Chat-Transkript vom 09.04.2003

Peter Porsch, PDS-Politiker und Germanistikprofessor

Thema: Sprachpflege

: Arne_(SII) hat den Raum betreten
Arne_(SII): Test
: Peter_Porsch hat den Raum betreten
Arne_(SII): hallo :-)
Peter_Porsch: Hallo
Arne_(SII): na das klappt ja hervorragend
Peter_Porsch: Ich bin rechtzeitig da und jetzt harren wir der Dinge; Deine Post habe ich bekommen (zu arab. innen und außen)
Arne_(SII): war vielleicht etwas verworren geschrieben, fand ich aber interessant
Peter_Porsch: das ist ein Thema, wrüberwir unbedingt im chat redden sollten
Peter_Porsch: mein Sohn moniert meine Rechtschreibung, sie ist aber doch ganz originell?
Arne_(SII): aber ein ziemliches fachthema dem kaum jemand folgen kann ohne ausschweifende erklärungen
Arne_(SII): ich schreib ja auch, wie mir die finger gewachsen sind
Peter_Porsch: ach, ich habe das schon so vielen Studenten/innen erklärt - wird schon gehen.
Arne_(SII): was? das was ich geschrieben habe, war dir bekannt? oder wie jetzt?
Peter_Porsch: ja, das entspricht der sogenannten "sprachlichen Relativitätstheorie"; das speziell Arabische habe ich aber noch nicht gewußt
Arne_(SII): oh
Peter_Porsch: ich komme gleich wieder
Arne_(SII): also der bernard lewis ist sehr lesenswert, weil er im prinzip eine politische analyse als sprachwissenschaftlichen diskurs tarnt
Arne_(SII): ok
Arne_(SII): bin kurz eine rauchen und auch sofort wieder da -- hier schneits übrigens
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Guten Abend. Mein Name ist Oliver, ich werde heute moderieren.
Arne_(SII): hi oliver :-)
Moderator: Hi Arne, hallo Peter (ich duz einfach mal!?)
Arne_(SII): alles frisch bei euch?
Moderator: Jojo, Diplomstress :-/
Arne_(SII): ja klar kannste den duzen
Peter_Porsch: ja, alles frisch; es kann losgehen
Arne_(SII): um punkt 18 Uhr sind wir sichtbar?
Moderator: Genau, also ab jetzt :)
Moderator: Also, dann beginnen wir. Ich begrüsse euch ganz herzlich zum Chat und bedanke mich schonmal fürs Kommen. Es wäre nett, wenn ihr mit einer Kurzvorstellung eurer Person beginnen könntet.
Arne_(SII): also vorstellungsrunde. ich bin immer noch arne, ihr kennt mich ja. ich bin auch immernoch pds-mitglied, aber das spielt heute weniger eine rolle. und natürlich freue ich mich riesig, den künftigen ministerpräsidenten von sachsen begrüßen zu dürfen :-))
Peter_Porsch: Peter Porsch, Sprachwissenschaftler/Professor dafür, Spezialgebiet: Dialekte und sprachliche Varianz, Politiker/PDS, Redner/Parlament, Mann und Vater/zu Hause
Arne_(SII): durfte ich das mit dem ministerpräsidenten sagen?
Moderator: Ok, dann beginnen wir direkt mit den Fragen.
Moderator: Frage von Erlan an Peter Porsch:    "Was halten Sie eigentlich von dem Vorschlag keine Anglizismen mehr zu verwenden um den Kurs der USA und Groß-Britanniens auch im Sprachgebrauch zu verurteilen? Statt "Okay" soll man "D'accord", statt "Ticket" "Billet" sagen usw."
Peter_Porsch: Das wissen eh schon alle, jetzt müssen sie sich nur noch bei der Wahl dran halten
Moderator: Farbwechsel :)
Moderator: Ach ja, @talk2me: stell die Fragen einfach über das Formular, ich leite sie dann in den Chat
Peter_Porsch: Von diesem Sprachboykott halte ich wenig; schreibt lieber böse Briefe an Bush und BLair und zwar auf Englisch, damit sie die verstehen
Arne_(SII): @erlan das wäre übrigens auch meine frage zum einstieg gewesen
Moderator: Frage von talk2me an Peter Porsch:    "Was halten sie von der zunehmenden "Internetsprache"?"
Moderator: Frage von Erlan an Peter Porsch:    "@Arne: Sorry, war schneller. ;-)"
Arne_(SII): aber viele anglizismen sind doch französischer herkunft. warum nicht gleich das original? ich sage gerne pardon und merci
Peter_Porsch: so lange sie im Internet bleibt, wo sie hin gehört, habe ich nichts dagegen
Moderator: Wo liegt denn die Gefahr, wenn Sprachbegriffe sozusagen "sachfremd" benutzt werden?
Peter_Porsch: naja und die französischen Wörter kommen wieder aus dem Lateinischen
Moderator: Frage von talk2me an Peter Porsch:    "Naja, ich stelle die Frage weil ich mehrere Leute kenne die sie verwenden."
