Liter-Lupo?"
Ulrich_Kelber: ... deutsche Autos wird es nach dem Tempolimit so viele geben wie zuvor. Und auch Speditionen :-) Ich dachte eigentlich, wir wären in der Gesellschaft schon weiter als "Arbeitsplätze oder Umweltschutz"
Ulrich_Kelber: Dienstreisen: Ich habe beruflich eine miserable CO2-Bilanz, weil ich zu Konferenzen in der ganzen Welt unterwegs bin. Privat bin ich vorbildlich. Ein Minister braucht ein Auto, in dem er arbeiten kann, während er von Termin zu Termin eilt. Ein Drei-Liter-Lupo geht nichtm aber vielleicht eine 5-Liter-E-Klasse???
Moderator: Frage von Freiredner an Ulrich Kelber:    "Nochmal zum Tempolimit: Die Verkehrssicherheit ist das Hauptargument? Der Staatssekretär des Bundesverkehrsministerium sagte vor kurzem in einer Diskussion, dass das Tempolimit nur kaum, wenn überhaupt zur Verkehrssicherheit beiträgt."
Ulrich_Kelber: Im Bundeshaushalt haben wir ab 2008 einen Topf zum Ausgleich der CO2-Emissionen von Dienstreisen der Bundesregierung und des Bundestags
Ulrich_Kelber: Tempolimit: Da bin nicht nur ich anderer Meinung als der Herr Staatssekretär, sondern auch die eigenen Fachbeamten und deren Studien
Ulrich_Kelber: Und ich weiss, dass der Staatssekretär von meiner Partei ist :-)
Moderator: Welches Potenzial sehen Sie in Biomasse?
Ulrich_Kelber: Biomasse hat ein riesiges Potenzial zur energetischen und rohstofflichen WVerwertung, muss allerdings nachhaltig angebaut werden
Ulrich_Kelber: Insbesondere in vielen Entwicklungsländern kann Biomassenutzung bäuerliche Strukturen stützen und den Zugang zu Energie ermöglichen
Moderator: Hat Deutschland denn überhaupt den Raum für eine solche Energieform (um es mal so auszudrücken)?
Moderator: Und wie sieht es mit der Energiebilanz aus, wenn die Rohstoffe importiert wrden müssen...?
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Wer finanziert diesen Topf zum Ausgleich der CO2 Emissionen von Dienstreisen?"
Ulrich_Kelber: Deutschland wird sich nicht selbst mit Biomasse versorgen können. Warum auch? Erdöl importieren wir zu mehr als 95%. PS: 1850 haben wir ein Drittel unserer landwirtschaftlichen Fläche zum Ambau von Pflanzen für die Mobilität genutzt: Hafer für Pferde
Ulrich_Kelber: Energiepflanzen: Energiebilanz muss Teil der Nachhaltigkeit sein und die wollen wir über Zertifizierungen regeln
Moderator: Ist denn der Energieaufwand für den Transport von Erdöl zu vergleichen mit dem für Pflanzen?
Ulrich_Kelber: Dienstreisen: Natürlich erfolgt der Ausgleich über den Bundeshaushalt. Sie können nämlich keinen Unterschied zwischen dem Berliner Abgeordneten und dem aus Konstanz machen
Moderator: Und mal so nebenbei brauchen Pferde weniger Energie als Autos würde ich meinen ;)
Ulrich_Kelber: Energiebilanz: Wenn man die Pflanzen unverarbeitet transportieren würde, wäre der Transportaufwand riesig. Sie müssen vor Ort verarbeitet werden zum benötigten Endprodukt.
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "na, aber ich kann einen Unterschied zwischen dem Bürger machen, der keinen Beitrag zum CO2-Ausstoß der Politiker leistet und dem Politiker selbst :-)"
Ulrich_Kelber: Aber Sie müssen zugeben: Der Pferdevergleich ist interessant. Übrigens hat VW angekündigt, mit einem Ein-Liter-Auto in Serie gehen zu wollen.
Ulrich_Kelber: @Francois: Wenn ich im Auftrag des Deutschen Bundestags zu einer Klimaschutzdebatte nach Delhi fliege, gehört der Flug zu meiner Amtsausstattung, sorry!!!
Moderator: Das Problem ist nur, daß bisher (fast) alle energiesparenden Autos geflopt sind. Woran liegt das?
Moderator: Der Pferdevergleich ist sicher interessant, der Chat bietet allerdings keine Möglichkeit, das auszudiskutieren ohne zu sehr abzuschweifen denke ich :)
Moderator: Oder gefloppt...
Ulrich_Kelber: Auto-Flops: Der Druck war nicht groß genug, die Kosten für den unterschiedlichen Verbrauch riesig. Umgekehr gilt aber auch: Bei den meisten Fahrzeugtypen wurde man gezwungen, immer größere Motoren zu nehmen!
