Chat-Transkript vom 18.11.2003

Peter Nowak, Freier Journalist zu innen- und sozialpolitischen Themen

Thema: ESF(Europäisches Sozialforum )

: Peter_Nowak hat den Raum betreten
Peter_Nowak: hallo
: Peter_Nowak hat den Raum betreten
: skintom_(SII) hat den Raum betreten
skintom_(SII): Ah, Hallo Peter,
skintom_(SII): Ich denke mal, unsere MOderator wird gleich eintreffen.
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Hi und guten abend
skintom_(SII): Hallo Moderator, wer bist denn DU heute ?
Moderator: Oliver hier. Guten Abend Peter. Können wir uns duzen? Ist so Internetüblich :)
skintom_(SII): Hi Oliver.
skintom_(SII): Ich bin Tom, in dol2day unter dem Pseudonym skintom unterwegs. Ich freue mich, daß Peter für uns Zeit gefunden hat.
Moderator: Mmmh, gibit es noch Probleme?
skintom_(SII): Hier nciht ???
skintom_(SII): Was ist bei Dir , Peter ?
Moderator: @Skintom: Solange es noch Probleme gibt: Könntest Du kurz erklären, was es mit dem ESF auf sich hat?
skintom_(SII): ESF ist das Europäische Sozial Forum. Es gibt seit eineigen Jahren weltweit Sozialforum, die nun zunehmend auch auf allen Kontinenten, bis hin auch zu Sozialforen in den einzelnen Ländern und sogar Städten führen.
skintom_(SII): Ende letzter Woche bis Samstag hat nun das aktuelle ESF in Paris stattgefunden, bei dem sich viele Menschen getroffen haben, um sich über Politik von unten auszutauschen. Dabei unter anderem auch Gewerkschafter oder auch kirchliche Vertreter sowie Vertreter der unterschiedlichsten sozialen Organissationen
Moderator: Anscheinend hat Peter Nowak technische Probleme.
skintom_(SII): Peter hat nun als Journalist dort teilgenommen, und ich hoffe, daß die Technik es auch zulässt, daß er uns berichten kann.
skintom_(SII): Peter hat wohl gestern einen einlogversuch gemacht - und kommt jetzt nciht mehr rein - kannst du das passwort zurücksetzen ?
Moderator: von Malula an Peter Nowak: Der Link zur Infoseite des Sozialforums ist: http://www.fse-esf.org/rubrique4.html
skintom_(SII): @Oliver - kannst Peter die Zugangsdaten erneuern ??
Moderator: @skintom: klar...
skintom_(SII): Ich halte PEter solange am Telefon ;-)
Moderator: Mail ist raus...
skintom_(SII): @Oli danke,er versuchts nun nochmal.
: Peter_Nowak hat den Raum betreten
skintom_(SII): heureka !!!! willkommen PEter !
Moderator: Ah :)
Peter_Nowak: Hallo! Entschuldigung für die Verspätung, hatte Serverprobleme,die jetzt gelöstsind.
Moderator: Nabend! Dann können wir ja loslegen...
Peter_Nowak: Ja, auf jeden Fall
skintom_(SII): @Peter, magst Du Dich nochmal kurz vorstellen ?
Peter_Nowak: Ich bin freier Journalist für verschiedene Zeitungen und habe über Paris für das Internetmagazin Telepolis einen Bericht geschrieben.
Peter_Nowak: Da habe ich mich vor allem kritisch zum Sozialforum in Paris geäussert.
skintom_(SII): Vielleciht kannst Du kurz etwas zur Vorgeschichte des Europäischen Sozialforums sagen und dann auf Diene aktuellen Eindrück aus Paris eingehen ?
Moderator: Das müsste reichen für den Anfang :) Mein Name ist Oliver, ich werde den Chat moderieren und die Fragen unserer Benutzer in den Chat leiten.
