Chat-Transkript vom 17.05.2011

Julia Hesse, International Officer der Jungen Liberalen im Bundesvorstand

Thema: Internationale Entwicklungen in Zeiten der Umbrüche

: Julia_Hesse hat den Raum betreten
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Guten Abend Frau Hesse. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Um 19:00 Uhr beginnt der Chat. Ich werde mit einer kurzen Vorstellung beginnen. Danach beginnt dann die Fragerunde. Wenn Sie Fragen haben kann ich diese gern beantworten.
Moderator: Noch eine Anmerkung: die Systemuhr geht etwas nach - es ist bereits 10 min später.
Julia_Hesse: Hallo! Danke für die Begrüßung :-) Wollte mich nur frühzeitig einloggen, damit dann auch alles klappt ;-)
Moderator: Bitte :)
Moderator: Wir haben noch ca. 5 Minuten Zeit und dann geht es los. ;)
Julia_Hesse: Großartig :-) Ist es hier eigentlich üblich, sich zu siezen? Bin gerne für's Du
Moderator: Kommt auf den Chatgast an. Bei eines Minister bleiben wir meistens beim "sie". Aber bei Jugendorganisationen gerne das du. :)
Moderator: Wir sind sichtbar und können jetzt beginnen.
Moderator: Hallo und Herzlich Willkommen bei dol2day. Mein Name ist Fred Härtelt, ich bin Redakteur bei dol2day und werde den Chat heute moderieren.
Moderator: Zu Gast ist heute Frau Julia Hesse von den Jungen Liberalen. Julia ist International Officer der Julis und wird uns heute zu dem folgenden Thema etwas erzählen: "Internationale Entwicklungen in Zeiten der Umbrüche". Möchtest du noch etwas von deiner Seite anfügen?
Julia_Hesse: Vielen Dank für die Einladung, ich freue mich, heute mal auf ganz anderem Weg mit Interessierten sprechen zu können :-)
Moderator: Kommen wir auch gleich zur ersten Frage bevor die Community das Wort hat. Kannst du uns kurz erklären was ein International Officer konkret macht?
Julia_Hesse: Kurz gesagt, mache ich eigentlich alles, was die Jungen Liberalen (kurz: JuLis) außerhalb von Deutschland machen. Dazu gehört erstmal die Arbeit in unseren internationalen Dachverbänden (www.lymec.eu und www.iflry.org) und viele bilaterale Projekte. Nächste Woche werde ich bspw. nach Ägypten fliegen und da ein Seminar mit unserer Partnerorganisation vor Ort machen.
Moderator: Was ist deine Motivation politisch sich für eine Partei und im speziellen sich für die Julis zu engagieren?
Julia_Hesse: Ich bin vor nunmehr 10 Jahren erst den JuLis und dann der FDP beigetreten. Damals habe ich mir alle Parteien in Ruhe angeguckt. Was mich dann von den Liberalen überzeugt hat, war die Freiheit. Freiheit, das zu tun, was du möchtest, aber immer das Verantwortungsprinzip dabei beizuhalten. Wenn man dann dabei ist, merkt man, dass gerade die JuLis ein sehr bunter Haufen sind, wo man viele interessante Leute kennen lernen kann.
Moderator: Kommen wir zu den ersten Fragen der Community.
Moderator: Frage von alzibiades an Julia Hesse:    "Sehr geehrte Frau Hesse, wie sehen die jungen Liberalen die Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt, die infolge der Arbeitnehmerfreizügigkeit für die neuen EU-Mitglieder entstehen? (Stichworte: Leiharbeit, Erntearbeit)"
Julia_Hesse: Ich freue mich, dass nun endlich die Beschränkungen für die meisten der neu beigetretenen Länder weggefallen sind. Ich glaube, dass sich da wirklich Chancen eröffnen, insbesondere im Bereich der Facharbeiter. Was die Leiharbeit angeht, muss man feststellen, dass es da durchaus noch Regelungsbedarf gibt: Welche Bezahlung gilt? Nach welchen Standards werden die Arbeitserlaubnisse vergeben? Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) hat hier leider noch keine Lösungen gefunden, die wirklich befriedigend sind.
