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Fragenübersicht Ist Dir bekannt, dass die Bundesrepublik im Rahmen der Target 2-Kredite bereits am 31. März 2012 über eine halbe Billion Euro an die Finanzsysteme Südeuropas ausgeliehen hat?
1 - 16 / 16 Meinungen
11.07.2012 07:53 Uhr
Nein, ist mir nicht bekannt.
11.07.2012 09:04 Uhr
Ist mir nicht bekannt und es wundert mich immer wieder aufs Neue, wie desolat die Informationspolitik ist. Es ist schließlich unser Steuergeld, das hier verballert wird.
11.07.2012 09:09 Uhr
War mir bekannt. Könnte für uns noch ziemlich übel werden.
11.07.2012 09:36 Uhr
Ja, das konnte man in den öffentlichen Medien lesen.
11.07.2012 11:09 Uhr
war mir bekannt, aber dem derzeitigen Staatsvolk genügt ja scheinbar die täglich Pulle,Spaß und Glotze...
11.07.2012 14:44 Uhr
Im Prinzip hat die Bundesrepublik damit über eine halbe Billion Euro am Parlament vorbei und ohne jegliche öffentliche Debatte an andere Staaten ausgeliehen.

Das ist äußerst problematisch. Die negativen Salden bei Target 2 gehören wenigstens ordentlich besichert.
11.07.2012 17:05 Uhr
Und jetzt rechnen mir mal alle Verbindlichkeiten und Bürgschaften zusammen...
11.07.2012 18:09 Uhr
Don’t worry about Target2:

http://blogs.reuters.com/felix-salmon/2012/06/14/dont-worry-about-target2/
11.07.2012 18:39 Uhr
@ sol1

Der Blog hat Recht und gleichzeitig Unrecht.

Wenn ein Spanier für 1000 € etwas von uns kauft und dieses Geld nach Deutschland überweist, dann sinkt das Saldo der spanischen Zentralbank um 1000 € und das der deutschen Zentralbank steigt um diesen Betrag. Sozusagen ist das Geld schon in Deutschland. Diesbezüglich hat der Blog recht.

Damit endet der Rattenschwanz aber nicht.

Für die 1000 € Saldounterschied bürgt der beste Euro-Schuldner, den es gibt: die EZB. Dies wiederum ist eine Institution, die zu 27% der Bundesbank, sprich der BRD gehört. Sprich: Wenn die spanische Zentralbank das Saldo nicht begleichen kann, bürgt die Bundesrepublik Deutschland für 270 € des obigen Geschäfts. Nicht für die vollen 1000 €, aber immerhin für 270 €.

Bei einem negativ-Saldo von einer halben Billion Euro, würde die Bundesrepublik also für Schulden bei sich selber in Höhe 135 Millionen € bürgen. Dieses Geld müsste von unserem Anteil am EZB-VErmögen abgeschrieben werden.

Die Denkweise des Blogs, dass dieses Defizit "gut für Deutschland wäre" ist ein logischer Denkfehler, wie er auch in diesem Satz zum Ausdruck kommt:
Zitat:
If you’re the kind of person who thinks that the Target2 balances are real liabilities, then you’re also the kind of person who thinks that a bank run in Spain, where deposits flee for Germany, is bad for Germany and good for Spain — since it only serves to exacerbate those Target2 imbalances.


Wenn ein Spanier etwas für 1000 € bei uns kauft und dadurch dieses Saldo entsteht, hat der Spanier ja zuvor etwas von uns bekommen, was 1000 € wert ist. Der Spanier hat die Ware - wir dagegen haben nur eine Forderung, die von der Zahlungsfähigkeit der Spanier abhängt und für die wir zu 27% selbst bürgen!