Arne_(SII): was wäre eigentlich die gemeinsame europäische amtssprache, wenn man sich das aussuchen könnte, oder sollte man sich da nicht drauf festlegen?
Peter_Porsch: Für das wirklich rein Amtliche könnte man sichschon festlegen, ansonsten aber sollten die vielen Sprachen bleiben - es bietet jede eine andere Ordnung der Welt
Peter_Porsch: Englisch ist gar nicht schlecht wegen des weit vorangeschrittenen Abbaus von Grammatik
Arne_(SII): wie sieht es konkret mit dem vorschlag aus, esperanto stärker zu fördern zu diesem zweck?
Moderator: Und nochmal die Frage: Wo lägen die Gefahren bei einer Ausweitung z.B. der Internetsprache auf die Alltagssprache?
Peter_Porsch: Esperanto ist sicher praktisch, aber es ist Plaste/Plastik und kein lebendes Holz. Sprache verändert sich fast täglich und passt sich an das an, was wir sagen wollen; Esperanto könnte erst funktionieren wenn es drei generationen gesprochen haben
Peter_Porsch: Probiere mal eine Erzählung auf Internetsprache zu schreiben
Moderator: Naja, man muss es ja nicht verwenden.
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "viele Menschen meinen, sich für Sprachpflege einzusetzen, wäre Deutschtümelei odr zumindest "konservativ, oder rechts". Sie stellen den Gegenbeweis dar. Warum?"
Arne_(SII): @Oliver was meinst du denn mit internetsprache genau? also die technischen fachbegriffe können es ja nicht sein... oder doch? und dass ich einen förmlichen brief mit smileys versehe, glaube ich kaum
Peter_Porsch: Warum soll es Deutschtümelei sein, wenn ich meine Sprache, über die ich mir den ZUgang zu einer Ordnung der Welt geholt habe verwende und nicht verkommen lasse, aber ansonsten bin ich für Multikulturalität - das heißt ja auchdie anderen Sprachen achten oder gar bewundern
Moderator: Mmmh, also ich hatte das so verstanden, daß so Begriffe wie Chatten, Uploaden usw. in den Sprachschatz aufgenommen und verwurstet werden.
Peter_Porsch: Am besten bemerkt man doch, wei beschränkt man Uploaden nur verwenden kann, wenn man Englisch kann
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "was halten sie von einem europäischen Wahlspruch: "In Varietate Concordia" (Eintracht in Vielfalt) gegenüber einem "E Pluribus Unum", (Aus vielem eines), wie er auf Dollarnoten zu finden ist?"
Arne_(SII): heißt es eigentlich upgeloadet oder geuploadet?
Peter_Porsch: draufgeladen klingt auch nicht schlecht; wie sollte denn ein Dometscher "upgeloadet" übersetzen? "uploaded", warum dann nicht gleich so?
Peter_Porsch: Variatio delectat und nicht die Einfalt
Moderator: Frage von talk2me an Peter Porsch:    "Schreiben sie Reden für PDS-Politiker?"
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "warum soll das Internet hier eine Sonderrolle spielen?"
Peter_Porsch: Ja, für Peter Porsch und zwar jede
Moderator: @Martial: was meinst du damit genau?
Arne_(SII): kann man unter http://www.peterporsch.de nachlesen
Moderator: Frage von talk2me an Peter Porsch:    "Ich meinte eigentlich damit, ob sie als Ghostwriter tätig sind."
Peter_Porsch: nein: peter-porsch.de
Arne_(SII): @peter, es gehen beide adressen
Peter_Porsch: Nein; ich glaube eine Rede ist nur dann wirkungsvoll, wenn man sie selbst entwirft, notiert und hält
Arne_(SII): da war jemand schlau und hat das gesichert für dich
Peter_Porsch: super (wegen der Adtressen)
Arne_(SII): wie setzt du dich für den sprachschutz im landtag ein? bist du für ein sprachschutzgesetz, wie es manche fordern?
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "Ich meinte die Sonderrolle dahingehend, dass eben im Internet Englisch einen höheren Stellenwert haben sollte, als anderswo."
Peter_Porsch: Im Internet mag eine Sprache durchaus Sinn machen, aber dann doch bitte konsequent und nicht einsolches Pidgin
Moderator: Frage von j.a.f.o. an Peter Porsch:    "Wie weit darf den die Bewunderung der Sprache gehen?"
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "oder eben nicht...."
Peter_Porsch: Eine Sprache kann man durchaus bewundern, weil sie ja mit ihrer Leistungsfähigkeit meist auch ein Wunder darstellt, nicht bewundern sollte man alles, was gesagt wird
Moderator: Frage von talk2me an Peter Porsch:    "Sollten antike Sprachen (wie z.B. Latein) mehr gefördet werden?"