Peter_Nowak: Ich bin also jenseits des Massentroubles auch etwas auf die Inhalte und die Forums und die Perspektiven eingegangen
Moderator: Frage von marillion an Peter Nowak:    "Hi Peter! Ich bin marillion der 13.Internetkanzler von Dol2day und möchte dir für deine Chatzusage danken."
skintom_(SII): Mein Name ist, Tom, bei dol2day unter dem Pseudonym ( Nickname ) skintom unterwegs und auch außerhalb dols seit über 25 Jahren politisch aktiv.
Peter_Nowak: Danke auch für Euer Angebot. Es ist ja ein ganz anderes Medium, um Themen zu verbreiten.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "welche Zeitungen sind das beispielsweise?"
Peter_Nowak: Ich schreibe überwiegend für das Neue Deutschland, die junge Welt, dann Taz, auch ab und an Frankfurter Rundschau oderdie Wochenzeitung Freitag, so in der Reihenfolge
Moderator: Frage von Verändert an Peter Nowak:    "zum einstieg wäre eine übersicht über ablauf und ergebnisse des ESF sinnvoll, oder ?"
Peter_Nowak: und auch recht häufig für das Internetmagazin Telepolis (www.telepolis.de)
Peter_Nowak: Das Forum tage an fünf Orten in der Nähe von Paris
skintom_(SII): [ Die doler konnten ja auch Deine Artikel zum neuen Internetkanzler im ND und bei telepolis lesen ;-) ]
Peter_Nowak: Es gab eine Überfülle von Tagungen, Seminaren und Workshops. Oft bis zu 20 zeitgleich an einem Ort.
Peter_Nowak: Es wurde in der Regel fünfsprachig geführt, daher gab es eigene Übersetzungsagentur.
Peter_Nowak: Kernthemen waren der Kampf um soziale Rechte und der Kampf gegen den Krieg
Peter_Nowak: Dann gab es natürlich noch Arbeitsgruppen zu allen möglichen Themen,
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Reines Interesse: Welche Sprachen?"
Moderator: Frage von Verändert an Peter Nowak:    "warum kam dann Marillion noch nicht in der FR vor ?"
Peter_Nowak: von einer Perspektive neuen Balkanförderation bis zu Rechtspopulismus in Europa.
Peter_Nowak: Auch der Nahe Osten war ein zentrales Thema und hat schon im Vorfeld sowohl in Frankreich als auch in Deutschland für Kontroversen gesorgt
Moderator: @Peter: Kontroversen zwischen wem denn genau?
Peter_Nowak: Es ging dabei im Wesentlichen um die Kritik, dass zu einseitig für die Palästinenser Partei ergriffen wird.
Peter_Nowak: Mehrere bekannte französische Intellektuelle warfen daraufhin im Vorfeld dem Forum Antisemitismus vor.
Peter_Nowak: Der Anlass war ein ARtiikel eines Vertreter eines sogenannten europäischen Islams, der
Peter_Nowak: dort wiedrum jüdischen Intellektuellen in Frankreich vorgeworfen hatte, sie würden eine einseitige Politik zugunsten Israels betreiben.
Peter_Nowak: Daraufhin forderten eiinge Gruppen seine Ausladung bei dem Forum, nach langen Diskussionen wurde das zurück gewiesen.
Peter_Nowak: Tariq Ramadan, so heißt der Vertreter, hat sich allerdings sowohl vom islamischen Fundamentalismus als auch vom Antisemitismus distanziert.
Peter_Nowak: Er war auf dem Sozialforum fast eine Art Stargast, ähnlich wie der italienische Intellektuelle Toni Negri, der auch auf dem Forum redete.
Moderator: Hat sich der Disput auf das Forum ausgewirkt?
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Wie ernst meint der die Distanzierung? kann man das sagen?"
Peter_Nowak: Die Debatte hat sich auf das Forum insoweit ausgewirkt, dass sehr viele Menschen mit arabsichen Hintergrund aus Frankreich teilgenommen haben.
Peter_Nowak: Andererseits waren auch linke Israelis kaum vertreten, was schade war.Außerdem waren eben Palästinafahnen und die Losungen für Palästina allgegenwärtig.
skintom_(SII): Wie groß war denn das Spektrum, der in Paris anwesenden ? Parteien ? Gewerkschaftler ? ???
