"Der 27. Januar gilt in Deutschland als Tag der Befreiung von Auschwitz und wurde in Deutschland 1996 bundesweit sowie 2005 durch die Vereinten Nationen als Internationaler Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau sowie auch den anderen beiden Konzentrationslagern Auschwitz I sowie Auschwitz Monowitz.
Die Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz gilt gemeinhin als Befreiung vom Hitlerfaschismus. Dieses Themengebiet ist heute gut erforscht. In den meisten Texten sprechen Beteiligte wie Angehörige von ihren Erfahrungen und inzwischen hat sich auch viel getan bei der Erforschung der Akteure innerhalb der Groß- und Schwerindustrie, aber auch der Leichtindustrie wie der Chemiebranche. Ich werde daher versuchen kurz und knapp die politischen und sozialen, wie wirtschaftlichen Faktoren nachskizzieren und erklären wer die Nutznießer des Nationalsozialismus waren sowie deren soziale Basis.
Der Hitlerfaschismus ist aus der Weimarer Demokratie hervorgegangen. Dies war im Grunde ein Kompromiss aus den Folgen des 1. Weltkrieges 1918/19 und diente der Vorbeugung einer neuen Arbeiterrevolution wie sie in Russland stattgefunden hatte. Die SPD setzte also alles daran eine Revolution zu verhindern und am Ende stand das Ergebnis in Form einer parlamentarischen Demokratie, anstatt der bestehenden Form der Monarchie.
Nach außen sah es nach einer demokratischen Entwicklung aus, doch innen ist diese Demokratie aus bürgerkriegsähnlichen Zuständen entstanden und als reinen Selbstzweck. Jetzt gab es Betriebsräte, 8-Stundentag und Frauenwahlrecht. Die Gewerkschaften wurden anerkannt und es herrschten Tarifverträge, doch dies sollte sich bald ändern.
Dem Großkapital, der Groß- und Schwerindustrie war die Weimarer Republik ein Dorn im Auge. Allerdings galt das auch für die radikalen Teile Arbeiterbewegung, insbesondere der KPD. Einzig das Zentrum und die Sozialdemokratie waren für die Weimarer Republik.
In der Situation nach dem 1. Weltkrieg waren alle Länder hochverschuldet. Alle Länder waren mit Trommeln und Fanfaren in den Krieg gezogen, bluten sollte für dieses Ergebnis allerdings ausschließlich Deutschland. Oder sagen wir die breite deutsche Bevölkerung.
Die wirtschaftliche Situation war also desolat. Lag das Nationaleinkommen aller beteiligter Länder bei durchschnittlich 2.400 Goldmark sollte es nach dem Krieg auf die Hälfte fallen. Ebenso waren die Staatsschulden um das 2,5fache des Nationaleinkommens gestiegen, in Europa im Schnitt um 62%.
Deutschland war also durch die Vertrag von Versailles geknebelt und durch den Krieg hochverschuldet, an eine wirtschaftliche Erholung war unter diesen Voraussetzungen nicht zu denken. Es sollten zwar bald die "Goldenen Zwanziger" einsetzen, doch das war nur eine kurze Etappe wirtschaftlicher Erholung. Nachdem sie 1924 einsetzten und deutsches Kapital wieder mehr exportieren konnte, endete diese Erholung bereits 1928.
Mit der Zeit machten Konzerne wieder Gewinne, die Produktionskapazitäten wurden ausgeweitet, finanziert größtenteils durch US-Anleihen bzw. Kredite. Das abrupte Ende kam mit der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929.
Deutschland war besonders hart getroffen und sollte nun die Kredite an US-Banken zurückzahlen. Bankenpleiten und Abschreibungen waren die Folge.
Besonders hart traf es die Schwerindustrie, bspw. der Stahlbranche, die große Mengen an Kapital investiert hatte und nun ihre Fixkosten nicht so einfach auf die Arbeiter abwälzen konnte. Streiks und betriebliche Auseinandersetzungen führten zu höheren Kosten der Unternehmer und bedrohten die Expansion im Ausland (bspw. durch Krieg). In dieser Situation hatten die Großkonzerne ein Interesse mit der Arbeiterbewegung ein für alle Mal Schluss zu machen, nicht zuletzt auch die Leichtindustrie wie Stinnes oder IG Farben, Bankiersfamilien oder neu aufstrebende Kapitalisten, die es im Geldgeschäft versuchten, aber auch zum Teil die Konsumgüterindustrie. Hier machte schon die Familie Quandt viel Geld mit Uniformen, die zu tausenden für den Krieg produziert und nachproduziert werden mussten.
Wer Einkommen aus Investitionen bezog, hatte also ein großes Interesse die Nationalsozialisten zu unterstützen, die mit der SPD, KPD und den Gewerkschaften Schluss machen wollten. Das bürgerliche Lager war dazu nicht bereit oder hatte bereits ihre Wählerbasis verloren.
War die Bevölkerung durch Reparationen und Versailler Vertrag bereits zu Elend verurteilt musste die Weltwirtschaftskrise zu neuen Radikalisierungen führen. Viele waren zu Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit verurteilt. 1929 noch 2 Millionen, 1932 bereits offiziell sechs, inoffiziell 8-9 Millionen bei einer Gesamtbevölkerung von 60 Millionen.