Peter_Porsch: Ich bin nicht für ein Sprachschutzgesetzt, ich denke aber, dass der Staat Verantwortung dafür trägt, dass seine Bürger/innen nicht aus der Kommunikation ausgeschlossenwerden. Wenn eine Oma nicht mehr weiß, dass McClean das Klo ist und in die Hosen macht ist das böse
Moderator: Frage von Jo_2521 an Peter Porsch:    "Aber wie soll denn das funktionieren, dass kein "Pidgin" draus wird? Ohne Englisch kommt man im Internet nicht unbedingt weit, und da viele es eben nicht perfekt können, ist doch klar, dass sich eine Mischform entwickelt?"
Peter_Porsch: Latein Lernen gibt ein unglaubluiches Gefühl für alles Sprachliche, auch wenn man sie nach 5 oder 7 Jahren noch immer nicht richtig kann
Peter_Porsch: Na gut, aber dann geht doch der Zweck von Englisch wieder verloren; nochmal: was soll dennein Engländer mit "upgeloadet" anfangen?
Arne_(SII): wie stehst du zur rechtschreibreform? ist das eine vergewaltigung der sprache, oder geht das im gegenteil nicht weit genug?
Peter_Porsch: allerdings gibt es heute schon den Spruch "bad English is the language for good science"
Peter_Porsch: Die Schreibung kann die Sprache nicht vergewaltigen, weil ja die Bedeutungen der Wörter nicht davon berührt sind; Rechtschreibreform kann nur Gewohnheiten Gewalt antun
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Chomsky hat ja einmal festgestellt, dass allen Sprachen eine Universalgrammatik zugrunde liegt. Ist es daher eigentlich eher unwichtig, WIE sich die gesprochene Sprache ausformt, solange sie solche Grundstrukturen beibehält?"
Moderator: Frage von Jo_2521 an Peter Porsch:    "Wahrscheinlich kann er damit mehr anfangen als mit "hochgeladen" - das ja auch kein perfektes Deutsch ist, irgendwo"
Peter_Porsch: Stell dior doch vor, was ein Schnitzer alles aus dem gleichen Stück Holz machen kann, ein BIldhauer aus dem gleichen Stein. dass der Mensch Sprache hat ist schon unglaublich, dass er sie noch so verscheioden haben kann ist doch irre
Arne_(SII): @Christoph, gruß nach Wien :-)
Peter_Porsch: downgeloaded vergleiche es doch mit zeiged, verstehts du das Wort?
Moderator: Das würde dafür sprechen, sich die Sprache so entwickeln zu lassen, wie es eben passiert, oder?
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "@arne, hey, gruß zurück :-)"
Arne_(SII): @oliver klar, aber da gibt es ja völlig widerstrebende auffassungen, wie man was bezeichnen soll. das geht schon los bei der rechtschreibung von "E-Mail" <- so ist es korrekt
Peter_Porsch: das passiert ja auch fast immer; am Ende sind es immer die Sprecherinnen und Sprecher, die darüber entscheiden, ob sie etwas Neues akzeptieren oder nicht; Sprecherinnen und Sprecher entscheiden am Ende sogar, ob das gerade eine Sprache ist, was sie sprechen oder nur ein Dialekt oder ein Jargon für einen bestimmten Zweck (z.B. Internet)
Moderator: In welcher Form kann man solchen Entwicklungen entgegenwirken, bzw. geht es überhaupt und macht es überhaupt Sinn, das zu tun?
Peter_Porsch: Sprache (und auch ihre Schreibung) ist Absprache, ist Konvention , freilich mühsam hergestellt im ständigen Gebrauch
Arne_(SII): im niederdeutschen ist man sich völlig uneins, ob das eine sprache oder ein dialekt ist. wie siehst du das als dialektologe? hängt vom empfinden des sprechers ab?
Peter_Porsch: Entwicklungen kann man im Diskurs thematisieren das heißt dann Sprachpflege; man kann sie meiden: dann ist man vielleicht Vorbild
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Das "typisch Wienerische" konnte übrigens auch nur entstehen, weil um 1900 tausende Zuwanderer aus Tschechien ihre Sprache und Sprechgewohnheiten mit dem Deutschen ausschließlich auf mündlicher Ebene verbanden. Auch damals sah man den Untergang nahe :-)"
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "unterstützen Sie die These, dass es gewisse "Promotoren" für schlechte Sprache gibt, an deren Sprache sich große Bevölkerungsteile orientieren? Bsp. Fernsehen, Werbung"
Peter_Porsch: Heute ist das Niederdeutsche ein Dialekt; hat sich aufgrund der politischen Geschichte und der Kulturgeschichte so entschieden; freilich war es mal eine Schreibsprache (Hanse) und die Erinnerung daran, läßt ein eigenes Spra+chbewußtsein entstehen. Übrigens gibt es niederdeutsche Dialekte, die jenseits der Grenze zu Holland weiterbestehen, dort aber als niederländische Dialekte aufgefasst werden
Peter_Porsch: Ja aber es sind doch aus dem Tschechischen (kaum) grammatische Formen ins Deutsche/Wienerische übergegangen, sondern nur Wörter und die wurden dann bei der Felktion angeglichen. Davon - von solchen Wörtern - strotzt jede Sprache. Sie kommt mit den Leuten und mit den Dingen (bei den Tschechen z.B. die Speisen)
Peter_Porsch: Natürlichz gibt es schlechte Promotoren wie schlechte Köchinnen und Köche; die Frage beim Essen ist, ob es schmeckt, wenn ja, dann wird es sich durchsetzen. Was dem einen schmeckt ist aber für die andere oft eine Ohrfeige. Die Vorbilder spielen abereine große Rolle für die Sprachentwicklung
Moderator: Frage von robbionlin an Peter Porsch:    "Gibt es schlechte Sprache ?!"