Peter_Nowak: Die Distanzierungen waren sicher erst gemeint. Doch in der Praxis gab es natürlich Überschneidungen, wenn beispielsweise
Moderator: Und aus wlechen Ländern? Allen europäischen?
Peter_Nowak: Menschen aus dem Saarland, die Flugblätter gegen antisemitische Tendenzen in der Antiglobalisierungsbewegung vertreten, verbal angegriffen werden.
Peter_Nowak: Das Spektrum war sehr breit: Von Anarchisten und Autonomen bis zu DGB-Vertretern, französischen Sozialdemokraten und baskischen Unabhängigkeitskämpfern.
Peter_Nowak: Es waren alle westeuropäischen Länder sehr gut vertreten, besondersn Italien, Spanien, Großbritannien
Peter_Nowak: und auch aus Deutschland waren fast tausend BesucherInnen dort.
Moderator: Und die komplette Besucherzahl?
Peter_Nowak: Kaum vertreten war Osteuropa, mit Ausnahme von Polen, die eine zwanzigköpfige BesucherInnenzahl stellte.
Peter_Nowak: Insgesamt sprachen die Veranstalter von sechzigtausend TeilnehmerInnen, wobei manche allerdings eher den Besuch für einen Bummel durch Paris nutzten.
Moderator: Frage von Verändert an Peter Nowak:    "Meinst Du, dass vom ESF ein Signal ausgeht ? Wenn ja- welches ?"
Peter_Nowak: Es waren sehr junge Leute, teilweise unter 18, auch sehr stark vertreten.
Peter_Nowak: Die beklagten dann teilweise allerdings, dass die Vortärge zu langweilig seien.
Peter_Nowak: Es war auch schwierig, einen Gesamteindruck von dem Treffen zu erhalten, weil es eben auf fünf Plätze um Paris verteilt war.
Peter_Nowak: Es gab keinen Infopunkt. Nur auf der Abschlussdemonstration am Samstag kamen dann alle zusammen.
Peter_Nowak: Das waren dann dort allerdings weit über hunderttausend Menschen, auch viele Franzosen waren dabei.
Peter_Nowak: Das wurde in den hiesigen Medien überwiegend gar nicht recht wahrgenommen.
Peter_Nowak: Auch hier war das Motto. Für ein Europa der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens.
Peter_Nowak: Das ist erst einmal sehr allgemein. Da können sich auch Regierungen verbal dahinter stellen.
Peter_Nowak: Da ist die Gefahr, dass eben diese Forumsbewegung für die Formierung eines EU-Block, der sich von den USA abgrenzt,
Peter_Nowak: ausgenutzt werden könnte. Das ist aber sicher nicht das Ziel, der vor allem jugendlichen Basis der Bewegung.
skintom_(SII): Um die Frage von Verändert noch mal aufzunehmen: Meinst Du, daß vom ESF ein Signal ausgeht ? Wenn ja - welches ?
Peter_Nowak: Beim ersten Forum im letzten Jahr in Florenz war das Signal noch eindeutiger.
Peter_Nowak: und kämpfericher. Es ging um eine Welt jenseits von kapitalistischen Verwertungsinteressen und Kriegen.
Peter_Nowak: Und es wurde deutlich gemacht, dass so etwas nur von unten zu erkämpfen ist.
Peter_Nowak: Damals war der Kampf gegen den bevorstehenden Irakkrieg dominierend.
Peter_Nowak: Und man agierte in Italien, dessen Regirung sich eindeutig gegen die GlobalisierungskritikerInnen positioinerte.
Peter_Nowak: Nun ist der Irakkrieg trotz der weltweiten Proteste durchgeführt worden.
Peter_Nowak: Das Resultat gibt eigentlich den Kritikern Recht. Doch es gibt zur Zeit keine Massenbewegung für den Abzug der US-Soldaten,
Peter_Nowak: trotz des Widerstandes im Irak. Auch in Paris war das kein zentrales Motto.