Ulrich_Kelber: Beispiel Galaxy: Als ich wieder einen kaufen wollte, gab es den Motor gar nicht mehr, den ich beim letzten hatte, ich hätte mind. 40 PS mehr nehmen müssen
Moderator: Aktuelles Beispiel sind die "Hybridautos", die unter dem Strich keine "saubereren" Autos sind, bzw. ist dies sehr abhängig von der Art der Nutzung (Stadt, Autobahn etc.). Ist es trotzdem sinnvoll in diese Richtung weiter zu investieren?
Moderator: Frage von François an Ulrich Kelber:    "Würde ich nicht so sehen wollen. Zu Ihrem Auftrag gehört die Reise nach Delhi oder vielleicht auch eine von München nach Hamburg. Es gibt aber schließlich andere Möglichkeiten, als den Bürger doppelt zahlen zu lassen - einmal für die Reise selbst und einmal für den CO2-Ausgleichstopf."
Ulrich_Kelber: Hybrid ist nur eine Technologie zur Sparsamkeit. Mittelfristig werden wir mehr und mehr Elektroautos kriegen, die dann als Minikraftwerke und Energiespeicher unterwegs sind, bei Stromüberschuss tanken und ansonsten Strom ins Netz abgeben. Unsere Energiewirtschaft wird den selben Sprung machen wie die IT: Dezentralität ohne Ende!!!
Moderator: Frage von Silly Sally an Ulrich Kelber:    "Herr Kleber: Als Sozialdemokrat müssten sie doch den kapitalistischen Ansatz der Umweltpolitik der Bundesregierung stören. Wieso kann man nicht auf einer solidarischen und gemeinschaftlichen Ebene den Umweltschutz betreiben? "
Ulrich_Kelber: @Francois: In Delhi spreche ich mit Vertretern der indischen Regierung, um sie zu Zusagen bei der UN-Klimakonferenz zu bewegen. In München spreche ich auch und dahinfahre ich dann mit der Bahn.
Ulrich_Kelber: @Sally: Wir Sozialdemokraten haben "Soviel markt wie möglich, so viel Staat wie möglich" als Motto. Und so organisieren wir auch den Klimaschutz.
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Wie wäre es wenn Politiker mit gutem Beispiel voran gehen und eine "Initiative für Politiker zum Klimaschutz" gründen, Fahrgemeinschaften, eingesparte Flugmeilen, Fahradtag, Zugfahrten, Videokonferenzen usw. ?"
Ulrich_Kelber: Die Art unserer internationen Klimaschutzes hat allerdings viel mit der Idee von Solidarität zu tun.
Ulrich_Kelber: @Staufer: Die verantwortlichen Politiker tun genau das. Möglichst viel Zug fahren (kann man ohnehin besser arbeiten) und Videokonferenzen (mache ich mind. dreimal die Woche)
Ulrich_Kelber: Und Fahrgemeinschaften haben wir auch. Wenn unsere Fahrbereitschaft mehrere Wünsche zum gleichen Ziel hat,kommt nur ein Auto. Ist doch logisch
Ulrich_Kelber: Wer hier mit Fragen nicht zum Zug kommt, ist herzlich willkommen, mich über abgeordnetenwatch.de zu befragen. (durfte ich das jetzt sagen) :-)
Moderator: Moment bitte, habs gleich...
Moderator: So...Netzproblem...
Moderator: Was erwarten sie von der Klimakonferenz in Bali?
Ulrich_Kelber: Eine Totalblockade muss zunächst verhindert werden
Ulrich_Kelber: Und dann klare Vorgaben für die Verhandlungen für das neue Klimaschutzprotokoll, dass in Kopenhagen verabschiedet werden muss/soll
Moderator: Die USA haben ja angekündigt, daß sie nicht blockieren werden, was das auch heissen mag. Wie schätzen Sie China und Indien ein, die ja bisher auch eher abgeneigt waren, wenn es um den Klimaschutz ging?
Ulrich_Kelber: Man darf nicht vergessen: Da gilt das Einstimmigkeitsprinzip. Also auch USA und Saudi-Arabien müssen zustimmen
Ulrich_Kelber: China ist aufgeschlossen, Indien problematisch
Moderator: Frage von Silly Sally an Ulrich Kelber:    "Herr Kleber: Wieso sehe ich dann nur die Solidarität bei den Großkonzernen und nicht beim "einfachen" Menschen? Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen, dann müsste es auch, im Sinne der Nachhaltigkeit, eine Verbindung von Sozial- und Umweltpolitik geben. Die sehe ich leider nicht. Wo will die SPD da ansetzen?"
Ulrich_Kelber: Die Entwicklungs- und Schwellenländer fürchten, dass wir Ihnen Entwicklung versagen wollen, obwohl bisher(!) nur wir das Problem verursacht haben. Deswegen ist Vertrauensbildung wichtig ...