Peter_Porsch: Nehemnwir das Sächsische: bis zum letzten Drittel des 18. Jhdts. galt es als vorbildlich. Man schoickte seine Kinder nach Sachen, um gutes Deutsch zu lernen. Dann kamen die Preußen, schlugen die Sachsen und Österreicher auifs Haupt und übernahmen Vorbildrolle auf vielen Gebieten - auch auf dem der Aussprache: Also ist heute Sächsisch schlecht ausgesprochenes Deutsch
Moderator: Frage von asuki an Peter Porsch:    "Could you please suggest the best way to learn German language for the foreigner?"
Arne_(SII): ...wobei der meißner dialekt doch standardsprache wurde?
Moderator: Anmerkung: Asuki kommt aus Thailand.
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Von Lichtenberg gibts einen Aphorismus zu "falscher Rechtschreibung" und "rechter Falschschreibung" - man kann auch mit "guter" Sprache nicht unbedingt nur gut wirken..."
Arne_(SII): @asuki greetings to thailand :-)
Peter_Porsch: Man kann Sprache nur für schlechte Zwecke verwenden - also, verzeiht das Drastische - "Arsch" ist nicht aus sich heraus schlecht, sondern es transportiert eine "schlechte Meinung" über unseren "Allerwertesten, was wieder sagt,dass man über diesen Körperteil eigentlich gar nicht gutreden kann, auch wenn man es versucht
Peter_Porsch: Der Meißner Dialekt wurde nur in Wortschatz und Grammatik Standard, eben nicht in der Aussprache, das formt doch sein tragisches Schicksal - Bairisch war immer als Ganzes etwas Eigenes und kann deshalb als Dielakt positiv bewertet werden
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "Herr Porsch. Im Internet habe ich gelesen, dass vermutet wird, das baskische sei, bevor sich das indogermanische breit gemacht hat, die Ursprache in Europa gewesen. Wie sehen sie das ?"
Peter_Porsch: I think there are a lot of ways to learn the German language; it depends on the circumstances for learning (at home; in Germany, with the help of a teacher, only by conversation)
Peter_Porsch: Man weiß jedenfalls nicht, woher das Baskische kommt; es ist offensichtlich die älteste Sprache in Europa
Moderator: Frage von D-Patriot an Peter Porsch:    "Würden Sie eine einführung der "Radioquote" für deutsch Titel (wie in Frankreich) befürworten?"
Peter_Porsch: Sprache wirkt immer über Gewohnheiten und Erwartungen - die kann man bedienen oder enttäuschen
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "Sehen sie verhunztes Deutsch/Englisch als einen Soziolekt an?"
Peter_Porsch: Außer bei Frauen bin ich gegen Quoten; sie schafft Autoritäten, die aber nicht immer Vorbilder sein müssen
Peter_Porsch: "Denglisch" kommt besonders in der Werbung vor - da täuscht es Prestige und Weltläufigkeit vor, betrügt aber aber am Ende; beim Sport, im Internet, bei der Musik ist das etwas anderes, da ist es Soziolekt, die "Eingeweihten" können damit am einfachstenumgehen.
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Ich frage als Germanistikstudent aus Wien: Ist es auch an deutschen Unis so, dass man im Rahmen der Sprachwissenschaft kaum Forschung betreiben kann, weil die öffentlichen Gelder dafür kaum existieren?"
Peter_Porsch: Leider ja und das hängt mit einer Unterschätzung von Sprache und ihrer sozialen Funktion zusammen -jede/r denkt, er/sie kann eh sprechen; das ist wie beim Kinder-Erziehen
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "wie sehen Sie die Zukunft von Deutsch als Wissenschaftssprache?"
Peter_Porsch: Nicht so besonders rosig, obwohl sich jetzt Selbstbewußtsein und Widerstand gegen die Verdrängung regt: Wenn jede Sprache eine spezifische Sicht auf die Welt bedeutet, so hat das auch für die Wissenschaften Folgen. B.L. Whorf (ein Amerikaner) hat festgestellt, dass z.B. die Hopi-Indianer ein physikalisches Weltbild entwickeln könnten, in dem der Faktor Zeit (t) keine Rolle spielen würde, weil ihrer Sprache Ausdrücke für Temporalität fehlen. Dennoch würden sie sich aber in der Welt zurecht finden und sie in ihren Zusammenhängenerklären können.