Es ist ja nicht so, dass diese negativen Salden auf Geldgeschenken basieren würden, die Deutschland von den Südeuropäern bekommt, sondern unsere Volkswirtschaft hat dabei etwas hergegeben, was bezahlt werden muss. Dies vergessen jene Leute gerne, die Deutschland als "Export-Profiteur" sehen. Export-Einnahmen sind keine Geschenke. Bei Exporten werden Waren geliefert, die bezahlt werden müssen. Wenn aber mit Geld bezahlt wird, für das wir selbst bürgen, dann sind wir der angeschmierte Partner, der seine Leistungen umsonst hergibt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2012 20:41 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 20:57 Uhr
Eine hübsche Grafik, die die Entwicklung der ausländischen Zentralbank-Verschuldung bei der Bundesbank anzeigt, findet sich übrigens auf folgender Tabelle:

http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/Zeitreihen_Datenbanken/Makrooekonomische_Zeitreihen/its_details_charts_node.html?tsId=BBK01.EU8148B

Demnach stehen andere Zentralbanken aus dem Euro-System bei der Bundesbank mit aktuell über 700 Milliarden € in der Kreide. Dieses Geld schulden Zentralbanken, die einem anderen Euro-Staat gehören. Gebürgt wird dafür durch eine Zentralbank, die allen Euro-Staaten gehört.

Insofern haben wir bereits die Euro-Bonds, die es nach Frau Merkel zu ihren Lebzeiten niemals geben wird und nach der Opposition unfairerweise nicht gibt. Und trotz dieser riesigen Summen reicht dies immernoch nicht um die Finanzsysteme der Schuldnerstaaten zu stabilisieren.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 11.07.2012 22:58 Uhr. Frühere Versionen ansehen
11.07.2012 22:21 Uhr
@ Widu Waldgeist

Es ist ja nicht so, dass diese negativen Salden auf Geldgeschenken basieren würden, die Deutschland von den Südeuropäern bekommt, sondern unsere Volkswirtschaft hat dabei etwas hergegeben, was bezahlt werden muss.

Das geht an der Sache vorbei:

Zitat:
(...)

Die von Sinn in den Fokus genommenen T2-Positionen sind jedoch lediglich ein Symptom der Krise. Sie sind Ausdruck der Kapitalflucht und der Maßnahmen der EZB, diese Kapitalflucht temporär abzufedern.

Es ist falsch, zu behaupten, die EZB finanziere auf diese Weise die Leistungsbilanzdefizite der betroffenen Länder. Sämtliches Kapital, inklusive heimische Bankeinlagen, kann im Zuge einer Kapitalflucht irgendwann das Land verlassen. Die Höhe der Nettoauslandsschulden, also der kumulierten Leistungsbilanzdefizite, ist insofern belanglos. Auch Länder mit ausgeglichenen Nettoauslandspositionen können von Kapitalabflüssen betroffen sein und entsprechende hohe T2-Verbindlichkeiten ausweisen.

T2-Positionen stellen nur dann ein Problem dar, wenn die Eurozone auseinander bricht. Sinns Hinweis auf diesen (bisher glücklicherweise sehr unwahrscheinlichen) Fall ist berechtigt. Aber Sinn unterstellt, dass dann alle T2-Forderungen als Verlust abgeschrieben werden müssten. Das ist mitnichten der Fall. Wie sich ein Auseinanderbrechen der Eurozone abspielen würde, wie mit ausstehenden Zentralbankkrediten und verfügbaren Sicherheiten umgegangen würde, ist überhaupt nicht geregelt.

Es ist wahrscheinlich, dass in so einem Fall langwierige politische Verhandlungen zwischen den beteiligten Ländern stattfinden würden, an deren Ende eine europäische Einigung über die gesamten Verluste eines solchen Zusammenbruchs stehen würde.

Um den deutschen Steuerzahler vor möglichen Verlusten zu schützen, schlägt Sinn eine jährliche Glattstellung der T2-Positionen durch Transfer von Gold oder marktfähigen Vermögenswerten vor. Ihm ist offenbar nicht bewusst, dass dies die Währungsunion zu einem System fester Wechselkurse degradieren würde. Die innereuropäische Zahlungsfähigkeit eines Landes wäre durch die Reserven seiner Notenbank bestimmt (und nicht durch den Bestand an zentralbankfähigen Sicherheiten in den Händen des privaten Sektors).

Die Folge wäre wohl eine Zahlungsunfähigkeit der zwölf Länder mit T2-Verbindlichkeiten, ein Auseinanderbrechen der Eurozone und das Eintreten genau der Situation, vor der Sinn so eindringlich warnt.


http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/geldpolitik-target2-und-was-wirklich-dahinter-steckt-seite-all/6318300-all.html
11.07.2012 22:24 Uhr
...Target 2-Kredite...

