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Fragenübersicht Kritisierst Du die EZB für ihr Verhalten in Belangen der Inflation?
1 - 3 / 3 Meinungen
10.06.2022 11:25 Uhr
Absolut. Jetzt ganz zögerlich eine Zinswende anzukündigen, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Man kann sich mit der Quantitätsgleichung überschlagen, wo etwa der Leitzins liegen müsste, will man die 2% wieder erreichen. Da sind wir schon fast zweistellig. Aber das würde natürlich jeden Wachstumsimpuls abwürgen und Griechenland und Italien pleite gehen lassen. Aber das ist eben der Konstruktionsfehler des Euro, den wir Deutschen teuer zu bezahlen haben. Genau jetzt kommt die Rechnung für die Bürger mit der Inflation. Deutschland allein könnte einen Leitzins für die Deutsche Mark von 8% problemlos vertragen. Müsste mal nachschauen, wie hoch er in den 80ern war, aber da gab es zweistellige Kreditzinsen. Nach der hohen Inflation in den 70ern (die damals im Gegensatz zu heute aber auch mit entsprechenden Lohnerhöhungen einherging).
10.06.2022 15:02 Uhr
Zitat:
Man kann sich mit der Quantitätsgleichung überschlagen, wo etwa der Leitzins liegen müsste, will man die 2% wieder erreichen. Da sind wir schon fast zweistellig.

Gottseidank hocken in der EZB keine Quantitätstheoretiker, sondern Leute, die schon mal was von Wachstumstheorie gehört haben und wissen, dass im Optimalfall der Zinssatz auf keinen Fall höher als die Wachstumsrate ist.
10.06.2022 17:21 Uhr
Noch zur Umfrage. Die Niedrigzinsen sind kein europäisches Phänomen, sondern auch anderswo in der westlichen Welt zu beobachten. Australien, die USA, Kanada, England - überall ist der Leitzins bei max. 1 Prozent. Es liegt also nicht nur daran, dass man die Eurozone zusammenhalten muss.

Inflation ist ein komplexes Thema, eines der komplexesten in der VWL. Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen. Zunächst mal ist wichtig, sich anzusehen, um welche Art Inflation es sich handelt. In der Eurozone haben wir es ziemlich klar mit einer Kosteninflation zu tun, verursacht durch gestiegene Energiepreise und gestörte Lieferketten insb. aus China. In den USA sieht's etwas anders aus, dort ist die Nachfragekomponente stärker ausgeprägt.

Eine Kosteninflation ist im Unterschied zu einer Nachfrageinflation nicht so einfach durch geldpolitische Maßnahmen zu bekämpfen. Zinserhöhungen sind dazu gedacht, eine überhitzte Nachfrage zu dämpfen. Sie können extern verursachte Kostensteigerungen oder Störungen von Lieferketten nicht beseitigen. Von daher ist das Zögern der EZB durchaus verständlich. Ich weiß nicht, was sich die ganzen Rufer nach Zinserhöhungen davon versprechen (abgesehen davon, dass man die Sparer besänftigen will). Allenfalls wird man die Nachfrage zurückdrängen, aber von Vollauslastung ist man eh weit entfernt, somit wird man vielleicht etwas weniger Inflation haben, aber auf Kosten höherer Arbeitslosigkeit.

Wahrscheinlich kommt man trotzdem nicht um die Zinserhöhung herum, schon allein deshalb, weil andere Notenbanken wie insb. die Fed die Leitzinsen auch erhöhen und man einer Kapitalabwanderung aus dem Euroraum entgegenwirken muss.
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