Moderator: Frage von rRo an Julia Hesse:    "Hallo Julia. Welche Aufgaben haben diese von Dir genannten Dachverbände? "
Julia_Hesse: Unsere Dachverbände sind vor allem in zwei Bereichen tätig: einmal dienen sie natürlich als Kommunikationsplattform für die nationalen Verbände. Auf der anderen Seite werden hier auch inhaltliche Positionen diskutiert und beschlossen. Vor zwei Wochen hatten wir bspw. den Kongress unseres europ. Dachverbandes, wo wir unter anderem über die Atomfrage in Europa und die Umbrücke in der arabischen Welt diskutiert haben. Bei dem europ. Dachverband haben wir außerdem den Vorteil, dass wir die Beschlüsse auch in der ELDR (der Dachpartei der FDP) und der ALDE Group im Europäischen Parlament einbringen können und so die europ. Politik ganz aktiv mitgestalten
Moderator: Frage von Free an Julia Hesse:    "Freiheit ist ja eine schöne Sache, und es ist auch nett, interessante Leute kennen zu lernen, aber ist es auch wahr, dass die Liberalen Antworten haben auf die drängenden Fragen unserer Zeit? (Stichworte: Ökonomische Krisen, Energiezukunft, Medienmanipulation)"
Julia_Hesse: Klar haben wir das! ;-) Um mal deine ersten beiden Themengebiete zusammen zu fassen, kann ich sagen, dass wir eine ausgiebige Beschlusslage zum Thema Umwelt haben. Wichtig ist für uns dabei immer, um mal auch bei dem Begriff der Freiheit zu bleiben, dass sich Verantwortung und Freiheit nicht ausschliessen. Wir können nur eine gute Umweltpolitik machen, wenn wir das im Geiste der nachfolgenden Generationen machen und darauf achten, dass wir die Umwelt möglichst wenig dabei zu schaden kommt. Das sind allerdings sehr allgemeine Statements, vielleicht hast du ja noch konkretere Fragen? und was genau meinst du mit "Medienmanipulation"?
Moderator: Frage von Angelique an Julia Hesse:    "In Zeiten, in denen überall eingespart werden muss, inwieweit kann man da eine Wirtschaftshilfe für Griechenland rechtfertigen?"
Julia_Hesse: Wir JuLis haben den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) auch abgelehnt. Man mag es noch rechtfertigen können, einem Staat kurzfristig aus der Patsche zu helfen, aber wenn man so etwas automatisiert, widerspricht dies klar dem Verantwortungsprinzip. Jeder Staat muss grundsätzlich seine Finanzen selber im Griff haben und dabei die Kopenhagen Kriterien einhalten. Kann er das nicht, muss man über einen Austritt oder sogar einen Ausschluss aus der Eurozone nachdenken.
Julia_Hesse: Wir JuLis haben den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) auch abgelehnt. Man mag es noch rechtfertigen können, einem Staat kurzfristig aus der Patsche zu helfen, aber wenn man so etwas automatisiert, widerspricht dies klar dem Verantwortungsprinzip. Jeder Staat muss grundsätzlich seine Finanzen selber im Griff haben und dabei die Kopenhagen Kriterien einhalten. Kann er das nicht, muss man über einen Austritt oder sogar einen Ausschluss aus der Eurozone nachdenken.
Moderator: Frage von *Mensch* an Julia Hesse:    "Hallo Julia, wie siehst Du denn die Entwicklungen im arabischen Raum? Gefahr oder Chance?"
Julia_Hesse: Sorry, aber irgendwie ist das Programm bei mir so langsam :-(
Moderator: Kein Problem. Da warten wir halt ein bisschen :)
Moderator: An alle Fragesteller: euren Fragen sind vermerkt und ich versuche soviel wie möglich zu stellen. :)
Julia_Hesse: Das kommt ein bisschen darauf an, über welches Land wir sprechen und was da jetzt in naher Zukunft passiert. Grundsätzlich sehe ich es als große Chance an, dass die Menschen in den Ländern von sich aus für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte auf die Straße gehen. Die vernetzte Welt hat da einen sehr großen Anteil dran, weil nun jeder besser und schneller mitbekommen kann, was in der ganzen Welt los ist. Aber jetzt ist es auch wichtig, dass in den Ländern nach den Revolutionen was passiert. In Ägypten bspw. sollten jetzt die Wahlen stattfinden. Noch wichtiger ist es aber, dass sich danach wirklich was für die Menschen in ihrem täglichen Leben ändert! Sonst werden sie von der Demokratier herb enttäuscht sein und sich ggf. tatsächlich Strömungen zuwenden, die aus unserer Sicht weniger gut sind. Daher unterstützen wir auch die Free Youth Front in Ägypten und stehen ihnen mit Rat und Tat beiseite.