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "Herr Porsch, erwarten Sie, dass sich das deutsche auch zu einer isolierenden Sprache entwickelt ?"
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Kann man im Internet Infos zu Ihrem aktuellen Forschungsbereich finden, bzw. Online-Publikationen?"
Peter_Porsch: Wenn es nach den Vorhersagen von Jacob Grimm geht, dann schon; tatsächlich hängt eine solche Entwicklung aber von vielen Faktoren ab und ist deshalb schwer vorhersagbar. Wissenschaftlich beschäftigt sich damit die "Natürlichkeitsgrammatik". Weil z.B. der Akzent im Germanischen normalerweise fest auf der Stammsilbe liegt , verkümmerbn die Felxionssilben - das ist im Englischen am weitesten gediehen, wenn aber - wie im Polnischen - der Akzent immer auf der vorletzten Silbe liegt, dann werden Flexionssilben betont und bleiben deshalb erhalten - die Sprache kann kaum isolierend werden.
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Es gibt ja aus Sprachwissenschaftlicher Sicht auch die These, dass Sprachwandel zu akzeptieren sei, darunter eben auch Anglizismen. Ist diese Sicht, wie wir sie an der Uni Wien lernen, eine mehrheitsfähige These?"
Peter_Porsch: Das Internet bietet alles - Stichworte eingeben und dann mit der Informationsflut fertig werden: probieren Sie es mal mit "Oberdeutsch" und Sie werden sehen, was passiert
Arne_(SII): @peter, christoph brauchst du nicht siezen, das ist ein KPÖ-genosse :-)
Peter_Porsch: Wir werden immer sinnvolle Bereicherung der Sprache akzeptieren: das heißt, wenn wir die Bereicherung brauchen und es sinnvoll ist sie zu übernehmen, weilman sie grammatisch und morphologisch anpaassen kann. Wir haben ja auch den Wein, den Winzer, die Mauer, den Ziegel usw. von den Römern übernommen
Moderator: Frage von D-Patriot an Peter Porsch:    "Denken Sie, die deutsche Sprache wird bald von Fremdwörtern überflutet und aussterben?"
Peter_Porsch: In der Wissenschaft gerate ich immer ins Sie, weil es dort halt üblich ist - bei genossen natürlich nicht. Daran sieht man, wie die Umstände ("Gesprächsdomänen") das Sprachverhalten steuern. Was einmal normal und erwartet ist, ist beim anderen Mal nicht akzeptabel. Deshalb muss Sprechen immer zwei Bedingungen erfüllen: Grammatikalität und Akzeptabilität. Der Verstoß gegen Akzeptabilität bringt aber die gefährlicheren Konflikte
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "Herr Porsch, erwarten Sie, dass sich das deutsche auch zu einer isolierenden Sprache entwickelt ?"
Peter_Porsch: Die Sprache wird nicht von Frendwörtern überflutet, sie wird vielmehr die Flut in ihr eiogenes Bett zwingen (Grammatik, Aussprache usw.)
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Wenn Zuwanderer Deutsch als Fremdsprache bzw. Zweitsprache nachlernen (in Österreich seit kurzem Bedingung für die Aufenthaltsgenehmigung), ist es da auch wichtig, dass sie in ihrer Muttersprache parallelen Unterricht erhalten, um einen besseren Umgang mit dem Deutschen zu bekommen?"
Arne_(SII): das war ein schönes bild mit dem bett :-) muss ich mir merken
Peter_Porsch: Ergänzung: läßt sich etwas nicht in die eigene Form, ins eigene Bett zwingen, wird es wieder verschwinden; es wird auch verschwinden, wenn man es nicht wirklich braucht
Peter_Porsch: Natürlich muss integrierender Sprachunterricht überdacht sein vom Muttersprachunterricht, sonst verliert der Mensch doch seine Identität - wenn er schon älter ist, würde er daran krank werden
Moderator: Frage von Mad.Hatter an Peter Porsch:    "Wie groß ist der Einfluss kommerzieller Sprachfindung (durch Werbung) auf den Sprachgebrauch? Ist er in den letzten Jahren stärker geworden?"
Peter_Porsch: Kaum jemand spricht in Werbesprache, höchstens als Witz oder ausnahmsweise und mit wenigen besonderheiten, die schon alt sind: Maggi; Tempo usw. - Fremdwörter, die auch alltäglich verwendet werden, kommen heute über die Szenen zu uns oder sie amchen sich in Jugendsprache breit, die ja immer das Andere sucht
Arne_(SII): was ist eigentlich von "deutschland sucht den superstar" zu halten, wenn das ganze drumherum zwar natürlich auf deutsch stattfindet, aber kein einziger deutscher text vorgetragen wird? also mich ärgert so was, weil ich viele gute deutsche texte kenne, die es verdient hätten. ist deutsch da nicht schon fast eine untergrund-kultur in dem bereich?
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "was sehen sie als Bedingungen für die Entwicklung guter muttersprachlicher Fähigkeiten an?"
