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Fragenübersicht Kostet ein Mindestlohn von 12 Euro Arbeitsplätze?
1 - 15 / 15 Meinungen
16.06.2019 09:26 Uhr
Er vernichtet keine erhaltenswerten Arbeitsplätze. Auch die Abschaffung der Sklaverei hat Arbeitsplätze gekostet.
16.06.2019 09:28 Uhr
Wenn mir jemand erklären kann, wie man von einem Lohn von unter 12€ leben kann, bin ich bereit, die Diskussion zu führen.

Bis dahin bin ich der Ansicht, dass es nicht den Hauch eines Grundes geben darf, dass Mitarbeiter so schlecht bezahlt werden, dass man davon nicht leben kann.
16.06.2019 09:41 Uhr
Ich hab mal 4.5 Jahre lang von 351€ pro Monat gelebt, Miete wurde vom Amt gezahlt. Das ging und da war ich noch Raucher und habe sehr viel geraucht. War es schön? Sicher nicht. Aber ich kann dieses "Man kann von so und so viel nicht leben!" nicht mehr hören. Man kann durchaus und das soziale Netz ist nicht dafür da, dass man selbst nichts mehr tun muss, sondern dafür, dass man wieder auf die eigenen Beine kommen kann, ohne dabei kaputtzugehen.

Viele kleine bis mittelständische Unternehmen werden tatsächlich bei einem Mindestlohn von 12€ vermutlich zumindest mal keine, vermutlich benötigten, neuen Arbeitskräfte einstellen können, wenn nicht gar schauen müssen, wie sie sonst Kosten einsparen.

Löhne zu erhöhen allein wird halt die Kostenspirale kein Stück aufhalten. Man wird schon auch dafür sorgen müssen, dass Mieten nicht länger so absurd hoch steigen können. Je nachdem, wo du lebst, hast du unter Umständen für winzige Bruchbuden absurd horrende Mieten, nur, weil die Bruchbude halt im Stadtkern liegt oder ne Uni in der Nähe ist etc. etc. Das trägt halt auch nicht gerade dazu bei, dass Menschen sich Dinge leisten können.

Was es braucht, ist ein Gesamtkonzept. Wenn man jetzt stumpf einfach nur den Mindestlohn erhöht, aber nicht dafür sorgt, dass andere Umstände sich ebenfalls verbessern, hat man halt genau gar nix erreicht.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 16.06.2019 09:42 Uhr. Frühere Versionen ansehen
16.06.2019 09:47 Uhr
@Kaffeetasse
Ein Mindestlohn ist m.E. kein soziales Netz sondern eine Entlohnung für geleistete Arbeit. Es ist traurig genug, dass es eine solche Regelung geben muss und die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung nicht freiwillig nachkommen. Der schlecht bezahlte Mitarbeiter kann am allerwenigsten etwas dafür, dass das Unternehmen nicht profitabler ist.
Ansonsten Zustimmung zum Thema Wohnunh und Mieten.
16.06.2019 09:51 Uhr
Zitat:
Ich hab mal 4.5 Jahre lang von 351€ pro Monat gelebt, Miete wurde vom Amt gezahlt. Das ging und da war ich noch Raucher und habe sehr viel geraucht. War es schön? Sicher nicht. Aber ich kann dieses "Man kann von so und so viel nicht leben!" nicht mehr hören. Man kann durchaus und das soziale Netz ist nicht dafür da, dass man selbst nichts mehr tun muss, sondern dafür, dass man wieder auf die eigenen Beine kommen kann, ohne dabei kaputtzugehen.

Viele kleine bis mittelständische Unternehmen werden tatsächlich bei einem Mindestlohn von 12€ vermutlich zumindest mal keine, vermutlich benötigten, neuen Arbeitskräfte einstellen können, wenn nicht gar schauen müssen, wie sie sonst Kosten einsparen.

Löhne zu erhöhen allein wird halt die Kostenspirale kein Stück aufhalten. Man wird schon auch dafür sorgen müssen, dass Mieten nicht länger so absurd hoch steigen können. Je nachdem, wo du lebst, hast du unter Umständen für winzige Bruchbuden absurd horrende Mieten, nur, weil die Bruchbude halt im Stadtkern liegt oder ne Uni in der Nähe ist etc. etc. Das trägt halt auch nicht gerade dazu bei, dass Menschen sich Dinge leisten können.

Was es braucht, ist ein Gesamtkonzept. Wenn man jetzt stumpf einfach nur den Mindestlohn erhöht, aber nicht dafür sorgt, dass andere Umstände sich ebenfalls verbessern, hat man halt genau gar nix erreicht.


Ein höherer Mindestlohn trägt auch nicht dazu bei sich mehr leisten zu können?
16.06.2019 10:06 Uhr
Zitat:
Ein Mindestlohn ist m.E. kein soziales Netz sondern eine Entlohnung für geleistete Arbeit.

