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Fragenübersicht Veranschaulicht dieses Beispiel wie verwoben und verwunden gelebte Geschichte sein kann?
1 - 13 / 13 Meinungen
19.05.2024 11:10 Uhr
Ja, absolut. Es gab damals auch einige Diskussionen dazu. Beispielsweise der bay. Staatsminster Ludwig Hagenauer hatte versucht, den Alliierten diese Problematik verständlich zu machen.

https://hdbg.eu/biografien/detail/dr-ludwig-hagenauer/9853
19.05.2024 11:13 Uhr
Es ist ja noch komplizierter. Strauß selbst hatte ja auch ein ambivalentes Verhältnis wenn nicht zum NS, dann doch zum Faschismus. 1980 wurde er ganz offiziell von italienischen Faschisten unterstützt. Siehe hier:

https://www.spiegel.de/politik/ruf-von-rechts-a-e95cfb10-0002-0001-0000-000014327218

19.05.2024 11:25 Uhr
Zitat:
Es ist ja noch komplizierter. Strauß selbst hatte ja auch ein ambivalentes Verhältnis wenn nicht zum NS, dann doch zum Faschismus. 1980 wurde er ganz offiziell von italienischen Faschisten unterstützt. Siehe hier:

https://www.spiegel.de/politik/ruf-von-rechts-a-e95cfb10-0002-0001-0000-000014327218



Na gut, im kalten Krieg waren solche Erklärungen vollkommen normal. Deshalb ist ja auch das Ableugnen der Existenz der Stay-Behind-Armeen durch politisch korrekte Dünnbrettbohrer so bescheuert. Die Bedrohung durch den Warschauer Pakt war real. Es lag in der Logik der Situation und ich persönlich hätte auch sofort so ein Ding aufgestellt.

Aber zum konkreten Fall von 1980: Es war allerdings auch die Phase, in der der Spiegel mit solchen Berichten Stimmung gegen Strauß machen wollte. Augsteins Stoppt-Strauss-Projekt ist ja legendär, ein persönlicher Kreuzzug des schwer aus dem Ruder gelaufenen britischen Agenten gegen den bösen rechten Strauss, bei dem Augstein es mit der Wahrheit ab einem bestimmten Punkt nicht mehr besonders genau nahm.

Wirklich gesichert ist in Bezug auf Italien im Grunde nur die enge Symbiose von Strauss mit der stillen Hilfe Südtirol, und damit eher das Gegenteil von dem, was Augstein dem Strauss ans Bein binden wollte...
19.05.2024 11:30 Uhr
Zitat:
Beispielsweise der bay. Staatsminster Ludwig Hagenauer hatte versucht, den Alliierten diese Problematik verständlich zu machen.


Mein Urgroßonkel übrigens auch. Er war als profilierter Gegner der NSDAP von den Alliierten mit der Entnazifizierung in bestimmten Regionen (Teile von BaWü und Nordbayern) der US-Besatzungszone beauftragt worden, und hatte angesichts kontinuierlicher Übergriffe der Alliierten auf die Zivilbevölkerung, durch die räumliche Komponente waren, neben den vielen ankommenden Meldungen über die Deportationen, Morde und Vergewaltigungen durch die stalinistische Rote Armee, insbesondere die Verbrechen der französischen Besatzungstruppen im Blick, irgendwann keine Lust mehr, das entstehende offizelle Narrativ von der angeblich pauschalen guten Befreiung mitzutragen. Wer sich der Wahrheit verpflichtet fühlt, macht eben nicht jeden Quatsch mit. Einen Richard Weizsäcker hätte er vermutlich buchstäblich abgewatscht. Zum Glück mußte er das Gefasel dieses Nazi-Symbionten und Zwecklügners nicht mehr ertragen. Die momentane Schüler-Generation wird damit allerdings abgefüttert bis zum Erbrechen.
19.05.2024 11:32 Uhr
Zitat:
Deshalb ist ja auch das Ableugnen der Existenz der Stay-Behind-Armeen durch politisch korrekte Dünnbrettbohrer so bescheuert.


Gut, dass Du in diesem Zusammenhang darauf hinweist. Denn in das italienische Stay-Behind (Gladio) waren ja ebenfalls die Faschisten involviert. Ich möchte hoffen, du bist "politisch korrekt" genug, den Anschlag auf den Bahnhof von Bologna zu verurteilen.
19.05.2024 11:38 Uhr
Zitat:
Ja, absolut. Es gab damals auch einige Diskussionen dazu. Beispielsweise der bay. Staatsminster Ludwig Hagenauer hatte versucht, den Alliierten diese Problematik verständlich zu machen.

https://hdbg.eu/biografien/detail/dr-ludwig-hagenauer/9853


Das Neue Deutschland führt ihn und Bayern 1947 übrigens unter "Ausland":


Zitat:
12.07.1947 / Ausland

Hagenauar (sic!)bayerischer Sonderminister

München, 11. Juli (ADN). Zum neuen Sonderminister wurde der bisherige Staatssekretär im bayerischen Justizministerium, Dr. Ludwig Hagenauer (CDU), ernannt. Dr. Hagenauer führte seit der Absetzung von ...