Peter_Nowak: Es ging eher um allgemeine Werte, wie Kampf für ein soziales Europa und den Frieden.
skintom_(SII): @Peter Wie siehst Du denn die weiteren Perspektiven ? Meines Wissens hat sich doch sogar Bzirske in Paris für einen europaweiten Demo-Termin ausgesprochen ? Und in vielen Städten der BRD wie zB Düsseldorf, Berlin, Kiel entstheen auch lokale Sozialforen. Eine Chance, global viel besser von unten politisch zusammenzuarbeiten ?
Peter_Nowak: Aber gerade in der Allgemeinheit ist eine Vereinnahmung durch Regierungen natürlich leicht möglich.
Peter_Nowak: Ich denke, die Perspektive kann nur in einer Verbreiterung der Bewegung von unten liegen
Moderator: Frage von Verändert an Peter Nowak:    "Machen solche Treffen überhaupt sinn ? Wenn man sich Attac anschaut, läuft doch vieles dezentral. Warum so eine Mammutveranstaltung ?"
Peter_Nowak: und nicht in einer neuen Partei, was in Frankrieich durchaus diskutiert wird.
Peter_Nowak: Die Gründung von Sozialforen könnte in verschiedenen Städten könnte da ein Weg sein.
Peter_Nowak: Dabei ist es wichtig, dass es eine reale Basisbewegung ist und nicht einfach eine übergestülpte Sache.
Peter_Nowak: Auf dem Sozialforum wurde ein Aktionstag gegen Sozialabbau und Massnearbeitslosigkeit verabredet.
Peter_Nowak: Es sollen an einem Tag in ganz Europa Aktionen laufen.
Peter_Nowak: Vorbild ist der 15.2.2003, das war der europaweite Antikriegstag, der im letzten Jahr in Florenz verabredet worden war.
Peter_Nowak: Nur wurde damlas gleich von der Geburt eines neuen europäischen Bewußteins gesprochen.
Peter_Nowak: Dabei geht es doch in erster Linie um einen Widerstand, der auch weltweit vernetzt werden müßte.
Peter_Nowak: Schließlich ist das Europäische Sozialforum Teil eines weltweiten Sozialforums, dass im Februar 2004 in Bombay in Indien stattfindet.
Peter_Nowak: Die letzten Jahre war es immer in Porto Alegre, in Brasilien.
Peter_Nowak: Auch hier besteht natürlich die Gefahr, dass es zum Massenevent wird, dass für einige Zeit die Medien interessiert und dann wieder aus der Öffentlichkeit verschwindet.
Peter_Nowak: Das Medieninteresse hat schon in diesem Jahr im Vergleich zu Florenz nachgelassen.
Moderator: Frage von SchokiStef an Peter Nowak:    ""Hast du etwas von der Neben/Gegen-Veranstaltung zum ESF, dem Forum Social Libertaire (FSL) und der davon ausgehenden Befreiung der 3 Gefangenen mitbekommen? Wenn ja, was?"
Moderator: Frage von SchokiStef an Peter Nowak:    "http://fsl-sla.eu.org die URL zur Gegen/Neben-veranstaltung :) "
Peter_Nowak: Bei weltweiten Events ist die Gefahr noch akuter. Daher kommt es auf die regionale Vernetzung an.
Peter_Nowak: Die Gegenveranstaltung war inhaltlich gut,allerdings natürlich sehr klein.
Peter_Nowak: Es waren ca.400 Menschen dort. Allerdings lag das auch daran, dass sehr wenige Informationen darüber bekannt geworden sind.
Peter_Nowak: Dort wurde auch über eine internationale Gegenorganisierung zu Attac geredet. Das ist das Netzwerk Peoples Globale Action (PGA).
Peter_Nowak: Die setzten auf Widerstand von Unten statt auf Lobbyarbeit.
Peter_Nowak: Allerdings ist das Netzwerk in Spanien und in Indien stärker in Deutschland hingegen besonders schwach.
Peter_Nowak: Im nächsten Sommer soll es in Belgrad ein europäisches Treffen von PGA geben.