Peter_Porsch: deshlab werden die ja auch nur Superstar und nicht Sterne auf unserem Schlagerhimmel - recht geschieht ihnen
Peter_Porsch: Vorbilder
Arne_(SII): hehe :-)
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "Herr Porsch. Im Internet habe ich gelesen, dass vermutet wird, das baskische sei, bevor sich das indogermanische breit gemacht hat, die Ursprache in Europa gewesen. Wie sehen sie das ?"
Arne_(SII): wenn du einen persönlichen kanon der deutschsprachigen literatur (vorbilder) vorschlagen würdest, wen muss man unbedingt kennen? auch als ausländer, der da eindringen will?
Arne_(SII): @grummel, ich selber kenne einige basken und die wissen es selber nicht. die linguistik ist da ratlos und es gilt weiterhin als isolierte sprache (pardon, wenn ich mich einmische :-)
Peter_Porsch: am besten schlichte Erzähler wie C.F Meyer oder A. Stifter, aber natürlich auch Modernes. Wahrscheinlich unnachahmliche aber förderliche Sprachkunst findet man dann z.B. bei Th. Mann
Peter_Porsch: Modernes ist z.B. Hein aber auch Brezan
Moderator: Frage von skintom an Peter Porsch:    "Was hat sich für den Wissenschaftler Peter Porsch in seinen Arbeitsbedigungen durch das Ende der DDR konkret geändert ?"
Arne_(SII): @tom, gruß nach düsseldorf :-)
Peter_Porsch: sie sind materiell schlechter geworden - Massenuniversität, wenig Geld für Sprachwissenschaft - und sie sind besser geworden: internationale Kommunikation
Moderator: Frage von D-Patriot an Peter Porsch:    "Hat das "ß" (Eszett oder scharfes S) in unserer Sprache ausgedient?"
Peter_Porsch: Nach der Rechtschreibreform nicht, weil es ja immer noch nach langem Vokal kommt, leider ist das "ss" durch den Computer gefährdet, weil man ein "s" davon schnell mal nicht tippt, während bei "ß" ein solches Problem nicht bekannt war - Problem bei "das" und "dass", da wäre das "ß" besser geblieben
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "wie bringt man als Elternteil seinen Kindern am besten gute sprachlichen Fähigkeiten bei?"
Peter_Porsch: Vorlesen und Geschichten erzählen - hebt auch nachweislich die Intelligenz - und dann Kinder ausreden lassen
Moderator: Frage von Erlan an Peter Porsch:    "Hätte man da nicht eher generell aus das und daß einfach das machen sollen, anstelle jetzt so zu verwirren?"
Peter_Porsch: Naja, das eine ist ein Relativpronomen und das andere eine Konjunktion - muss man nicht auseinanderhalten, kann man aber - übrigens schreiben die Schweizer seit der Erfindung der Schreibmaschine nur mehr "ss" und nie mehr "ß"
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "@Erlan, finde ich nicht, weil der Unterschied zwischen daß und das nicht wirklich ein redundantes grammatikalisches Merkmal ist für die Bedeutung."
Moderator: Frage von Xqwtzs an Peter Porsch:    "Worüber haben sie speziel ihre Germanistikarbeit geschrieben?"
Arne_(SII): @erlan die frage ist gut, denn im dänischen hat man ein ähnliches beispiel mit at (daß/zu)
Peter_Porsch: Erlan, du hast ja recht, aber auch Orthographie ist nicht immer einfach, weil sie Bedeutungsunterscheidung, Sprachgeschichte, Grammatik und Überlieferung berücksichtigt - Jedes für sich ist ein Stolperstein und sorgt für Aufregung
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "das Schöne an dem ß ist ja, dass da ein deutscher Laut auch einen eigenen Buchstaben hat. ansich ist das doch ideal, oder ?"
Moderator: Frage von Erlan an Peter Porsch:    "@Christoph: Aber die Änderung von "daß" nach "dass" wurde damit begründet (jedenfalls uns in der Schule), daß das dadurch leichter wird - und ganz ehrlich: Ich halte es nicht für leichter die Entscheidung zwischen "ß" oder "s" bzw. zwischen "ss" oder "s" zu treffen."
Peter_Porsch: Ich habe promoviert (FU-Berlin) zu sozialschichtspezifischer Semantik und den Nachteilen, die daraus für Unterschichtkinder in der Schule enstehen hablitiert habe ich (KMU-Leipzig) zu Dialektberwetung in Abhängigkeit von ihrer Verwendbarkeit in verschiedenen Partnerkonstelölationen
Arne_(SII): @grummel, was ist am stimmlosen S spezifisch deutsch? das gibt es fast in jeder sprache ;-)
Peter_Porsch: Ja, "ß" ist ein deutscher Buchstabe, aber dennoch nicht unbedingt nötig - anders als die verschiedenen Akzentzeichen im Französischen; im Handschriftlichen erleichtert das "ss" möglicherweise die Schreibung, aber wer schreibt heute noch mit der Hand?