Julia_Hesse: Wir sind nächste Woche da um ein Seminar mit ihnen zum Thema Kommunikation zu machen. Aber es ist auch total wichtig, dass die EU (bspw. im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik) da weiter Aufbauarbeit leistet. Wenn wir das hinbekommen, also die Revolutionen aus dem Volk heraus und die Unterstützung des Demokratisierungsprozesses, ist das eine echte Chance für die arabische Welt.
Moderator: Frage von VivaMr.Fantasy an Julia Hesse:    "Hilft die deutsche Aussenpolitik bei der Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen ? Die deutsche Aussenpolitik in Zeiten des Umbruchs in Nordafrika war ja nicht unumstritten."
Julia_Hesse: Also erstmal zu den Partnerorganisationen: welche meinst du denn genau? Zu der zweiten Frage: gerade was das Abstimmungsverhalten Deutschlands im Sicherheitsrat angeht, haben wir JuLis klar Stellung bezogen: Die Enthaltung mag menschlich nachvollziehbar sein, aber nicht taktisch. Damit hat sich Deutschland an die Seite von Russland und China gestellt. Das ist kein gutes Signal. Und das insbesondere, wenn man bedenkt, dass sogar die Arabische Liga der Flugverbotszone bereits zugestimmt hatte. Damit waren an sich alle Weichen gestellt, insbesondere auch der Grundsatz der UN-Charta, das möglichst erst die regionalen Organisationen tätig werden sollen.
Moderator: Frage von (daunddort) an Julia Hesse:    "Hallo Julia, die EU, der Westen war von den Umbrüchen in Tunesien und Ägypten offensichtlich völlig überrascht, wie kam das und wie könnte sowas in Zukunft besser und rechtzeitiger erkannt und begleitet werden?"
Julia_Hesse: Also ich muss sagen, dass ich da auch ziemlich überrascht war. Die EU ist ja im Rahmen der bereits genannten Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) ziemlich aktiv in den Ländern und hat – soweit ich weiß – auch nicht sehr viel früher davon gewusst. Dies wird aber wohl daran liegen, dass es eben aus der Zivilgesellschaft heraus kam, die ja weniger „berechenbar“ ist, als manch staatliches Handeln. Jetzt muss man das nur nutzen und schnell reagieren, mit dem, was ich eben schon gesagt hatte. Wenn wir jetzt wieder zu langsam sind was die Unterstützung der Demokratisierungsbewegungen angeht, kann das nach Hinten los gehen.
Moderator: Frage von *Tom* an Julia Hesse:    "Hallo Julia. Die Frage passt zwar nicht ganz zum Thema, aber sie brennt mir doch auf den Nägeln. Denkst du, dass der neue Vorstand der FDP die Partei aus dem Umfragetief manövrieren kann?"
Julia_Hesse: Ganz ehrlich: ja, ich bin mir sicher! Philipp Rösler ist jemand, der obwohl er sehr jung ist, bereits viel politischen Know-how und Erfahrung mitbringt. Seine Rede auf dem Bundesparteitag (kannst du auch auf Youtube abrufen) war brilliant und hat genau das gebracht, was wir JuLis immer gefordert haben: die inhaltliche Verbreitung, weg von der Partei, die nur „Mehr Netto vom Brutto“ ruft. Christian Lindner ist auch ein kluger Kopf, der punktgenau treffen kann und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist vor allem bei uns Jungen sehr beliebt für ihre glaubwürdige Innen- und Rechtspolitik, insbesondere im Bürgerrechtsbereich. Ganz glücklich waren wir nicht mit Birgit Homburger als Vize und Rainer Brüderle als Fraktionsvorsitzenden, aber wir werden mal sehen, was bezüglich den beiden die Zukunft bringt. Die müssen jetzt liefern!
Moderator: Frage von Rote Kapelle an Julia Hesse:    "Heute ist der Internationaler Tag gegen Homophobie und Transphobie. Woran ist eigentlich ein Engagement der Julis diesbezüglich zu erkennen?"
Julia_Hesse: Also grundsätzlich sind wir JuLis tolerant gegenüber allen sexuellen Ausrichtungen, was sich dann mehr oder weniger querschnittsmäßig durch alle Themen durchzieht. Dazu gehört es natürlich Toleranz und Akzeptanz in der Bevölkerung zu promoten. Ganz aktuell kann ich sagen, dass wir auch die Kampagne 3+ (www.artikeldrei.de) vom Lesben- und Schwulenverband mit unterstützen. Die möchte, dass die sexuelle Orientierung in den Art. 3 GG mit aufgenommen wird, sodass man niemanden mehr aufgrund dessen diskriminieren darf.