Peter_Nowak: Hier könnte schon eine Perspektive liegen, wenn sich die Mehrheit der Bewegung tatsächlich in Richtung auf eine Parteineugründung orientieren würde.
Moderator: Frage von Malula an Peter Nowak:    "Für mich ist eine wesentliche Aufgabe des Sozialforums den Widerstand gegen Privatisierung, Sozialkahlschlag und "Liberalisierung" der Märkte in Europa zu koordinieren ist das Sozialforum einem solchen Anspruch gerecht geworden?"
skintom_(SII): @Peter Siehst du Chnacen, beides ZUsammenzuführen ?
Moderator: Frage von myschkin an Peter Nowak:    "wieso Belgrad?"
Peter_Nowak: Das wird an der Basis bisher eher abgelehnt.
Peter_Nowak: Der Kampf gegen die Privatisierung war in Paris nicht im Mittelpunkt gestanden, aber natürlich immer gegenwärtig.
Peter_Nowak: Es wäre die Aufgabe des Aktionstages, hier mehr konkrete Politik reinzubringen.
Peter_Nowak: Es gibt natürlich Zusammenarbeit zwischen biedne Strömungen. So haben die Dissobienti aus Italien, die sich aus der Autonomen Bewegung entwickelten, sowohl am Forum als auch außerhalb agiert.
Peter_Nowak: Sollte allerdings eine Strömung wirklich eine Etablierung anstreben, wäre es mit der Zusammenarbeit natürlich von beiden Seiten schwieriger.
Peter_Nowak: Belgrad wurde als Tagungsort gewählt, weil es dort eine recht aktive libertäre Bewegung gibt, die sich auch einbringt.
Peter_Nowak: Da in Paris Osteuropa schwach vertreten war, ist das allerdings auch ein Fortschritt. Zumal es leichter für Westeuropa ist, nach Osteuropa zu gelangen als umgekehrt.
skintom_(SII): Liegt nciht gerade die große Chance der Sozialfren und der weiteren Antiglobaliesierungsbewegung in ihrer internationalen und auch lokalen breiten Zusammenarbeit, dei sicher auch notwendig ist, eine Politik jenseits der Ausbeutung und der Kreige weltweit zum Zuge kommen zu lassen, also gemeinsam zu erkämpfen ?
Peter_Nowak: Allerdings gibt es auch bei den Gegenkonzepten sehr sektiererische Tendenzen.
Peter_Nowak: Die Chance einer gemeinsamen Arbeit über Landes und Kontinetegrenzen ist auf jeden Fall gegeben.
Peter_Nowak: Das war auch die Stärke der Antoglobalisierungsbewegung, die in Seattle
Peter_Nowak: und Genua ihren Aufstieg aber auch ihre Grenzen erlebt hat.
Peter_Nowak: In Genau gab es die große Repression und einen Toten, nämlich Carlo Guilliani.
Peter_Nowak: Dann sah es nach dem 11.September so aus, als wäre damit die Antiglobalisierungsbewegung erledigt.
Peter_Nowak: Doch es kam anders. Viele Menschen fragten nach den Ursachen der Anschläge und kamen dann auch auf die ungerechte Weltwirtschaftsordnung.
Peter_Nowak: Die Sozialforen sind praktisch der Versuch, die Bewegung theoretisch und praktisch weiter zu entwickeln
Peter_Nowak: Dabei besteht die Gefahr der Anpassung genauso wie der sektiererischen Abgrenzung.
Peter_Nowak: Da einen Mittelweg zu finden, wird Aufgabe der Bewegungen sein.
Peter_Nowak: Denn es ist klar, dass die Dynamik einer Bewegung im Aufstieg, wofür die Periode von Seattle bis Genua steht, nicht ewig aufrecht zu erhalten ist.
skintom_(SII): @Moderator gibt es noch weitere Fragen aus der COmmunity, die noch nicht beantwortet wurden ?
Peter_Nowak: Der Kampf gegen den Irakkrieg war noch einmal eine solche Moblisierung.
