Chat-Transkript vom 21.04.2005

Ina Lenke, Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen

Thema: Demographische Entwicklung

: Ina_Lenke hat den Raum betreten
Ina_Lenke: Test
: Ina_Lenke hat den Raum verlassen
: Ina_Lenke hat den Raum betreten
: Moderator hat den Raum betreten
Moderator: Guten Abend :)
: Ina_Lenke hat den Raum betreten
Moderator: Guten Abend :)
Moderator: Und hallo an die Mitleser!
Ina_Lenke: Hallo und guten Abend, ih freue mich, dass das Thema Demographischer Wandel heute diskutiert wird. Immer mehr Aeltere und immer weniger Juengere, das schafft Probleme.
Moderator: Ich bin Daniela von der Redaktion und freue mich sehr, daß Sie heute Zeit für uns haben :)
Moderator: Vielleicht möchten Sie sich zuerst kurz vorstellen?
Ina_Lenke: Ich bin Ina Lenke aus Niedersachsen, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Bundesvereinigung Liberale Frauen. Fuer die Bundestagsfraktion vertrete ich Frauen, Familien und den Zivildienst. Fuer die FDP habe ich zusammen mit meinem Kollegen daniel Bahr in einem FORUM mit Experten das Thema "Fuer ein kinderfreundliches Deutschland und Gerechtigkeit zwischen Generationen und Geschlechtern" bearbeitet.
Moderator: Und wir haben auch schon die erste Frage an Sie :)
Moderator: Frage von Falco an Ina Lenke:    "Hallo Frau Lenke. Wie bewerten sie persönlich als Liberale die Wahl Joseph Ratzingers zu Papst Benedictus XVI.? Wird dies auch folgen für die Politik in Deutschland haben?"
: Moderator hat den Raum betreten
Ina_Lenke: Hallo Falco, positiv ist, dass wir jetzt einen Papst aus Deutschland haben. Positiv ist auch, dass mit einem neuen Papst auch neue Hoffnung einhergeht, besonders fuer Frauen. Papst Benediktus hat sich als Kardinal gegen die Schwangschaftskonfliktberatung der kath. Kirche ausgesprochen, ist gegen Verhuetungsmittel eingetreten und hat Frauen den Weg in Kirchenaemter verwehrt.
Moderator: Entschuldigen Sie, ich bin wegen eines Stromausfalls rausgeflogen ;)
Ina_Lenke: Ich gehe nicht davon aus, dass seine Wahl Einfluss auf die deutsche Politik hat.
Moderator: Wie bewerten Sie denn die bisherige konservative Einstellung des Papstes in Bezug auf den demograhische Entwicklung?
Moderator: Wird sich das Problem in 3. Welt Ländern eher noch verstärken?
Ina_Lenke: Auf Deutschland bezogen: Ich habe nicht den Eindruck, dass die Frauen in der kath. Kirche den Wuenschen des papstes folgen und auf Verhuetung verzichten. Ganz gravierend schafft das Probleme in der dritten Welt, wenn die kath. Kirche Frauen, z.B. in Afrika und Lateinamerika, Familienplanung verwehrt.
Moderator: Welche politischen Mittel gibt es denn Ihrer Meinung nach, der demographischen Entwicklung entgegen zu steuern?
Ina_Lenke: Ganz allgemein: Die Rahmenbedingungen fuer Frauen und Familie verbessern. Unter anderem: mehr Kinderbetreuungseinrihtungen von null - sechs Jahren, Streichung der fuer Frauen nachteiligen Steuerklasse V und den Abbau der Arbeitslosigkeit.
Moderator: Frage von Arcana an Ina Lenke:    "Hallo Frau Lenke. Wie sehen Sie die Zukunft des Zivildienstes? Bzw., wie sollten diese Plätze ersetzt werden, falls die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst wegfällt?"
Ina_Lenke: Nach dem Gender-Mainstreaming-Prinzip sind auch vaeter im Fokus meiner Politik. Frauen haben die Moeglichkeit, voll berufstaetig zu sein, teilzeitbeschaeftigt oder auch eine Zeit lang zuhause zu bleiben um sich der Kindererziehung zu widmen. Diese Chancen, das eigene Leben zu gestalten, fehlen den Maennern.
Ina_Lenke: Die FDP will die Wehrpflicht abschaffen. Folge davon ist der WEgfall des Zivildienstes. Schon jetzt verzichten Einrichtungen auf Zivis und nutzen das Freiwillige Soziale Jahr. Auch 400-Euro-Jobber koennen Zivis ersetzen. Ueber 1-Euro-Jobs haben Arbeitslose die Moeglichkeit, einem sozialen Berufsfeld zu naehern.