Alleine schon der Behauptung, es handele sich um Kredite, wird widersprochen:

http://blog.handelsblatt.com/handelsblog/2012/05/03/warum-target2-forderungen-keine-kredite-sind/
12.07.2012 02:30 Uhr
Dieser etwas längere Beitrag wurde aufgrund der Uhrzeit zur Vermeidung von Fehlern zurückgezogen. Bitte nicht bewerten, Antwort folgt noch.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 12.07.2012 05:09 Uhr. Frühere Versionen ansehen
12.07.2012 10:00 Uhr
"War mir bekannt. Könnte für uns noch ziemlich übel werden."

wieso für uns?

das gerücht "wir" würden geld an "die" leihen ist übelste propaganda. griechenland z.b. wird geld geliehen, damit es schulden begleichen kann, die es z.b. bei deutschen banken hat. das alles wird noch verzinst und verzinseszinst und die gewinner_innen sind ein paar banken, unternehmen und privatleute.

sehe also nicht, warum das für "uns" übel werden sollte...
12.07.2012 17:22 Uhr
Zitat:
sehe also nicht, warum das für "uns" übel werden sollte...


Hier geht es darum, ob jemand Schulden bei unserer Zentralbank hat und ob er sie begleichen kann. Die deutsche Bundesbank ist im Staatsbesitz.

Wenn jemand bei unserer Notenbank Schulden hat (ob das so ist, ist in diesem Faden umstritten) und er kann sie nicht zahlen, ist das sehr wohl ein Problem für uns. Für den anderen womöglich ein noch größeres, aber für uns eben auch.
12.07.2012 18:25 Uhr
@ sol1

Der Handelsblatt-Blog baut vollständig auf die wissenschaftliche Arbeit von Burgold und Voll (Friedrich-Schiller-Universität Jena) auf. Der Vollständigkeit halber sei hier der Link auf deren Arbeit gegeben:

http://www.gfinm.de/images/stories/workingpaper29.pdf

Zum Inhalt:
Voll und Burgold vertreten tatsächlich die These, dass die Target-2-Salden zwar keine Kredite, aber sehr wohl ein "Kreditersatz" wären (S. 11). Ihre These, dass die Besicherung eines Target-2-Kredits nicht schlechter sei als die eines klassischen EZB-Kredits, ist sachlich vollkommen nachvollziehbar.

Hier muss ich den Sinn-Kritikern vollständig recht geben. Wenn der Kreditersatz den gleichen Sicherungsvorschriften entspricht, wie die Besicherung eines EZB-Tenders, dann ist vollkommen wurscht ob Zentralbank-Geld via Target-2-Überweisung, Ausgabe von Banknoten oder einen deutschen Kredit in Umlauf kommt. Dem auf Seite 11 vorkommenden Hinweis will ich sachlich nicht widersprechen:
Zitat:
Durch die einheitlichen
Besicherungsvorschriften der EZB für alle Geschäftsbanken im Euroraum ist der
griechische Kredit jedoch grundsätzlich nicht schlechter als es der deutsche zuvor war. Wo dies doch der Fall ist, ist die Ursache in eben jenen zu nachlässigen Besicherungsvorschriften
zu suchen und nicht in TARGET2.


Dass von den offenen Target-2-Salden allerdings kein Risiko ausgehen würde, behaupten Burgold und Voll gar nicht.

Für Target 2 werden u.a. Staatsanleihen von nicht hervorragender Bonität akzeptiert, ebenso wie für die EZB-Tender. Das bedeutet aber auch, dass die Risiken der EZB nicht bei den als Sicherheit akzeptierten Staatsschulden der Tender endet, sondern sich eben auch auf jene Staatsschulden erstreckt, die als Sicherheit der Target-2-Salden dienen.

Zu kurz greift weiterhin die Aussage des Handelsblatt-Bloggers, dass die Target-2-Salden, sofern mit akzeptierten Euro-Staatsanleihen besichert erst bei einem Austritt zu einem Problem führen würden. Richtig ist: So lange diese Zentralbanken Teil des Euro-Systems sind, besteht kein Risiko eines Zahlungsausfalls - aber sehr wohl ein Inflationsrisiko.