Moderator: Frage von alzibiades an Julia Hesse:    "Politische Umbrüche zeigen sich seit vielen Jahren an immer häufigeren Ãœbertragungen nationaler Befugnisse der EU-Mitgliedsstaaten an Europäische Zentralorgane. Stehen die Julis eher für eine weitere Zentralisierung oder eher für Föderale Strukturen auf europäischer Ebene? Und wie setzen sie sich dafür ein?"
Julia_Hesse: Wir JuLis wollen den Europäischen Bundesstaat, also weg von den starren Nationalstaaten hin zu einem Europa der Regionen. Wir sind alle große Europabefürworter! Ich selber habe auch Europarecht studiert und weiß, dass die EU sehr viel mehr ist, als nur eine Wirtschaftsunion. Dazu gehört aber für uns auch ganz klar das Prinzip der Subsidiarität. Entscheidungen müssen immer so weit unten wie möglich getroffen werden. Etwas das nur Berlin betrifft, muss auch da entschieden werden. Themen wie bspw. Umwelt machen aber vor allem Europaweit Sinn und sollten dann auch da getroffen werden.
Moderator: Frage von Free an Julia Hesse:    "Medienmanipulation = (Strauss-Kahn, Gaddafi, Osama bin Laden) - oder kannst Du das alles noch ernst nehmen? Im Geiste der nachfolgenden Generationen klingt jetzt eher nach Nachhaltigkeit und grün als nach Individueller Freiheit und Verantwortung und liberal :-)"
Julia_Hesse: Weil es ja bei mir irgendwie so langsam geht: Ich kann auch genre noch länger bleiben
Moderator: Danke. Das Angebot nehmen wir gerne an und verlängern um 30 min bis 20:30 Uhr wenn es dir passt. Dann haben wir viele Fragen geschafft. :)
Julia_Hesse: Ich sehe da ehrlich gesagt nicht die Medienmanipulation, die du zu meinen scheinst ;-) Nachhaltigkeit ist sehr liberal. Schließlich wollen wir ja auch noch was von der Welt haben, die heute von der Generation unserer Eltern geführt wird. Deswegen mischen wir uns ja heute schon in die Themen ein, die im Sinne der Generationengerechtigkeit wichtig sind. Das sind für uns eben Umwelt, Bildung, aber auch Rente und Staatsverschuldung.
Moderator: Frage von *Mensch* an Julia Hesse:    "Widersprechen die von Dir genannten Fragen zur Leiharbeit, usw. nicht dem liberalen Gedanken von der Selbstregulierungskraft des Marktes?"
Julia_Hesse: Einverstanden :-)
Moderator: Danke schonmal im Namen der Community dafür. :)
Julia_Hesse: Nein, nicht unbedingt. Wir wollen, dass der Markt die größtmögliche Freiheit hat, um sich selber entwickeln zu können. Wir sind aber keine Libertären und sagen deswegen, dass auch ein Rahmen vom Gesetzgeber gegeben werden muss, der gewissen Grundlinien vorgibt. Die Finanzkrise kam eben größtenteils zustande, weil es eben für bestimmte Handlungsweisen keinen Rahmen gab und auch die handelnden Personen nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Aber um zur Leiharbeit zurück zu kehren: das sind ganz praktische Erwägungen, die ich da angesprochen habe. Ich habe selber Europarecht studiert und weiß, dass es da manchmal zu Unstimmigkeiten zwischen den Ländern kommen kann, die einen flüssigen Ablauf behindern. Deswegen muss es für bestimmte Lücken auch mal Regelungen geben. Man kann sich bspw. auf das Prinzip der „Mutual Recognition“ einigen, was die Arbeitserlaubnis angeht. Dies hieße, dass der Empfängerstaat grundsätzlich die im Entsendestaat ausgegebenen Arbeitserlaubnisse anerkennt. Eine a
Julia_Hesse: . Eine andere Möglichkeit wäre es, europaweite Standards für diese festzulegen, sodass alle Staaten nach denselben die Erlaubnisse ausgeben. Das ist nicht unliberal, sondern einfach praktisch ;-)
Julia_Hesse: . Eine andere Möglichkeit wäre es, europaweite Standards für diese festzulegen, sodass alle Staaten nach denselben die Erlaubnisse ausgeben. Das ist nicht unliberal, sondern einfach praktisch ;-)
Moderator: Frage von rRo an Julia Hesse:    "@Julia wie ist denn die Grundstimmung im europ. Dachverband bezüglich der Atomfrage in Europa. Sehen andere Länder die Atompolitik auch so kritisch wie beispielsweise viele in Deutschland?"
