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Fragenübersicht Sind für Dich die Begriffe Kommunismus und Demokratie etwas was in einem Atemzug zusammenpasst?
1 - 14 / 14 Meinungen
22.09.2020 17:00 Uhr
Ich glaube, dass es Leute gibt, die das für vereinbar halten und ich nehme manchen von ihnen auch ab, dass sie das wirklich wollen.

Ich halte Kommunismus und Demokratie aber für unvereinbar, da eine kommunistische Gesellschaft eine radikale Umerziehung des Menschen erfordert. Das endet zwangsläufig in einem autoritären und totalitären System.
22.09.2020 17:05 Uhr
Warum denn nicht? Wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet, ist nahezu alles demokratisch. Vermutlich begeht der Umfragesteller hier den typisch dolschen Fehler, den Begriff "Demokratie" so eng zu sehen, dass man darunter nur die hier in der westlichen Hemisphäre geltende Form darunter versteht.
22.09.2020 17:11 Uhr
Zitat:

Wenn sich eine Mehrheit dafür entscheidet, ist nahezu alles demokratisch.


Die Abstimmung schon, das was darauf folgt nicht zwingend.
22.09.2020 17:14 Uhr
Zitat:
Die Abstimmung schon, das was darauf folgt nicht zwingend.


Nicht zwingend, nein. Die Diskussion könnte man allerdings auch bei bestehenden nicht-kommunistischen Demokratien führen.
22.09.2020 17:36 Uhr
Theoretisch wäre Kommunismus als Wirtschaftsform auch in einer Demokratie möglich. Praktisch gingen fast alle bisherigen Versuche mit Diktaturen einher.

Eine Ausnahme sind die Kibbuz-Siedlungen in Israel, wo sich Menschen freiwillig zu einer Gemeinschaft zusammenschließen. Ich denke, das wäre auch der einzige Ansatz, wie so was funktionieren kann: Man schließt sich zusammen mit Leuten, die alle davon überzeugt sind, daß gemeinsames Eigentum die beste Grundlage für ein gutes und gerechtes Leben und Wirtschaften ist.
22.09.2020 17:39 Uhr
Kommunismus ist keine Wirtschaftsform sondern eine umfangreich gestaltete Gesellschaftsform. Bisher konnte mir keiner erklären, wie der Übergang ohne Diktatur des Proletariats funktionieren soll. Vielleicht kann Kommunismus NACH dieser Phase theoretisch demokratisch sein, aber der Übergang ist notwendigerweise immer undemokratisch, weil nicht egalitär und damit eben das Gegenteil der demokratischen Idee.

Schon allein deshalb hänge ich dieser Ideenschule nicht an.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.09.2020 17:40 Uhr. Frühere Versionen ansehen
22.09.2020 17:39 Uhr
Bevor wir eine hoch theoretische Ausarbeitung beginnen, würde ich an dieser Stelle einfach mal auf die Historie verweisen.


Es hat wohl kaum an Versuchen gemangelt, den (staatlichen) Kommunismus praktisch umzusetzen, am Ende gab es immer ein totalitäres System, dessen institutionelle Strukturen wenig mit demokratischen Prinzipien zu tun hatten.

Während in einer Demokratie die Freiheit des Individuums recht umfangreich ist, muss der Kommunismus erst einen idealen Menschen bzw. Gesellschaft formen, damit er funktioniert.

Genau an dieser Stelle ist es bisher immer recht hässlich geworden, bevor es dann zum großen Scheitern kam.
22.09.2020 18:34 Uhr
Kratie bedeutet meines Wissens Herrschaft. Unter Kommunismus wird eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft verstanden. Insofern wäre der Kommunismus die Aufhebung unter anderem auch der Herrschaftsform Demokratie.
22.09.2020 18:37 Uhr
Zitat:
Zitat:
Die Abstimmung schon, das was darauf folgt nicht zwingend.


