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Fragenübersicht Heute jährt sich zum 90. Mal der Tag der Bücherverbrennungen des 10. Mai 1933 - ein wichtiger Meilenstein der NS-Diktatur?
1 - 20 / 101 Meinungen+20Ende
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10.05.2023 17:39 Uhr
Das konnte man eigentlich alles bereits seit 1925 mit dem Erscheinen von "Mein Kampf" schlußfolgern.
10.05.2023 17:48 Uhr
Heinrich Heine schrieb: "Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen"!

Wie recht er hat!
10.05.2023 17:55 Uhr
"Viele glauben, dass es mit den Bücherverbrennungen eigentlich jedem klar sein musste, wohin die Reise mit den Nationalsozialisten geht...

Zusammen mit der antisemitischen Grundhaltung und der Gleichschaltung konnte man mit diesen Indizien die Schreckensherrschaft, den Krieg und den Holocaust eigentlich fast schon schlussfolgern."


Wie schon oben gesagt, wäre das wohl schon mit "Mein Kampf" zu schlußfolgern gewesen.
Die Bücherverbrennungen ließen ganz sicher noch einmal mehr diese Schlußfolgerungen erwarten.... aber ganz sicher auch nicht für alle in diesem menschenverachtenden Ausmaß und vergessen darf man nicht, dass viele Menschen einfach nur panische ANGST hatten.
Es wurde geschwiegen allein schon aus Angst mit Lügen denunziert zu werden und mit jedem Beistand, der gegeben wurde, brachte man sich selbst in Lebensgefahr und handelte sehr vorsichtig.

Als Teenager fragte ich in der Familie empört im Zusammenhang mit dem "Staatsbürgerkundeunterricht" und erhielt Erklärungen, die ich viel später erst richtig verstehen und einordnen konnte.
10.05.2023 18:05 Uhr
Zitat:
Das konnte man eigentlich alles bereits seit 1925 mit dem Erscheinen von "Mein Kampf" schlußfolgern.


Aha und warum hat es keiner gemacht?

Diese vorgebliche Schlauheit, im Nachgang historischer Ereignisse, wirkt immer etwas peinlich.
10.05.2023 18:06 Uhr
"Aha und warum hat es keiner gemacht?"

Wie die Geschichte zeigt: Weil die Mehrheit da ohne Probleme mitgegangen ist.
10.05.2023 18:08 Uhr
Zitat:
Wie die Geschichte zeigt: Weil die Mehrheit da ohne Probleme mitgegangen ist.


Tja so ist das mit der Mehrheit, die folgt immer gerne, da hat sich im Laufe der Geschichte nicht viel dran geändert.
10.05.2023 18:13 Uhr
Tatsache ist nun mal, dass man auch das Regime am Anfang doch unterschätzt hat, so wie viele die "Mein Kampf" durchhielten, das für irre oder überzogen hielten.

1933 dachten sich doch viele, dass das eben die wilden und prolligen Auswüchse sind, die sich eben bei einem Regimewechsel dieser Art ergeben und dass sich Nazis abschleifen und mäßigen werden.

Das dachte man nicht nur im bürgerlichen Lagern, sondern auch viele Juden dachten sich in diesen Jahren und noch viel zu lange, dass die sich wieder einkriegen werden und es nicht so schlimm werden wird.

Man sah in sowas eben frühpubertäres Gehabe eines neuen Staates oder eben eine Unterschicht in Geist und Tat, die sich austoben darf und dann würde alles relativ normal werden.

Man kriegt Arbeit und die Züge fahren wieder pünktlich. So kann man sich irren.
10.05.2023 18:15 Uhr
Buchempfehlung zum Thema:

"Über das Verbrennen von Büchern"
Erich Kästner
10.05.2023 18:19 Uhr
Filmempfehlung zum Thema:
Kästner und der kleine Dienstag
10.05.2023 18:49 Uhr
Was in der Nachbetrachtung besonders schmerzt: Wie kann ein Volk, dass sich selbst als das der "Dichter und Denker" begreift überhaupt so ein Ereignis hervorbringen?

Spätestens nach der Machtergreifung scheint mit der Bücherverbrennung auch dieser Titel in Rauch aufgegangen zu sein, fürderhin waren wir die Räuber und Schlächter...
10.05.2023 18:53 Uhr
Zitat:
Was in der Nachbetrachtung besonders schmerzt: Wie kann ein Volk, dass sich selbst als das der "Dichter und Denker" begreift überhaupt so ein Ereignis hervorbringen?