Ina_Lenke: Ich bin der festen ueberzeugung, das nach der naechsten Bundestagswahl 2006 der Zivildienst faellt. Einige Politiker wollen ein verpflichtendes soziales fuer ale jungen Maenner und Frauen. Liberale sind g e g e n Zwangsdienste!
Moderator: Aber ist dann nicht zu befürchten, daß z.B. die Pflege und Betreuung behinderter oder alter Menschen darunter leiden wird? Weil ihnen die nötigen Mittel fehlen, eine Pflegekraft zu bezahlen?
Ina_Lenke: Ganz klar: Ich bin dagegen, dass auf dem Ruecken von junger Maenner in Deutschland die Pflegequalitaet durch Zwangsdienste gesichert wird. Die FDP nervt seit vielen Jahren die Regierung alternative Konzepte zu entwickeln. Das ist jetzt langsam im Werden.
Moderator: Frage von Arcana an Ina Lenke:    "Was sehen Sie als Kernproblem der derzeitigen demographischen Entwicklung und was sollte man Ihrer Meinung nach dagegen tun, bzw. dem entgegenwirken? "
Ina_Lenke: Das Kernproblem sind unsere umlagefinanzierten sozialen Sicherungssysteme: Die Berufstaetigen zahlen in den sozialen Topf ein. Gleichzeitig erhalten Rentner aus diesem Topf ihre monatliche rente. das haut in Zukunft nicht mehr hin. Das Umlageverfahren bei Rente und Pflege muss in ein an der Person orientiertes Kapiatl-Deckungsverfahren umgebaut werden. Die Beitarege fuer Kinder sollen von der Gemeinschaft der Steuerzahler weiterhin finanziert werden. Interessiert Sie unser Konzept zur Pflegeversicherung?
Moderator: Wenn sie es vielleicht kurz umreißen können? :)
Ina_Lenke: Aufgrund eines Bundesverfassungsgerichtsurteils haben die Richter dem Gesetzgeber auferlegt, Familien von einem teil der Versicherungsbeitraege zu entlasten. Unser Konzept: Fue rjedes Kind erhalten die Familien drei Jahre lang vom ersten Lebensjahr an je 150,- Euro Entlastung, gleichzeitig bleiben fuer alle Erwachsenen mit und ohne KInder die Pflegeversicherungsbeitraege gleich. Konzept der Bundesregierung: Kinderlose werden mit einem hoeheren prozentualen Beitrag als Familien belastet. Das empfinde ich als ungerecht. Die Entscheidung fuer oder gegen KInder ist eine private Angelegenheit, die der Staat nicht zu bestrafen hat.
Moderator: Aber ob nun Familien mit Kindern etwas weniger zahlen müssen oder Familien mit Kindern etwas mehr, kommt das nicht im Endeffekt auf dasselbe raus? Oder ob man damit nun Familien mit Kindern belohnt oder Familien ohne Kinder bestraft ist doch nur eine Frage der Perspektive?
Ina_Lenke: Nein. Der Auftrag des Gerichtes war klar: Familien entlasten, nicht Kinderlose bestrafen. Bei uns bleibt der Beitrag grundsaetzlich fuer alle gleich, Familien erhalten einen Zuschuss. Rot-Gruen entlastet Familien nominell nicht, sondern belastet Kinderlose.
Moderator: Noch eine Nachfrage wegen des Zivildienstes
Moderator: Frage von Arcana an Ina Lenke:    "Die 1-Euro-Jobs sind in meinen Augen aber keine Jobs, auf die man bauen sollte, oder gar ausweiten sollte, da diese feste Arbeitsplätze auf Dauer vernichten. Und der demographischen Entwicklung nach wird der Bedarf an Pflegepersonal in den nächsten Jahrzehnten stark steigen. Sich da nur auf 400-Euro-Jobber, Ableister des freiwilligen sozialen Jahres oder 1-Euro-Jobber zu stützen finde ich etwas dünn. Es müssten doch gerade in diesem Berufsfeld vollzeit Arbeitsplätze mit guter Qualifikation geschaffen werden. "
Moderator: Frage von Arcana an Ina Lenke:    "Warum entwickelt die FDP keine eigenen Konzepte? Oder falls es die gibt, wie sehen diese aus?"
Ina_Lenke: Themenwechsel: Wie viele Frauen machen bei www.dol2day.de in ihrem virtuellen Parlament mit?
