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Fragenübersicht Besteht die Gefahr, dass Deutschland in Europa als Imperialmacht betrachtet wird?
1 - 20 / 33 Meinungen+20Ende
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07.07.2012 22:47 Uhr
Warum ist es eine Gefahr, wenn etwas als das erkannt wird, was es ist?
07.07.2012 22:49 Uhr
Es besteht sicherlich die Gefahr, dass Deutschland zu einem Sündenbock für die unbeliebten Sparmaßnahmen wird.
Aber as ist die Alternative? Ein Deutschland welches ohne Vorbehalte alles in die Krisenländer transferiert dürfte ziemlich schnell selbst Pleite sein.

Und eine solche Pleite wäre für Deutschland wie auch für Europa eine größere Gefahr.

07.07.2012 22:55 Uhr
Zitat:
Als Imperialismus (von lateinisch imperare „herrschen“; imperium „Weltreich“; etwa bei Imperium Romanum) bezeichnet man das Bestreben eines Staatswesens oder dessen Anführers, seinen Einfluss auf andere Länder oder Völker auszudehnen, bis hin zu deren Unterwerfung und Eingliederung in das eigene Umfeld. Dazu gehört eine ungleiche wirtschaftliche, kulturelle oder territoriale Beziehung aufzubauen und aufrechtzuerhalten


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus

Hmmm... den Einfluss ausdehnen tut Deutschland auf jeden Fall, aber ob wir die Länder auch unterwerfen wollen, sorry, da kenne ich die Pläne von Frau Merkel und ihrer Regierung nicht.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 08.07.2012 00:57 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.07.2012 22:55 Uhr
Zitat:
Aber as ist die Alternative? Ein Deutschland welches ohne Vorbehalte alles in die Krisenländer transferiert dürfte ziemlich schnell selbst Pleite sein.


Das stimmt. Daher sollte man sich fragen, ob man diesen Weg in Europa weiter gehen will. Ist der Euro das noch wert? Eine eigene Währung würde den Schuldenländern mehr Souveränität zurück geben, zumindest auf lange Sicht. Und Deutschland muss niemandem Vorschriften machen... auch wenn man das als "euopäische Integration" verpackt.
07.07.2012 23:12 Uhr
@Teufel100

Zitat:
Hmmm... den Einfluss ausdehnen tut Deutschland auf jeden Fall, aber ob wir die Länder auch unterwerfen wollen, sorry, da kenne ich die Pläne von Frau Merkel und ihrer Regierung nicht.


Es geht hier nicht darum, ob Deutschland tatsächlich Imperialmacht ist (wie ein Vorredner behauptet), sondern ob es als solche wahrgenommen wird. Die USA werden auch oft so bezeichnet, obwohl sie nicht direkt (dafür aber indirekt) Einfluss ausüben... inwiefern das zutrifft, ist Definitionssache.

Es geht in dieser Umfrage aber mehr um das Empfinden der anderen Europäer...
07.07.2012 23:17 Uhr
Das hier ist für mich die Schlüsselpassage des Interviews:

Zitat:
Merkel hat eingesehen, dass der Euro so nicht funktioniert, aber sie kann die Narrative, die sie geschaffen hat, nicht ändern. Diese Narrative hat sich in den Köpfen der Deutschen festgesetzt - und sie haben sie übernommen.

SPIEGEL ONLINE: Die Narrative lautet im Grunde, dass die Krisenländer - anders als Deutschland - ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

Soros: Genau. Aber zugleich hat die Kanzlerin erkannt, dass das Krisenmanagement so, wie es bisher läuft, nicht weitergehen kann. Sie will den Euro jedoch unbedingt erhalten.


Und eben diese Narrative hindert die Deutschen daran, zu sehen, daß der politische Preis für ein Zerbrechen des Euros noch weitaus höher wäre als der enorme wirtschaftliche Schaden. Deutschland hätte sich dann tatsächlich den Ruf einer "Imperialmacht" zugezogen - ohne irgendeinen tatsächlichen Nutzen davon zu haben.
07.07.2012 23:21 Uhr
Wie sehr sich die Wahnvorstellungen in die Psyche großer Teile der deutschen Bevölkerung eingefressen haben, zeigt übrigens ein Blick in die Leserkommentare.

Man muß schon bis Kommentar 33 blättern, um auf geunden Menschenverstand wie diesen zu stoßen:

Zitat:
Wessen Interessen vertritt Herr Soros? (Rhetorische Frage)). - Aussschließlich seine eigenen! Dass ein deutsches Magazin diesem Großspekulanten soviel Platz einräumt, ist beschämend. Welche Absicht steckt dahinter? Hier bräuchte man den alten Augstein, der hätte das nicht zugelassen!

genau. und weil der Herr Soros zu den bösen Kapitalisten gehört, muss man sich mit den volkswirtschaftlichen Gesetzen und Fakten, von denen er spricht, gar nicht erst argumentativ auseinandersetzen. Weil man ja eh Recht hat. Dass der arme Deutsche, der so viel fleißiger und besser ist als die ganzen faulen Südeuropäer, jetzt eventuell Geld abgeben soll, das geht ja wohl nicht! Schön, dass sich in der heutigen Lage Linke und Rechte wieder einig sind: Wenn's ans Geld geht, hört die Toleranz und Völkerverständigung auf.
07.07.2012 23:27 Uhr
Zitat:
Es geht in dieser Umfrage aber mehr um das Empfinden der anderen Europäer...