Dieses Inflationsrisiko ist sicherlich zu vernachlässigen, wenn wir die Betrachtung auf Griechenland beschränken, dessen Volkswirtschaft ein Leichtgewicht in Europa ist. Ein paar Milliarden, die die EZB durch den Ausfall griechischer Staatsanleihen nicht wieder einzieht, kann durch eine kleine Korrektur an neu ausgegebenen Standardtendern kompensiert werden. Wird aber bei einem Schwergewicht wie Spanien, Italien oder gar Frankreich ein Schuldenschnitt nötig, dann hat die EZB ein ernsthaftes Problem mit der Geldmengensteuerung.

Richtig ist tatsächlich der Einwand, dass dieses Problem unabhängig davon eintritt, ob diese Schulden nun als Sicherheit für Target-2-Salden oder für EZB-Kredite herhalten. Insofern ist die Grundaussage der Autoren vollkommen richtig: Das Problem sind möglicherweise unzureichende Besicherungsvorschriften für EZB-Geld allgemein, nicht die für Target-2-Salden im Speziellen.

Die weitere Ablehnung der Autoren gegen ein Herumdoktern speziell an Target 2 kann ich nachvollziehen und würde mich nach Lektüre ihrer Arbeit deren Ansicht diesbezüglich anschliessen. Ein mit griechischen oder spanischen Staatsanleihen besicherter Kredit wird nicht dadurch besser, dass er von einer deutschen Bank aufgenommen wird. Insofern bringt eine Beschränkung der Überweisungen, eine Strafsteuer oder ähnliche in Kapitel VI. behandelte Maßnahmen nichts außer ineffizienten Umgehungseffekten. Die Kritik von Burgold und Voll an diesen Maßnahmen betrachte ich ebenfalls als zutreffend.

Falsch ist die Ansicht, bei Target 2-Salden würde es sich um eine bloße Verrechnungsgröße ohne jede praktische Bedeutung handeln. Diese Ansicht wird in der zugrunde liegenden Arbeit nicht vertreten. Es wird lediglich (m.M zutreffend) darauf hingewiesen, dass die Ursachen dieser Risiken in den allgemeinen Sicherungsvorschriften und nicht speziell im Target-2-System zu suchen seien.

Weiterhin wird die Problematik von Target 2 durch die Autoren dadurch zutreffend relativiert, dass das Intra-Euro-System-Saldo Deutschlands durch die unterschiedlich starke Ausgabe von Banknoten um etwa ein Drittel niedriger ausfällt, als der alleinige Blick auf die Target 2-Salden nahelegt. Beispielsweise bei Portugal relativiert sich das Negativsaldo, wenn die Begehung von Banknoten betrachtet wird (Kapitel VII.) Auch diese Kritik ist inhaltlich voll berechtigt. Ändert aber nichts daran, dass auch nach Beachtung dieser Kritik ein Saldo in dreistelliger Milliardenhöhe besteht.

Resümee:
Die Autoren Burgold und Voll haben durchaus berechtigte Einwände gegen die Thesen Sinns hervorgebracht. Aber weder lässt sich aus dieser Arbeit schliessen, dass die sehr hohen Target-2-Salden unproblematisch wären, noch dass es sich um eine bloße Verrechnungsgröße ohne praktische Bedeutung handeln würde.

Nur - und hier ändere ich meine Meinung in die Richtung von Voll und Burgold - liegt bei diesen Risiken das Problem in den Besicherungsvorschriften für EZB-Geld und nicht in den Vorschriften von Target 2. Eine Änderung der Target-2-Vorschriften würde nur ineffiziente Umgehungen produzieren und das Problem der stark unterschiedlichen Salden möglicherweise kaschieren. Das Hauptproblem ist die schlechte Bonität der GIIPS-Staaten. Wenn die nicht durch tiefgreifende Strukturreformen behoben wird, fällt uns das Problem auch in Form der Target-2-Salden auf die Füße. Egal ob wir diese Staaten im Euro belassen oder nicht.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
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