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Fragenübersicht Nimmst Du der Kriegsgeneration ab, dass sie wirklich nichts von der Shoah wusste?
1 - 6 / 6 Meinungen
06.07.2022 09:45 Uhr
In der Literatur wird davon ausgegenagen, dass an die 600.000 Deutsche direkt an der Shoa und anderen Kriegsverbrechen beteiligt waren. Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass keiner davon "zu Hause" davon erzaehlt hat: Nein, tu ich nicht.
06.07.2022 09:49 Uhr
Ehrlich gesagt nein und von Jahr zu Jahr immer weniger.

Ich werde hier wohl einiges schon geschrieben haben, was ich in diesem Posting schreiben werde.

In westdeutschen Städten sprach man nach den Bombardierungen davon, welche 1942 massiv einsetzen, dass man nun die Zeche dafür zahlt, dass man bei den Juden weggeschaut hat. Woher kommt dieser Gedanke, wenn man nicht weiß, was diesen angetan wurde.

In Wien wurden Juden mit Spott und Hohn in der Ungargasse bedacht, wenn sie abtransportiert wurden und es wurden ihnen der berühmte Fingerzeig mit der durchgeschnittenen Kehle gezeigt. Das war wohl nicht nur ein angedeuteter Wunsch, da war wohl wissen dahinter.

Ein Bekannter erzählte mir mal, dass er bei seinem Weg an die Ostfront sehr wohl mitbekam, dass es dort Züge mit Juden gab und dass man diese teilweise einfach in den Zügen am Rande eines Bahnhofs verrecken hat lassen. Er bekam das mit, weil sein Zug 2 Tage in einem Bahnhof stand und dort das so gehandhabt wurde.

Im Wiener Völkischen Beobachter wurden die Abmeldungen der Juden amtlich mit den Transporten kundgetan. Wohin bringt man da? Warum kommt da keiner mehr?

Auch die KZ waren keine Geheimnisse. Sie waren durchaus auch ein Repressions- und Druckmittel da. Spurst oder Du bist drinnen. Es war wohl klar, dass das keine Sommerfrische ist, wie die NS-Propaganda höhnte.

Vllt fehlte es an Detailwissen, aber es gab nur Möglichkeiten an Informationen zu kommen.

Selbst wenn man zu feig war, dass man ausländische Sender hört.

Aber eigentlich bedurfte es dieser nicht. Auch die einheimische Radiolandschaft genügte und selbst Hitler sprach das doch sehr offen an. Denke nur an seine Ankündigung von 1939.
(bekannte Passage: Kommt ein Krieg - kommt die Ausrottung des Judentums ein Europa)

Und die bezog er sich nochmals und meinte, er hat sein Wort gehalten, weil viele von denen nicht mehr lachen ,die damals noch lachten.

So gar nichts wissend, das spielt es wohl nicht. Schutzmechanismus pur.

Zudem kommen doch noch die Faktoren hinzu, dass über Jahre ausgegrenzt und diskriminiert wurde. Leute laufen mit einem Stern ab September 41 herum und sind dann weg.

Es gibt Transporte, es gibt wohl auch Zeugen ,die etwas erleben, wie oben genannter Wehrmachtssoldat. Die werden auch zu Hause nicht geschwiegen haben und das wird wohl auch seine Runde unter dem Tisch gemacht haben, selbst wenn man sich noch dahinter versteckte, dass die Führerreden Prahlerei wären.


06.07.2022 10:07 Uhr
Kommt auf die Definition von Wissen an.
Antisemitismus war schon weit vorher mehr als salonfähig und insgeheim fand doch jeder die Juden doof. Die meisten werden sich schon gedacht haben, dass das massenhafte Verbringen von Juden in Ghettos und dann später aus den Ghettos raus in nichts Gutem für die Juden enden würde. Jene, die die Volksausgabe von "Mein Kampf" gelesen hatten, dürften auch geahnt haben, wohin die Reise ging. Viele werden das verdrängt haben, viele werden es insgeheim befürwortet haben. Dass es jemand so überhaupt nicht ahnte oder wusste...scheint mir mehr und mehr unwahrscheinlich. Wobei der Mensch sich Dinge halt auch gern schönredet...
06.07.2022 10:34 Uhr
Die meisten dürften zumindest gewusst haben dass Verbrechen gegen jüdische Menschen verübt wurden. Selbst aus einer landesweit im Radio übertragenen Veranstaltung 1933 der NSDAP in Berlin (Proklamation der deutschen Nation) kurz nach der Machtergreifung konnte man schon heraushören wohin die Reise gehen würde (Link: https://www.youtube.com/watch?v=0KU7UM3i4qw&t=859s)

Während des Krieges wurden Informationen und Beobachtungen zu den Verbrechen immer offensichtlicher. Meine Eltern habe diese im Alter von 4-5 Jahren im öffentlichen Raum sehen können, warum sollten dann die Großeltern-Generation das nicht können ?
06.07.2022 10:51 Uhr
Ich kann mir das so vorstellen (und das ist auch so ungefähr das, was mein Vater in seinem Elternhaus darüber gehört hatte):

Natürlich wusste jeder von den Vernichtungsplänen. In Mein Kampf stehen sie drin, und im Parteiprogramm der NSDAP. Und bei der Kriegserklärung an Polen nochmal für alle vernehmbar von Hitler wiederholt. Aber man hat das ausgeblendet. Die Erholung aus der Weltwirtschaftskrise hat das Schicksal der Juden für die meisten Deutschen gleichgültig gemacht. Hauptsache, es geht einem selbst erstmal besser. Wenn es Hinweise gab, wollte man sie nicht hören oder nicht glauben. Auch später nicht.
06.07.2022 20:37 Uhr
Ja, durchaus. Ich halte das für prinzipiell außerhalb des Vorstellungsvermögens der meisten Menschen; Hitler soll ja auch mal geäußert haben, je größer das Verbrechen, desto unglaubwürdiger werde es. Ob diese Äußerung tatsächlich von ihm stammt, ist mir allerdings unbekannt.

Dass Juden deportiert wurden, das jedoch dürften sehr viele gewusst haben. Selbst in den kleinen Dörfern gab es oft einen Arzt etc., der auf einmal verschwunden ist.
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