Moderator: Wir haben kein Parlament :)
Moderator: Allerdings sind wir in Sachen Kanzlerinnen schon etwas weiter als Deutschland, wir hatten bereits drei (von insgesamt 17)
Ina_Lenke: Hallo Arcana, Sie haben recht. Zivis und 1-Euro-Jobber haben eines gemeinsam: Sie sind fuer diese Taetigkeit nicht ausgebildet. Die Chance fuer 1-Euro-Jobber ist das Kennenlernen eines neuen Berufsfeldes, um das Beschaeftigungsspektrum fuer einen Arbeitslosen zu erweitern. Unser Konzept beinhaltet auch neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplaetze. Auch Zivis, das bestreitet niemand, leisten Arbeit in einem Grau-Bereich und ersetzen manches Mal sozialversicherungspflichtige Arbeitsplaetze, wie z.B. Hausmeister und Hilfsarbeiten in Krankenhaeusrn und Pflegeheimen.
Moderator: Frage von Maik an Ina Lenke: "Was halten Sie eigentlich von der Frauenquote, die manche Parteien ja haben?"
Ina_Lenke: Hallo Daniela, wie gut, dass Sie der Zukunft vorausgehen. Als Bundesvorsitzende der Liberalen Frauen werbe ich fuer mehr Frauen in Parlamenten, vielleicht ist Ihre virtuelle Bundesregierung eine gute Uebunsplattform?!
Ina_Lenke: Hallo Maik, die FDP hat bislang weder Quote noch Quorum in der Satzung. Grundsaetzlich finden Liberale Frauen das gut. Ich wuerde gerne auf Quote und Quorum verzichten, wenn die FDP es auch so schafft, mehr Frauen fuer aktive Politik zu gewinnen.
Moderator: Also ich würde mal behaupten, hier haben Frauen fast dieselben Chancen wie Männer, im Internet beurteilt man ja, was man liest und man sieht nicht immer sofort, ob Mann oder Frau. Insgesamt sind hier (noch) mehr Männer aktiv, daher wohl auch mehr Kanzler als Kanzlerinnen, aber wir haben auch Ministerinnen, Parteivorsitzende und seit kurzem sogar die erste Redakteurin, zum Üben also durchaus geeignet ;)
Moderator: Warum tut die in Deutschland die Politik eigentlich so schwer? Es heißt ja z.B. etwas flapsig, wenn eine Partei keine Chance hat, nominiert sie eine Frau als Bundespräsidentin, sonst einen Mann.
Ina_Lenke: Ich gebe Ihnen Recht: Frauen haben die selben Chancen wie Maenner ---- wenn sie mitmachen. Warum sind Frauen eigentlich politisch weniger aktiv?
Moderator: Das ist pauschal sicher schwer zu sagen, aber vielleicht ist doch was dran, daß sie in der Regel weniger kämpferisch sind und Probleme haben mit den Regeln in der Politik derzeit, die ja von Männern aufgestellt wurden.
Moderator: Frage von MFriedman an Ina Lenke:    "Wenn der Zivildienst nicht "arbeitsmarktneutral" ist wie eigentlich vorgesehen, gehört er dann nicht abgeschafft?"
Ina_Lenke: Das frage ich mich auch. Meine Meinung: Je mehr Frauen in die Politik einsteigen, umso groesser ist die Konkurrenz um Aemter. Daran koennten Maenner wenig Interesse haben?
Ina_Lenke: Zu Daniela: maenner springen eher ins kalte Wasser, Frauen muessen eher motiviert werden. Danach sind die Chanchen fuer Frauen in der Politik recht gut. Nur der erste Schritt ist sehr schwierig.
Ina_Lenke: Hallo MFriedmann, ja auch, aber vor allem wegen der eklatanten Wehr- und Zivildienstungerechtigkeit: Nur noch jeder zweite junge Mann leistet derzeit ueberhaupt noch Wehr- oder Zivildienst.
Moderator: Haben Sie konkrete Ideen, wie man die Frauen etwas mehr motivieren kann?
Ina_Lenke: Ja, das besprechen wir beim naechsten Mal. Ihnen allen herzlichen Dank fuer Ihr Interesse und Ihre Beitraege. Einen schonen Abend noch!
Moderator: Danke für Ihr Kommen und den unterhaltsamen Chat :)
: Ina_Lenke hat den Raum verlassen
Moderator: So, dann mach ich mal Platz für den PV-Chat, tschüß ;)
: Moderator hat den Raum verlassen