Moderator: Frage von Malula an Peter Nowak:    "Wie sind die Chancen, den Widerstand gegen die Strategien des Kapitals in Europa zu organisieren? Ich denke hier zB an die heutgen streks in Österreich und Hessen, in ganz Europa gibt es ja diese Abwehrkämpfe"
Moderator: Yep :)
Peter_Nowak: Die Chancen sind sicherlich vorhanden. Es ist nur die Frage, ob sie genutzt werden.
Peter_Nowak: Da wären eben regionale Sozialforen wahrscheinlich eine Möglichkeit.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "War das denn so das es da viele verbale Auseinandersetzungen gab ProPalästinenser gegen ProIsraelis oder wurde darüber auch konstruktiv gesprochen?"
Peter_Nowak: Es ist eben ein Unterschied, ob eine starke kämpferische Basis in jeden Land vorhanden ist
Peter_Nowak: Es wurde in einigen Arbeitsgruppen konstruktiv darüber gesprochen.
Peter_Nowak: Aber es gab natürlich auch teilweise sehr unsachliche Auseinandersetzungen.
Peter_Nowak: In Florenz gab es ein von Arabern und Juden getragenens Transparent mit der Aufschrift:Die Besatzung tötet uns alle."
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Definieren Sie bitte Widerstand! Was kann man sich darunter vorstellen?"
Peter_Nowak: Eine Auseinandersetzung in diesem Geist wäre natürlich am Sinnvollsten.
Peter_Nowak: Widerstand meint vorallem, Aktionen auf der Straße, in Schulen, Fabriken, Uniiversitäten, also Streiks, Demonstrationen etc.etc.
Peter_Nowak: Also eben Aktionen im vorparlamentarischen Raum.Es war ja auch ein Verdienst der Globalisierungskritiker,
Peter_Nowak: die Straße wieder zum politischen Raum erhoben zu haben und damit den Mythos beseitigt zu haben,
Peter_Nowak: dass sich Demokratie ausschließlich im Parlament abspielt.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Ging es nur um Europa und den Nahen Osten?"
Peter_Nowak: Das waren schon die zentralen Themen. Europa ergibt sich natürlich daraus, dass es ein Europäisches Sozialforum war.
Peter_Nowak: Es gibt solche Sozialforen auf allen anderen Kontinenten auch.
Peter_Nowak: Der Nahe Osten war aber menier Meinung nach tatsächlich zu stark präsent.
Moderator: Erreichen die Ergebnisse denn den Nahen Osten direkt?
Peter_Nowak: Andere Konflikte fallen dann etwas hinten runter.
Peter_Nowak: Es gab viele Menschen mit arabischen Hintergrund, die in Europa -. vor allem in Frankreich - leben, auf der Demonstration und auf den Foren.
Peter_Nowak: Die haben natürlich auch Kontakte in ihre Länder.Andererseits besteht auch hier die Gefahr, dass eine solche proarabische Stimmung im EU-Machtblock für eine Abgrenzung zu den USA genutzt werden könnte.
Peter_Nowak: Insofern sind die Ergebnisse immer zweideutig, je nachdem, ob sich die mehr auf Widerstand orientiert Linie durchsetzt oder die, die eher auf Anpassung orientiert.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Können Sie einige der Ergebnisse nennen? Oder der Ansätze?"
Peter_Nowak: Natürlich war die pro-Palästina Haltung vieler junger Forumsbesucher vorallem eine Folge der Empörung über die israelsiche Besatzungspolitik.
Peter_Nowak: Es gibt natürlich mehrere Solidaritätsprojekte mit Palästina, dass fängt bei der HIlfe für die Landwirtschaft an, geht zu einem Waffenboykott für Israel etc.
Peter_Nowak: D.h es gibt verschiedene konkrete Vorschläge. Es wird sich natürlich erst zeigen, ob und wie sie umgesetzt werden.
Peter_Nowak: Ein weitereres schon sehr konkrketes Ergebnis ist auf den Nahen Osten bezogen, das starke Mißtrauen gegenbüer der israellischen Politik.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Ging es einseitig nur um Hilfen für Palästinenser oder Einschränkungen für Israelis?"
