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Fragenübersicht Welche Ereignisse trugen bei Dir bekannten und verwandten Leuten dazu bei, dass es einen Bruch zum NS-Regime und zu Adolf Hitler gab?
1 - 11 / 11 Meinungen
01.05.2021 10:40 Uhr
Da ich keine Verwandte/Bekannte habe, die je einen Bezug zum NS Regime hatten, kann ich hier nichts erzählen.
01.05.2021 10:42 Uhr
Tod und Bombardierung passten nicht zu den Propagandaberichten der deutsch tönenden Wochenschau.
01.05.2021 10:51 Uhr
Ich weiß von einem Bekannten, dass sein Vater am Tag der Reichskristallnacht durch die Mariahilfer Straße spazieren ging und dort anhand der Verwüstungen und des Umganges mit den Juden seine Entnazifierung selbst vornahm.

Ich weiß von einem bekannten Journalisten, der das auch in einem Buch schrieb, dass sein Vater zwar Deutschnational war, aber Hitler für einen Primitivling hielt.

In den katholisch-schwarzen Gebieten des tiefen Weinviertels hatte ich das Gefühl, dass bei den Zeitzeugen (Jhg. 1920) schon 1938 eine Abscheu vorhanden war vor den Nationalsozialismus. Meine mir bekannten Bauern, wo man den Wein kaufte, sprachen schon damals von Krieg, Mord und anderen Sachen und auch den Einschränkungen und Mangelerscheinungen, die sie bald spürten.

Und meine Großmutter sprach nur schemenhaft von der Zeit, aber auch ist war die Frage nicht vorhanden, ob da jemals eine Sympathie vorhanden war.

Wer nicht fanatisiert war, der konnte mit offenen Augen sehen was da ablief.

Ein Bekannter (Jhg 1939) sah einen jüdischen Krämer (ihm als Geschäftsmann nicht mehr bekannt, aber auch ein Kind kriegt was mit)
beim Schneeschaufeln und fragte seine Mutter, was da los sei. Sie antwortete ihm, das sei leider so jetzt üblich. Wenn der Vierjährige hier fragliches entdeckt, dann stimmt das doch nachdenklich, ob der Unrechtscharakter für einen normalen Menschen nicht doch rasch durchschaubar war.

Brüche im engeren Sinn gab es wohl weniger. Allenfalls ein mitläuferisches Treiben im Rahmen einer absichernden Mitgliedschaft als Gewerbetreibender soll vorgefallen sein.

Aus der Ferne sollen lediglich zwei Schüsse ertönt sein, da sollen ferne Verwandte das Ende nicht ertragen, die sollen sich selbst das Licht mit der Pistole ausgemacht haben, weil sie nicht brechen wollten und lieber am Ende dieses scheußlichen Abschnittes unserer Geschichte gehen wollte, als das Ende dieses Abschnittes erleben zu müssen. Das macht selbst die unbekannten Nebenäste des Stammbaumes wieder rein und makellos.
01.05.2021 11:26 Uhr
Die Vaterseite der Familie stand eher dem Zentrum nahe, da gut katholisch. Da war eine gewisse Distanz von vornherein gegeben.
Auf der Mutterseite der Familie gab es diesen Bruch wohl nur durch Tod bzw. dadurch, dass das Leben andere Herausforderungen bot, als sich mit Geschichte zu befassen. (Bezieht sich alles nicht auf die Elterngeneration).
Meine Mutter selbst stand zudem doch ein gutes Stück unter dem Einfluss der 68er.
Mein Vater war durch und durch liberal (im althergebrachten Sinn, der die Freiheit der Person nicht nur auf wirtschaftliche Aktivität bezieht).

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 01.05.2021 11:30 Uhr. Frühere Versionen ansehen
01.05.2021 12:58 Uhr
Meine Großeltern väterlicherseits haben sich nie wirklich vom Nationalsozialismus distanziert. Mein Großvater war in der SS, ist aber so früh gestorben, dass ich nie mit ihm über den Krieg gesprochen habe. Meine Großmutter hat nie ein schlechtes Wort über Hitler gesagt und wenn in den Nachrichten was Schlimmes kam, kam dann schon mal ein Kommentar wie "unter Hitler wäre das nicht passiert". Aus der Familie weiß ich, dass das Verschwinden meines Großonkels in Stalingrad wohl ein wenig dazu beigetragen hatte, das Bild zurechtzurücken.

