Chat-Transkript vom 21.09.2009

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung

Thema: Aufgaben der Bundeszentrale

: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Test
Moderator: Hallo zusammen. Ich habe noch mit dem Büro von Herrn Krüger heute morgen telefoniert. Diesmal müsste der Chat klappen. Hoffen wir also das Beste :)
Moderator: Es gibt leider leichte Probleme mit der Einwahl. Ich bitte kurz um Geduld ;)
: Thomas_Krueger hat den Raum betreten
: Thomas_Krueger hat den Raum verlassen
Moderator: Einen Moment noch ;)
Moderator: wir haben noch ein paar techinische probleme... einen moment
Moderator: Frage von elVOsso an Thomas Krüger:    "Kann man schon Fragen einreichen?"
Moderator: Ja - kann man. Herr Krueger hat aktuell noch Probleme mit der Verbindung und wechselt gerade den PC ;)
Moderator: Frage von McOnline an Thomas Krüger:    "hat die BzPB noch 25k-Modems? *g*"
Moderator: Das kann ich derzeit nicht beantworten. Wir arbeiten aber an einer Lösung ;)
Moderator: Frage von McOnline an Thomas Krüger:    "wer moderiert hier eigentlich?"
Moderator: rFr (siehe Ankündigung). Und einer Vorstellung bevor der Gast da ist, ist etwas witzlos ;)
: Thomas_Krueger hat den Raum betreten
Moderator: Gut dann können wir beginnen :)
Moderator: Hallo und Herzlich Willkommen bei dol2day, Herr Krüger. Mein Name ist Fred Härtelt, ich bin Redakteur bei dol2day und werde den Chat heute moderieren.
Moderator: Zu Gast ist heute Herr Thomas Krüger. Herr Krüger ist Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Das Thema des Chats sind die Aufgaben der Bundeszentrale für politische Bildung. Möchten Sie noch etwas von Ihrer Seite anfügen?
Thomas_Krueger: Okay, kann los gehen
Moderator: Beginnen wir mit der ersten Frage. Könnten Sie kurz erklären welche Aufgabenschwerpunkte die Bundeszentrale für politische Bildung hat?
Thomas_Krueger: Die bpb ist 1952 begründet worden, um mittels politischer Bildung die Demokratie im Nachkriegsdeutschland zu unterstützen. Später ist die Unterstützung des europäischen Gedankens in die Aufgabenagenda integriert worden. Schon im selben Jahr kamen die ersten Publikationen auf den Bildungsmarkt und vor allem die Informationen zur politischen Bildung, die bekannter sind, als die die Institution bpb selbst
Moderator: Wie kann man das Angebot der Bundeszentrale nutzen?
Thomas_Krueger: Heute starten die meisten Nutzenden, in dem sie sich über www.bpb.de einen ersten Überblick verschaffen. Dort sind alle Publikationen verzeichnet, die man sich online oder in einem der beiden Medienzentren in Bonn oder Berlin beschaffen kann. Ausserdem gibt es spezielle Online Angebote und Veranstaltungen. Zudem fördert die bpb an die 3500 Seminare im Jahr von Trägern der politischen Bildung.
Moderator: Kommen wir zu den ersten Fragen der Community.
Moderator: Frage von elVOsso an Thomas Krüger:    "Bei den Jung- und Erstwählern geht die Wahlbeteiligung kontinuierlich zurück, obwohl vor jeder Wahl viel Prominenz zur Beteiligung aufruft. Was versucht die BpB konkret um diesen Trend zu drehen? (Bei uns in der Firma wird keine der beiden Auszubildenen wählen gehen "wüsste nicht was" "wieso denn" "läuft doch auch so" "was macht denn eine Stimme schon aus")"
Thomas_Krueger: Wir versuchen - unserem überparteilichen Auftrag entsprechend - die Leute zu motivieren, an der Wahl teilzunehmen. Unser bekanntestes Instrument ist dabei der WahloMat (www.wahlomat.de oder über unsere website). Hier kann man sich auf spielerische Weise über die Wahlprogramme der Parteien informieren und herausfinden, mit welcher der Parteien man Übereinstimmungen hat. Darüber hinaus geben wir diverse Publikationen heraus, die in der schulischen und ausserschulischen Bildung genutzt werden. Über die website www.bpb.de gibt es Informationsfilme, was eine Erst-, Zweitstimme und was ein Überhangmandat ist. Ausserdem organisieren wir Kampagnen wie Aktion09, um verschiedene Zielgruppen zu motivieren, sich mit den Wahlen zu beschäftigen.
Moderator: Frage von Parzival an Thomas Krüger:    "Welcher Konfession, falls überhaupt, gehört Herr Krüger an?"