Julia_Hesse: Das war eine wirklich spannende Debatte ;-) Das Thema ist ja grundsätzlich sehr emotionalisiert und das natürlich in den letzten Monaten noch mehr. Wir sind auf jeden Fall dafür, dass man den Atomausstieg so schnell wie möglich schafft. Aber das geht leider nur, wenn die alternativen Energien grundlastfähig sind, was heute noch nicht der Fall ist. Die Forschung an diesem muss dafür gefördert werden. Außerdem muss man ein europäisches Stromnetz ausbauen. Bei alternativen Energiequellen kommt ja oft hinzu, dass diese nur lokal sind und der Transport des Stroms eine durchaus wichtige Frage ist. Meines Erachtens ist es aber auch wichtig, dass man nicht das Portemonnaie der Bürger, die schließlich den Strom zum Schluss bezahlen müssen, aus den Augen verliert. Ich freue mich für alle, die es sich leisten können, nur grünen Strom zu beziehen. Leider ist es aber auch so, dass das sehr viele nicht können.
Moderator: Frage von VivaMr.Fantasy an Julia Hesse:    "Bist du für weiterhin für einen Aussenminister Guio Westerwelle?"
Julia_Hesse: Deswegen finde ich die Forderung manchmal etwas schwierig, sofort auf grünen Strom umzustellen, ohne dabei diesen finanziellen Aspekt zu beachten.
Moderator: Ich stelle gleich noch eine ähnlich lautende Frage hinterher ;)
Moderator: Frage von (daunddort) an Julia Hesse:    "Auf dem Parteitag wurde Westerwelle als Außenminister nicht in Frage gestellt, bleibt das so oder rumort es weiter?"
Julia_Hesse: Ja! Als Außenminister hat er definitiv nichts falsch gemacht, deswegen wüsste ich nicht, warum man ihn da absägen sollte. Er hat beispielsweise den Menschenrechtsdialog mit China von der informellen Ebene auf die offizielle Ebene gehoben und dem damit mehr Gewicht verliehen. Dass wir jetzt einen neuen Bundesvorsitzenden und ein neues Team haben, finde ich aber sehr richtig. Guido hat in den letzten 10 Jahren sehr viel für die Partei getan, aber jetzt war es wichtig, dass mal neues Personal ran kommt.
Moderator: Frage von *Mensch* an Julia Hesse:    "Wenn wir schon bei dem Thema neue FDP-Führung sind: Wie soll sich das angekündigte denn nun umsetzen lassen? Der Koalitionspartner ist doch der gleiche und die FDP heute eher schwächer als noch zu Beginn der Koalition.."
Julia_Hesse: Auf dem Parteitag haben wir uns darauf geeinigt, dass die Personaldebatten jetzt aufhören. Westerwelle wird sich jetzt voll auf sein Amt als Außenminister konzentrieren, insofern ist da auch weiter keine Kritik. Das Team um Rösler muss jetzt liefern, solange das passiert, wird es keine weiteren Debatten geben. Im Übrigen war es nur ein Abgeordneter, der seinen Abgang gefordert hat. Ein Abgeordneter, der öfter mal gerne durch komische Forderungen versucht aufzufallen ;-)
Julia_Hesse: Was genau meinst du mit „dem Angekündigten“? Ich denke, dass das auch eine Frage des Auftretens ist und da ist Rösler definitiv anders, als Westerwelle. Man muss auch immer bedenken, dass man in einer Koalition immer Kompromisse eingehen muss und dann nur auf der Hälfte seiner Forderungen rauskommt. Wichtig ist nur, dass man seinen Kompass dabei nicht verliert und bestimmte Grundpositionen hat, die man nicht verlässt.
Moderator: Frage von Free an Julia Hesse:    "Lymec schreibt auf der Webseite, dass die Werte "Freiheit, Individuelle Verantwortung, und Marktwirtschaft" sind. Ist es nicht wahr, dass die ersten beiden Werte von allen Parteien in Deutschland mitgetragen werden, während die Ansichten darüber, ob Marktwirtschaft ein wichtiger Aspekt davon ist, eben auseinander gehen. Wie siehst Du das?"