Da gings explizit um dein "Wenn mir jemand erklären kann, wie man von einem Lohn von unter 12€ leben kann, bin ich bereit, die Diskussion zu führen.", daher das Beispiel. Das geht durchaus. Ist nicht toll, aber geht.

Zitat:
Es ist traurig genug, dass es eine solche Regelung geben muss und die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung nicht freiwillig nachkommen.

Was, außer "Wir hätten das gern so, weil wir das für moralisch-ethisch gut befinden!", bedingt eigentlich diese "soziale Verantwortung"? Wenn ich ein Unternehmen gründe, habe ich ganz sicher keine soziale Verantwortung im Sinn, sondern will möglichst viel Geld damit verdienen. Dem Prozess der Unternehmensgründung wohnt imo keinerlei soziale Motivation inne und von sich aus wird auch kein Unternehmensgründer oder -inhaber auf potentielle Mehrung seines Gewinns verzichten. Ökonomisch sinnvoll wäre anders.

Zitat:
Der schlecht bezahlte Mitarbeiter kann am allerwenigsten etwas dafür, dass das Unternehmen nicht profitabler ist.

Das mag völlig richtig sein, aber ändert nichts an der Situation. Zwinge ich die Unternehmen nun, höhere Mindestlöhne zu zahlen, ohne ihnen entsprechende Incentives zu liefern, das auch zu tun, werden Unternehmen das einzig und allein als das sehen, was es rein rechnerisch für sie ist: ein Verlustgeschäft. Nicht besonders einladend.

Die Folgen sind indes klar und absehbar:

* mit Glück: kein Wachstum, da mehr Mitarbeiter = mehr Lohnkosten, jetzt erst recht und noch viel mehr
* mit Pech: Entlassungen, weil Lohnkosten zu sehr gestiegen sind

Man kann nicht einfach nur die Peitsche auspacken, ohne zumindest auch ein kleines Zuckerbrot hinzulegen. Also kann man schon, ist dann halt wenig sinn- und reizvoll.

Sorry, da gewinnt der Pragmatiker und Realist in mir gegen die soziale Ader.

Zitat:
Ein höherer Mindestlohn trägt auch nicht dazu bei sich mehr leisten zu können?

Kurzfristig sicherlich. Und dann denken sich Vermieter, Hersteller von Verbrauchsgütern und Lebensmitteln, etc. sowas wie "Och, die haben ja jetzt mehr Geld, also können wir die Preise ruhig etwas anheben!" und schwupps, bist du zurück at square one. Total sinnvoll, diese Lösung ¯\_(ツ)_/¯
16.06.2019 10:13 Uhr
Zitat:
Ist nicht toll, aber geht.

M.E. geht das nicht. Da tragen die Mieten ihren Teil dazu bei. Im Gegenzug zum ALG2-Empfänger braucht ein Arbeitnehmer auch ein gewisses Maß an Bekleidung.

Zitat:
Dem Prozess der Unternehmensgründung wohnt imo keinerlei soziale Motivation inne und von sich aus wird auch kein Unternehmensgründer oder -inhaber auf potentielle Mehrung seines Gewinns verzichten.

Eigentum verpfichtet - siehe Grundgesetz.
Und es gibt wohl kein Unternehmen, in dem alle Mitarbeter von Löhnen auf Mindestlohn-Niveau bezahlt werden. Warum muss der einzelne Mitarbeiter und auch die Allgemeinheit die falsche Lohnverteilung im Unternehmen tragen?
16.06.2019 10:18 Uhr
Zitat:
M.E. geht das nicht. Da tragen die Mieten ihren Teil dazu bei. Im Gegenzug zum ALG2-Empfänger braucht ein Arbeitnehmer auch ein gewisses Maß an Bekleidung.


Es gibt genügend die beweisen das es geht.
16.06.2019 10:23 Uhr
Zitat:
M.E. geht das nicht. Da tragen die Mieten ihren Teil dazu bei. Im Gegenzug zum ALG2-Empfänger braucht ein Arbeitnehmer auch ein gewisses Maß an Bekleidung.

Ah, ALG2-Empfänger laufen alle nackt rum? :)

Ich brauchte als ALG2-Empfänger logischerweise auch Bekleidung und obwohl ich mir die durchaus vom Staat hätte bezahlen lassen können, habe ich das nicht getan. Ich habe stattdessen, wo es nur geht, Nebenjobs gemacht und in Supermärkten Regale eingeräumt etc. Dadurch habe ich dann zwar Anteile des Regelsatzes verloren, aber hey, so ist das nunmal: das soll unterstützen, nicht ersetzen. Und wenn mal was dringend ersetzt werden musste, hat man halt weniger geraucht oder woanders eingespart.