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "@arne: Ja, aber ich denke hier an das ß in Wörtern wie "Ruß" oder "Muße". Das "s" ist im deutschen ein stimmhaftes s. Es gibt z.B. auch keinen buchstaben für den "sch" oder den "ch" Laut, der sogar doppelt besetzt ist"
Moderator: Frage von Martial an Peter Porsch:    "abgesehen von landsmannschaftlich bedingten Unterschieden, was können Sie für interessante Unterschiede im sprachliche Umgang zwischen Ost und West feststellen?"
Arne_(SII): @grummel, was? <- scharfes S ;-)))
Peter_Porsch: Die Ossis können natürlich sprachlich authentischer über ihre Vergangenheit sprechen; Jugendliche unterscheiden sich kaum noch; 1994 habe ich eine Magisterarbeit betreut, bei der kkam raus, dass die Leute umso fester behaupten Ossis und Wessis an der Sprache zu erkennen je negativer sie die deutsche Einheit bewerteten. Aber auch das ist heute sicher anders . Der sprachliche Grundgestus ist meiner meinung im Osten immer noch etwas bescheidener, beziehungsorientierter
Arne_(SII): @peter wir hatten im vorgespräch die sprachliche relativitätstheorie angeschnitten. was ist darunter zu verstehen?
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Ist ein Sprachwandel vielleicht auch dadurch bedingt, dass das Lesen von Literatur einem bloßen "Konsum" von Texten gewichen ist (also bei der Masse der Lesenden)?"
Peter_Porsch: Sprachliche Relativitätstheorie meint das, was ich schon öfter erwähnt habe, dass jede Sprache eine eigene Ordnung von Welt anbietet, eigene Linien, an denen ich entlang gehe, um mir Welt zu erschließen. Es gibt z.B. Indianersprachen, die kennen "rechts" und "links" nicht, orientieren sich aber an "bergauf" und "bergab" bzw. oben und unten; es gibt Sprachen, die kennen nur zwei Begriffe für Pflanzen (Futter für die Ziegen und Ungenießbares für die Ziegen), die Eskimos erkennen und benennen etwa 30 Sorten Schnee usw. usw. Deshalb ist auch ede Sprache ein Abenteuer und mit jeder Sprache, die verloren geht, geht eine mögliche Sicht auf die Welt verloren. Wir sollten deshalb nicht nur gegen Genmanipulation in der Natur sein, sondern auch bei den Sprachen (downgeloadet) bzw. uns gegen das Aussterben von Sprachen (in den nächsten 20 Jahren wahrscheinlich 6000) wehren.
Peter_Porsch: Gutes Sprechen, gute Verwendung, gutes Ausnutzen der Möglichkeiten von Sprache muss heute nicht mehr elitär sein; es verliert dann auch die Bewunderung, das muss aber noch kein wirklicher velust an Qualität sein.
Arne_(SII): was muss z.b. die eu unternehmen um kleine sprachen in europa zu schützen? wie sieht es konkret in sachsen mit dem sorbischen aus?
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Das heißt es muss ein Mittelmaß gefunden werden zwischen Akzeptanz von neuen Einflüssen auf Sprachen und dem Erhalt bedrohter Sprachen?"
Peter_Porsch: Die kleinen Sprachen müssen aus der Glasglocke heraus und alle Chancen haben, gesprochen zu werden
Peter_Porsch: Ja, Christoph - ich würde eher Gleichgewicht sagen, das sich wie beim Radfahren immer wieder neu auspendelt
Moderator: Frage von D-Patriot an Peter Porsch:    "Kann die Welt etwas mit Esperanto anfangen?"
Peter_Porsch: Wenn sie wirklich könnte, hätte sie es längst getan
Arne_(SII): aber ist das nicht auch eine staatliche aufgabe (minderheitensprachen, esperanto), diese an den schulen überhaupt anzubieten? oder soll man das dem "markt" überlassen?
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Wie ist in diesem Zusammenhang die teilweise aggressive Verdrängung des Slowenischen in Kärnten zu beurteilen?"
Peter_Porsch: Ich habe nichts gegen Esperanto an Schulen, seine Brauchbarkeit regelt aber nicht der Markt, sondern die Qualität von Esperanto (Plastik/Plaste statt lebendes Holz, siehe oben) , was nicht gegen Plastik spricht, aber manchmal braucht man Holz
Arne_(SII): ok, eingesehen
Peter_Porsch: Die Verdrängung des Slowenischen ist unmöglicher "Kulturimperialismus" - Man will ja im Grunde damit die Slowenen verdrängen. Eigentlich ist das ein Armutszeugnis der Angst vor dem Anderen
Moderator: Frage von Grummel an Peter Porsch:    "ich finde, wir brauchen Sprachen, die immer weniger sprechen, doch nicht "künstlich" am Leben erhalten. Wenn eine Sprache ausgedient hat, dann ist das so. Das gab es schon immer und wird es immer geben"
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "was der "markt" für sprachliche interessen hat, kann man aber anhand der werbesprache sehen..."