Julia_Hesse: Ja, in gewisser Weise ist der Begriff Freiheit in allen Parteiprogrammen vorhanden. Die Definition ist nur unterschiedlich. Individuelle Verantwortung sehe ich nicht bei allen, und wenn dann nur mit sehr unterschiedlichen Gewichtungen. Bei uns heißt das eben, dass das eine das andere bedingt. Insofern glaube ich, dass schon beim zweiten Begriff die Ansichten der Parteien sehr weit auseiander gehen. Die Marktwirtschaft gehört eben zu Deutschland, wie auch zu Europa. Aber was die einzelnen Parteien damit genau meinen, geht meilenweit auseinander…darüber könnte man sicher noch einen weiteren Chat machen ;-)
Moderator: Frage von alzibiades an Julia Hesse:    "Wie stehen die JULIs und sie als Frau zu Gender Mainstreaming?"
Julia_Hesse: Darüber hatten wir gerade beim Bundesparteitag am Wochenende eine spannende Debatte. Wir JuLis und die FDP sind ja inzwischen fast die einzige Partei, die keine Frauenquote hat, weil sie eben der Gleichheit und dem Diskriminierungsverbot widerspricht. Ich gehe aber fast über Quoten hinaus! Ich finde ich es wichtig, dass man grundsätzlich was an der Art und Weise, wie so eine Partei aufgebaut ist und am täglichen Umgang ändert. Dazu gehört es beispielsweise auch, dass wir in Texten versuchen, immer geschlechtsneutral zu formulieren, weil wir das große Binnen-I auch nicht favorisieren. Wir machen da sehr viele Frauenförderungsprogramme bei den JuLis, wie bspw. Networking oder auch die direkte Ansprache und Einbindung von Frauen. Die Erfahrung zeigt, dass dies zwar sehr viel mehr Aufwand bedeutet, aber auch längerfristiger und tiefgreifender wirkt. Quoten können immer nur die Visibilität erhöhen und nicht wirklich was am Grundproblem ändern.
Moderator: Frage von Free an Julia Hesse:    "Was hälst Du von folgendem Statement: >Die NATO bombt in Libyen den Weg frei für jahrzehntelangen Bürgerkrieg<"
Julia_Hesse: Schwierig und man kann es auch nicht auf diesen einen Satz herunter brechen. Ich war für die Flugverbotszone und finde es auch wichtig, dass die NATO dann doch direkt eingegriffen hat. Man kann nicht tatenlos zusehen, wenn ein Diktator friedlich demonstrierenden Menschen erschießt. Die Gegenfrage ist für mich: was hätten wir sonst tun sollen?
Moderator: Dann kommen wir jetzt zur letzten Frage - die Zeit nähert sich dem Ende. Was wünschst du dir persönlich für die Julis und die FDP für die nächsten Monate?
Julia_Hesse: Ich möchte, dass sich die FDP wieder auf die inhaltliche Arbeit konzentriert. Einmal natürlich in der Regierung und liberale Kernthemen, wie Bürgerrechte, Bildung und auch Wirtschaft und Arbeit, weiter voran bringt. Wir JuLis sind dabei immer der Motor, der die Partei in vielen Fragen antreibt und auch manchmal etwas mehr fordert. Ich möchte außerdem, dass sich das Team um Rösler gut zusammen findet und genau die oben genannten Sachen schnell umsetz. Wir JuLis werden sie dabei immer beobachten und kritisch konstruktiv begleiten. Ich denke, dass wir mit dem Parteitag auf einem wirklich guten Weg dahin sind. Man hat die Aufbruchsstimmung gespürt und dass die Partei sich endlich gefangen hat. Jetzt kann es wieder voran gehen und wir werden dabei bleiben :-)
Moderator: Dann bedanke ich mich ganz herzlich im Namen der gesamten Community für das interessante Gespräch und wünsche dir noch einen schönen Abend. Danke. :) Den Link zum Chatprotokoll werde ich dir noch an deine e-mail Adresse entsprechend zusenden. ;)
Julia_Hesse: Danke auch an Euch! Es hat mir viel Spaß gemacht. Wenn Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr mir gerne eine Mail schicken: hesse@julis.de
Moderator: Super! Dann an euch alle da draussen noch einen schönen Abend. ;)
Julia_Hesse: Euch auch :-)
: Moderator hat den Raum verlassen