Die SPD stürzte ihrer letzten Koalition an der Auseinandersetzung um die Erhöhung der Arbeitslosenversicherung, welche das bürgerliche Lager verhindern wollte und es folgten vier Notstandsregierungen bis 1933.
Durch die Praxis dass der Reichspräsident (einem Militär) den Reichskanzler ernennen kann kam Brüning vom Zentrum an die Macht und führte den roten Stift: Kürzungen bei den Beamten, Steuererhöhungen, Kürzung der Arbeitslosenversicherung, der Wohlfahrt, Streichung der Witwen- und Waisenrenten sowie Lohnkürzungen bis 20%.
Das bürgerliche Lager veränderte sich, insbesondere das Kleinbürgertum. Kleine Ladenbesitzer brachen unter dem Druck horrender Preise zusammen und erhielten keine Kredite mehr. Im Konkurrenzkampf gegenüber großer Firmen hatten sie keine Chance sich durchzusetzen und die stark zunehmende Arbeitslosigkeit bedrohte den Konsum, also ihr Geschäft. Nun wendeten sie sich der NSDAP zu, da sich diese gegen die verhasste Arbeiterbewegung als auch dem Großkapital wendete. Das Kleinbürgertum ist kurz gesagt einfach eine gesellschaftliche Schicht, die den Kapitalismus nicht beseitigen will. Sie sehnt sich stets nach den alten Zeiten, in denen ihre kleinen Krämerläden und Werkstätten nicht der Großindustrie ausgeliefert waren und nicht permanent mit den Sanktionen durch Streiks durch die Arbeiterbewegung konfrontiert waren. Diese Schicht war sehr anfällig für Antisemitismus und daher die soziale Basis der NSDAP.
Die kapitalistische Wirtschaft ging ihrem Ende entgegen, die SPD hatte sich bereits gut eingelebt und eine Revolution gegen eine scheinbare Demokratie getauscht, daher hat sie eine drohende Revolution mithilfe des Militärs erstickt. In diesem Zusammenhang schrieb Trotzki zu Beginn 1932 treffend: "Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Mehrheit der sozialdemokratischen Arbeiter bis heute noch in ihrer Partei bleibt, nicht weil sie der reformistischen Führung vertraut, sondern nur deshalb, weil sie der kommunistischen noch misstraut.(...) Ihren Widerwillen gegen den Kampf, ihre Furcht vor dem Kampf, ihre Unfähigkeit zum Kampf verhüllen die Wels und Hilferding jetzt höchst erfolgreich durch den Hinweis auf die Weigerung der kommunistischen Partei, am gemeinsamen Kampf teilzunehmen. Die starrköpfige, stumpfsinnige, abgeschmackte Verweigerung der Einheitsfront durch die Kommunistische Partei ist unter den gegenwärtigen Bedingungen zur wichtigsten politischen Hilfsquelle der Sozialdemokratie geworden. „Was war nun gemeint mit Einheitsfront. Trotzki sah eine Taktik vor, die konsequent soziale Errungenschaften verteidigte und gegen geplante Sparmaßnahmen kämpfte und mobilisierte sowie auch gegen die wachsende Gewaltbereitschaft der Nazis, bspw. der SA vorging. Diese Politik sollte helfen zu erkennen wer ehrlich für die Interessen der Beschäftigten eintrat und wer zurückwich. Das Problem: die KPD schlug der SPD keine ehrliche Einheitsfront vor. Die Stalinclique entwickelte zu der Zeit die Theorie des Sozialfaschismus: "Der Faschismus ist die Kampforganisation der Bourgeoisie, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokratie stützt. Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus." Neben dem Problem die sozialdemokratischen Arbeiter, die sich von ihrer Führung verlassen fühlten, aber nicht neu orientieren konnten, kam das Problem die Nazis völlig zu unterschätzen und der Absage an soziale Kämpfe entgegenhielten, die NSDAP würde schneller abwirtschaften als sie gekommen sind, quasi: Erst Hitler, dann wir. Zu den zwei völlig falschen Analysen, sofern man davon sprechen kann, kam der Aufbau einer Konkurrenzorganisation der Gewerkschaften, der RGO. Wie falsch dies war, zeigt sich auch anhand des Anteils an Industriearbeitern: 62,3% 1928 im Gegensatz zu 20,2% 1931.
Beispiele für eine Einheitsfront war zum Beispiel Oranienburg bei Berlin. Differenzen über die Einheitsfronttaktik führten zum Ausschluss des Leiters des "Kampfbundes gegen den Faschismus" aus der Partei. Es solidarisierten sich mit ihm 56 Mitglieder, schloss sich der Gruppe LO (Linke Opposition) an und es gründete sich der "Proletarische Selbstschutz Oranienburg", im Ganzen etwa 100 Personen. Dies hatte zur Folge dass das Erscheinen der örtlichen NSDAP fast vollständig verhindert wurde und sich die KPD gezwungen sah, sich dem Komitee anzuschließen. Dieses Beispiel soll zeigen was möglich gewesen wäre."
mauli, danke für diesen Beitrag.
Barneby[26.01.2024 22:14]