Ulrich_Kelber: ... Unsere Vorreiterrolle und unser Angebot, bis 2050 nur noch eine einheitliche CO2-Emissionsberechtigung pro Kopf weltweit machen Deutschland aus Sicht von CHina, Indien und anderen glaubwürdig
Moderator: Welche Folgen hat ein Land denn eigentlich zu fürchten, wenn es die Klimaschutzabkommen (wie z.B. Kyoto) nicht einhält?
Ulrich_Kelber: @Sally: Also die Einschränkung der Emissionsrechte trifft nur die Großkonzerne. Energieeffizienz ist übrigens ein Beispiel für die Kombination von Sozial- und Umweltpolitik. Die Energierechnungen steigen wegen höherer Weltmarktpreise. Wenn wir helfen können, den Vrbrauch zu senken, dann können die Menschen sich die Energie weiter leisten.
Ulrich_Kelber: Keine Folgen direkt. Auf Dauer muss man sich natürlich Sanktionen gegen Klimaschutzverweigerer überlegen, z.B. Strafzölle auf energieintensive Produkte. Interessanterweise drücken in den USA die Wirtschaftsverbände auf mehr Klimaschutz, weil sie fürchten, dass die USA sonst den technischen Anschluss verlieren !!!
Moderator: Ich stelle noch schnell die beiden letzten Fragen, da die Zeit gleich um ist.
Moderator: Frage von Pantalaimon an Ulrich Kelber:    "Könnten Umweldtechnologien nicht ein Exportschlager werden, sozusagen die Industrialisierung der Schwellenländern sauberer gestallten?"
Moderator: Frage von Staufer an Ulrich Kelber:    "Warum kommt die Klima-Diskussion in der Bevölkerung so schlecht an und erweckt bei den Menschen den Eindruck eines "erneuten Griffes in die Tasche", oder verstehen die Menschen Ihren Versuch die Welt zu retten nicht?"
Ulrich_Kelber: Gerne
Ulrich_Kelber: @Pantalaimon: Genau so ist es. Die deutsche Windanlagenhersteller exportieren schon 75% der Anlagen und auch bei den Solarfabriken sind es schon 40% Wir verdienen shcon Milliarden mit dem Klimaschutz, 250.000 Jobs sind neu entstanden
Ulrich_Kelber: @Stauer: Klare Mehrheiten in der Bevölkerung erwarten mehr Klimaschutz von der Bundesregierung als bisher. Das niemand froh ist, wenn er zunächst investieren muss, ist klar. Aber mit den Investitionen werden die Kosten verringert und gleichzeitig das Klima geschützt.
Ulrich_Kelber: Eine geht noch :-)
Moderator: Frage von Silly Sally an Ulrich Kelber:    "Herr Kleber: Wenn sie kaum Selbstkritik zulassen, muss ich leider mal im Kern fragen. Wie kann man eine solidarische Umweltpolitik betreiben und Gleichzeitig eine unsolidarische, gar pervesre Afrika- und Entwicklungspolitik tolerieren bzw. selber betreiben? Wie kann man MENSCHEN verrecken lassen und dem kapitalistischen Neokolonialismus überlassen und gleichzeitig von internationaler Solidarität sprechen? Oder leugnen Sie, dass deutsche Großkonzerne die Rescourcen in Afrika und anderen Ländern dieser Erde ausbeuten und die Regierung dies toleriert? "
Moderator: Na gut! Aber dieses Thema ist glaube ich in den verbleibenden 23 Sekunden nicht mehr zu klären ;)
Ulrich_Kelber: @Sally: Wie soll ich denn bei diesem schnellen Antworten noch ausfürlich Selbstkritik üben? Allgemein gilt übrigens die deutsche Afrikapolitik auch unter den NGO als vorbildlich. Wir sind treibende Kraft beim Schuldenerlass oder bei der Beendinguzng von Exportsuv´bventionen für Lebensmittel, die vor Ort die Bauern die Lebensgrundlage entziehen
Moderator: Die Zeit ist leider um... Ich bedanke mich bei Ihnen für die Zeit und Ihr Kommen und dafür, daß Sie so schnell getippt haben, daß zwischenzeitlich die Fragen ausgegangen sind. Wie gesagt, Hut ab für das 10-Finger-System :) Vielleicht haben Sie ja irgendwann mal wieder Lust, in den Chat zu kommen.
*Teutonia*_(nip): Lieber Herr Kelber. Vielen Dank das Sie sich mal wieder Zeit für Dol2day genommen haben. Es war eine sehr interessante Runde. Ich hoffe Sie behalten uns weiterhin in guter Erinnerung und besuchen uns mal wieder ;-)
Ulrich_Kelber: Gerne. Und Tschüss
: Ulrich_Kelber hat den Raum verlassen
Moderator: Auf wiedersehen!
Moderator: cu teutonia
: Moderator hat den Raum verlassen