Peter_Nowak: Das ist ja eine Tendenz, die in Europa schon länger zu beobachten war.Auch hier muss natürlich ganz stark aufgepaßt werden, dass die nicht in auch nur versteckten Antisemitismus umschlägt.
Peter_Nowak: Ja, eine gewisse Einseitigkeit war hier schon zu beobachten.
Peter_Nowak: Es wurde schon davon ausgegangen, dass die Israelis Besatzungsmacht und die Palästinenser die Besetzten sind.
skintom_(SII): Ist man da nicht Kräften auf den Leim gegangen, die vom entscheideneden Themen damit ablenken ? Ich denke, es sollte doch nicht ein Konflikt herausgearbeitet werden, sondern eher der Widerstand gegen generelle Strukturen des Kapitals zur Unterdrückung der Mehrheit der Menschheit angegangen werden ?
Peter_Nowak: Eine differenzierte Betrachtungsweise, die z.B. auch das Recht der jüdischen Bevölkerung auf einen eigenen Start in Betracht zieht, gab es mehr in Einzelgesprächen.
Peter_Nowak: Die Frage ist schon, ob man mit der Überbetonung eines nationalen Einzelkonfliktes nicht tatsächlich vom tatsächlichen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit ablenkt.
Peter_Nowak: Ich denke, dass ist nicht einmal ein bewußter Schritt. Es ist eben nur so, dass die Antiglobalisierungsbewegung von Anfang an keine Klassenbewegung und schon gar keine kommunistische Bewegung war.
Peter_Nowak: Sie hat oft sehr moralisch argumentiert und da ist ein Eintretne für die angeblich Schwächeren nicht weit.
Peter_Nowak: Das David gegen Goliath-Motiv wird als Metapher nicht zufällig bei diesem Konflikt auch häufig verwandt.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Also gab es keinerlei Diskussionen über Einschränkungen für Palästinenser etwa wenn es darum ging die Terroranschläge zu unterlassen?"
Peter_Nowak: Es ist auch auffällig, dass beim Nahost-Konflikt recht pauschal von den "Palästinensern und den "Israelis" gesprochen wird, so als gäbe es keine Klassenunterschiede in den Ländern.
Peter_Nowak: Es gab diese Diskussinen schon, beispielsweise in einem Text, der von einer Gruppe aus dem Saarland verteilt wurden.
skintom_(SII): Allerdings sind doch die Hauptthemen nun doch hoffentlich Europa gewesen, denn meies Wissens liegt weder Palestina noch Isreal in Europa ?!
Peter_Nowak: Allerdings haben sie sich nicht in der Gesamtheit niedergeschlagen.
skintom_(SII): UNd dabei kommt man doch zwangsläufig zur Klassen frage ??
skintom_(SII): Nun, dann sollten wir auch diesen Nebenkreigsschauplatz hier ciht so herausstellen und eher noch Fragen zu anderen Komplexen ansprechen ?
Peter_Nowak: Ein Hauptthema war schon das erwähnte soziale Europa ohne Krieg. Aber andere Hauptthemen, zu denen eindeutig die Nahostfratge gehörte, wurden ziemlich gleichrangig verhandelt.
Peter_Nowak: Ich denke, dass es schon ein Problem ist, dass innerhalb der Sozialforenbewegung nicht unbedingt mit dem Klassenbegriff gearbeitet wird. Dies könnte der Bewegung noch einmal schwer zu schaffen machen.
Moderator: Sind aus dem Forum neue Strukturen, evtl. Organisationen erwachsen?
Moderator: Ist dies überhaupt Ziel des Forums?
Peter_Nowak: Die verwendeten Begrifflichkeiten, Neoliberalismus etc. sind doch recht schwammig.
Peter_Nowak: Es waren schon überwiegend organisierte Leute dort. Die regionalen Sozialforen oder auch Gruppen wie Attac sind ja im Wachsen. Das ist schon Ziel des Forums.