Thomas_Krueger: In meinem jetztigen Job verhalte ich mich strikt überparteilich, ich gehöre aber selber einer Partei an, nämlich der SPD, die ich 1989 in der untergehenden DDR als SDP mitgegründet habe
Thomas_Krueger: Frage an die Community: Hat denn eine/r von Euch schon mal den WahloMat genutzt
Thomas_Krueger: Haben immerhin 4,3 Millionen Leute bisher getan.
Moderator: Ich habe den Wahl_O-Mat schon genutzt
Moderator: Und sorry - ich hab hier auch gerade Netzprobleme gehabt ;)
Moderator: Frage von McOnline an Thomas Krüger:    "Herr Krüger, wie deckt sich der politisch neutrale Anspruch der bpb mit Veröffentlichungen ihrer Autoren auf linksradikalen Medien (Campo Antiimperialista)?"
Thomas_Krueger: Und welche Erfahrungen? Überraschungen?
Moderator: Für mich persönlich keine Überraschung. Es deckt sich mit meinen Erfahrungen und so habe ich auch bereits bei der Briefwahl abgestimmt.
Thomas_Krueger: An McOnline: Die bpb ist für ihre eigenen Publikationen verantwortlich und hier stehen wir - finde ich - gut und seriös da. Wenn ein einzelner Mitarbeiter auf so einer Seite publiziert hat und sich die Institution bpb sogar davon distanziert hat, sind wir schnell bei Artikel 5 GG: Darf ein Angestellter einer Behörde in seiner Freizeit vom grundgesetzlich geschützten Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen oder hat er dieses Recht nicht. Ich finde, Mitarbeitende müssen zumindestens Augenmass waren. Und dieses Konfliktfeld haben wir auszuhalten und zu bestellen.
Moderator: Frage von Phönix: "Inwiefern unterscheidet sich das Angebot der Bundeszentrale von denen der Landeszentralen?"
Thomas_Krueger: Die bpb setzt ihren Schwerpunkt bei überregional und bundesweit relevanten Themen. Die Landeszentralen orientieren sich, ihrem jeweiligen Prifl entsprechend auch auf regionale und länderspezifische Fragen. Es gibt aber auch Kooperationen bei gemeinsamen Veranstaltungen, gemeinsamen Publikationen und im Falle von www.politische-bildung-online.de auch im Internetbereich.
Moderator: Frage von ChrisBHV an Thomas Krüger:    "Ich habe den Wahl-O-Maten ebenfalls benutzt und bin auf wenig überraschendes gestoßen. Schade finde ich nur, dass man nicht alle Parteien auf einmal einsehen kann und eine Auswahl treffen muss."
Moderator: Frage von elVOsso an Thomas Krüger:    "In der community haben viele Ihren Wahl-O-Maten genutzt und z.B. die Piraten wurden schon vor der Europa-Wahl ein Thema, da sie bei vielen liberalen Mitgliedern weit vorne landeten."
Thomas_Krueger: Das hat einen konkreten Grund. Bei 24 beteiligten Parteien geht schlicht die Übersicht bei dem ausgespielten Ergebnis verloren. Deshalb haben wir 8 Optionen eingeräumt. Man kann aber sich ein Ergebnis mehrmals ausspielen lassen und so auch die Positionierung zu anderen Parteien ermitteln.
Moderator: Frage von Fretstar*** an Thomas Krüger:    "Könnten Sie sich vorstellen, in Ihren Publikationen in irgendeiner Form für Dol2Day zu werben?"
Thomas_Krueger: Die Piraten sind übrigens beim WahloMat vertreten. Wir haben übrigens auch ergänzende Informationen bereitgestellt, die man bei weiteren Klicks einsehen kann. Die Piraten werden sehr oft von den usern unter die 8 auszuspielenden Parteien gewählt.
Thomas_Krueger: Wir haben schon auf die dol2day Seite hingewiesen. Übrigens haben wir seit diesem Jahr auch eine Programmlinie aufgelegt, um politisch engagierte Seiten zu unterstützen. Engagierte Seite, ob aus dem aktivistischen oder Bildungsbereich sind die Bildungsstätten des 21.Jahrhundert und leisten nicht selten politische Bildung - selbstverantwortet und kompetent. Man kann deshalb finanzielle Mittel bei der bpb beantragen, über die fachlich - auch mit Unterstützung von externen Experten entschieden wird.
Moderator: Frage von McOnline an Thomas Krüger:    "verändern sich Ihre Aufgaben kurz vor einer Bundestagswahl eingehend?"
Thomas_Krueger: Nein! Die jeweils stattfindenden Wahlen - vor allem die überregionalen Wahlen zum Bundestag und zum Europaparlament - sind ein besonderes Feld der politischen Bildung. Die Wahlen als besonderes Partizipationsrecht bilden immer einen Schwerpunkt der Arbeit der bpb. Insofern gibt es viele - auch unkonventionelle - Angebote, die sich auf Wahlen beziehen. Aber das gehört zu unserem Selbstverständnis hinzu.