Finde ich auch völlig unbegreiflich.
Und gerade deshalb finde ich es besonders wichtig dass es weder Publikations- noch Denk- und Sprachverbote gibt, solange sich die Inhalte innerhalb des demokratischen Konsens, und außerhalb des Strafrechts befinden.
10.05.2023 18:53 Uhr
Zitat:
Die Bücherverbrennungen ließen ganz sicher noch einmal mehr diese Schlußfolgerungen erwarten.... aber ganz sicher auch nicht für alle in diesem menschenverachtenden Ausmaß und vergessen darf man nicht, dass viele Menschen einfach nur panische ANGST hatten.


Der Terrorapparat war gut drei Monate nach Hitlers Machtergreifung noch im Aufbau begriffen. "Pansche Angst" hat es zu diesem Zeitpunkt meiner Meinung nach noch nicht gegeben - eher galt wohl noch im Bewusstsein der breiten Masse, dass seien eben Radaubrüder und das werde sich schon irgendwann legen.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.05.2023 18:55 Uhr. Frühere Versionen ansehen
10.05.2023 18:55 Uhr
Zitat:
solange sich die Inhalte innerhalb des demokratischen Konsens, und außerhalb des Strafrechts befinden.


Jo - unterschreibe ich - allerdings mit der Einschränkung, dass ich entgegen so manchem Redakteur und Mod, diskriminierende Äußerungen nicht mehr als Meinung begreife und schon gar nicht als demokratischen Konsens.
10.05.2023 19:00 Uhr
Zitat:
fürderhin waren wir die Räuber und Schlächter...


Da sind wir beim Thema Kollektivschuld. Waren "wir" das wirklich?

Die aus dem KZ Buchenwald befreiten Internationalen Kommunisten sahen das anders:

Zitat:
Der vollkommene militärische, politische und ökonomische Zusammenbruch der deutschen Bourgeoisie eröffnet dem deutschen Proletariat den Weg zu seiner Befreiung. Um den, durch die imperialistischen Gegensätze begünstigten, Wiederaufstieg der deutschen Bourgeoisie zu verhindern und die Arbeitermacht zu errichten, bedarf es des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse jedes Landes gegen seine eigene Bourgeoisie. Durch die Politik der beiden internationalen Arbeiterorganisationen, die die proletarische Revolution, welche allein diesen Krieg hätte verhindern können, aktiv bekämpft und sabotiert haben, wurde die Arbeiterklasse ihrer revolutionären Führung beraubt. Die 2. Internationale ist ein Instrument der Bourgeoisie. Die 3. Internationale hat sich seit dem Tode Lenins zu einer Agentur der Außenpolitik der russischen Bürokratie entwickelt. Beide haben sich aktiv an der Vorbereitung und Durchführung dieses imperialistischen Krieges beteiligt und sind daher mitverantwortlich. Der deutschen und internationalen Arbeiterklasse die Schuld oder Mitschuld an diesem Krieg aufzubürden, heißt nichts anderes, als weiter der Bourgeoisie zu dienen.


https://www.inprekorr.de/283-buchenwald.htm

Was bemerkenswert ist, ist hauptsächlich, das die Erklärung von Menschen verfasst wurde, die buchstäblich bis zum vorhergehenden Tag in einem deutschen KZ gequält worden waren. Und dass sie von Menschen aus von Hitlerdeutschland besetzten Ländern verfasst wurde. Sie haben keine Kollektivschuld gesehen, denn Deutsche waren im KZ unter ihren Gefährten.

Wir Nachgeborenen waren persönlich weder Täter noch Opfer und es ist unsere Wahl, mit wem wir uns identifizieren wollen.
10.05.2023 19:03 Uhr
Zitat:
allerdings mit der Einschränkung, dass ich entgegen so manchem Redakteur und Mod, diskriminierende Äußerungen nicht mehr als Meinung begreife und schon gar nicht als demokratischen Konsens.


Das ist aber dann ein subjektives Empfinden.
Da muss dann die Grenze das Strafrecht ein.

Anders ist eine ausgewogene Moderation einfach nicht möglich, wenn man den Anspruch an sich selbst hat dass eben alle Meinungen, die eben nicht strafbewehrt sind, zulässig sind.