Peter_Nowak: Aber hängt natürlich letzlich von den örtlichen Bedingungen ab.
Peter_Nowak: Dort wird sich auch die Zukunft der Bewegung entscheiden, eben in der regionalen Verankerung und nicht in Events wie in Paris oder Porto Alegre,
Moderator: Wie stehen denn die europäischen Parteien zu dem forum? Sehen sie dies auch als Chance, sich zu präsentieren?
Peter_Nowak: die viel zu stark auf Presseresonanz angewiesen sind.
Peter_Nowak: Die Frage wird natürlich auch sein, wie die Foren in Zukunft aussehen werden. Schon wird darüber diskutiert, dass sie kleiner und arbeitsfähiger werden sollen.
Peter_Nowak: Das aber würde wiederum bedeuten, dass die Dynani,, die ein solches Treffen für die Teilnehmer auch hat, verloren gehen könnte.
Peter_Nowak: Es ist eben ein Unterschied, ob man zu einem Symposium fährt oder zu einem solchen Widerstandsevent. Gerade für junge Leute ist das schon von Bedeutung.
Peter_Nowak: Bisher hat die Antiglobalisierungsbewegung von diesem Umfeld stark profitiert und konnte so wachsen und auch Diskurse bestimmen.
Peter_Nowak: Nun beginnen eben die berühmt-berüchtigten Mühen der Ebene. Dort wird sich zeigen, ob die Bewegung in der Lage ist eine dauerhafte Struktur zu gewinnen.
Peter_Nowak: Das wäre dann auch mit einer theoretischen Weiterentwicklung verbunden.
Peter_Nowak: Das könnte eine Kooperation zwischen Antiglobalisierungs- und Arbeiterberwegung sein.
Peter_Nowak: Zumindest in Italien gbt es in dieser Hinsicht hoffnungsvolle Ansätze.
Moderator: Wie start nutzen oder unterstützen denn die europäischen Parteien das Forum?
Peter_Nowak: Es gibt gerade jetzt in Paris ein verstärktes Interesse in erster Linie der linken Parteien.
Peter_Nowak: Aus Deutschland waren auf dem Forum PDS und SPD-Politiker und auch vereinzelt Grüne.
Peter_Nowak: Ich denke, in dieser Hinsicht ist das Interesse stärker geworden. Das liegt natürlich auch darin, weil sich gezeigt hat, dass die Bewegung Massen mobilisieren kann.
Moderator: Frage von DetHouse an Peter Nowak:    "Sorry, ich bin erst spät dazugekommen. Sollte die Frage schon gestellt wordn sein, bitte gnorieren. Wie steht die Europäische und insbesondere die deutsche Sozialdemokratie zum ESF ?"
Peter_Nowak: Ließe die Mobilisierungsfähigkeit nach, würde sich auch das Interesse der Parteien verringern.
skintom_(SII): Auch die DKP war mit einigen Vertretern vor Ort.
Peter_Nowak: Es gibt Kontakte auf mittlererer Ebene, es waren auch einige Sozialdemokraten in Paris, aber keine aus der ersten Reihe.
Moderator: Da die Zeit leider um ist, müssen wir den Chat jetzt beenden. Vielleicht noch ein kurzer Hinweis auf das nächste Sozialforum von Dir, Peter?
Peter_Nowak: Insgesamt hat aber die SPD kein sehr gutes Verhältnis zu den hieisgen Gruppen, die die Globalisierungskritiker repräsentieren. Es gab erst kürzlich mit Attac Probleme.
Peter_Nowak: Das nächste Sozialforum soll in London und das übernächste im Jahre 2005 in Berlin sein.
Moderator: Ich bedanke mich an dieser Stelle für Dein Kommen, bei Skintom für die Organisation und natürlich bei den Mitlesern und Fragestellern.
Moderator: Frage von grandmastr an Peter Nowak:    "Danke für den Chat und die Beantwortung!"
Peter_Nowak: Ja auch Euch allen vielen Dank dafür, dass Ihr das organisiert habt und natürlich auch den TeilnehmerInnen und LeserInnen.