Moderator: Frage von Mad.Hatter an Peter Porsch:    "Leiden Plansprachen prinzipiell an einer begrifflichen Unschärfe, weil ihnen der muttersprachliche Hintergrund und damit eine bestimmte Weltsicht fehlt?"
Peter_Porsch: Freilich kann man keine Sprache künstlicham Leben erhalten, aber nimm mal das Beispiel des Slowenischen- da wird ja auch Lebensweise verdrängt. Wieso kümmertman sich heute eigentlich mehr um aussterbende Insekten als um austerbende Sprachen/Kulturen . Sprachen fixieren Erfahrungen mit der Welt, die sollte man nicht so ohneweiteres aufgeben. es gab auch Erfahrungen, wie man in Dresden bauen sollten, die letzten hundert Jahre wurden sie in den Wind geschlagen; Folge: die ganz alten Bauten haben die Flut überlebt, die neueren haben z.T. Totalschaden.
Moderator: Frage von Christoph an Peter Porsch:    "Kennen Sie zufällig Konrad Kunze von der Uni Freiburg/Breisgau und dessen Forschung im Bereich der Namenkunde?"
Arne_(SII): SPIEGEL ONLINE meldet seit geraumer zeit "bagdad ist gefallen" warum nicht "bagdad ist befreit"? lässt die sprache des spiegel nach? schließlich covern die das doch als "krieg gegen saddam"... was ist dir aus sprachlicher sicht an diesem krieg am meisten aufgefallen?
Arne_(SII): dutzende fragen, pardon :-)
Peter_Porsch: Plansprachen sind eher begrifflich zu scharf, weil oft genau in der Bedeutung definiert, das stört Flexibilität und Offenheit für die Rezeption - ich bin aber nicht so ganz dagegen, wie das hier vielleicht zu sein scheint - ichwill nur den Unterschied und damit die unterschiedkliche Brauchbarkeit für die KOmmunikation von Plansprachen und "natürlichen" Sprachen anzeigen. Gedichte bitte in "natürlichen" Sprachen auch Streitz und Liebeserklärungen, Fahrpläne und Feuerschutzinstruktionen meinetwegen auch in Plansprachen
Peter_Porsch: Beim Krieg wird Sprache "parteilich", "verhüllend", "beschwichtigend" usw. Na wenn für den Spiegel Bagdad gefallen ist und nicht befreit hat ja sogar der Spiegel ein Unterbewußtsein, das ihn leitet gegenseinen Willen. Leider sind wir heute durch die Sportsprache (Angriff, Verteidigung, Bomber, Schütze usw.) schon gegen die Sprache des Krieges abgehärtet
Peter_Porsch: Namenkunde liegt nicht im Zentrum meiner Forschung, der Name ist mir aber aus Literaturlisten bekannt
Arne_(SII): ist politische sprache (z.b. parteiprogrammatik) nicht auch eine plansprache? also wie lesbar ist denn für den "normalo" eigentlich ein parteiprogramm und wen gedenkt die PDS in ihrer krise da die leute anzusprechen?
Arne_(SII): ...nicht "wen" sondern "wie"...
Peter_Porsch: Jetzt kommt ein weites Feld: Programmsprache muss rezeptionsfreundlich sein, das heisst, die Dinge auch auif den sprachlichen Punkt, das sind Wörter, die ein Denksystem charakterisieren und fixieren bringen. Darunter leidet usner Programmentwurf. Er umschreibt eher die Bedeutungen der Wörter, die er noch nicht für den Ausdruck und das Festhalten der neuen Gedanken gefunden hat. Alte, heimelige Wörter umdeuten ist aber auch schwierig, weil das die Sprecher/innen nicht so geren haben.
Arne_(SII): @moderator gibt es noch fragen von den leuten?
Moderator: Da wir es mittlerweile kurz vor 8 haben, möchte ich mich schon einmal herzlich für den spannenden Chat bedanken. Arne, möchtest Du noch eine abschließende Frage stellen?
Moderator: vielleicht noch eine Frage zur Wahl 2006?
Moderator: Frage von Michel_ an Peter Porsch:    "Herr Porsch, es ist sehr still geworden um die PDS. Was gedenken Sie zu unternehmen, um 2006 wieder in den Bundestag einzuziehen?"
Arne_(SII): erstmal ist sachsen 2004. das mit dem ministerpräsident meinte ich ja schon am anfang :-)
Peter_Porsch: Sachsen wählt 2004 und da verliert die CDU entweder die absolute Mehrheit oder wir werden in 40 Jahren zur Montagsdemo gegen die Staatspartei gehen - es geht also m viel
Arne_(SII): @Michel_ ich denke, die PDS muss das jetzt in den ländern reißen bis 2006
Peter_Porsch: Ich bedanke mich für die tollen Fragen, ihr habt mir was zugetraut. Das freut und ehrt mich. Tschüß an alle
Arne_(SII): tschüß, fand ich auch spitze. war mal richtig lehrreich! Danke! :-)
: Peter_Porsch hat den Raum verlassen