Rob Roy das ist ja okay, aber ich bin kein anderer Europäer. Ich habe die Umfrage schon verstanden, habe aber noch einmal nachgeschaut was Imperialmacht bedeutet und dann meine Meinung dazu geschrieben. Es müssen ja, wenn ich mein Empfinden wiedergebe, laut meinem Empfinden diese Dinge vorhanden sein. Und laut meinem Empfinden ist eben die Einflussname durch Deutschland auf andere Länder gegeben, der Rest noch nicht. Oder sollte ich jetzt was anderes empfinden?

Wie gesagt, ich bin kein anderer Europäer. Die Empfinden das Ganze sicher anders als ich, aber diese Empfindungen kann ich hier nicht wieder geben, weil ich sie nicht kenne.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 08.07.2012 01:32 Uhr. Frühere Versionen ansehen
07.07.2012 23:56 Uhr
Zitat:
Und eben diese Narrative hindert die Deutschen daran, zu sehen, daß der politische Preis für ein Zerbrechen des Euros noch weitaus höher wäre als der enorme wirtschaftliche Schaden. Deutschland hätte sich dann tatsächlich den Ruf einer "Imperialmacht" zugezogen - ohne irgendeinen tatsächlichen Nutzen davon zu haben.


Aber man kann an der Narrative Sorros zweifeln, demzufolge der Euro weniger Probleme hätte, wenn die Deutschen nur früher und großzügiger Geld bereitgestellt hätten.

Da besteht durchaus die Gefahr, dass die Hilfsgelder komplett verpuffen, wenn es nicht auch Reformanstrengungen in diesen Ländern gibt.

In dieser Hinsicht wäre ein Streitgespräch zwischen Soros und Sinn sicherlich ganz interessant.
08.07.2012 00:04 Uhr
@ Neocon

Zitat:
In dieser Hinsicht wäre ein Streitgespräch zwischen Soros und Sinn sicherlich ganz interessant.


Da dürfte Sinn keine Chance gegen Soros haben.

Soros hat ja schon in den 1990er Jahren davor gewarnt, daß das globale Finanzsystem instabil ist - Sinn dagegen scheint ja nicht heute zu begreifen, daß der Ausbruch der gloablen Finanzkrise eine komplette Revision der Volkswirtschaftslehre erfordert.
08.07.2012 00:08 Uhr
Zur Außensicht auf die deutsche Politik ist auch dieses Interview mit dem griechisch-australischen Ökonom en:Yanis_Varoufakis lehrreich:

Zitat:
(...)

In Ihrem Buch fordern Sie, Deutschland muss Gewinne auf Defizitstaaten umverteilen und für deren Wohlergehen sorgen, damit sie deutsche Produkte kaufen können, ähnlich wie es die USA bis zur Krise von 1971 gemacht haben. Umverteilung im eigenen Interesse?

Nein, die Sache verhält sich nicht ganz so. Die Deutschen drehen immer gleich durch, wenn sie die Begriffe Transferunion oder Fiskalunion hören. Was wir in Europa brauchen, ist ein Recyclingmechanismus für Überschüsse in Form von Produktionsinvestitionen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus den USA. Wenn ein Auftraggeber wie Boeing einen mehreren Milliarden schweren Auftrag vergibt, um einen neuen Kampfjet für das Pentagon zu entwickeln, wird verlangt, dass einige der Produktionsstätten in Defizitländern errichtet werden. Das ist keine Philanthropie. Es wird kein Geld verschenkt an Tennessee oder Ohio. Nein, es wird mit Überschüssen aus Kalifornien oder New York eine Fabrik aufgebaut, damit Menschen in Tennessee Arbeit und Einkommen haben und auch kalifornische Produkte kaufen können. So funktioniert Recycling. Wenn man das nicht macht, kollabiert nicht nur die Defizitregion, sondern die Überschussregion gleich mit.

Aber die deutsche Wirtschaft steht doch ganz gut da. Warum sollten Merkel und Schäuble etwas anders machen?

Für Deutschland wäre es tatsächlich gut, jetzt die Pausetaste drücken zu können. Der Euro bliebe weiter in der Krise, und weil er so niedrig bewertet ist, existiert ein gesunder Exportmarkt nach China und in andere Länder außerhalb der Eurozone. Das Kapital aus Europa fließt nach Deutschland, die Krise erlaubt der Bundesrepublik traumhafte Niedrigzinsdarlehen. Natürlich möchte Deutschland, dass das so weitergeht. Aber das Land wird nicht mehr lange so gut dastehen. Wenn der Euro kollabiert und die überbewertete D-Mark wieder eingeführt wird, würde die Nachfrage nach deutschen Produkten sinken.