Nicht zwingend, nein. Die Diskussion könnte man allerdings auch bei bestehenden nicht-kommunistischen Demokratien führen.


Bestehende nicht-kommunistische Demokratien gibt es im Gegensatz zu kommunistischen Demokratien wenigstens. Womit wir beim Kern der Sache wären.
22.09.2020 18:42 Uhr
Kommunismus ist nach der Lehre das Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung, die über mehrere Stadien zuletzt in einer sozialistischen Gesellschaft endet, bevor der Kommunismus verwirklicht wird, verwirklicht werden soll.
Sozialismus aber, das wissen wir aus der Geschichte, ist die Gesellschaftsform mit den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen. Dieses Stadium möchte niemand erneut erleben. Kommunismus mag, wenn er denn verwirklicht werden kann, mit Demokratie in Einklang zu bringen sein, aber der Weg dorthin ist die Diktatur, die Unterdrückung Andersdenkender. Und das kann keine Demokratie sein.
22.09.2020 18:44 Uhr
Noch ein anderer Gedanke: Aus meiner Sicht ist die Unvereinbarkeit von Kommunismus und (individueller) Freiheit noch wichtiger und offensichtlicher als die Unvereinbarkeit von Kommunismus und Demokratie.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.09.2020 18:44 Uhr. Frühere Versionen ansehen
22.09.2020 23:18 Uhr
Zitat:
...da eine kommunistische Gesellschaft eine radikale Umerziehung des Menschen erfordert. Das endet zwangsläufig in einem autoritären und totalitären System.


Das ist - auch nach eigenem langjährigen Erleben - der eigentliche und zentrale Knackpunkt.

Ich könnte mir ja prinzipiell einige deutliche Veränderungen am "aktuellen Kapitalismus" vorstellen, "zum Wohle (fast) aller", das wäre nicht das Thema.

Der Kommunismus aber fordert zwingend den "neuen Menschen" (das wurde uns schon in der Schule eingetrichtert), aber der "neue Mensch" widerspricht "dem (real existierenden) Menschen", weshalb es immer auf Zwang hinausläuft ... denn die Genossen, die wissen natürlich, was für alle gut ist.

Im Augenblick erleben wir, wie die Chimäre des Kommunismus erneut ihr Haupt erhebt, denn diese ganzen Forderungen nach "system change" sind nichts anderes als ein neuer Anlauf in diese Richtung.
22.09.2020 23:24 Uhr
Stichwort "neuer Mensch" (stehe solchen Konzepten auch kritisch gegenüber, aus emanzipatorisch-linker Perspektive), aber die Umwälzungen, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte zur Schaffung des Kapitalismus und teilweise damit verknüpft zu bürgerlichen Gesellschaften geführt haben, waren auch Prozesse der Formung eines neuen Menschen, waren tiefgreifende Umwälzungen in den gesellschaftlichen Normen und Standards, die weiterhin stattfinden in der täglichen Reproduktion der herrschenden Verhältnisse.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 22.09.2020 23:25 Uhr. Frühere Versionen ansehen
23.09.2020 16:51 Uhr
Ich habe gerade getestet und 'Kommunismus und Demokratie' kann man tatsächlich in einem Atemzug sagen.

Da Kommunismus eine rein utopische, nicht verwirklichbare Fantasie von einem gesellschaftlichen Ideal ist, kann man darin natürlich theoretisch alle möglichen Wunschvorstellungen hinein interpretieren, unter anderem auch Demokratie. Damit wird dann der (niemals zu einem Ziel führende) Weg über die Diktatur im Sozialismus schmachhaft gemacht. In der bisherigen Praxis kommt erschwerend hinzu, dass man dabei immer Schuldige für das Scheitern auf dem Weg zum Kommunismus gesucht hat und dies zu zahlreichen Todesopfern geführt hat. Ich befürchte, dass der idealistische Charakter des Kommunismus auch in Zukunft zu dieser Entwicklung führen wird.
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