Moderator: Frage von elVOsso an Thomas Krüger:    "Wie wollen Sie mit Ihren Mitteln politikuninteressierte Erreichen? Alle Auszubildenen bei uns haben in der Berufsschule den Wahl-O-Mat benutzt. Das ist offenbar kein Automatismus, dass man dann auch zur Wahl geht. Die meisten Materialien der BpB sind sehr gut, aber gehen an der Zielgruppe vorbei. Wieso gibt es nicht mehr Filmbeiträge auf youtube etwa? Kooperationen mit Studi-VZ oder Schüler-VZ die nicht belehren sondern neugierig machen. Man hat ein wenig das Gefühl, dass die BpB zuviel Abstand zur Mediennutzung der Erstwähler hat."
Thomas_Krueger: Wir haben seit zwei Jahren einen eigenen Fachbereich, der sich gerade an die sogenannten politik- oder bildungsferneren bzw. uninteressierteren Jugendlichen wendet. Man muss aber aufpassen, das man mit solchen Begriffen keine Ausgrenzungen intendiert. Für uns ist diese Arbeit wichtiger geworden, weil wir - wenn man so will - niedrigschwelliger ansetzen müssen, um Leute zu erreichen, die weniger Vorkenntnisse einbringen. Gerade die Aktion 09, die in vier Regionen Deutschlands derzeit läuft und ein solches Konzept auf der Basis von peer education Strategien verfolgt, setzt auf die Glaubwürdigkeit und Authentizität von gleichaltrigen peers und Multiplikatoren. Für die bpb war das eine strategische Neuausrichtung, da wir eher in Feldern aufgestellt waren und sind, die politische Bildung unter Leuten vorantreibt, die auch Interesse an politischen Fragen haben.
Moderator: Frage von Isha: "Was für ein Budget hat denn die Bundeszentrale zur Verfügung und gab es in den letzten Jahren Einschnitte?"
Thomas_Krueger: Die bpb verfügt über ein Budget von annähernd 39 Millionen Euro zuzüglich der Einnahmen, die wir aus der sogenannten Beereitstellungpauschale für unsere Publikationen erzielen. In diesem Budget sind aber sämtliche Personal- und Infrastrukturkosten für die Behörde integriert. Einschnitte gab es in den letzten Jahren nicht. Im Gegenteil. Wir haben sogar leichte Mittelsteigerungen zu verzeichnen, jedoch auch zusätzliche Aufgaben wahrzunehmen (siehe oben).
Moderator: Kommen wir zur letzten Frage. Ich bitte um Verständnis, dass wir nicht alle Fragen stellen konnten.
Moderator: Frage von elVOsso an Thomas Krüger:    "Nutzen Sie für Wahlaufrufe auch z.B. Kontakte zu Film & Fernsehen? Wenn die Zuschauer von GZSZ etwa durch ihre Serienlieblinge zur Wahl aufgefordert werden, dann hat das wohl mehr Sinn, als zu warten, dass sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Ihre Webseite begeben."
Thomas_Krueger: Na klar. In diesem Jahr kooperieren wir zum ersten Mal mit einer Fernsehproduktion, die am Samstag vor den Wahlen nach Stefan Raabs Wahlsendung die Dokumentation "Sido geht wählen" zeigt. Dabei setzt sich der Berliner Rapper Sido - wenn man so will zielgruppenkompatibel mit dem Wahlthema auseinander und kommt zum Ergebnis, dieses Mal zum ersten Mal wählen zu gehen. Auch zum ersten Mal sind wir im Bereich der "In-Game" Werbung unterwegs und weisen mit Werbebannern bei Computerspielen auf die Wahlen am 27.9. hin und auf den WahloMat. Mit einer ziemlich bekannten Fast-Food-Kette gibt es eine Jungwähler Kampagne, die seit Wochen auf den Papierservietten junge Kandidaten vorstellt und auf den WahlOMat hinweist. Gerade die von Ihnen angesprochene Zielgruppe ist uns bei den Aktionen besonders wichtig. Übrigens haben wir bei Befragungen von WahloMat Nutzern herausgefunden, dass ca. 11 Prozent der Teilnehmenden vorhatten, nicht an der Wahl teilzunehmen und es jetzt nach der Nutzung des tools doch tun wollen. Ist doch ein gutes Indiz, falls sie es dann auch tatsächlich tun.
Moderator: Ich bedanke mich ganz herzlich im Namen der gesamten Community für das interessante Gespräch und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Danke. :)
Thomas_Krueger: Alles Gute und bis bald - hoffentlich ohne technische Probleme Thomas Krüger
Moderator: Das hoffe ich auch. Danke trotzdem ;)
: Moderator hat den Raum verlassen