In Ihrem Buch kann man auch lesen, dass Sie sich Deutschland als Hegemon in Europa wünschen. Das hört sich angesichts der wachsenden griechischen Vorbehalte gegen die Führungsrolle, die Deutschland schon jetzt in Europa übernimmt, aber auch angesichts der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg nicht gerade populär an.

Deutschland hat sich viel mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt. Das Land kann nicht länger die Macht haben, die der ökonomische Erfolg mit sich bringt, aber die Hände hochreißen und sagen: Ich will das Ganze hier nicht managen. Europa befindet sich am Rand der Desintegration und jemand muss es führen. Ich habe kein Problem damit, wenn das Deutschland ist. Mein Problem ist, dass es das nicht gut macht.


http://www.taz.de/!92006/
08.07.2012 00:28 Uhr
Zitat:
Soros hat ja schon in den 1990er Jahren davor gewarnt, daß das globale Finanzsystem instabil ist - Sinn dagegen scheint ja nicht heute zu begreifen, daß der Ausbruch der gloablen Finanzkrise eine komplette Revision der Volkswirtschaftslehre erfordert.


Komplette Revision? Das halte ich für eine etwas populistisch anmutende These, um es einmal vorsichtig zu formulieren.

Und der Boeing-Vergleich ist auch nicht sonderlich Hilfreich, zumal die amerikansiche Wirtschaft größtenteils eben nicht aus Staatsaufträgen besteht. Und dementsprechend können in den USA Regionen sehr wohl einen wirtschaftlichen Niedergang erleben. Am Aughenscheinlichsten ist dies in Detroit, wo die einst so starke Automobilbranche in eine tiefe Krise stürzte.
Aber es gibt in den USA durchaus auch einen Ausgleichsmechanismus in Form der Binenwanderung.
Des weiteren würde mich auch überraschen, wenn Boeing in wirklich nennenswerten Umfang Flugzeuge nach Tennessee verkauft. Gibt es da überhaupt eine nennenswerte Fluglinie als Abnehmer?

Und überspitzt formuliert iost der Autor wohl etwas inkonsequent: Warum nicht gleich eine Transferunion mit China und Indien?



08.07.2012 08:03 Uhr
Wieder so ein Popanz, der in die Welt gesetzt wird um davon abzulenken, dass die Banken dabei sind, die Kontrolle über das gesamte politische System in ganz Europa zu übernehmen.
Das Kapital agiert global und man denkt in nationalen Kategorien - wie lächerlich!
08.07.2012 08:05 Uhr
Zitat:
Eine eigene Währung würde den Schuldenländern mehr Souveränität zurück geben, zumindest auf lange Sicht.


Und dann würden "die Märkte" Ruhe geben, meinst Du? Illusorisch imho.
08.07.2012 08:39 Uhr
Ja - Erfolg ruft immer Neider auf den Plan die dann seltsame Argumente anführen.

Ich erinnere da zum Beispiel die Bilder in griechischen Zeitungen von Frau Merkel in Naziuniform.
08.07.2012 09:25 Uhr
Deutschland nach dem WKII als Imperialmacht?

08.07.2012 09:41 Uhr
Zitat:
Sündenbock für die unbeliebten Sparmaßnahmen wird.


Wieso Sündenbock?
Wer hat denn dazu beigetragen, dass die Verschuldungen erhöht werden können? Deutschland mit an erster Stelle. Zum einen, weil selber nicht der Kurs gehalten werden konnte, zum anderen: Exportmeister!

Die Waren sollen gekauft werden.
08.07.2012 11:29 Uhr
@ Neocon

Komplette Revision? Das halte ich für eine etwas populistisch anmutende These, um es einmal vorsichtig zu formulieren.

Was soll daran populistisch sein? Populistisch ist es doch eher, wenn Vertreter des Mainstreams sich Erkenntnisse zuschreiben, die vor dem Ausbruch der Krise nur Außenseiter der Zunft zu äußern wagten:

http://www.debtdeflation.com/blogs/2012/06/30/what-utter-self-serving-drivel-brad-delong/

Und überspitzt formuliert iost der Autor wohl etwas inkonsequent: Warum nicht gleich eine Transferunion mit China und Indien?

Varoufakis greift am Schluß seines Buches den Vorschlag auf, den John Maynard Keynes auf der Bretton-Woods-Konferenz von 1944 machte: eine Internationale Clearing-Union.

Varoufakis' Grundannahme ist, daß der Kapitalismus zur Stabilisierung einen Mechanismus zum Recycling der Überschüsse braucht - und ein globaler Kapitalismus erfodert einen globalen Mechanismus zum Überschußrecycling.
08.07.2012 11:31 Uhr
"Deutschland könnte die Euro-Zone verlassen."

Wer das behauptet, hat keine Ahnung von was er spricht.
08.07.2012 15:01 Uhr
Zitat:
Wer das behauptet, hat keine Ahnung von was er spricht.


Lustig: In der NYT wurde genau diese These vertreten:
http://www.nytimes.com/2012/06/27/opinion/to-save-the-euro-germany-must-leave-it.html?_r=1&smid=pl-share
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
  LPP   Volk, Sonstige
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