https://www.nd-archiv.de/artikel/1534937.hagenauar-bayerischer-sonderminister.html

Die Tatsachen dazu sind hier: https://www.faulhaber-edition.de/kurzbiografie.html?gnd=138082375


--------------------------

Dr. Hagenauers Leistungen bei der Aschaffung von Internierungslagern und seine Konflikte mit den Besatzungsbehörden sind hier nachzulesen:

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Staatsministerium_f%C3%BCr_Sonderaufgaben

Entnazifizierung in Bayern insgesamt:

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Entnazifizierung

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.05.2024 12:31 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.05.2024 11:42 Uhr
Zitat:
Zitat:
Deshalb ist ja auch das Ableugnen der Existenz der Stay-Behind-Armeen durch politisch korrekte Dünnbrettbohrer so bescheuert.


Gut, dass Du in diesem Zusammenhang darauf hinweist. Denn in das italienische Stay-Behind (Gladio) waren ja ebenfalls die Faschisten involviert. Ich möchte hoffen, du bist "politisch korrekt" genug, den Anschlag auf den Bahnhof von Bologna zu verurteilen.


Ähm nein, und du liegst an der Stelle gleich auf mehreren Ebenen falsch. Zunächst: Bitte keine Unterstellungen.

Gehen wir der Einfachheit gleich zum größten Widerspruch... Wie beim Oktoberfestanschlag in München gibt es ein sehr grundlegendes Problem mit dem offiziellen Narrativ zu Bologna: Niemand glaubt doch ernsthaft, dass echte Nationalisten sich in ihren Milieus damit brüsten könnten, Angehörige ihrer Volksgemeinschaft, die Opfer waren typischerweise anständige, rechtschaffene und arbeitende Menschen, auf diese Weise zu ermorden?

Wer soll so ein offizielles Narrativ glauben?

Die Beauftragung und Druchführung der Verbrechen muß daher einen anderen Kontext haben.

Allerdings ist auch das in diesem Zusammenhang einigermaßen irrelevant:

Die Loge P2 und Gladio haben mit deutschen Rechtsradikalen wenig bis nichts zu tun. Auch die Verbindung zu Franz Josef Strauss kommt, wenn überhaupt, lediglich durch NATO und USA zustande.

Die Stille Hilfe für Südtirol ist auf allen Ebenen ein vollkommen anderes Tier. Wobei der Wikipedia-Artikel hier schon arg weichgespült daher kommt. Diesen Verein darf man Strauss durchaus zurechnen.

Aber ist die Revision der Hitlerschen Außenpolitik wirklich etwas Schlechtes?

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.05.2024 12:17 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.05.2024 11:45 Uhr
Das würde so einiges in der Geschichte der BRD erklären. Aber interessante, was für eine Position Strauß gehabt zu haben scheint.
19.05.2024 11:55 Uhr
Zitat:
Das würde so einiges in der Geschichte der BRD erklären. Aber interessante, was für eine Position Strauß gehabt zu haben scheint.


Ohne ihn in Schutz nehmen zu wollen: Strauss war lediglich zu eng und zu bedingungslos an die USA angeflanscht, ansonsten aber um einiges harmloser, als Viele denken. Abgesehen davon ein kluger Kopf. Nur war er daher leider auf eine sehr intelligente Art korrupt.

Die Leitung und Koordination der Ländergruppen der Stay-Behind-Armeen lag übrigens definitv beim NATO-Hauptquartier in Brüssel. Dort gab es auch diese sadistischen Sexualmorde an Kindern, wohl durch Nicht-Militärs im NATO-Kontext, über die wir alle nicht reden sollen. Doch auch damit hat Strauss nichts zu tun.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 19.05.2024 12:08 Uhr. Frühere Versionen ansehen
19.05.2024 11:56 Uhr
Zitat:
Strauss war lediglich zu eng und zu bedingungslos an die USA angeflanscht


Hat der nicht mal als deutscher Gaullist gegolten? Scholl-Latour hat mal sowas erzählt.
19.05.2024 11:58 Uhr
Zitat:
Zitat:
Strauss war lediglich zu eng und zu bedingungslos an die USA angeflanscht


Hat der nicht mal als deutscher Gaullist gegolten? Scholl-Latour hat mal sowas erzählt.


Strauss hat eine sehr, sehr eigenständige Außenpolitik gemacht, komplett an Genscher und den anderen Opportunisten vorbei. Dazu gibt es viele spannende Geschichten vom früheren Botschaftspersonal in zahlreichen Ländern. Vielleicht war das gemeint?
19.05.2024 14:17 Uhr
Natürlich wird der Strauß hier wohl auch ein bisschen "nachgebessert" haben.
19.05.2024 16:48 Uhr
Haha, ich wusste ja, das der Strauß nationalsozialistischer Führungsoffizier (also das Pendant zum Politkommissar) war. Aber dass er das System so getrollt hat, wusste ich auch nicht. Wie kam er eigentlich zu dem Posten?
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