Ein Freund der Familie, bekannter Heimatschriftsteller, hat die NS-Geschichte der Familie meines Vaters sogar in einem Buch verarbeitet.

Großeltern mütterlicherseits waren wohl nie wirklich überzeugt dabei, dafür waren sie zu katholisch geprägt.
01.05.2021 17:13 Uhr
Meine Großeltern auf der Vaterseite waren typische Mitläufer. Vor der NS-Zeit hat mein Großvater aus Familientradition die Deutschnationalen gewählt, meine Großmutter als junge Frau bevorzugte ab 1930 die Nationalsozialisten, weil sie von Hitler begeistert war. Sie waren beide dabei weder besonders Hitler-nah, noch Hitler-fern. Dabei erlebten sie, dass ihre Wohnung in Hannover 1943 völlig zerstört wurde, was einen nachhaltigen Eindruck auf sie machte. Aber richtig traumatisiert hat sie beide erst die Nachkriegszeit, als ihre Heimatstadt Magedeburg, wo sie untergekommen waren, zur SBZ gehörte. Darüber haben sie später deutlich mehr gesprochen als über die Nazizeit.

Die Eltern meiner Mutter waren tief in den NS verstrickt. Mein Großvater war Kreisleiter in Mecklenburg und verantwortlich für die Hinrichtung von drei abgeschossenen US-amerikanischen Fliegern, die gerade auf dem Bombenanflug Richtung Berlin waren. Für dieses Kriegsverbrechern ist er 1948 im Zuge der "Dachau Trials" hingerichtet worden. Das führte dazu, dass meine Großmutter und ihre Familie nicht mehr über das Nazireich sprach und treue SPD-Wähler wurden.

Als Geschichtsinteressierter habe ich ab 1980 meine Verwandten und Angehörigen nach und nach die eine oder andere Geschichte aus der Zeit bis 1945 aus der Nase gezogen. Aber das war mühselig. Nur ein Großonkel, der an der "Arisierung" seiner Bank Anteil hatte, erzählte freimütig davon, er hatte sich bis zu seinem Ableben 1987 auch nie vom NS distanziert. "Eine gute Sache, nur schlecht durchgeführt" meinte er dazu. (Im Wahlkampf 1969 spendete er eine große Summe für die NPD.)

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 01.05.2021 17:18 Uhr. Frühere Versionen ansehen
01.05.2021 23:16 Uhr
Das Buch über die Kindheit meines Vaters ist übrigens recht interessant zu lesen, gerade vor dem Hintergrund, dass meine Oma nie die negativen Seiten des Regimes sehen wollte.

https://www.google.de/books/edition/Martha_und_ihre_S%C3%B6hne/t8N3DwAAQBAJ?hl=de&gbpv=0
02.05.2021 17:24 Uhr
Ich hatte väterlicherseits überhaupt keine Verwandten mit NS-Bezug (da britisch) - und mütterlicherseits war ein Teil der Familie klassisch sozialdemokratisch und der andere Teil eher unpolitisch. Einen Verwandten mit NSDAP-Funktion oder SS-Angehörige habe ich nicht.
02.05.2021 17:34 Uhr
Meine Großeltern mütterlicherseits waren Sozialdemokraten und hielten sich, ohne je PG geworden zu sein, in den tausend Jahren von 1933-1945 bedeckt.
Da war folglich kein Bruch notwendig.

Die Schwester meiner Oma war im Rahmen irgendeiner Dienstverpflichtung in Riga stationiert und wurde dort zur überzeugten NS-Anhängerin. Die hat bis zuletzt vom "Führer" geschwärmt- also den Bruch nicht mal zum Schein vollzogen.

Die Großelterngeneration väterlicherseits habe ich nie kennengelernt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 02.05.2021 17:38 Uhr. Frühere Versionen ansehen
02.05.2021 17:39 Uhr
Der einzige in meiner Familie, der unter dem Einfluss des NS stand war mein Vater und der hat sich davon leider nie so richtig losgesagt.
02.05.2021 17:49 Uhr
Mein Urgroßvater war Mitglied im Stahlhelm.
Wie er nach 45 damit umging entzieht sich meiner Kenntnis.
Meine Mutter und Großmutter lehnten absolut jede! Variante des Herdentriebs ab.
Egal ob nun links oder rechts.
Aussage: "Nur dumme laufen mit der Herde"

Da brauchte es wohl keinen Bruch.
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