Privat heißt das: Auch wenn ich kotze und gerne auf "Account löschen" drücken würde:

Ist nicht. Musste aushalten.
Und ja, das ist sehr schizophren.
10.05.2023 19:10 Uhr
Ein wichtiger Meilenstein der NS-Diktatur und für mich persönlich eng verbunden mit der wichtigsten historischen Erkenntnis aus der NS-Diktatur: Jeder einzelne ist aufgerufen, Geschichtsverfälschung und Kulturbereinigung schon in den Anfängen zu bekämpfen, denn es gibt jeweils einen "Point of no return" (einen Zeitpunkt an dem der Einzelne keine Macht mehr hat). Ob dieser Zeitpunkt im Jahr der NS-Bücherverbrennung wirklich schon erreicht war, weiß ich nicht, aber hier bietet das Internet tatsächlich einen Hoffnungsschimmer: Die Informationen über solche Entwicklungen und auch die Möglichkeiten des organisierten Widerstandes sind heute besser als vor 90 Jahren.
10.05.2023 19:12 Uhr
Die "panische Angst" bezog sich auf die Zeit ab der Bücherverbrennungen und ist doch wohl auch so zu verstehen... da dann ja auch die Menschenverachtung dieses Regimes immer deutlicher wurde und die Menschen im Zusammenhang mit der Massenvernichtung schon einiges einzuordnen wußten.

Wie ich an anderer Stelle schon erwähnte, wäre mein 19-jähriger Onkel standrechtlich erschossen worden, wäre er dem Einberufungsbefehl nicht gefolgt und mußte trotzdem nicht lange danach in einem sinnlosen Kampf sterben.

@male.detto
10.05.2023 19:16 Uhr
Ich frage mich jetzt eigentlich auch, welches Recht wir auf eine Nachbetrachtung haben!

Ich denke weiterhin, dass vermutlich auch uns nachfolgende Generationen eine Nachbetrachtung versuchen werden.


@Anteros

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 10.05.2023 19:21 Uhr. Frühere Versionen ansehen
10.05.2023 19:19 Uhr
Zitat:
Zitat:
Wie die Geschichte zeigt: Weil die Mehrheit da ohne Probleme mitgegangen ist.


Tja so ist das mit der Mehrheit, die folgt immer gerne, da hat sich im Laufe der Geschichte nicht viel dran geändert.


Heute folgt sie dir nicht, keine Sorge.
10.05.2023 19:21 Uhr
Zitat:
Zitat:
fürderhin waren wir die Räuber und Schlächter...


Da sind wir beim Thema Kollektivschuld. Waren "wir" das wirklich?

Die aus dem KZ Buchenwald befreiten Internationalen Kommunisten sahen das anders:

Zitat:
Der vollkommene militärische, politische und ökonomische Zusammenbruch der deutschen Bourgeoisie eröffnet dem deutschen Proletariat den Weg zu seiner Befreiung. Um den, durch die imperialistischen Gegensätze begünstigten, Wiederaufstieg der deutschen Bourgeoisie zu verhindern und die Arbeitermacht zu errichten, bedarf es des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse jedes Landes gegen seine eigene Bourgeoisie. Durch die Politik der beiden internationalen Arbeiterorganisationen, die die proletarische Revolution, welche allein diesen Krieg hätte verhindern können, aktiv bekämpft und sabotiert haben, wurde die Arbeiterklasse ihrer revolutionären Führung beraubt. Die 2. Internationale ist ein Instrument der Bourgeoisie. Die 3. Internationale hat sich seit dem Tode Lenins zu einer Agentur der Außenpolitik der russischen Bürokratie entwickelt. Beide haben sich aktiv an der Vorbereitung und Durchführung dieses imperialistischen Krieges beteiligt und sind daher mitverantwortlich. Der deutschen und internationalen Arbeiterklasse die Schuld oder Mitschuld an diesem Krieg aufzubürden, heißt nichts anderes, als weiter der Bourgeoisie zu dienen.


https://www.inprekorr.de/283-buchenwald.htm

Was bemerkenswert ist, ist hauptsächlich, das die Erklärung von Menschen verfasst wurde, die buchstäblich bis zum vorhergehenden Tag in einem deutschen KZ gequält worden waren. Und dass sie von Menschen aus von Hitlerdeutschland besetzten Ländern verfasst wurde. Sie haben keine Kollektivschuld gesehen, denn Deutsche waren im KZ unter ihren Gefährten.

Wir Nachgeborenen waren persönlich weder Täter noch Opfer und es ist unsere Wahl, mit wem wir uns identifizieren wollen.


Die deutschen Kommunisten hatten erheblichen Anteil daran, dass Hitler an die Macht gekommen ist. Da helfen solche Schuldzuweisungen an andere leider nicht viel.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
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