Zusammen mit Miete und Regelsatz hatte ich rund 900€ im Monat. Geht. Ist nicht schön, aber geht.

Zitat:
Und es gibt wohl kein Unternehmen, in dem alle Mitarbeter von Löhnen auf Mindestlohn-Niveau bezahlt werden. Warum muss der einzelne Mitarbeiter und auch die Allgemeinheit die falsche Lohnverteilung im Unternehmen tragen?

Und das Incentive, ein Unternehmen zu haben, wenn man sich mehr um gerechte Lohnverteilung Gedanken machen muss, als um das, wofür man eigentlich mal das Unternehmen gegründet hat, ist dann welches?

Ist ja nicht so, dass ich der Sache völlig oppositionell gegenüberstehe. Nur bin und bleibe ich halt Pragmatiker und Realist und als Unternehmensinhaber sähe ich da keinerlei Incentive für mich, das toll zu finden. Und niemand mag es, wenn ihm was weggenommen wird, ohne, dass er auf der anderen Seite was dazu bekommt.

Man kann das ja jetzt gern noch drölf Mal verneinen und ablehnen, aber die Realität wird das nicht verändern: der Mensch ist insgesamt nicht so sozial und nobel angelegt, wie man sich das hier gerade wünscht. Es ist abstruser Unsinn, zu hoffen, dass das Gute im Menschen gewinnt und alle einsehen werden, dass es viel toller ist, wenn wir Anderen helfen und sie nicht ausbeuten etc. etc.

Erfolgsversprechender ist da wirklich das quid pro quo Ding.

Aber was weiß ich schon :)
16.06.2019 10:27 Uhr
Zitat:
wenn man sich mehr um gerechte Lohnverteilung Gedanken machen muss, als um das, wofür man eigentlich mal das Unternehmen gegründet hat, ist dann welches?


Wenn man das nicht will oder kann, findet man sicher einen passenden Tarifvertrag :-)
16.06.2019 10:40 Uhr
Zitat:
Zitat:
wenn man sich mehr um gerechte Lohnverteilung Gedanken machen muss, als um das, wofür man eigentlich mal das Unternehmen gegründet hat, ist dann welches?


Wenn man das nicht will oder kann, findet man sicher einen passenden Tarifvertrag :-)


Oder auch eine Betriebsvereinbarung, die eine oder mehrere Regelungen wieder aufhebt.
16.06.2019 18:18 Uhr
Zitat:
Zitat:
Zitat:
wenn man sich mehr um gerechte Lohnverteilung Gedanken machen muss, als um das, wofür man eigentlich mal das Unternehmen gegründet hat, ist dann welches?


Wenn man das nicht will oder kann, findet man sicher einen passenden Tarifvertrag :-)


Oder auch eine Betriebsvereinbarung, die eine oder mehrere Regelungen wieder aufhebt.


Welche BV hebt bitteschön einen TV auf?

16.06.2019 18:18 Uhr
Mindestlöhne kosten nicht einige, sondern alle Arbeitsplätze - wie überall da, wo er schon eingeführt worden ist.
17.06.2019 14:25 Uhr
Mal rein rechnerisch:

Ein Stundenlohn von 9,70 EUR bei einer 40-Stundenwoche ergibt 1681,33 EUR Brutto/Monat.
Das Arbeitgeberbrutto beträgt hier 2088,61 EUR.

Beim Stundenlohn von 12 EUR sind das 2080,00 EUR Brutto und 2583,88 Arbeitgeber-Brutto.

Also rund 500 EUR pro Mitarbeiter in VZ und Monat zusätzlich.

Mal ganz vereinfacht.

Grundsätzlich würde ich sagen, dass das zumindest für kleine Betriebe schwierig sein kann.
17.06.2019 22:07 Uhr
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
wenn man sich mehr um gerechte Lohnverteilung Gedanken machen muss, als um das, wofür man eigentlich mal das Unternehmen gegründet hat, ist dann welches?


Wenn man das nicht will oder kann, findet man sicher einen passenden Tarifvertrag :-)


Oder auch eine Betriebsvereinbarung, die eine oder mehrere Regelungen wieder aufhebt.


Welche BV hebt bitteschön einen TV auf?



Eine Betriebsvereinbarung kann einen ganzen Tarifvertrag aufheben? Natürlich nicht. Im BR bestimmen die Mehrheitsverhältnisse. Und können sie nicht tarifvertragliche Lohnvorteile aushebeln? Zumindest kann sich ein amtierender BR auf Kosten der Belegschaft mithilfe einer BV bereichern. Jedenfalls kann man mit BV nicht nur sinnvolles anstellen.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 17.06.2019 22:08 Uhr. Frühere Versionen ansehen
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